Kolumbien ist laut World Atlas mit 830.000 Tonnen pro Jahr der drittgrößte Kaffeeerzeuger der Welt. Lange Zeit war das kleine südamerikanische Land nach Brasilien sogar auf Platz 2, wurde aber von den stark expandierenden Vietnamesen verdrängt. Immerhin – ein Gesamtplatz auf dem „Treppchen“ ist geblieben. Worin die Kolumbianer nach wie vor unangefochtener Spitzenreiter sind, ist die Produktion von hochwertigem Arabica-Kaffee – denn aus Brasilien und Vietnam kommt zum Großteil der günstigere Robusta. So ist es kein Wunder, dass sich Kolumbien Kaffee großer Beliebtheit erfreut. Hier wollen wir dir etwas mehr über kolumbianischen Kaffee, seine Tradition und seinen Anbau erzählen.
Wo Juan Valdez drauf ist, ist kolumbianischer Spitzenkaffee drin
Warum ist Kolumbien Kaffee so beliebt? Einer der Gründe könnte geschicktes Marketing der „Federación Nacional de Cafeteros de Colombia“ (FNC) sein. Diese Initiative, international als „Columbia Coffee Growers Federation“ bekannt, wurde bereits 1927 gegründet. Bemerkenswert ist, dass sie sich nicht in staatlicher Hand befindet, so wie es bei vergleichbaren Institutionen in anderen Ländern der Fall ist. Ihr gehören über 500.000 Kaffeebauern an, was sie zu einer der größten NGOs der Welt macht.
Seit vielen Jahren, genauer gesagt seit 1958, wirbt die FNC mit Juan Valdez. Bestimmt hast du das Logo mit dem fiktionalen Kaffeebauern, der neben seinem Esel Conchita steht, auch schon mal auf einer Packung mit Kolumbien Kaffee abgedruckt gesehen. Dort wo er drauf ist, sind garantiert 100% Kaffeebohnen aus Kolumbien drin – er soll also besondere Qualität garantieren. Denn der von hier stammende Arabica Kaffee gilt als einer der besten der Welt!
Die Figur Juan Valdez ist sogar schon in Kinofilmen aufgetaucht und mittlerweile so etwas wie das Aushängeschild von Kolumbien Kaffee. Und darüber sollte man keine Scherze machen: So wurde ein Comic-Künstler schon von der FNC verklagt, weil der den Namen des berühmten Kaffeebauern – obwohl sowohl „Juan“ als auch „Valdez“ typisch spanische Namen sind – verunglimpft hatte. Oben siehst du ihn in einem der ersten Werbespots für Kolumbien Kaffee.
Kaffeeanbau in Kolumbien: Geschmack mit Tradition
Der Kaffeeanbau hat in Kolumbien lange Tradition und die Geschichte des Landes geprägt. Noch heute gibt es so viele Anbaugebiete, dass wir hier nur eine Handvoll näher vorstellen können. Sie alle produzieren echten Spitzenkaffee, der sich in internationalen Kaffeewettbewerben sehen lassen kann.
Historie: So kam der Kaffee nach Kolumbien
So wie die ausgefuchste Geschichte hinter dem Marketing vom Kolumbien Kaffee ist ebenfalls die Historie des Kaffeeanbaus sehr unterhaltsam. Alles begann damit, dass Kaffee im 17. Jahrhundert in Europa immer beliebter wurde – doch alle Versuche, Kaffeepflanzen selbst zu kultivieren, jämmerlich scheiterten. Um die Nachfrage des Adels und der aufkeimenden Kaffeehäuser trotzdem bedienen zu können, brachten viele europäische Nationen die Kaffeepflanzen in Kolonien mit geeigneten Anbaubedingungen. So initiierten die Holländer beispielsweise den Anbau von Kaffee in Indonesien, wo man noch heute Relikte der alten Kolonialherren bestaunen kann. Über die französischen Außenquartiere Martinique und Guyana kamen die Kaffeepflanzen schließlich nach Südamerika.
In Kolumbien waren es Jesuiten, die die lokale Bevölkerung um 1723 zum Kaffeeanbau anregten. Genauer gesagt soll es der Priester José Gumilla gewesen sein. Anfangs war man skeptisch, da ein Kaffeestrauch ein paar Jahre benötigt, bevor er erste Erträge abwirft. Den Kaffeeboom löste ein hoher Geistlicher aus:
Der Erzbischof von Kolumbien sagte den Menschen, dass sie anstatt der üblichen Buße beim Beichten einfach 3 bis 4 Kaffeebäume pflanzen sollten. Und weil sich diese Praktik allgemein durchsetzte, hat sie den Grundstein für den Kaffeeboom in Kolumbien gelegt. (Coffee Chemistry)
Pralle Kaffeekirschen (Colombia – Coffee Triangle 013 – coffee plantation tour by McKay Savage, CC BY 2.0)
Über den Aufstieg von Kolumbien in den Kaffee-Olymp
Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Kolumbien Kaffee erfolgreich kultiviert und exportiert. Viele Bauern erstanden günstiges Land und widmeten sich vollständig dem Kaffeeanbau, der durch die explodierende Nachfrage aus den USA angeheizt wurde. In Europa wurden Deutschland und Frankreich die wichtigsten Abnehmer. Doch als zur Jahrhundertwende die Weltwirtschaft in eine Krise geriet, begannen die Kaffeepreise zu fallen und viele Großgrundbesitzer konnten ihre Plantagen – für die sie sich meistens tief verschuldet hatten – nicht mehr halten. Der Bürgerkrieg in der damals politisch sehr instabilen Region („Guerra de los Mil Días“) trug sein übriges dazu bei.
Die Zeit für den Wandel im Kaffeeanbau war gekommen und fortan schlug die Stunde der kleinen Kaffeebauern. Es wurden nach und nach neue ländliche Anbaugebiete erschloßen, für die sich das Business mittels traditioneller Methoden und Mischkulturen lohnte. Schließlich wurde 1927 die pfiffige „Federación Nacional de Cafeteros de Colombia“ (FNC) ins Leben gerufen, unter der sich bis heute 500.000 Kleinbauern ohne staatlichen oder politischen Einfluß formieren. Sie setzt sich für nachhaltige Anbaumethoden, faire Preise gegenüber den internationalen Exportpartnern sowie einheitliche Marketing- und Vertriebspraktiken ein. Auf ihr „Konto“ geht die schon erwähnte Erfolgsgeschichte, den fiktiven Kaffeebauern „Juan Valdez“ für eine internationale Qualitätsoffensive zu nutzen. Außerdem hat die FNC mit Cenicafe ein einmaliges Wissenszentrum geschaffen, das z.B. an ertragsreicheren und widerstandsfähigeren Pflanzen forscht.
Kolumbien Kaffee: Anbaugebiete und Anbaumethoden
Kolumbiens klimatische und geographische Bedingungen sind prädestiniert für den Anbau von hochwertigem Arabica-Kaffee. An die flachen Küstenregionen schließt sich im Landesinneren das saftig-grüne Hochland an, wo zwischen 1.200 und 1.800 Meter die Kaffeepflanzen gedeihen. Im feucht-warmen Klima der Anden liegen die Temperaturen üblicherweise zwischen 17 und 23 °C – es bleibt zu hoffen, dass der Klimawandel den Kaffeeanbau in Kolumbien nicht zu stark lahmlegen wird. Die Bodenqualität ist aufgrund der Vulkanerde sehr mineralstoffreich und im Jahresverlauf gibt es konsistente Trocken- und Regenperioden, die einen gleichmäßigen Anbau- und Erntezyklus gewährleisten. So sehen die durchschnittlichen Anbaubedingungen aus. Zwischen den einzelnen Anbauregionen gibt es durchaus Unterschiede.
Eine Kaffeepflückerin bei der Arbeit (Colombia – Coffee Triangle 009 – coffee plantation tour by McKay Savage, CC BY 2.0)
Das „Kaffeedreieck“ im Zentrum von Kolumbien
Als wohl bekannteste Region für Kolumbien Kaffee umspannt das sogenannte Kaffeedreieck („Triángulo del Café“ bzw. „Eje Cafetero“) drei Provinzen im Landesinneren. Sie wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und birgt den „Kaffeeschatz“ des von Kolumbien. Deswegen stehen bei einigen Touristen nicht mehr nur Medellin, sondern auch die drei Kaffeeregionen Manizales (Caldas), Pereira (Risaralda) und Armenia (Quindío) auf dem Reiseplan. Hierhin werden Kaffeetouren organisiert, auf denen man einzelne Haciendas und die dortige Arbeit kennenlernen kann. In Quindío wurden sogar Kaffee-Nationalparks eröffnet, die pro Jahr Millionen von Besucher anziehen. Wer es etwas ruhiger mag, dem könnte Tolima gefallen – ein weiteres bekanntes Anbaugebiet, das sich östlich an das Kaffeedreieck anschließt. Oder das flachere Valle de Cauca im Westen, das einen Kontrast zum bergigen Kaffeedreieck darstellt.
Der Norden von Kolumbien
Eine der nördlicheren Anbauregionen von Kolumbien Kaffee ist Antioquia bei Medellin, die lange Zeit mehr für Masse als für Qualität bekannt war. Hier sind die Durchschnittstemperaturen etwas höher als z.B. im Süden oder in den zentraleren Regionen. Seit Dekaden studiert man in Antioquia, wo ein Kaffeebauer durchschnittlich Mitte 50 ist, wie man sich stärker im Spezialitätensegment positionieren kann. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Abkehr von sonnengewachsenem Kaffee in Monokulturen zum schattengewachsenem Kaffee in Mischkulturen – die zugleich alle Arten von bunten Vögeln anziehen.
Weitere bekannte Anbauregionen im Norden von Kolumbien sind die Sierra Nevada de Santa-Marta – das höchste Küstengebirge der Welt – sowie Santander, wo der Kaffeeanbau im Land seinen Ursprung hat.
Der Süden von Kolumbien
Die südlichen Anbauregionen (z.B. Narino, Huila, Süd-Tolima) sind näher am Äquator und etwas höher gelegen. Dadurch sind die Durchschnittstemperaturen etwas niedriger, was der Qualität des Hochland Kaffee zu Gute kommt. Der Geschmack von Arabica aus diesen Regionen ist spezieller, mit besonders süß-kräftigen Aromen und einem etwas höheren Säure-Anteil. Er ist so gefragt, dass es spezielle Initiativen für die Herkunftsgarantie gibt.
Was alle Anbaugebiete gemeinsam haben, sind die Methoden im Kaffeeanbau. Es wird weitestgehend auf den Einsatz von Chemikalien und anderen unnatürlichen Düngern verzichtet. Der Kaffee wird in der Regel von Hand gepflückt was den Vorteil hat, dass nur wirklich reife Kaffeekirschen ausgewählt werden. Cherry-Picking, im wahrsten Sinne des Wortes, was eine gleichbleibende Qualität garantiert. Nach dem Ernten werden die Kaffeekirschen maschinell gewaschen und in großen Becken in der Sonne für Stunden fermentiert – was das Aroma und den Koffeingehalt erhöht. Anschließend folgt die Trocknung, Häutung und maschinelle Sortierung – bis die Rohbohnen in Säcke gefüllt und an Röstereien übergeben werden.
Volles Aroma: So schmeckt Kolumbien Kaffee
Voll, weich und aromatisch. Mit Noten von Zitrus, Karamell und Nuss. So soll ein echter Kolumbien Kaffee als Single Origin schmecken! Es handelt sich um ein Spitzenprodukt aus Arabica-Bohnen, wobei es im Geschmack je nach Anbauregion (siehe oben) natürlich feine Unterschiede geben kann. Was ebenfalls eine Rolle spielt, ist die Qualität, in der man kolumbianischen Kaffee kauft. Man unterscheidet drei Kategorien:
- Supremo: Güteklasse 1. Große Kaffeebohnen, mittelkräftiger Geschmack, fruchtig und mit wenig Säure. Sie werden vor allem im US-amerikanischen Fachhandel verkauft.
- Excelso: Güteklasse 2. Die Bohnen sind etwas kleiner als beim Supremo und gelten immer noch als exporttauglich. Samtig-weicher Geschmack und säurebetont. Hauptabnehmer sind Westeuropa und Deutschland.
- Usual Good Quality (UGQ): Kaffeebohnen in durchschnittlicher Qualität.
Wieviel Qualität ein kolumbianischer Kaffee hat, entscheidet die Güteklasse
Kolumbien Kaffee zu Hause ausprobieren
Wenn du selbst einmal den Geschmack der kolumbianischen Bohnen testen willst, dann haben wir hier ein paar Vorschläge für dich:
- Juan Valdez Sierra Nevada. Hochland Kaffee mit dem typisch kräftig-schokoladigen Geschmack.
- Juan Valdez Volcán. Dunkle Röstung für Espresso-Liebhaber.
- Juan Valdez Narino. Single Origin aus den südlicheren Anbaugebieten.
- Exzellentas Mirador Limited Edition. Der Cup of Excellence Gewinner aus Huila!
Kolumbien Kaffee vor Ort genießen
Manch ein Kaffeetourist, der Kolumbien besucht, könnte von der Qualität des lokalen Kaffees vor Ort vielleicht etwas enttäuscht sein. Der Grund ist einfach: Nahezu alle guten Bohnen gehen in den Export, und in Kolumbien selbst wird meistens die UGQ-Kategorie ausgeschenkt.
Pergamino: Kaffeefarm und Cafés in einer Hand (Foto: Pergamino Café)
Ein Lichtblick in der örtlichen Kaffeeszene ist allerdings die Stadt Medellín, die sich vom ehemaligen „Problemkind“ zur Wiege des modernen Kolumbiens gemausert hat. Vorbei sind die Tage von Drogenkriminalität und Verbrechen: Heute steht Medellín für Innovation, digitale Nomaden und richtig guten Kaffee. In kleinen Cafés wie dem Pergamino wird darauf geachtet, dass nur gute Qualität in die Tasse kommt – und es wird natürlich von Hand gebrüht.
Kolumbien Kaffee: Der Trend bleibt bestehen
Kolumbianischer Kaffee wird heute zu zwei Dritteln auf modernen Plantagen und zu einem Drittel in kleinen Familienbetrieben gewonnen. Er erfreut sich größter Beliebtheit bei den Exportabnehmern und die einzelnen Regionen heimsen regelmäßig Preise für ihre wunderbaren Kaffeebohnen ein. Er zählt vielleicht nicht zu dem teuersten Kaffee der Welt – das überlässt der stolze Kolumbianer gern den eigentümlichen Sorten wie Kona Kaffee aus Hawaii oder Monsoon Malabaar aus Indien. Doch sicherlich ist er einer der besten. Und selbst der Papst weiß: Alles was man im Leben braucht, sind Freunde und guter kolumbianischer Kaffee!
Heidi liebt Kaffee, vor allen in Kombination mit einem gesunden Frühstück. Wenn Sie gerade keine Beiträge auf Happy Coffee schreibt, berichtet die Weltenbummlerin auf ihrem Blog meerdavon.com über Ihre Reisen.