Papua Neuguinea Kaffee

Papua Neuguinea: Arabica-Bohnen mit Potenzial für Spitzenkaffee

Papua Neuguinea ist nach Indonesien und Madagaskar der drittgrößte Inselstaat der Erde. Auf der Weltkarte liegt er östlich von Indonesien bzw. nördlich von Australien. Was viele vielleicht nicht wissen: Laut einer Studie zu den größten Kaffeeproduzenten der Welt landet Papua Neuguinea mit knapp 50.000 Tonnen pro Jahr immerhin auf Platz 18. Ob der Kaffee aus Papua Neuguinea wohl genauso exotisch schmeckt, wie sein Ursprungsland in unseren Ohren klingt? Und wie wächst er eigentlich? Wir forschen nach!

1. Papua Neuguinea Kaffee: Anbau, Geschmack & ein Geheimnis

Geographisch wird Papua Neuguinea dem australischen Kontinent zugerechnet und liegt in einer vulkanisch sehr aktiven Zone. Fast 4.500 Meter hohe Berge, tiefe Täler, Gletscher und tropischer Regenwald sorgen für eine abwechslungsreiche Landschaft, in der noch heute teils von der Zivilisation abgeschnittene Naturvölker leben. Während es im Hochland in der Nacht durchaus frostig werden kann, ist das Klima im übrigen Teil des Landes sehr mild. Dank der Passat- und Monsunwinde ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch und es fallen regelmäßig Niederschläge. Das sind wirklich ausgezeichnete Bedingungen für den Kaffeeanbau! Auf Papua Neuguinea werden zwei wesentliche Anbauregionen unterschieden:

  • Western Highlands: In der Region um die Hauptstadt Mount Hagen werden die Kaffeebohnen vor allem auf den Carpenter Estates verarbeitet und exportiert, die ebenfalls in der Teeproduktion von Papua Neuguinea eine führende Rolle einnehmen. Bekannt ist der Kaffee von den Plantagen Bunum, Sigri und Kindeng.
  • Eastern Highlands: Als eine der größten Städte konzentriert sich der Kaffeeanbau um Goroka, wo das Naturvolk der „Asaro Mudmen“ residiert. Der Legende nach versteckten sie sich im Schlamm und schlugen als unheimliche „Lehmmenschen“ ihre Feinde in die Flucht. Heute gibt es sogar Kaffee, der unter dem Namen „Asaro Mudmen“ vermarktet wird.

Die Kaffeeindustrie im östlichen Hochland von Papua Neuguinea ist wirklich gewitzt, was das Marketing angeht. Mit „PNG“ hat man dort eine mittlerweile gängige Kaffeemarke geschaffen, zu der lange Zeit sogar ein eigenes Kaffee Festival gehörte.

Einer der zahlreichen Volksstämme von Papua Neuguinea 

Organischer Hochlandkaffee von Estates oder Kleinbauern

Für die Wirtschaft Papua Neuguineas spielt Kaffee ebenso wie Kakao und Palmöl eine entscheidende Rolle. Ein Großteil der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft und Kaffeeproduktion tätig. Der Inselstaat im Südpazifik produziert vordergründig Hochlandkaffee, der auf Berghängen in Höhenlagen von 1.300 bis 1.900 Metern über dem Meeresspiegel gedeiht. Die Bauern nutzen für den Anbau meistens sogenannte Kaffeegärten, denn die unebenen Berghänge sind für echte Plantagen ungeeignet. Ungefähr 70% des angebauten Kaffees werden exportiert. Besonders Australien und Neuseeland, Japan, Korea – aber auch Deutschland, USA und Großbritannien – zählen zu den treusten Abnehmern.

Viele wesentliche Anbauschritte wie z.B. das Pflücken der Kaffeekirschen erfolgen per Hand und ohne Einsatz chemischer Hilfsmittel, weshalb Papua Neuguinea Kaffee in der Regel immer organisch ist.  Die Bohnen werden zunächst in der Sonne getrocknet und nassaufbereitet. Dabei trennt sich nicht nur die Pergament-Hülle von den Rohbohnen, sondern buchstäblich die Spreu vom Weizen: Einerseits gibt es die großen Estates, die Kaffeebohnen von kleineren Plantagen mit ankaufen und in Großanlagen – die teils noch aus Kolonialzeiten stammen – verarbeiten.

Andererseits versuchen sich kleine Kaffeebauern selbst mit einfachsten Methoden am Wet Processing, was zu entsprechenden Qualitätseinbußen führen kann. Daher wird im Spezialitätenhandel fast ausschließlich Estate-Kaffee aus Papua Neuguinea in verschiedenen Güteklassen verkauft. Die qualitative Unterscheidung von Estate Coffee versus „Bauern Kaffee“ ist übrigens auch in Indonesien gebräuchlich.

Arabica mit Potenzial: Wie schmeckt Papua Neuguinea Kaffee?

Pestizide und andere chemische Hilfsmittel sind für Kaffeebauern aus Papua Neuguinea schlichtweg zu teuer und ihr Kaffee wächst unter natürlich Bedingungen. Es handelt sich zu 95% um Arabica-Bohnen der Typen Bourbon und Typica, die aufgrund ihrer organischen Anbaubedingungen nur eine geringe Säure und vergleichsweise wenig Koffein haben. Zur Beschreibung des Geschmacks fallen Attribute wie vollmundig, kräftig, erdig und fruchtig. Ob sich aus den edlen Bohnen aber solche Aromen entfalten können, entscheidet in Papua Neuguinea vor allem die Verarbeitung:

If hundreds or thousands of small-holders do their own wet-processing and drying, quality is erratic. Many of these New Guineas arrive musty, hard tasting, earthy, or fermented. When they are clean tasting, however, they too express the coffee genius of the Pacific: low-key, vibrant, luxuriously deep. (Coffee Review)

Der Geschmack von Papua Neuguinea Kaffee hängt also davon ab, ob man einen professionell aufbereiteten Estate Kaffee oder einen eventuell verunreinigten „Bauern Kaffee“ in die Hände bekommt. Das können wir sogar aus erster Hand bestätigen, denn unser erster Happy Coffee stammte aus der Region Okapa / Purosa im östlichen Hochland von Papua-Neuguinea. Wir haben ihn von 2009 bis 2011 verkauft und waren mit dem Produkt einer größeren Farm-Kooperative wirklich sehr zufrieden. Er schmeckte vollmundig und sehr kräftig.

Vor wenigen Jahren entschieden wir uns jedoch für einen noch feineren und milderen Geschmack, der noch etwas spezieller ist und sogar überzeugte Teetrinker von Kaffee begeistern kann. Das erreichen wir mit unserem aktuellen Happy Coffee, der aus der Chiapas-Region in Mexiko stammt!

So müssen gute Kaffeekirschen aussehen

Du willst selbst einmal probieren, wie Papua Neuguinea Kaffee schmeckt? Dann nichts wie los! Wir haben hier ein paar Empfehlungen für dich:

Falls du beim Genuss deiner ersten Tasse Papua Neuguinea Kaffee noch nach den richtigen Worten suchst, schau doch mal in unseren Artikel zum Thema Kaffeegeschmack vorbei!

Papua-Neuguinea Kaffee hat einen prominenten Verwandten

Kaffeebohnen aus Papua Neuguinea bergen ein kleines Geheimnis: Sie sind mit einer echten Koryphäe verwandt! Und zwar dem legendären Blue Mountain Kaffee aus Jamaika, der zu einer der teuersten Kaffeesorten der Welt zählt! Im Jahre 1920 wurden die berühmten Kaffeebohnen von Jamaika ins westliche Hochland von Papua Neuguinea (genauer gesagt: das Waghi Valley) gebracht, wo sie wundervoll wuchsen. Vom Rohstoff her gesehen waren die Bedingungen für einen echten Spitzenkaffee also durchaus gegeben. Bis in die 70er Jahre boomte der Kaffeeanbau in Papua Neuguinea geradezu und profitierte vom Markteinbruch in Brasilien, als es dort zu stark gefror.

Trotz einiger Schwankungen hat sich der Inselstaat zu einer festen Größe am Kaffeeweltmarkt gemausert – deren Wachstum allerdings gebremst. Schuld sind diverse Faktoren. Erstens ist das Hochland, wie bereits erwähnt, für Plantagen im großen Stil zu unwegsam. Das führt zweitens auch dazu, dass nicht immer genug Personal zur Ernte in den kleinen Kaffeegärten zur Verfügung steht oder mangels guter Straßen die geernteten Bohnen nur schwer zu den Wet Mills transportiert werden können. Drittens gibt es regelmäßig große Verluste durch Raub, da „Kaffeebanditen“ in Nacht- und Nebelaktionen öfters beträchtliche Teile der Ernte stehlen.

Aktuell arbeitet man in Papua Neuguinea an einem besseren Bildungssektor und Arbeitsmarkt, um diese Wachstumsblockaden und Hürden auf dem Weg zu größerem Wohlstand aufzulösen. Eine große Rolle spielt dabei Fair Trade.

2. Exkurs: Missstände in Papua Neuguinea & Fair Trade

Soziale Probleme dominieren den Alltag der Bevölkerung Papua Neuguineas: Die Analphabeten-Rate ist hoch, ebenso die Zahl der HIV- und AIDS-Infizierten. Damit belegt das Land einen erschreckenden 137. Platz innerhalb des Human Development Index der Vereinten Nationen. Grund genug, die Kaffeebauern im Land zu unterstützen und ihnen mit Hilfe von fairen Mindestlöhnen eine bessere Bildung und Gesundheit zu ermöglichen.

Die Highland Organic Agriculture Cooperative

Fair Trade-zertifizierte Bauernkooperativen wie zum Beispiel die „Highland Organic Agriculture Cooperative“ (HOAC) fördern den Kaffeeanbau in Papua Neuguinea und tragen zu einer Verbesserung der Lebens- und Arbeitsqualität der Bauernfamilien bei. Dies gelingt, indem die Kaffeepreise reguliert und bezuschusst werden. So kann man die Kaffee-Produktion in Papua Neuguinea ankurbeln und dadurch die Lebensbedingungen vor Ort verbessern.

„Fair Trade has shown us that, through our own efforts, development can come to our area.“ 

(Eno Nosare, HOAC Member)

Die 2004 gegründete HOAC ist eine Kooperative der ortsansässigen Kleinbauern-Familien und sorgt für die faire Verteilung der Gelder sowie die Umsetzung einzelner Projekte. Außerdem schuf die Organisation eine Community und Anlaufstelle für die Locals vor Ort, wo es vorher keinen gemeinsamen Treffpunkt gab. Seit 2005 ist HOAC durch die Fairtrade Labelling Organization (FLO) für den fairen Handel zertifiziert und garantiert, dass für jedes Pfund Kaffee ein Mindestpreis von $1,25 Umsatz eingespielt wird. Dadurch konnten die Umsätze gesteigert und vielfältige soziale sowie wirtschaftliche Projekte umgesetzt werden:

  • Bildung. Durch den Kauf von Büchern und Möbeln für Schulen wurden die Bildungsbedingungen deutlich verbessert. Auch komplett neue Schulen konnten finanziert werden.
  • Produktionsbedingungen. Durch den garantierten Mindestpreis konnten die Farmer die Qualität ihres Kaffee kontinuierlich steigern, indem moderne technische Ausrüstung angeschafft wurde. Damit gewinnt der ehemals negativ behaftete Begriff des „Bauern Kaffee“ gegenüber den großen Estates an Reputation, da er ebenfalls immer professioneller aufbereitet wird.
  • Gesundheit. Mit neuen Betten für die örtlichen Krankenhäuser wird die Hygiene deutlich besser und Patienten sind schneller zurück im Alltag.
  • Infrastruktur. Es wurde in die Sanierung der lokalen Straßen und den Kauf neuer Fahrzeuge investiert, um die Menschen von und zu den Plantagen zu transportieren.

Ein kleiner Blick zu den Kaffeebauern von Papua Neuguinea

Im Video der australischen Organisation Oxfam wird sichtbar, wie das Leben der Kleinbauern vor Ort in Papua Neuguinea aussieht. Dieser Einblick in die Welt der Kaffeebauern zeigt den Anbau der Kaffeebohnen, die örtliche Infrastruktur und den Weg des Kaffee bis zum Hafen in Port Moresby.

https://youtube.com/watch?v=5Ikor3Vayhw%3Ffeature%3Doembed

Man sieht, wie das Leben der Kleinbauern ungefähr abläuft: Beispielsweise sind 15km lange Laufwege mit einem Sack Kaffeebohnen auf dem Rücken keine Seltenheit. Auch der Zustand der Straßen ist bereits wesentlich besser geworden, auch wenn diese nach wie vor nicht geteert sind. Interessante Einsichten für alle, die noch nie vor Ort waren. Vermutlich ist sich nicht jeder Genießer bewusst, wo seine Kaffeebohnen herkommen.

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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


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