Permakultur… bitte was?! Falls das als treuer Happy Coffee Leser dein erster Gedanke war: Keine Sorge, in diesem Beitrag geht es zwar durchaus um Landwirtschaft, aber in Bezug auf Kaffee und wie man ihn nach diesen Prinzipien nachhaltiger gewinnen kann. Heutzutage hat diese Frage eine sehr hohe Relevanz, weil Kaffeebohnen zunehmend im großen Stil und unter Raubbau an der Natur angebaut werden:
Große Kaffeeanbauländer wie Brasilien oder Vietnam sind bekannt für die Schaffung von Monokulturen, denen jegliche natürliche Vegetation weichen muss. Klimaforscher gehen sogar davon aus, dass die steigende Nachfrage für Kaffee in Zukunft gar nicht mehr ohne Regenwaldabholzung gedeckt werden kann! Bei der Prognose hat auch der beste Kaffee einen bitteren Beigeschmack.
Du fragst dich nun, wie man Kaffeeanbau zukunftsfähiger gestalten kann? Permakultur ist die Antwort, denn auf diese Art und Weise werden Kaffeebohnen im Einklang mit der Natur angebaut. Als Gegenentwurf zur konventionellen Landwirtschaft wird bei Permakultur auf Monokulturen verzichtet und stattdessen auf Biodiversität gesetzt: So werden Lebensräume gestaltet, die den Bedürfnissen von Menschen, Tieren und Pflanzen soweit wie möglich gerecht werden. Wer Lebensmittel im Rahmen von Permakultur anbaut, will letztlich ein sich selbstregulierendes System schaffen – bei dem es nur noch minimaler Eingriffe bedarf, um im Gleichgewicht zu bleiben.
Kaffeetrockenbetten auf der Avaagama Organic Farm in Sri Lanka
Als Kaffeefan und Vielreisende hatte ich das Glück, Permakultur bei meinem letzten Besuch in Sri Lanka aus nächster Nähe kennenzulernen: Und zwar bei der Avaagama Organic Farm, wo organischer Kaffee angebaut wird. Das ist besonders spannend, gilt doch Sri Lanka wie viele andere Länder Asiens zu Unrecht als reines Teetrinkerland. In diesem Artikel nehme ich euch mit nach Sri Lanka und erkläre, was es mit Permakultur genau auf sich hat und wie sie konkret zum Kaffeeanbau angewendet werden kann.
1. Permakultur: Nachhaltige Landwirtschaft 2.0?
Grob gesagt wird Permakultur als Design-System bezeichnet, da es sich um die aktive und bewusste Gestaltung von Ökosystemen dreht. Das klingt ein wenig wie Nachhaltigkeit, bei der es um das Vereinen ökonomischer, ökologischer und sozialer Ziele geht. Allerdings dreht sich Permakultur ausschließlich um die Landwirtschaft und auch inhaltlich gibt es zwischen beiden Konzepten ein paar Unterschiede.
1.1 Besonderheiten und Erfinder der Permakultur
Permakultur stammt begrifflich aus der Verkürzung der englischen Wörter „permanent agriculture“ zu „permaculture“ als dauerhaft angelegter Landwirtschaft. Im Namen steckt also das Wort „permanent“ – was mitunter darauf hindeutet, dass Permakultur über Nachhaltigkeit hinausgeht. Denn hier soll die Vielfalt der Natur beim Wirtschaften nicht nur erhalten, sondern sogar vermehrt werden. Außerdem thematisiert Permakultur die harmonische Integration von Mensch und Natur, insbesondere beim Erfüllen materieller und immaterieller Bedürfnisse wie Nahrung, Energieversorgung und Behausung.
Während Nachhaltigkeit also eher darauf ausgelegt ist, als Mensch mit wirtschaftlichen Interessen der Umwelt bzw. dem sozialen Umfeld nicht zu schaden, strebt Permakultur ein symbiotisches Miteinander an.
Der Wortstamm lässt es bereits erahnen: Permakultur wurde im englischsprachigen Kulturraum erfunden. Als Pioniere gelten die Australier Bill Mollison und David Holmgren, die Permakultur als Konzept in den 1970ern in Tasmanien erarbeiteten und es 1978 mit “Permaculture One: A Perennial Agricultural System for Human Settlements” publik machten. Bei diesem Buch handelte es sich um das erste öffentliche Schriftstück über Permakultur. Ausschlaggebend waren Mollisons und Holmgrens Beobachtungen, wie stark die industrielle Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und chemischen Düngern die Natur in Grund und Boden wirtschaftete.
Pralle Frucht der Permakultur: Kaffeekirsche in Sri Lanka
1.2 Prinzipien von Permakultur am Beispiel Kaffee
Als Konsequenz ihres Missfallens an der industriellen Landwirtschaft stellten die australischen Permakultur Erfinder 12 Prinzipien auf, von denen einige seit jeher tief in den Praktiken von Naturvölkern verankert sind. In ähnlicher Form finden sie sich ebenfalls im ökologischen Landbau in Europa wieder. Die folgenden Permakultur Prinzipien wurden in eigener Reihenfolge aufgestellt. Weitere Infos, wie du sie selbst Zuhause anwenden kannst, findest du z.B. in den Büchern Prinzip Permakultur und Permakultur: Dein Garten, deine Revolution.
(1) Erst beobachten, dann handeln
Im Rahmen von Permakultur wird davon ausgegangen, dass jedes Ökosystem einzigartig ist. Daher bedarf es individueller Gestaltungsansätze statt eines „one size fits all“ Modells, das es so in der Natur ohnehin nicht gibt. Wie beispielsweise Kaffeeanbau in ein bereits vorhandenes Ökosystem integriert werden kann, hängt von der jeweiligen Region mit ihrer Flora und Fauna ab, und muss individuell durch gründliche Beobachtung untersucht werden. Auf diese Weise wachsen Kaffeebohnen nicht nur natürlicher, sondern können die anbaugebietstypischen Charakteristika im Geschmack auch besser entfalten.
(2) Von Mustern zu Details
In der Natur gibt es übergeordnete Gestaltungsmuster, die wir erkennen und wahrnehmen müssen, bevor wir ins Detail gehen. Kaffeepflanzen sind beispielsweise nur ein Detail, das in ein vorhandenes Muster integriert werden kann – und das spricht für Mischkulturen statt Monokulturen!
Vielfalt: Mischkulturen auf der Avaagama Organic Kaffeefarm in Sri Lanka
(3) Kleine und langsame Lösungen sind besser
Dieses Prinzip der Permakultur entspricht dem organischen Wachstum: Lieber langsam, im kleinen Stil und dafür im Sinne der Natur gedeihen! So hat der Mensch als gestaltende Kraft auch alles besser im Blick. Wer hingegen schnell und großflächig z.B. Kaffee anbauen will, muss Wälder roden, chemisch düngen und viel Energie aufwenden – und zerstört so auf lange Sicht sein Umfeld und seine Lebensgrundlage.
(4) Erneuerbare Energien nutzen
Wer seinen Strom nachhaltig erzeugen will, setzt auf Wind, Wasser und Sonne. Denn diese erneuerbaren Energien nutzen sich weder ab noch schaden sie während der Erzeugung der Umwelt – und stehen uns dauerhaft zur Verfügung. Auch einer Kaffeefarm im Hochland sind solche Optionen denkbar, z.B. mittels Solarzellen oder Wasserrädern.
(5) Energie sammeln und speichern
Hierbei geht es darum, sparsam mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen und sie (wenn möglich) für “schlechte Zeiten” aufzubewahren. Das gilt gleichermaßen für die Nutzung von erzeugtem Strom als auch für den sparsamen Umgang mit Nutz- und Trinkwasser. Dazu bieten sich Wasserspeicher und effiziente Passivhäuser an, die sich allein aus natürlichen Energiequellen speisen.
(6) Keine Abfälle produzieren
Laut Permakultur sollten alle zur Verfügung stehenden Ressourcen so gut wie möglich (und ohne Reste) genutzt und bestenfalls in den Kreislauf der Natur zurückgebracht werden. Wie das beim Kaffeeanbau funktioniert, zeigt der Beitrag über eine Öko-Farm in Kolumbien – wo z.B. Bio-Dünger aus Kaffeesatz und Eierschalen aus dem angebundenen Café erzeugt wird. Privat kannst du Kaffeesatz übrigens auch für Kaffee Peeling nutzen!
(7) Integrieren statt trennen
Im Rahmen von Permakultur sind auch Beziehungen zwischen den Elementen im vorhandenen Ökosystem unbedingt in Betracht zu ziehen. Bevor Kaffee angebaut wird gilt es demnach zu untersuchen, in welcher Beziehung die Kaffeepflanzen zu bereits vorhandenen Elementen wie B. andere Arten, Klima und den Boden stehen würden und ob sie sich vorteilhaft füreinander verhalten.
Ein Insektenhotel bietet den nützlichen Insekten wie Bienen ein Zuhause
(8) Vielfalt nutzen und schätzen
Ein vielfältiges Ökosystem reduziert die Anfälligkeit für eine Vielzahl von Bedrohungen. Im Kaffeeanbau sind es z.B. Pilze, die Kaffeepflanzen befallen und ganze Plantagen zerstören können. Genau das ist in Sri Lanka passiert, als 1870 der Pilz “Kaffeerost” den kompletten Kaffeeanbau des Landes vernichtete. Dass der Schädling so ein leichtes Spiel hatte, lag auch daran, dass Kaffee großflächig und über Jahre hinweg als alleinige Pflanzenart in Monokultur angebaut wurde. Weiterhin tragen Nutzinsekten wie Bienen dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten und Schädlinge zu bekämpfen – für sie kann man leicht ein Insektenhotel (siehe oben) bauen.
(9) Randzonen nutzen
Gelegenheiten ergeben sich oft an unerwarteten Stellen: Etwa dort, wo Land in Wasser oder Feld in Wald übergeht. Wer diese Grenzen sinnvoll nutzt, bekommt z.B. besonders fruchtbare Böden im Marschland, Holz als nachwachsende Baumaterialien oder Heilkräuter von Wiesen. An Randzonen einer Kaffeefarm ergeben sich eventuell Synergien mit dort wachsenden Pflanzen wie Kakaobohnen, die den Boden anreichern und Ertrag erhöhen.
(10) Erträge erzielen
Im Rahmen einer funktionierenden Permakultur sollte der Mensch schon kurzfristig einen Ertrag erzielen, um seinen Lebensunterhalt bestreiten und seinen Agrarbetrieb weiterentwickeln zu können. Kaffeebauern sollten demnach zügig im kleinen Stil Bohnen ernten können, um weiter in Ressourcen investieren und in gesundem Tempo mit ihrem natürlichen Umfeld zu wachsen. Denn: Ganz nach “Survival of the Fittest” wird ein ertragloses System auf Dauer verkümmern.
(11) Selbstregulierendes System
Jedes Permakultur-System erhält sich selbst, indem funktionierende Dinge gefördert und nicht funktionierende Dinge beseitigt werden. Die Aufgabe des Menschen ist es, auf dieses natürliche Feedback zu achten. Wächst eine bestimmte Kaffeesorte etwa schlecht, während andere Pflanzen sprießen, könnte sie für die Anbaufläche schlichtweg ungeeignet sein.
Der Boden bestimmt, welche Pflanze wächst – und nicht anders herum
(12) Kreativ auf Veränderungen reagieren
Die Welt befindet sich im Großen und im Kleinen ständig im Wandel, und letztlich überlebt am besten, wer auf Veränderungen positiv reagieren kann. Besonders herausfordernd ist beispielsweise der Klimawandel mit stärkeren Regenfällen, Dürren und Temperaturschwankungen. Im Kaffeeanbau kann das bedeuten, empfindliche Arabicas höher zu pflanzen, Ernteperioden zu verkürzen und die Trockenprozesse zu flexibilisieren.
1.3 Permakultur-Betriebe sind in Zonen unterteilt
Durch die oben genannten Prinzipien wird bereits deutlich, dass die Gestaltungsprozesse der Permakultur gut überlegt und langfristig angelegt sind. Dazu gehört, dass Anbauflächen in Zonen eingeteilt werden – was ebenfalls zur Bildung von Farmen beiträgt, die sich bestmöglich in ihre Umwelt eingliedern und zur mannigfaltigen Natur beitragen. Demnach liegt in der Mitte eines landwirtschaftlichen Betriebes die sogenannte Zone 0 oder der Ort, an dem der Farmer lebt und seiner innerhäuslichen Arbeit nachgeht. Um dieses Zentrum herum sind kreisartig weitere Zonen angesiedelt.
Permakultur Zonen (Grafik rechts von Felix Müller via Wikicommons, CC BY-SA 4.0)
In unmittelbarer Nähe um Zone 1, also das Zentrum mit dem häuslichen Anwesen, liegt Zone 1: Der Teil der Farm, der oft und ständig umsorgt werden muss, wie beispielsweise der Kompost. Daher sollte er möglichst fußläufig vom Haus entfernt sein. In Zone 2 befinden sich unter anderem Tiere, die tägliche Pflege brauchen, oder auch ein Gemüsegarten. Zone 3 ist für die saisonale Landwirtschaft geeignet und in Zone 4 werden die Lebensmittel angebaut, die kaum Pflege benötigen. Sehr wenig besucht wird Zone 5, weil sie als Korridor zum umliegenden Wildleben fungiert und komplett unangetastet bleibt.
2. Mehr als Tee: Sri Lanka steht auch für Kaffeeanbau
Kommen wir nun langsam zum praktischen Beispiel von Permakultur, das ich mit einer organischen Kaffeefarm in Sri Lanka gefunden habe. Dabei ist Sri Lanka in aller Welt eigentlich für seinen Hochland-Tee bekannt! Dass in dem Inselstaat auch Kaffee angebaut wird, mag den ein oder anderen überraschen. Was viele nicht wissen: Sri Lanka, seinerzeit Ceylon genannt, war in den 1870er Jahren eines der größten Kaffee-Exportländer der Welt! Doch gerade als sich die Kaffeewirtschaft auf ihrem Höhepunkt befand, wurde sie von einem Rostpilz jäh zu Fall gebracht. Innerhalb weniger Jahre vernichtete der Schädling über 160.000 Hektar Kaffeeplantagen. Daraufhin legte die damalige britische Kronkolonie ihr Augenmerk auf den Anbau von Tee.
Prägendes Bild in Sri Lanka: Teeanbau in Monokulturen
Erst in den 1970er Jahren und damit ein Jahrhundert später rückte die Kaffeepflanze wieder ins Bewusstsein der Einwohner, wenn auch nur sehr zögerlich. Heute belegt Sri Lanka auf der Liste der weltweit größten Kaffee-Exportländern immerhin wieder Platz 47. Etwa 8.100 Hektar Land werden momentan für den Kaffeeanbau genutzt. Zum Vergleich: Für den Teeanbau wird mit 233.909 Hektar fast dreimal soviel Land bepflanzt! In vielen Haushalten Sri Lankas wird hauptsächlich Tee getrunken, aber besonders in den Städten entpuppt sich Kaffee immer mehr als Trendgetränk. Insgesamt sind es heute die vermeintlichen Teetrinker-Länder Asiens, die in Sachen Kaffeekultur trendweisend sind.
3. Permakultur im Kaffeeanbau: Ein Beispiel aus Sri Lanka
Der Begriff Permakultur ist mir auf meinen Reisen oft begegnet. Es kreuzten Menschen meine Wege, die entweder einen Permakultur-Kurs gemacht haben (das geht z.B. am Permakultur Campus in Hamburg) oder bereits Designprozesse aus der Permakultur in landwirtschaftlichen Projekten umsetzen. Im Februar 2019 stolperte ich allerdings zum allersten Mal im Zusammenhang mit Kaffee über die ganzheitliche Gestaltungsmethode. Auf einer Tour durch das Hochland im Zentrum Sri Lankas – das alle Welt wahrscheinlich nur für den Ceylon Tee kennt – traf ich einen Kaffeeproduzenten, der seine Kaffeefarm unter anderem nach den Prinzipien der Permakultur gestaltet.
Das Hochland von Sri Lanka bei Ella, Heimat der Avaagama Organic Farm
3.1 Avaagama Organic Farm: Ein Kaffee-Exot in Sri Lanka
Auf die Avaagama Organic Farm wurde ich aufmerksam, da sie in Sri Lanka eine von wenigen Kaffeefarmen ist, die sich auf den Anbau von Specialty Coffee spezialisiert hat. Nach intensiver Recherche fand ich heraus, dass sie von Kenneth McAlpine betrieben wird, dem Gründer der “Tusker Coffee Roasters” Rösterei. Als ich ihn kontaktierte, lud er mich ein, seine Farm zu besuchen. Diese Gelegenheit wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und verbrachte ein Wochenende in den Bergen rund um Ella, wo Kenneths Farm auf 1.450 m über dem Meeresspiegel liegt. Perfekte Bedingungen für Hochland-Kaffee!
Bevor er die Designprozesse auf seiner Farm umsetzte, hat Kenneth hat seine Permakultur-Ausbildung in Australien absolviert – dem Mutterland des ökologischen Landbaus. Seine Plantage betreibt er seit Oktober 2012, aber der Entschluss, Kaffee anzubauen, kam allerdings erst viel später. Als es soweit war, integrierte Kenneth die Kaffeepflanzen in die bereits vorhandene Umgebung, anstatt sie auf einer gesonderten Fläche anzubauen. Für ihn wird der Farmer in der Permakultur zum Architekten, der genau planen muss, wo was wann gepflanzt wird.
Besucher und Besitzer: Ich (Resi) mit Bohnen auf dem Trockenbett vs. Kenneths wachsamer Blick über Jungpflanzen
3.2 So setzt die Avaagama Organic Farm Permakultur um
Wer sich mit Permakultur etwas auseinandergesetzt hat, wird die wesentlichen Prinzipien auf Kenneths Farm sofort erkennen. Beispielsweise sind die Gehwege auf der Avaagama Organic Farm so angelegt, dass das Regenwasser direkt zu den Kaffeebäumen abfließen kann. Außerdem wird es für trockene Zeiten gesammelt und aufbewahrt, um im Falle eines Brandes sofort zum Löschen greifbar zu sein.
Die Kaffeepflanzen werden an Hanglagen eingesetzt, wo bereits Bäume vorhanden sind, die Schatten spenden. Sie schützen die empfindlichen Kaffeepflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung als auch Schädlingen und verhindern, dass der Boden austrocknet. So setzt Kenneth quasi auf eine Mischkultur, die von Anfang an da war.
Der Wurmkompost liegt direkt neben dem Haus in der Zone 1, damit Kenneth stets ein Auge darauf werfen kann. Generell wird so viel Wildnis wie möglich auf der Farm und Drumherum erhalten: Kenneth hat sein Land nicht durch einen Zaun von der Umgebung abgegrenzt, damit Tiere sich ungehindert bewegen können. Lediglich die jungen und sensiblen Kaffeepflanzen werden durch eine Umzäunung von Angreifern geschützt. Und dass auf seiner Farm keine Pestizide verwendet werden, versteht sich von selbst.
Sortieren der Rohbohnen auf der Avaagama Organic Farm
3.3 Permakultur geht immer einen Schritt weiter
Ganz im Einklang mit dem Ethos der Permakultur geht Farminhaber Kenneth in Sri Lanka viel weiter, als es die Methoden der ökologischen Landwirtschaft vorsehen. Denn „normaler“ Bio-Kaffee wird zwar umweltschonend angebaut, aber bei der jeweiligen Plantage kann es sich dennoch um eine Monokultur handeln, für die bereits vorhandene Pflanzen- und Tierarten weichen mussten. Auf der Avaagama Organic Farm erfüllt jedes Lebewesen eine Funktion und darum sollen die natürlichen Lebensräume der Arten erhalten bleiben. Vögel, Schlangen und Geckos helfen zum Beispiel, das Ungeziefer in Schach zu halten.
In Kenneths Augen ist sein Grundstück keine typische Plantage, sondern vielmehr ein Dschungel, in dem eben auch Kaffee wächst.
Über 4.000 Kaffeebäume zahlreicher Arten hat Kenneth bereits im Hochland von Sri Lanka gepflanzt – darunter die Varietäten Typica, Bourbon, Catimor und Caturra. Diese Arabicas produzieren Kaffee, der mit einem fruchtigen Geschmacksprofil überzeugt. Bei der Verkostung entdeckte ich in meiner Tasse Filterkaffee, die mit der Chemex aufgebrüht wurde, die Noten von Trauben, Ananas und Heidelbeeren. Lecker und unerwartet fruchtig!
3.4 Permakultur-Kaffee in Sri Lanka: Ein Modell der Zukunft?
Um andere Farmer beim Kaffeeanbau zu unterstützen, teilt Kenneth sein Saatgut und seine Expertise gern. Bisher ist die Permakultur-Bewegung in Sri Lanka noch überschaubar, aber Kenneth’s große Hoffnung ist, dass sie größer wird. Es wäre sein größter Wunsch, dass die lokalen Kaffeebauern langfristiger planen, anstatt ihre Plantagen wie Fabriken zu führen, die nur auf die maximale Landnutzung und größtmögliche Ernte ausgerichtet sind.
Auch der Anbau von Spezialitätenkaffee steckt in Sri Lanka noch in den Kinderschuhen. Hier kann noch bzw. wieder viel gestaltet werden – was Potenzial für eine zukunftsträchtige Herangehensweise birgt. Die Avaagama Organic Farm zeigt jedenfalls, dass Kaffeeanbau und Permakultur ein Dream Team sind – denn nur so kann Kaffee wirklich nachhaltig und mithilfe von natürlichen Ressourcen wachsen!
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Über die Autorinnen:
Resi (Haupt-Autorin) ist Fotografin, bekennender Espresso-Fan, passionierte Coffee Travellerin und schreibt neben Happy Coffee auch für internationale Kaffeemagazine wie The Sprudge. Auf ihrem Blog The Way To Coffee gibt sie Tipps, wo du die besten Cafés der Welt findest.
Heidi (Co-Autorin) liebt Kaffee, vor allem in Kombination mit einem gesunden Frühstück. Wenn sie gerade keine Beiträge auf Happy Coffee schreibt, berichtet die Weltenbummlerin auf ihrem Blog meerdavon.com über ihre Reisen.