Wenn ihr an München denkt, fallen euch im ersten Moment sicherlich das Oktoberfest ein und der Viktualienmarkt, Lederhosen, Bier und Weißwurst. Klar! Alls das steht ganz eindeutig für das Epizentrum Bayerns. Wusstest ihr aber, dass München – neben dem hippen Berlin – eine sehr lebendige Kaffeetradition und durchaus interessante Cafés hat, die von Italien geprägt sind? Dieser Artikel führt euch ein wenig näher an diese Kaffeekultur heran und stellen vor, welche Cafés München zu bieten hat – und die wir von Happy Coffee immer wieder gern aufsuchen!
1. Kaffeekultur in München: Gut Ding will Weile haben
Die Cafékultur in München begann vergleichsweise spät. In anderen deutschen Städten hatte sich Kaffee bereits im Laufe des 17. Jahrhundert etabliert und zur Gründung von Kaffeehäusern – als gesellschaftlich relevanten Treffpunkten zum Schnacken und Kaffeetrinken – geführt. In München dauerte dies noch einmal gut 100 Jahre länger. Aber bereits im Jahre 1835, als es in München inzwischen um die 40 Cafés gab, erschien ein Café-Führer für die bayrische Metropole, in dem Service und Qualität der Häuser kritisch beäugt wurden.
Heute wird München von den Einheimischen schon mal die nördlichste Stadt Italiens genannt. Dies betrifft nicht nur das Trinken von Espresso, Cappuccino und Co, sondern auch die Kultur von Cafés in München selbst. Hier geht es ums Sehen und Gesehen werden – man flaniert und zeigt sich gern. Besonders im Sommer sitzen die Münchner auf Plätzen und an den Straßen auf den Außenterrassen der Cafés. Dort trinken sie beim Lesen der Tageszeitung genüsslich ihren Kaffee und Beobachten das Geschehen auf den Münchner Straßen oder einem der vielen Märkte.
Dolce Vita im bayrischen Sommer („München – Dallmayr-Haus am Marienhof“ von Pixelteufel, CC BY 2.0)
2. Cafés München: Die Traditionellen
Nicht alle Cafés, die wir euch heute vorstellen, dürften es damals schon in den Café-Führer geschafft haben. Von ihrer Qualität und dem Service sind wir heute aber trotzdem überzeugt! Wir beginnen mit zwei Ikonen unter den Cafés in München, die noch heute auf bewährte Tradition und die Liebe zum Kaffee setzen.
Traditionsreiche Cafés in München: Dallmayr
Der Name Dallmayr ist dem ein oder anderen sicherlich ein Begriff. In fast jedem Supermarkt sind die Kaffeepäckchen der Traditionsmarke aus München zu finden. Für viele Touristen ist das Stammhaus unweit des berühmten Marienplatzes ein „Must Go“ mit seinen zahlreichen Delikatessen, die weit über Kaffee und Tee hinaus gehen. Das Ladengeschäft ist eine Augenweide für Foodies: Pralinen und andere süße Köstlichkeiten, Brot, Käse, Obst & Gemüse, Fleisch und Fisch.
Mit seiner über 300-jährigen Geschichte zählt Dallmayr zu einer der bekanntesten deutschen Kaffeemarken. Wusstest ihr aber, dass es im Hause Dallmayr erst seit Anfang der 1930er Jahre eine Spezialabteilung für Kaffee gibt? Zu dieser Zeit begann ein Kaffeefachmann aus Bremen, Konrad Werner Wille, mit dem Einkauf von Rohkaffee. Er röstete ihn selbst und kümmerte sich auch um den Verkauf der Kaffeebohnen. Er ist übrigens auch der Erfinder der bekannten prodomo-Marke. München hat jedoch nicht nur Dallmayr zu bieten!
Viel Holz und die Tageszeitung immer parat: So sieht ein traditionsreiches Kaffeehaus aus (Foto: Dallmayr München)
Traditionsreiche Cafés in München: Café Luitpold
Das Café Luitpold an der Brienner Straße ist ein weiteres traditionsreiches Münchner Caféhaus. Bei seiner Eröffnung im Jahre 1888 war es ein Palastcafé mit 20 Prachtsälen, um das sich in den kommenden Jahrzehnten ein schillerndes Gesellschaftsleben entwickelte. Dort entstand zum Beispiel der erste Billardsaal mit 16 Tischen, der von den Medien geradezu frenetisch gefeiert wurde. Im Bombenhagel des zweiten Weltkriegs wurde dieser Prachtbau allerdings in Schutt und Asche gelegt.
Erst im Laufe der 1960er Jahre entwickelte sich das Café Luitpold unter den neuen Eigentümern Marika und Paul Buchner wieder zu einem der angesehensten Cafés in München. Heute ist es Confisserie, Café, Restaurant und Bar in einem. Nach seiner Renovierung im Jahr 2010 lässt das Café mit der Kassettendecke und den Säulen auch wieder an alte Kaffeehaus-Zeiten erinnern.
Abendstimmung unter dem zauberhaften Kuppeldach (Foto: Café Luitpold )
3.Cafés München: Die Modernen
München hat schon lange nicht mehr „nur“ Traditionshäuser und italienische Kaffee- und Röstkultur zu bieten. Die Cafés, die wir euch nun vorstellen, bieten Spezialitätenkaffees in verschiedenen Röstungen aus aller Welt an und rösten zum Teil selbst in den eigenen Räumlichkeiten. Außerdem beweisen sie ein Gespür für neue Kaffeetrends.
Moderne Cafés in München: Vits der Kaffee
Eines der eher traditionsreicheren Cafés in München ist das Vits der Kaffee in der Nähe des berühmten Viktualienmarkts. Das Vits zählt in unserem Guide wohl zu einem der ältesten Cafés in München. Es bietet seinen Besuchern, hauptsächlich aus der Nachbarschaft, klassische Kaffeegetränke sowie Spezialitätenkaffees aus aller Welt. Business Consultant Alexander Vits hat das Café vor rund 10 Jahren als Kaffeerösterei mit Kaffeebar gegründet. Heute bietet es dem Kaffeeliebhaber klassische deutsche Cafékultur mit Kaffee und Kuchen. Und das alles an einem typischen Kaffeehaustisch mit Holzstühlen, wie man sie aus den Wiener Kaffeehäusern kennt.
Ein leckerer Kaffee im Vits geht immer und die Auswahl ist groß
Dass man sich im Vits auch auf das Kaffeerösten spezialisiert hat, zeigt die Vielfalt der Kaffeebohnen, die von Blends über Single Origin bis hin zu Specialty Coffees reichen. Letztere sind immer nur in kleinen Mengen verfügbar und können schon mal beim Cup of Excellence ein paar Preise abgeräumt haben. Für die Home-Baristi unter euch hat Vits auch allerlei Zubehör und bietet diverse Kaffeeseminare an. Tipp: Vor oder nach dem Besuch im Vits unbedingt auf dem Viktualienmarkt vorbeischauen!
Typisch München: Ein Besuch auf dem Viktualienmarkt
Moderne Cafés in München: Café Blá
Das Café Blá (sprich: blau) wurde im Herbst 2016 eröffnet, von Stephanie Bjarnason aus Island. Ihr habt es sicherlich schon erraten: Blá heißt Blau auf Isländisch. Und diese Farbe zieht sich wie ein blauer, äh, roter Faden durch das ganze Café in der Lilienstraße. Die Einrichtung, die Wanddekoration, die Espressomaschine. Sogar das T-Shirt von Stephanie erstrahlt in dieser frischen Farbe!
Die Isländerin kam als Ingenieurin nach München, hatte aber bald die Nase voll von ihrem alten Job. Nun verwirklicht sie im Blá ihren Traum: Ein eigenes Kleinod für Kaffeekultur unter den Cafés in München! Island an der Isar sozusagen, wie das kleine Video auf ihrer Facebook-Seite verkündet. Dort kündigt sie übrigens auch Co-Working Sessions und Lesungen an. Schaut daher immer mal dort vorbei.
Genauso leidenschaftlich wie an die Umsetzung ihres Traums geht Blá-Chefin Stephanie übrigens an die Kaffeezubereitung. Früher wurde in den isländischen Haushalten sogar selbst geröstet. Dieses Handwerk überlässt sie für ihr Café allerdings Vits der Kaffee, den wir euch bereits vorgestellt haben. In der Münchner Kaffeeszene kennt man sich eben! Zusammen mit den Röstmeistern von Vits hat Stephanie ihren eigenen Blend kreiert.
Stephanie vom skandinavisch geprägten Café Blá in ihrer Lieblingsfarbe
Moderne Cafés in München: Man versus Machine
Man versus Machine ist in allererster Linie Kaffeeröster, dann cooles Café. Am neuen Standort in der Türkenstraße, unweit der Uni in der Maxvorstadt, zelebriert man die Liebe zu Japan und legt das Augenmerk auf die kleinen Details des Alltags. So lassen Marco und Cornelia Mehrwald, die Inhaber von Man versus Machine, viel ihrer eigenen Persönlichkeit ins Café fließen. Neben Tee aus dem Land der aufgehenden Sonne frönen die beiden leidenschaftlich gern der Skatekultur. Zeuge ist ihr cooles Logo – das Krokodil! Für diese Kreation erhielt Designer Jon Contino ein sehr konkretes Briefing: Scandinavian Freshness meets California Skate Culture meets Japanese Attention for Details.
Eine Augenweide für Technikfreaks ist die extra für Man versus Machine umgebaute Black Eagle Espressomaschine. Sie ist Liebling der World Barista Championships und steht im MvM Café in der Türkenstraße. Schaut dort unbedingt vorbei! Übrigens: Man versus Machine sind auch berühmt für ihre vorzüglichen Franzbrötchen! Ein weiterer persönlicher Touch aus der Vergangenheit von Marco und Cornelia. Schließlich sind Franzbrötchen eine süße Köstlichkeit aus Hamburg, wo beide gelebt haben.
Marco von Man versus Machine hinter der legendären Black Eagle Espressomaschine
Moderne Cafés in München: Standl 20
Und schon wieder Vits! Johannes Bayer, Inhaber vom Standl 20 und Kaffeeröster, arbeitete während seines Studiums im Vits. Johannes röstet bereits seit vielen Jahren Kaffee. Einige von euch kennen jb kaffee, der in vielen nationalen und internationalen Spezialitäten-Cafés zu finden ist. Bis 2015 gab es ihn allerdings nicht in München! Dann bewarb sich Johannes erfolgreich mit einem Video und Konzept bei den Betreibern vom Elisabethmarkt, wo er seit Mai 2015 mit seinem „Standl“ vertreten ist. Wie der Name es schon sagt: Der Standl 20 ist einer von zahlreichen anderen Markständen – oder besser gesagt Häuschen – auf dem Elisabethmarkt.
Auf knapp 25qm, die im Winter sehr gemütlich sein können, servieren Johannes und sein Team neben Espresso, Cappuccino und Co. auch andere Kaffeegetränke. Beliebt sind ihre Signature Drinks, die heiß oder kalt serviert werden, und natürlich Filterkaffee und Mokka, der traditionsgemäß im heißen Sand zubereitet wird. Im Standl 20 trifft man sich nach einem Einkauf auf dem Elisabethmarkt auf einen Kaffee und schmökert genüsslich in der Tageszeitung.
Das Standl 20 auf dem Elisabethmarkt: Ein kleines Häuschen zum Wohlfühlen
Moderne Cafés in München: gangundgäbe
Das gangundgäbe (schreibt man genau so!) in Münchens Kapuzinerstraße ist Rösterei und Café zugleich. Andis Leidenschaft ist aber nicht nur den kleinen braunen Bohnen gewidmet. Das bemerken seine Gäste schon anhand der Playlist und Konzerten, die im gangundgäbe immer wieder stattfinden: Andi ist leidenschaftlicher Jazz-Fan! Und so kann man hier herrlich abschalten und bei einem Filterkaffee oder Cappuccino den Jazzklängen lauschen. Andi bietet seine Kaffees ebenfalls zum Mitnehmen an – passendes Zubehör zum Brühen zu Hause gibt’s auch. Der eher ungewöhnliche Name vom Café hat einen ernstzunehmenden Hintergrund, den wir von Happy Coffee nur unterstreichen können. Andi sagt:
„Guter Kaffee, der Genuss und der bewusste Umgang mit einem vielseitigen und wertvollen Naturprodukt sollte für alle gang und gäbe sein.“
Der Name für sein Café, das er im November 2015 eröffnete, war also schnell gefunden und wird von Andi gelebt. Rohkaffee bezieht er vom Kaffeeimporteur Quijote Kaffee aus Hamburg, die wie wir auch Wert auf Transparenz und Direkthandel legen – ohne Umwege über Zwischenhändler.
Andi vom gangundgäbe nimmt guten Kaffee als Qualitätsprodukt sehr ernst
Was sagst du? Welche Cafés Münchens gefallen dir am besten – sind unsere Tops auch auf deiner Favoriten-Liste? Oder hast du noch einen ganz anderen Lieblingsladen, den wir auch kennenlernen müssen? Dann schreib uns! Von gutem Kaffee und guten Cafés bekommen wir einfach nie genug.
Titelbild: Café gangundgäbe in München.

Melanie liebt Specialty Coffee und reist dafür um die Welt. Sie trinkt nicht nur gern Kaffee, sondern schreibt und bloggt auch darüber auf melscoffeetravels.com. Begleite sie auf ihren Kaffeereisen!
Hi, ich wünschte der Artikel wäre noch etwas länger und ausführlicher. Aber man kann nicht alles haben. 😉 VG
Vielleicht bauen wir ihn ja aus. Hast du weitere Café Tipps, die hier nicht fehlen dürfen?
Hallo, ich finde dies ist ein interessanter Eintrag. Ich würde mir davon wünschen. Herzliche Grüße