Schon in der Kindheit wurde uns gepredigt: Milch ist gut für die Knochen! Und auch heute noch herrscht die Meinung, dass die Milch durch ihren hohen Protein- und Calciumgehalt gut für unser Allgemeinbefinden und das Wachstum unserer Knochen ist. Empfehlungen, zum Beispiel des Deutschen Dachverbands für Osteologie, nennen 1000 – 1500 Milligramm Calcium als Tagesbedarf für einen Erwachsenen. Diese Menge kannst du bereits mit zwei Gläsern Kuhmilch decken – oder der doppelten Menge an Brokkoli. Allerdings werden auch immer mehr Stimmen laut, dass die gute alte Kuhmilch doch nicht so gut sei, wie wir immer angenommen haben. In diesem Artikel gehen wir der Frage auf den Grund, welche Arten von Kuhmilch es gibt und mit welchen positiven und negativen Dingen sie in Verbindung gebracht wird.
1. Kuhmilch steht in (fast) jedem Kühlschrank
Obwohl es seit dem Aufkommen der veganen Ernährung mittlerweile viele pflanzliche Alternativen gibt, zählt Kuhmilch in Europa noch immer zu den am häufigsten konsumierten Milcharten. Milch wurde sogar zum Synonym für “Kuhmilch” auserkoren: Sofern nichts anderes (z.B. Büffelmilch, Stutenmilch, Schafsmilch) auf der Packung steht, ist immer Kuhmilch drin. Und von Pflanzen gewonnener Milchersatz darf sich gar nicht erst “Milch” nennen, sondern höchstens “Haferdrink”, “Mandeldrink” und so weiter. Für viele Menschen gehört eben Kuhmilch in den Kaffee, auf das morgendliche Müsli und zum Backen sowie Kochen einfach dazu. Genauso wie im Kühlschrank diverse Produkte aus Kuhmilch stehen.
Rohmilch vom Bauern: Die natürlichste Milch-Variante
Bauern gewinnen Milch, indem sie ihre Kühe melken und aus deren Eutern bzw. Milchdrüsen die Flüssigkeit abzapfen. In großen Kannen wird die Rohmilchin der Regel an weiterverarbeitende Lebensmittelbetriebe verkauft. Sie ist in diesem Stadium zwar gefiltert, aber noch nicht auf über 40 °C erhitzt oder sonst irgendwie verarbeitet worden. Als Naturprodukt weist Rohmilch je nach Haltung und Fütterung der Tiere etwa 5% Fettgehalt auf und besitzt noch alle Nährstoffe und ihre natürliche Bakterienflora.
Nur wenige Betriebe dürfen Rohmilch verpackt als “Milch ab Hof” oder “Vorzugsmilch” direkt an den Verbraucher verkaufen, denn es gibt dafür strenge Auflagen, um den Verbraucher vor potenziellen Erregern zu schützen. So muss immer darüber informiert werden, dass die Vorzugsmilch gut gekühlt und binnen 3 Tagen verbraucht werden muss. Für Schwangere ist Rohmilch allerdings nichts – genauso wenig wie Rohmilchkäse. Denn erst mit der Pasteurisierung, also schnellem Erhitzen der Milch auf über 60 °C – werden alle Keime und Organismen abgetötet, dem dem Ungeborenen schaden könnten.
Frischmilch in allen Varianten vom Einzelhandel
Wird Rohmilch nun pasteurisiert, werden sämtliche Mikroorganismen abgetötet. Das Ergebnis ist Frischmilch, wie wir sie aus dem Supermarktregal kennen: Als Vollmilch mit etwa 3,5% Fett, als fettarme Milch mit 1,5% Fett oder als entrahmte Milch, die nur noch 0,1% Fett hat und mehr wie Wasser schmeckt. Außerdem gibt es Frischmilch-Varianten, die sich – je nach Dauer und Stärke der Pasteurisierung – im Nährstoffgehalt und der Haltbarkeit unterscheiden:
- Klassische Frischmilch wird für bis zu 30 Sekunden auf etwa 72 °C erhitzt. Dadurch büßt sie gegenüber der Rohmilch etwa 10% der Nährstoffe ein, enthält aber immer noch viele Vitamine wie A, B1, B2, C und D sowie Mineralien wie Calcium, Magnesium, Phosphor und Natrium. Frischmilch darf vor dem Öffnen maximal 10 Tage im Kühlschrank gelagert werden.
- ESL-Milch wird kürzer, aber stärker (bis zu 120 °C) erhitzt als Frischmilch und hat damit bei identischem Nährstoffgehalt ein “Extended Shelf Life” (ESL). Ungeöffnet darf ESL-Milch bis zu 3 Wochen im Kühlschrank gelagert werden. Teilweise wird bei der Verarbeitung auch Mikrofiltration eingesetzt, um sie noch weniger erhitzen zu müssen und feinste Keime stattdessen dank Mikrofiltern loszuwerden.
- H-Milch ist die Abkürzung für “haltbare Milch”, die für wenige Sekunden bei bis zu 150 °C ultrahocherhitzt wird. Das macht sie einerseits vor dem Öffnen extrem haltbar, da sie bis zu 6 Monate ungekühlt bei Zimmertemperatur gelagert werden kann. Allerdings gehen bei der Herstellung auch bis zu 20% der Nährstoffe verloren – also deutlich mehr, als es bei Frischmilch oder ESL-Milch der Fall ist.
Eines haben alle Arten der Frischmilch gemeinsam: Nach dem Öffnen gehören sie immer in den Kühlschrank und sollten binnen 3 Tagen aufgebraucht werden. Ansonsten solltest du noch den Begriff “homogenisiert” kennen, der öfters auf der Milchpackung auftaucht. Damit wird ein Verfahren beschrieben, bei dem die Fettpartikel der Milch zerkleinert und dauerhaft mit ihrem wässrigen Anteil vermischt werden – damit sich beim Erhitzen kein Rahm an der Oberfläche bildet.
Kuhmilch stand nicht immer auf unserem Speiseplan
Für wen ist Milch gesund? Na definitiv für den Nachwuchs, denn jedes Säugetier ernährt seine Nachkommen mit der Muttermilch aus den eigenen Brustdrüsen. Kühe säugen ihre Kälber, Schafe die Lämmer, und die Mutter ihr Baby. Allerdings ist der Mensch ist die einzige Spezies auf der Erde, die Milch noch im Erwachsenenalter von einer anderen Spezies wie z.B. Rindern trinkt. Bei unserer Vorliebe für Kuhmilch könnte man nun denken, dass “fremde” Tiermilch schon seit Anbeginn unserer Existenz auf dem Speiseplan stand. Doch dem ist nicht so! Anders, als man es vermuten mag, ist der Konsum von Kuhmilch eigentlich nichts Natürliches.
Forscher vom University College in London fanden heraus, dass vor ungefähr 7900 bis 7450 Jahren zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit Milch von Tieren konsumiert wurde. Und zwar von der Linienbandkeramischen Kultur, die dort lebte, wo heute Rumänien und Ungarn sind. Sie brachte laut Genetiker Mark Thomas, der die Forschungsgruppe leitete, die Zivilisation nach Europa. Damals begann eine kulturelle Revolution: Die Landwirtschaft wurde erfunden und mit ihr lernten die Europäer im großen Stil, auch die Milch vom Nutzvieh zu verwerten und als Nahrungsmittel aufzunehmen. Übrigens traten zu selben Zeit auch schon die ersten Daten zum Zusammenhang von Milchkonsum und Laktoseintoleranz auf. Ob Milch gesund ist, lässt sich also definitiv nicht für jeden Menschen mit “Ja” beantworten. Weder damals noch heute!
2. Faktencheck: Ist Milch gesund oder ungesund?
Im Bericht “Die Milch-Lüge” (siehe oben) nahm der NDR den Umgang der Menschen mit Kuhmilch kritisch unter die Lupe. So wurde das gute Image der Milch und der Mythos, dass Milch gesund sei, auf den Prüfstand gestellt: Kann der Verzehr von Milch vielleicht sogar Krankheiten wie Osteoporose, Neurodermitis oder Krebs auslösen? Immer mehr kritische Stimmen äußern sich zum Nutzen oder Schaden von Milch, und dennoch bleibt der Konsum von Milchprodukten bei den Deutschen auf einem Rekordniveau. Aber schaut doch zur Einstimmung des folgenden Kapitels selbst in den Film rein.
(1) Laktose-Unverträglichkeit als behebbares Volksleiden
In fast jedem deutschen Supermarkt stehen laktosefreie Milchprodukte in den Regalen. Denn immer mehr Menschen meinen, Milch nicht zu vertragen: Als Anzeichen für eine Laktoseintoleranz gelten Blähungen, Rumoren und Schmerzen im Magen, Verdauungsstörungen, Übelkeit oder Durchfall. All diese Symptome treten schon binnen einer Stunde nach dem Konsum von Milch bzw. Milchprodukten auf. Tatsächlich wird bei laktoseintoleranten Menschen der Milchzucker (Laktose) aus der Nahrung nicht richtig verdaut, weil das hierfür nötige Verdauungsenzym Laktase fehlt oder nicht im ausreichenden Maße vom Darm produziert wird. Wie gut man Laktose verträgt, ist also von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt auch von der konsumierten Milchmenge ab.
Laktoseintoleranz ist lästig, aber ungefährlich
Laut eines wissenschaftlichen Berichts leiden bis zu 75% der Weltbevölkerung an einer Form der Laktoseintoleranz, weil sie im Erwachsenenalter den Milchzucker nicht mehr komplett verdauen können. Vor allem dort, wo Milchvieh nicht zum Alltagsbild gehört, wird Milch schlecht vertragen. Während ein milchliebender Nordeuropäer mit der Zeit also gelernt hat, Laktose zu verdauen, hat man in asiatischen Ländern damit deutlich mehr Probleme. Dort stehen, wenn überhaupt, nur gesäuerte Milchprodukte auf dem Speiseplan – und die enthalten so gut wie keine Laktose. Allerdings ist eine Laktoseintoleranz lästig, aber gesundheitlich nicht bedenklich. Unser Körper sagt uns damit nur, dass er im Erwachsenenalter keine “Säuglingsnahrung” mehr verdauen will. Denn Milch ist eigentlich nur für Babies als Nahrung vorgesehen, die sie meistens prima vertragen, bis sie dank der ersten Zähne auf andere Lebensmittel umsteigen können.
Verzicht auf Laktose geht heute leicht… ins Geld
Menschen mit einer sehr seltenen Laktoseallergie können neben Ausschlag auch Atemnot bekommen, und sollten Milch unbedingt weglassen. Alle anderen, die “nur” laktoseintolerant sind, haben die Wahl, ob sie sich die Symptome weiter antun wollen oder sich ebenfalls in Verzicht üben. Der Tagesbedarf an Calcium und Co. kann mit einer Reihe an anderen natürlichen Lebensmitteln (z.B. Grünkohl, Brokkoli, Mangold, Spinat) oder Mineralwasser gedeckt werden. Im Rahmen einer gesunden Ernährung alles kein Problem!
Oder man greift auf laktosefreie Milchprodukte zurück. Die hat die Nahrungsmittelindustrie haufenweise im Programm: So gibt es neben laktosefreier Milch mittlerweile auch Butter, Käse, Joghurt und Quark ohne Milch. Jeden Tag kommen neue laktosefreie Optionen dazu. Leider kosten sie im gegenüber normalen Milcherzeugnissen deutlich mehr!
(2) Osteoporose: Ist die Milch schuld daran?
Ob Milch gesund ist oder nicht, wird nicht nur wegen möglichen Magenproblemen diskutiert. Denn während Laktoseintoleranz nur lästig ist, schreiben manchen Studien dem Milchkonsum deutlich negative Auswirkungen auf die Gesundheit zu, und zwar zum Thema Osteoporose und Knochenbrüchen. Das ist prekär weil damit die These, dass Milch gesund für die Knochen sei, gefährlich ins Wanken gerät. Genau das hatten uns Eltern, Lehrer und Ernährungswissenschaftler doch immer eingebläut: Trink deine Milch, da ist viel Calcium drin, und das sorgt für starke Knochen. Sollte das alles Quatsch sein?!
Calcium aus der Milch: Bestenfalls keine Wirkung auf die Knochen
Alles Humbug, dass Milch gesund ist, sagt die Wissenschaft. Auf der einen Seite gibt es Studien, die keinerlei positive Wirkung von Milch auf die Knochengesundheit feststellt, obwohl dort natürlich viel Calcium drin ist. So hatte man z.B. die Knochendichte von sich vegan ernährenden Frauen mit der von “normal” milchkonsumierenden Frauen verglichen und keinerlei Unterschiede gefunden. Die Erkenntnis: Knochengesundheit hängt nicht allein von der Calciumaufnahme ab. Vielmehr nehmen Menschen mit einem hohen Milchkonsum meist auch mehr Proteine zu sich, und diese tragen dazu bei, dass Calcium vom Körper sogar stärker wieder ausgeschieden wird.
Hinzu kommt, dass der Körper zum Verarbeiten von Calcium noch auf andere Mineralstoffe wie Magnesium und Vitamin D angewiesen ist. Und dann gibt es noch Mineralien wie Kalium (z.B. in Obst und Gemüse), die eine Ausscheidung von Calcium verhindern – und so indirekt zur Knochengesundheit beitragen. Wer also unter Calciummangel leidet, braucht zum Ausgleich erstens einen ausgewogenen Nährstoffhaushalt und kann ihn zweitens selbst als Veganer schaffen – ganz ohne Milch.
Milch kann das Osteoporose- und Krankheitsrisiko steigern!
Manche Studien schreiben dem Milchkonsum deutlich negative Wirkungen im Hinblick auf das Osteoporose-Risiko zu. So bestätigte eine schwedische Langzeitstudie aus dem Jahr 2014, dass Milchverzehr das Risiko von Knochenbrüchen sogar erhöhen kann. Besonders gruselig: Auch das Sterblichkeitsrisiko nahm mit dem Milchkonsum zu. Diese Effekte führten die Forscher vor allem auf Galaktose zurück, der besonders in der Milch – aber deutlich weniger in Milchprodukten wie Käse – vorhanden ist. Dieser Milchzucker ließ im Tierversuch Mäuse deutlich schneller altern, löst in unserem Körper Entzündungsreaktionen aus und steigert oxidativen Stress. Das ist in Kombination der Anfang einer Reihe an Krankheiten wie eben Osteoporose, aber auch Diabetes, Parkinson, Alzheimer und so weiter.
Besonders erschütternd ist der Trugschluss, Kinder mit viel Milch gesund aufwachsen zu lassen. Das Gegenteil ist der Fall! Ein Forscherteam der Harvard University fand heraus: Wer als Kind besonders viel H-Milch konsumiert, erhöht im Alter sein Risiko für Knochenbrüche und Hüftgelenksbrüche! Auch das Risiko, später an Diabetes zu erkranken, soll durch übermäßigen Milchgenuss angeblich gesteigert werden.
(3) Milch und Krebs: Welche Zusammenhänge es gibt
Manche Forscher nennen einen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Brust-, Eierstock, Hoden- oder Prostatakrebs. Im NDR-Bericht äußerte sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) fast widersprüchlich mit dem Verweis, dass die Studienlage nach wie vor nicht einheitlich sei. Denn in ihren Empfehlungen für eine gesunde Ernährung rät die DGE zum täglichen Verzehr von Milch – allerdings nur gesunden Menschen. Was sind die Hintergründe?
Objektiv betrachtet lässt sich sagen, dass Muttermilch im Allgemeinen, aber Kuhmilch im Besonderen Wachstumsfaktoren enthält. Logisch, denn die Kälber, für die die Natur Milch als primäre Nahrungsquelle vorgesehen hat, sollen dadurch schnell groß werden. Trinken nun Menschen übermäßig Kuhmilch, kann der sogenannte “insulin-like growth factor 1” (IGF-1) zum Wachstum von Krebszellen beitragen. Auf diese Weise ließe sich die Korrelation zwischen Milchkonsum und Tumoren an Brust, Eierstöcken, Hoden und Prostata zumindest teilweise und vorsichtig erklären, wobei weitere Studien notwendig sind.
Bei den oben genannten Krebsarten spielt auch eine Rolle, dass Milch aus nicht-ökologischer Landwirtschaft besonders stark hormonell belastet ist, und zwar mit dem östrogenähnlichen Estronsulfat. Denn in der Massentierhaltung werden die Kühe besonders häufig gemolken, um den Ertrag zu optimieren, selbst wenn sie trächtig sind. Bei hochschwangeren Kühen ist die Milch bis zu 33-mal höher mit dem Östrogen belastet als sonst – und landet schlimmstenfalls unserer Tasse. Für Harvard-Wissenschaftler ein klares Indiz für den Zusammenhang vom Milchkonsum und hormonell bedingten Krebsarten! Übrigens wurden die genannten Studien mit pasteurisierter Milch durchgeführt, die laut den Wissenschaftlern auch wegen der Fütterung der Melkkühe mit genmanipulierten Saaten und der ultrahohen Erhitzung ein bedenkliches Kunstprodukt ist. Angeblich sei Rohmilch besser, aber auch nicht fehlerfrei.
(4) Weitere gesundheitliche Nebenwirkungen von Milch
Auch wenn jetzt eigentlich gut sein könnte mit der Milch-Meckerei, so wollen wir doch noch kurz auf weitere unschöne Erkenntnisse hinweisen. Zum einen soll Beta-Casein, ein Milchprotein, unseren Darm und damit das Immunsystem so irritieren, dass Diabetes Typ 1 begünstigt wird. Demnach ist also nicht nur, wie bisher vermutet, ein erhöhter Zuckerkonsum an Diabetes Schuld. Außerdem tragen dieselben Mechanismen dazu bei, dass Milchtrinker eher an Akne leiden.
Zudem soll Kuhmilch gerade für Kinder schlecht sein: Aufgrund der entzündlichen Prozesse, die der Milchzucker Galaktose im Körper auslöst, können die Kleinen z.B. Atemwegserkrankungen und Mittelohrentzündungen bekommen. Landkinder, die Rohmilch trinken, haben diese Probleme kaum – sie sind sogar etwas robuster. Stattdessen zeigen Kinder, die ultrahocherhitzte H-Milch erhalten, die meisten Beschwerden: Bei ihnen sind Entzündungsmarker im Blut stark erhöht.
3. Wenn schon Milch, dann von Weidekühen
Trotz der oben zitierten Studien sprechen sich Ernährungsberater noch dafür aus, dass Milch gesund für den Menschen sei. Und gerade für Kinder, die noch im Wachstum sind, gilt Milch weiterhin als guter Calciumlieferant. Nun muss sich jeder selbst eine Meinung über Kuhmilch bilden. Doch wer weiterhin nicht darauf verzichten will, kann wenigstens für gute Qualität, Nährstoffreichtum und ein grüneres Gewissen sorgen.
Den Kühen zuliebe: Keine Milch aus Massentierhaltung
Tierschutzorganisationen wie PETA sprechen sich klar gegen den Verzehr von Kuhmilch aus. Sie nennen als Grund auch die industrielle Herstellungsart, bei der die Kühe Qualen leiden. Sie stehen eng zusammengepresst in viel zu kleinen Ställen, werden mit genmanipuliertem und mit Antibiotika versetztem Futter zu “Milchmaschinen” gemästet und regelmäßig zwangsbesamt, um dauerhaft viel Milch zu produzieren. Perfide: Von ihren Kälbern werden die Rindermamas dann aber sofort getrennt, um den Milchdienst im Zuge der Verbraucher anzutreten. Die Milch, die sie eigentlich für ihre Kälber produzieren, kommt bei jenen nicht an: Um genügend Milch für den Menschen zu haben, wird der Kuhnachwuchs nach kurzer Zeit mit Ersatzprodukten gefüttert.
Aus diesen Gründen sollten verantwortungsvolle Konsumenten nur Milch kaufen und verzehren, die aus artgerechter Tierhaltung stammt. Denn auch wenn es uns die Werbung immer wieder vorgaukelt: Milch, die im Supermarkt größtenteils zu kaufen ist, stammt in der Regel nicht von Kühen, die auf saftigen Weiden ein schönes Leben haben. Nur die industrielle Massenproduktion kann die riesige Milchnachfrage stemmen, und die ist – wie bereits gesagt – weder für uns noch für die Kühe gut. Weil sie ihren natürlichen Bedürfnissen nicht gerecht wird, kann sie bei den Tieren zu Eutererkrankungen, Lahmheit und Fertilitätsproblemen führen. Und die Industrie-Milch macht uns letztlich krank.
Weidemilch ist besser als Bio-Milch
Nun könnte man einfach nach Bio-Milch greifen, bei der die artgerechte Haltung beachtet wird. Die hat natürlich einen höheren Preis – je billiger eine Milch verkauft wird, um so weniger kann von den Bauern für Tierschutz und Nachhaltigkeit ausgegeben werden. Generell ist davon auszugehen, dass es Bio-Kühen besser als ihren Artgenossen aus konventioneller Haltung geht. Sie haben bedeutend mehr Platz, sind nicht angebunden und bekommen hin und wieder Auslauf an der frischen Luft. Wobei das nicht automatisch heißt, dass die Kühe auf der grünen Weide stehen – oftmals ist es ein offener Stall mit einem mit Stroh ausgelegten Holzboden, um den Frischluftbedarf zu decken.
Aber auch Bio-Kühe produzieren ihre Milch für den Menschen und nicht für ihre eigenen Kälber. Selbst in ökologisch orientierten Betrieben werden die Kälber von ihren Müttern getrennt, damit sie von der Mutterkuh nicht gesäugt werden. Ein Vorgehen, das Vorgehen nicht natürlich ist. Während zum Beispiel in Irland Weidehaltung für Kühe weit verbreitet ist, stellt sie in Deutschland eine große Ausnahme dar. Während zum Beispiel in Irland die Weidehaltung für Kühe weit verbreitet ist, stellt dies in Deutschland noch eine große Ausnahme dar. Um dies zu ändern, hatte der Landwirtschaftsminister in Niedersachsen ein Weidemilchprogramm gestartet. Es wird aus EU-Mitteln subventioniert und ist an das Agrarinvestitionsprogramm gekoppelt, um Grünflächen und die Weidehaltung zu unterstützen. Rinderställe müssen ein höheres Tierschutzniveau erreichen und für Berg- und Hanglagen wird eine Weideprämie veranschlagt.
Solche Projekte sind begrüssenswert – da private Initiativen wie “Pro Weideland” bereits in der Kritik standen, nur eine Werbemasche zu sein. Wer Kuhmilch guten Gewissens zu sich nehmen will, der sollte darauf achten, dass es sich um echte Weidemilch handelt. Dafür reicht das Bio-Siegel allein oft nicht aus! Die Welttierschutzgesellschaft rät, Milch im Hofladen zu kaufen, wo die Haltungsbedingungen der Kühe transparent sind. Ausführlichere Informationen stellt die Tierschutzorganisation im Milchratgeber bereit.
4. Milchlos glücklich: Alternativen zu Kuhmilch
Kaffeetrinker, die unsere Liebeserklärung an schwarzen Kaffee kennen, wissen: Milch hat in Kaffee eigentlich nichts zu suchen! Sie mag dem ein oder anderen schmecken, macht unser Lieblingsgetränk aber unnötig kalorienreich und neutralisiert obendrein Pflanzenstoffe aus der Kaffeebohne. Abgesehen davon können aber auch Unverträglichkeiten oder Sorgen wegen der (potenziell) gesundheitsgefährdenden Wirkung von Kuhmilch ein Grund für den Verzicht sein.
Wer milchlos leben will, hat heutzutage eine Vielzahl an Möglichkeiten. Alternative Milcharten – die laut Lebensmittelrecht nicht “Milch” genannt werden dürfen, im täglichen Gebrauch aber so bezeichnet werden, liefern Calcium und Proteine aus pflanzlichen Quellen. Gerade aus Sojabohnen hergestellte Sojamilch weißt einen annähernd hohen Eiweißgehalt wie Kuhmilch auf, ist aber (Achtung!) ebenfalls hormonell wirksam. Daher bitte nicht zu viel davon! Weitere Alternativen sind Reismilch (aus Vollkornreis), Getreidemilch (aus Dinkel, Hafer oder Roggen) und Mandelmilch, die gerade bei Kaffeeliebhabern besonders “in” ist. Ernährungswissenschaftler warnen allerdings davor, den Milchersatz für Säuglingsernährung zu verwenden, da der hohe Energiebedarf der Kleinkinder damit wohl nicht gedeckt werden kann.
5. Fazit: Probiert es doch mal ohne Kuhmilch
Fest steht: Ob Milch gesund ist, bleibt höchst umstritten. Für das Tierwohl und den Umweltschutz bleibt zu hoffen, dass Verbraucher die industrielle Massentierhaltung nicht mehr so stark nachfragen und auf mehr artgerechte Haltung setzen. Wer guten Gewissens Milch trinken will, besucht am besten den Hofladen um die Ecke, und schränkt den Konsum etwas ein.
Wir persönlich haben übrigens Milchersatz fest in unseren Alltag integriert und lieben unsere Mandelmilch im Müsli oder in der Acai Bowl. Wir vertragen Kuhmilch, aber nur in Maßen. Mit Mandelmilch fühlt sich der Bauch besser an und der nussige Geschmack kommt sogar im Kaffee ganz gut 🙂
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.