Diäten machen meistens keinen Spass und gehen mit Entbehrungen einher. Schlimmer noch: Viele Quacksalber locken mit vermeintlichen Wunderpillen, die den Appetit zügeln sollen – und dabei noch gefährlich sind. Das muss doch leichter gehen! Wäre es nicht zu schön, wenn du mit deinem Lieblingsgetränk Kaffee abnehmen könntest? Oder zumindest davon nicht zunehmen würdest? Wir erörtern hier mit Blick auf die Forschung, ob das funktionieren kann.
1. Beliebte Schlankmacher: Diäten, Kaffee & Zigarette?
Unter den Lebensmitteln, die schlank machen sollen, sind einige Klassiker: Das gute alte Vollkornbrot zum Beispiel, Hülsenfrüchte und Nüsse. Sie alle haben gemeinsam, dass sie gute Kohlenhydrate enthalten und besonders lange sättigen. Auch die Ananas ist eine echte Diät-Wunderwaffe, da sie dem Körper mehr Kalorien entzieht als zuführt. Generell dürfen Obst und Gemüse bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung nicht fehlen, da sie den Vitamin- und Mineralstoffhaushalt in Schwung bringen.
Neben einem neuen Diät-Plan kann man zusätzlich versuchen, durch etablierte Gewohnheiten (oder eben Brechen mit ebendiesen) im Alltag abzunehmen. Die Deutschen lieben ihren Kaffee ja in erster Linie als koffeinreichen Muntermacher. Manche nehmen auch die typischen Bitterstoffe im Kaffee wahr, je nach Röstung, Sorte und persönlichem Empfinden mal mehr, mal weniger. In dem Zusammenhang könnte man einen Vergleich mit bitteren Kräuterauszügen anstellen, wie es sie z.B. in der Apotheke als Tinkturen zu kaufen gibt: Sie versprechen, den Konsumenten schlank zu halten, weil sie angeblich Stoffwechsel und die Verdauung anregen. Dieser Logik folgend: Könnte man dann auch mit Kaffee abnehmen? Das ist die Frage… Was an der Idee dran ist, werden wir uns zusammen mit der Studienlage gleich einmal genauer ansehen.
Auch das Rauchen ist so eine Gewohnheit bzw. ein Laster, das zumindest gefühlt schlank hält. Dem beliebten „leichten“ Mittagsimbiss aus Kaffee und Zigarette folgt aber irgendwann die Erkenntnis, dass der Minimalpreis für die schlanke Figur vorzeitig gealterte Haut ist. Richtig so, denn Rauchen ist extrem ungesund! Neben den bekannten Gefahren wie Raucherlunge & Co. lässt der Nikotin-Konsum außerdem zu Cellulite, Falten und einem Grauschleier der Haut. Zwischenfazit: Man kann eben nur mit einer gesunden Einstellung zu Ernährung und Sport langfristige Erfolge bei Diäten erzielen. Aber die Theorie, dass man mit Kaffee abnehmen kann, sollten wir uns genauer ansehen.
2. Mit Kaffee abnehmen: Kann Kaffee Diäten unterstützen?
In modernen Diäten und Ernährungskonzepten ist Kaffee teils ausdrücklich erlaubt – was ganz verschiedene Gründe hat. Jüngst tauchte er sogar in Fitness- und Sportmagazinen wie Fit for Fun auf: Dort hatte man britische und brasilianische Studien gesichtet und darauf basierend zusammengefasst, inwiefern das Koffein im Kaffee die Muskelkraft und Konzentration steigern kann. Logisch, dass Sport selbst wie Lauf- oder Fitnesstraining dank der vielen Bewegung den Stoffwechsel anregt und so den Gewichtsverlust in Gang bringt. Aber Kaffeegenuss? Wir schauen uns im Überblick an, was die Forschung zum Thema “mit Kaffee abnehmen” sagt.
Kaffee selbst hat wenige Kalorien
Kaffee ist eines der Getränke, die nur sehr wenige Kalorien haben. Kein Wunder: Kaffeebohnen kommen aus der Kaffeekirsche, werden getrocknet und geröstet, ohne das weitere Zutaten zum Einsatz kommen. Mit Wasser bereitest du dir daraus quasi einen natürlichen Aufguss zu, so wie es auch bei jedem losen Tee oder Beuteltee gemacht wird. Trinkt man das Koffeingetränk schwarz, dann schlagen gerade mal um die 2 Kalorien zu Buche (Quelle: wikifit). Die müsste man selbst bei strengen Abnehm-Regimes wie z.B. Weight Watchers nicht anrechnen.
Dementsprechend wäre schwarzer Kaffee im Rahmen einer Diät erlaubt. Allerdings macht die Idee “mit Kaffee abnehmen” nur denn Sinn, wenn man sich auch ansonsten gesund ernährt, Sport in den Alltag einbaut und das “schwarze Gold” tatsächlich pur und ohne ohne weitere Zutaten genießt. Denn fetthaltige Milch, Zucker und Sirup tragen beim Kalorienkonto dick auf! Dabei kann ein guter schwarzer Kaffee oder ein “echter” Eiskaffee (Kaffee schwarz + Eiswürfel) genau so gut schmecken, wenn das Produkt stimmt.
Kann Kaffee den Appetit zügeln?
Vielleicht kennst du es ja: Trinkst du den ganzen Tage ausreichend Getränke wie z.B. Wasser oder ungesüßten Tee, dann verspürst du weniger Hunger, weil dein Magen gefüllt ist und weniger Nahrung möchte. So kannst du logischerweise die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit besser überbrücken, ohne Heißhungerattacken zu fürchten. Außerdem füllst du deinen täglichen Flüssigkeitshaushalt gleich mit auf. Purer Kaffee darf laut Experten wie dem Berufsverband der Deutschen Internisten (BDI) ebenfalls zur Flüssigkeitsbilanz gezählt werden und entwässert entgegen der landläufigen Meinung den Körper nicht. Und, logo, er passiert ebenfalls deinen Magen und Verdauungstrakt. Dennoch gibt es wie immer ein “Achtung”, was den Einfluss von Kaffee auf deinen Appetit angeht:
Ist in deinem Kaffee Zucker enthalten, dann treibt jener den Insulinspiegel erst in die Höhe, und etwas später rapide in den Keller. Die Folge ist akuter Heißhunger, der dich direkt zum Kühlschrank oder Imbiss treiben wird! Gerade Instantkaffee-Pulver, aromatisierte Kaffeepads und Fertigmixe sind oft mit Zucker versetzt. Nur bei selbst aufgebrühtem Kaffee hast du den Zuckergehalt in der Hand – bzw. kannst ihn bewusst weglassen.
Außerdem kommt es ganz auf die Person an, ob und wie sich Kaffee auf den Appetit auswirkt. In “Caffeine, coffee, and appetite control: A review” wird die wissenschaftliche Studienlage zusammengefasst. Das Urteil: Ein 30 Minuten bis 4 Stunden vor dem Essen getrunkener Kaffee kann den Appetit vielleicht eingrenzen, muss es aber nicht. Ob man mit Kaffee abnehmen kann, lässt sich demnach also wirklich nicht eindeutig beantworten. Denn es kommt z.B. immer darauf an, wie schnell die jeweilige Person das Koffein verstoffwechseln und vertragen kann. In diesem Zusammenhang ist auch der kleine Versuch einer promovierten Ernährungsberaterin interessant, in der getestet wurde, welche Rolle bestimmte körpereigene Hormone auf den Appetit haben und wie die Versuchspersonen ihren Hunger nach dem Genuss von entkoffeinierten Kaffee, normalen Kaffee und Wasser bewerteten.
Ist Kaffee ein Fatburner?
Unsere moderne Ernährung weist kaum noch Lebensmittel mit wichtigen Bitterstoffen wie z.B. Rucola, Löwenzahn, Distel und Chicoree auf. Allerdings wirken gerade die sich auf die Fettverbrennung positiv aus, weil sie die Produktion von Magensäften anregen. Deswegen gibt es am Markt ja diverse “Bittertropfen” aus Pflanzenextrakten. Auch in meiner Hausapotheke steht so ein Fläschlein, weil es mir nach einer schweren Mahlzeit beim Verdauen hilft. Zumindest habe ich persönlich den Eindruck, und darauf kommt’s ja an 😉 Aber Moment: Ist dann auch Kaffee bei Diäten empfehlenswert – denn er kann ja ebenfalls bitter schmecken, oder? Eine Antwort gibt Dr. Malte Raubach, Autor des Buches “Die Kaffeeapotheke”, in diesem Artikel. Darin resümiert er, inwiefern Koffein und andere bittere Stoffe im Kaffee die Produktion von Magensäure ankurbeln können. Wirklich lesenswert!
Auch eine Studie der Universität Birmingham hatte die vorliegende Datenlage im Bezug auf die Frage gesichtet, ob die Ankurblung der Fettverbrennung (Lipolyse) durch Koffein in Kaffee und Tee bestätigt werden kann. Mal unabhängig von der Frage, ob du mit Kaffee abnehmen oder zumindest den Stoffwechsel ankurbeln kannst: Viele Menschen haben die Gewohnheit, sich nach einem üppigen Mahl zu Hause oder im Restaurant ein Tässchen Filterkaffee oder Espresso zu gönnen. Das mache ich auch nach jeder Familienfeier, inklusive “Beine vertreten” nach dem meist fetten Essen – denn mir persönlich tut es auf jeden Fall gut. Doch sicherlich hat da jeder so seine eigenen Strategien.
Regt Kaffee den Stoffwechsel und Darm an?
Wer eine warme Tasse Kaffee trinkt, dem wird wahrscheinlich genau das: Warm. So wie bei einer Tasse dampfendem Tee. Doch kann Kaffee ebenfalls den Energieverbrauch anregen? Zu genau dieser Frage werden auf Healthline die Erkenntnisse verschiedener Studien zusammengefasst. Interessant darin zu lesen ist, wie sich Koffein auf die sogenannte “Resting Metabolic Rate” (die Stoffwechselrate im Ruhezustand) auswirkt – ein Effekt, der gerade bei jungen, schlanken Menschen ausgeprägt zu sein scheint. Doch auch hier: Wir meinen, dass du auf jeden Fall eher die Pfunde purzeln lassen kannst, wenn du dich bewegst, anstatt auf dem Hosenboden zu sitzen.
Noch etwas, dass man Kaffee nachsagt, ist eine harn- bzw. stuhltreibende Wirkung. Fällt damit der Gang zur Toilette wirklich leichter? Kann man etwa mit Kaffee abnehmen, weil der Stuhlgang geregelter ausfällt und verdaute Nahrung kürzer im Darm „zwischengelagert“ wird? Viele Menschen würden bestimmt bestätigen, dass es sie nach dem Kaffeegenuss auf das stille Örtchen treibt. Tatsächlich haben Wissenschaftler aus Texas nun eine Erklärung dafür: Sie erforschten, inwiefern Kaffeegenuss die Muskeltätigkeit des Darms anregt, weil sich dies natürlich darauf auswirkt, wie schnell das Verdaute ausgeschieden wird. Wohlgemerkt basierten ihre Beobachtungen nicht nur auf Tierstudien, sondern auch auf Beobachtungen vom menschlichem Gewebe.
Kann Kaffee zu sportlichen Leistungen anspornen?
Mir persönlich käme es ja nicht in den Sinn, unmittelbar vor dem Sport zu Essen oder einen Kaffee zu trinken – der schwappt beim Laufen & Co. dann doch nur unnötig im Bauch herum. Und auf Zack komm’ ich beim Bewegen ohnehin. Geht’s nicht allen so? Nein, zumindest wenn man diesen Artikel auf dem Sportblog Runtastic mit Verweis auf die Wissenschaft liest: Demnach scheinen manche Sportler vor dem Training einer Tasse Kaffee durchaus nicht abgeneigt zu sein. Die Runtastic-Autoren stützen ihre Aussagen auf eine Untersuchung, die im International Journal of Sport Nutrition and Exercise Metabolism veröffentlicht wurde, und den Effekt von Kaffeekonsum vorm Laufen und Radfahren erhoben hatte.
Kann Koffein also wirklich stimulierend wirken und dazu beitragen, beim Sporteln länger durchzuhalten? Am Ende wird das wohl jeder für sich selbst beurteilen müssen. Wer es versuchen möchte, läuft wenigstens nicht in Gefahr, durch Kaffee zu dehydrieren – weil Experten wie der Berufsverband der Deutschen Internisten (BDI) mittlerweile sagen, dass Kaffee dem Körper kein Wasser entzieht. Nichtsdestrotrotz wird man ein Glas Wasser, eine Schorle oder einen kalten Tee natürlich als erfrischender und somit als viel durststillender empfinden.
3. Teetrinker aufgepasst: Grüner Tee ist euer Freund
Die Diskussion in Wissenschaft und Praxis dreht sich nicht nur darum, ob man mit Kaffee abnehmen kann, sondern befasst sich auch mit Tee. Grüntees sollen nicht nur beleben, sondern den Stoffwechsel anregen, unter anderem durch die erwähnten Bitterstoffe bzw. das Tein. Das muss aber noch lange nicht bedeuten, dass grüner Tee immer bitter sein muss. Manche Grüntees – wie beispielsweise der gerollte Gunpowder Tee – haben bei zu langem Ziehen eine bittere Note, andere aber nicht. Ein drei Minuten gezogener japanischer Sencha-Tee mundet zum Beispiel immer köstlich und lässt keine Bitterkeit an die Geschmacksnerven.
Ein weiterer Grund, warum Abnehmen mit Grüntee gut funktioniert kann, ist die Tatsache, dass Grüntee auf natürliche Weise stark entwässert. Genau deswegen sollte man ihn aber nicht im Übermaß trinken. Abgesehen von seiner stark anregenden Wirkung, die einem den Schönheitsschlaf zunichte macht, verliert der Organismus viel Wasser. Das aber benötigt er in größeren Mengen, damit er alle Stoffwechsel- und Entgiftungsvorgänge optimal ausführen kann. Am besten soll übrigens das Grüntee-Pulver Matcha sein, das du ebenfalls zum Kochen verwenden kannst.
Fazit: Ran an die Tassen!
Ob du trotz bzw. mit Kaffee abnehmen kannst – oder aber mit Grüntee – kann nicht allgemeingültig beantwortet werden. Das was bei anderen funktioniert, muss bei dir nicht zwangsläufig klappen – oder umgekehrt. Fakt ist, dass beide Getränke weniger Kalorien haben, wenn du sie möglichst pur genießt. Am besten gönnt man sich ein Glas Leitungswasser oder Mineralwasser dazu – weil Grüntee stark entwässert, und weil es ohnehin den Stoffwechsel und die Lymphe unterstützt. Gesunde, wertvolle Lebensmittel auf dem Speiseplan und Sport tun ihr Übriges, straffen das Gewebe und lassen den Teint strahlen. Dann macht die Waage bald keine Angst mehr und der Sommer-Body hält das ganze Jahr!
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.