Warum braucht die Welt Fairtrade Kaffee? Für uns von Happy Coffee ist klar, dass nur ein fair gehandelter Kaffee ein glücklicher Kaffee sein kann – den wir allerdings ohne Siegel, sondern mittels Direkthandel sicherstellen. Denn das Glück, das wir beim Genuss eines guten Kaffees genießen, soll nicht nur dem Endkonsumenten, sondern vor allem auch dem Produzenten beschert sein. Bei einem so besonderen Produkt stellt sich zudem die Frage, ob Kaffee, der nicht Fairtrade ist – also fair und mit Respekt gehandelt und behandelt wurde – überhaupt ein guter Kaffee sein kann? Was sind also die Kriterien für Fairtrade Kaffee? Und wie kannst du sicher gehen, dass du wirklich fair gehandelten Kaffee bekommst?
Wofür steht Fairtrade Kaffee?
Zunächst einmal bedeutet Fairtrade nichts anderes als fairer Handel. Kerngegenstand dieser Idee ist, dass alle am Anbau und an der Produktion eines Gutes Beteiligten faire Löhne erhalten müssen. Nun ist das bei Kaffee am Massenmarkt leider selten der Fall, denn oftmals bekommen die Kaffeebauern nur einen verschwindend geringen Anteil an dem, was der Handel letztlich mit dem Endprodukt einspielt. Fairtrade Kaffee will dies nun ändern, und wirbt mit dem berühmte Fair Trade Siegel. Es prangt mittlerweile auf vielen Packungen, selbst bei so günstigen Anbietern wie Aldi oder Lidl. Wie fair solche Discounter wirklich sein können, wird in der Wirtschaft heiß diskutiert.
Tatsächlich gibt es auf dem Markt einige Kaffeeprodukte, die fair gehandelt werden, ohne das berühmte Fairtrade Siegel zu tragen. Denn um jenes zu bekommen, muss man einen aufwendigen und kostspieligen Prozess durchlaufen, den sich gerade kleine Kooperativen nicht immer leisten können. Hinzu kommt, dass das Fairtrade Siegel immer wieder in die Kritik gerät und manche Kaffee Anbieter sich bewusst gegen das Siegel entscheiden. So ist beispielsweise auch unser Happy Coffee aus Direkthandel, der ebenfalls Fairness in Anbau sowie Produktion und obendrein noch weitaus persönlichere Beziehungen zu den Kaffeebauern sicherstellt.

Fairtrade Kaffee: Das Siegel und sein Versprechen
Die ersten Fairtrade-Bewegungen begannen Mitte des 20. Jahrhunderts. Seitdem hat sich daraus ein regelrechter Trend entwickelt: Es gibt nicht nur faire Lebensmittel, sondern selbst faire Mode und ganze Fairtrade Towns. Zur Vergabe des Fairtrade Siegels hat sich mittlerweile ein administrativer Prozess entwickelt. So legt die FLO (Fairtrade Labelling Organization) auf dem immer größer werdendem Markt die Mindeststandards für den fairen Handel fest und vergibt das begehrte Label. Fairtrade Kaffee ist eines der Vorzeigeprodukte dieser Bewegung, da die Bohnen meist aus Schwellenländern stammen – die bei der Beeinflussung und Nutznießung des Kaffeeweltmarktpreises meist ganz hinten anstehen. Und so gehört Kaffee zu den umsatzstärksten Produkten auf dem Fairtrade Markt.
Mindeststandards von Fairtrade Kaffee
Der gemeinnützige Verein TransFair schreibt genau vor, welche Standards ein Produkt mindestens erfüllen muss, um das Fairtrade Siegel von der FLO verliehen zu bekommen. Das betrifft in erster Linie die Bedingungen, unter denen die Produkte angebaut und produziert werden. Am Kaffeemarkt will man so erreichen, dass die Kaffeebauern in den Anbauregionen ein faires Einkommen haben, ihre Standards weiterentwickeln können, unter gerechten Bedingungen arbeiten und ein gutes Leben führen. Hier ein paar der Hauptkriterien, die für eine Auszeichnung mit dem Siegel zu erfüllen sind:
- Faire Preise (stabiler, von Weltmarktschwankungen unabhängiger Mindestpreis plus Fairtrade Prämie)
- Transparenz beim Geld-, Waren- und Handelsfluss (Fairtrade Produkte müssen auf allen Stufen rückverfolgbar sein)
- Verantwortungsvolle und transparente Handelsbeziehungen (wenn nötig mit Vorfinanzierung der Handelschargen)
- Sozialverträgliche Arbeitsbedingungen und demokratische Organisation (Gewerkschaften und Kooperativen)
- Gleichberechtigung von Frauen und Verbot von Kinderarbeit
- Ökologischer Anbau und Schutz der natürlichen Ressourcen
- Verbot von chemischem Dünger und gentechnisch manipulierten Saaten
- Unterstützung beim biologischen Anbau (und damit der Bio Zertifzierung)
Damit versucht man bei Fairtrade Kaffee also, die allgemein akzeptierte Definition vom nachhaltigen Wirtschaften zu erfüllen – indem ökonomische Interessen mit ökologischen und sozialen Bedingungen unter einen Hut gebracht werden. Natürlich hat das alles seinen Preis: Fairtrade Kaffee wird deutlich teurer verkauft als normaler Kaffee.

Fairtrade Kaffee vom Discounter?
In einer komplexen Welt voller Wirtschaftsbeziehungen, Gesetzen, politischen Querelen und der hier und dort zuschlagenden Profitgier ist es nicht gerade einfach, im großen Maßstab fairen Handel durchzusetzen. Das ist nicht weiter überraschend. Deswegen steht auch die Vergabe des Fairtrade Siegels immer wieder in der Kritik. Die Rede ist von einem undurchsichtigen Etikettenwald mit Siegeln, die mehr Sein als Schein sind. Genauso wird die durchaus erlaubte Mischkalkulation – also die Kombination fairer und unfairer Produkte – im Handel in gewissem Maße erlaubt. Mehr dazu kannst du in unserer Fairtrade Kritik nachlesen.
Einer der Hauptkritikpunkte bleibt, dass Fairtrade in Discountern eigentlich nicht möglich bzw. eine reine Milchmädchenrechnung sei. Auch in meinem Kopf tauchen regelmäßig Fragezeichen auf, wenn ALDI viel zu günstigen Fairtrade Kaffee anbietet oder ich im Sortiment von Tchibo deutlich hervorgehobenen Fairtrade Kaffee entdecke, der zwischen vielen “normalen” Kaffees steht. Einerseits müssen die Kriterien von TransFair für den Fairtrade Kaffee natürlich eingehalten werden, um das Label zu bekommen. Doch wenn andererseits dafür Dumping-Preise möglich sind, kann man nur mutmaßen, dass hier durchaus Marktmacht und Greenwashing im Spiel sind…
Die obige Dokumentation versucht, etwas Licht in den Fairtrade Dschungel zu bringen. Und hier ist noch ein etwas älteres, aber ebenfalls sehenswertes Video speziell über Fairtrade Kaffee.
Fairtrade Kaffee auf dem Massenmarkt: Ist das möglich?
Bei näherem Nachforschen geht die Kritik an Fairtrade Kaffee noch weiter. Denn Fairtrade ist zum lukrativen Geschäft geworden und jeder Kaffeeanbieter, der auf dem Markt bestehen möchte, muss mindestens einen Fairtrade Kaffee im Sortiment haben. Das Geschäft brummt also! Unseren Kaffee-Durst stillten im Jahr 2017 über 17.000 Tonnen Fairtrade Kaffee. Tendenz steigend!
Doch war der Kaffee auch wirklich fair gehandelt? Bekamen die Kaffeebauern für ihre Mühen und tollen Bohnen wirklich einen besseren, angemessenen Preis? Letzten Endes werden die Produzenten nicht prozentual am Verkaufserlös, sondern mit dem festgelegten „fairen Preis“ entlohnt, egal wieviel am Ende vom Kuchen noch übrig bleibt. Studien weisen darauf hin, dass die hohen Zertifizierungs- und Beratungskosten natürlich von den Bauern getragen werden und den gut gemeinten positiven Effekt des Siegels wieder aushebeln. Einige Wissenschaftlicher sind sich sogar einig, dass sie mit dem normalen Marktmechanismus eigentlich mehr verdienen würden…
Wie du echten Fairtrade Kaffee finden kannst
Kaum einer von uns hat die Möglichkeit, sich selbst vor Ort einen Eindruck von den Anbau- und Produktionsbedingungen seines Kaffees zu machen. Und so bleibt uns am Ende nur übrig, Siegeln und den Aussagen der Anbieter zu vertrauen. Eine Prise Gutglaube ist also bei jedem Schluck Kaffee dabei. Du kannst dein Vertrauen aber vergrößern, indem du genau hinschaust! Greife nicht einfach nur zum vermeintlichen Fairtrade Kaffee, weil er das Label hat, und freue dich, ihn guten Gewissens beim Discounter so günstig zu bekommen.
Informiere dich über die Herkunftsbedingungen! Gerade kleine Kaffeeanbieter, die ihren Kaffee von Kooperativen beziehen und sich häufig das kostspielige Fairtrade Siegel nicht leisten können, informieren umso ausführlicher woher und von wem sie die Kaffeebohnen beziehen. Das Internet ist heute ja jederzeit zur Hand, so dass du sogar vor dem Einkaufsregal stehend eine kleine Recherche anstoßen kannst. Oder du schaust dich online genauer nach fairen bzw. direkt gehandelten Bio Kaffees wie unserem Happy Coffee um. Das ist zunächst vielleicht etwas zeitaufwendig, aber die Mühe zahlt sich aus, wenn du deinen fairen Lieblingskaffee gefunden hast.
Ein Happy Coffee macht alle glücklich
Happy Coffee ist mehr als nur ein Kaffeemagazin. Auch wir wollen die Kaffeewelt etwas glücklicher machen: Mit unseren eigenen Happy Coffees aus Äthiopien, Mexiko und Peru! Die Arabica-Bohnen für die Espresso- oder Filterkaffeeröstungen stammen aus zertifiziertem biologischem Anbau von kleinen Kooperativen. Und nein, die Packungen tragen kein Fairtrade Logo, sind aber dennoch fair gehandelt – denn wir setzen auf den gerechten und persönlichen Direkthandel. Unsere Kleinbauern folgen nicht nur ökologischen Richtlinien und werden fair entlohnt, sondern arbeiten mit uns vor Ort an Entwicklungsprojekten zusammen. Und danach? Gibt’s für alle eine Tasse glücklichen Kaffee!
Artikelbild: Kaffeebauer in Peru, von Melanie Böhme
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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.