Arabica, das klingt nach 1001 Nacht und 1001 Aromen. Die längliche Bohne der Arabica Kaffeepflanze entführt uns mit ihrer unverwechselbaren, geschwungen Kerbe in eine faszinierende Welt des guten Geschmacks. Sie entfacht Gaumenfreuden, erhellt unseren Geist und kurbelt die Dopamin-Produktion im Gehirn an, die uns glücklich macht. Ihre Artgenossin dagegen, die Robusta Bohne, klingt nach dem hart-robusten Leben. Doch ist Nomen hier wirklich Omen, die eine Kaffeebohne der Traum und die andere kalte Realität? In diesem Artikel nehmen wir Arabica Kaffee näher unter die Lupe.
Ist 100% Arabica Kaffee ein Qualitätsmerkmal?
Wie ein Stempel prangt es auf vielen Kaffeeverpackungen: 100% Arabica. Ist das wirklich ein Qualitätsmerkmal? “Ja” ruft mir die Packung entgegen. “Kauf mich, denn ich bin ein Kaffee von der besten Sorte! Als Arabica bin ich internationaler Testsieger bester Herkunft. So einen guten Kaffee wie mich kriegst du so leicht nicht wieder!” Erstaunlich, wie viel so ein kleines Siegel doch aussagen möchte. Doch Moment einmal. Im Regal prangt auf der Kaffeepackung links daneben, von einem anderen Anbieter, dasselbe Versprechen. Und von den Kaffees im oberen Regalfach blinzeln mich auch verheißungsvoll eine Eins und zwei Nullen an. Die Erklärung dafür ist ganz einfach.
100% Arabica ist eher eine Inhaltsangabe als ein Qualitätsmerkmal und trifft auf die meisten Kaffees zu: Denn Arabica Bohnen sind die führende Kaffeeart und machen 70% des Weltmarktes aus. Demzufolge steckt in den meisten Kaffeesorten Arabica drin.
Wie gut ein Kaffee wirklich ist, hängt nicht nur von der Kaffeeart, sondern auch von Anbau- und Verarbeitungsbedingungen ab. Will meinen: Es kann gute als auch schlechte Arabicas geben, genauso wie es auf Robustas zutrifft. Aber warum wird dann so viel Wirbel um Arabica Kaffee gemacht? Wieso soll diese Kaffeebohne so besonders sein? Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Anbauweise und die Herkunft von Arabica Kaffee.
Arabica Kaffee: Die Bohne aus dem Hochland
Es gibt unglaublich viele Kaffeesorten, doch die meisten von ihnen sind auf zwei wesentliche Arten zurückzuführen: Arabica (ca. 70%) oder Robusta (ca. 30%). Nur ein verschwindend geringer Anteil der Kaffeesorten besteht aus anderen Spezies, die in Statistiken wegen der Rundung meistens gar nicht erst auftauchen. Die Welt ist also ganz vernarrt in Arabica Kaffee. Das liegt an dem besonders klaren, komplexen Geschmack, den man Kaffeebohnen dieser Art nachsagt. Er resultiert zum einem in den Anbaubedingungen – mit klaren Unterschieden zwischen den Anbaugebieten – zum anderen in der Verarbeitung.
Wo kommt Arabica Kaffee eigentlich her?
Die Pflanze Coffea Arabica sowie die Kultur, aus dieser ein Getränk zu gewinnen, stammt ursprünglich aus Äthiopien. Dort wurde den roh kaum schmeckenden Kaffeebohnen zunächst wenig Beachtung geschenkt. Die Menschen bevorzugten lange die Blätter der Coffea Arabica, um sich daraus einen Tee zu zu bereiten. Der Legende nach beobachtete eines Tages ein Hirte seine Ziegen, wie sie aufgeweckt umher tollten, nachdem sie die Bohnen der Kaffeepflanze gegessen hatten. Um selber in den Genuss dieses erweckenden Effektes zu kommen, mussten die Hirten aber erst entdecken, dass Arabica Kaffeebohnen durch Rösten ihre wohlschmeckenden Noten entfalten.
Als erstes wendete man frühe Formen der Kaffeerösterei im Jemen, in Ägypten und später in der Türkei an. Dabei wurden die Bohnen in Metallschüsseln über den Feuer gebrutzelt, bis sie ihre heute so beliebten Aromen entwickelten. Im 17. Jahrhundert begann durch holländische Seefahrer schließlich der Siegeszug vom Arabica Kaffee in der europäischen Welt. Damit kamen die Europäer also zum ersten Mal in den Genuss von typischem Kaffeegeschmack. Vielleicht ist Arabica deshalb bis heute das beliebteste schwarze Gold unter Kaffeefreunden. Doch es liegt auch am besonders feinen Geschmack, der Arabica von anderen Kaffeearten unterscheidet.
“Coffee beans” by Ana Rodríguez Carrington (CC BY 2.0)
Anbaubedingungen von Arabica Kaffee
Anders als Robusta – die ihren Namen der Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und trotz schwankender Witterungsbedingungen verdankt – ist die Arabica Kaffeeplanze nebst ihrer Bohnen ein kleines Sensibelchen. Sie mag es weder zu warm und noch zu kalt, nicht zu nass und nicht zu trocken, und nicht allzu sonnige Verhältnisse. Darum gedeiht Arabica Kaffee, oft als Hochlandkaffee bezeichnet, am besten in Höhenlagen ab 1.000 Meter bis 2.000 Meter und in Mischkulturen, damit höhere Bäume genug Schatten spenden. Denn die Arabica Pflanzen selbst werden nur etwa 5 Meter hoch und mögen Temperaturen von etwa 18 bis 22 C°. Wird es ihnen zu warm, erkrankt Arabica leicht an Kaffeerost, einem Pflanzenbefall mit einem Pilz, der sich wie ein rostiger Film über die Blätter legt.
Im Gegensatz dazu nennt man den robusten Robusta auch Tieflandkaffee, da er deutlich unter 1.000 Metern Höhe wächst und sogar auf dem flachen Land zu finden ist. Selbst tropische Temperaturen von 30 °C machen ihm für ein paar Tage nichts aus, wobei im Durchschnitt 22 bis 26 °C ideal sind. Robusta Kaffeepflanzen können bis zu 10 Meter hoch werden!
Dank seiner Widerstandsfähigkeit wächst Robusta schneller als Arabica: Nach maximal 8 Monaten können die Robusta Kaffeebohnen geerntet werden. Bei Arabica dauert es hingegen bis zu 11 Monate, weil er im milden Klima langsamer wächst. Außerdem hat Robusta einen deutlich höheren Ernteertrag, weil viel mehr Kaffeekirschen an den Ästen der Kaffeepflanzen wachsen. Somit ist Robusta im Anbau deutlich billiger als Arabica.
Die wichtigsten Anbauregionen von Arabica Kaffee
Die besten klimatischen Voraussetzungen für Arabica Kaffee finden sich in Höhenlagen rund um den Äquator – dem so genannten Kaffeegürtel. Hier schwanken die Temperaturen am wenigsten und ab 1.000 Metern Höhenlage sind die Durchschnittstemperaturen sowie die Luftfeuchtigkeit genau richtig. Es gibt Anbaugebiete, die sich ausschließlich auf Arabica spezialisieren, während in anderen auch Robusta gezüchtet wird. Besonders bekannt für den Anbau von hochwertigem Arabica sind folgende Länder:
- Äthiopien: In der “Wiege” des Kaffees, nämlich Äthiopien, sind die lokalen Kaffeebauern besonders versiert. Äthiopische Arabicas sind so komplex wie ein guter Wein: Mit feiner Säure, blumigen und leichten Zitrusnoten. Probiert doch mal unseren Happy Coffee aus Sidamo aus, um euch selbst zu überzeugen!
- Brasilien: Neben Robusta wächst in Brasilien z.B. Bourbon, eine alte Arabica Sorte mit weichem Aroma, sowie weitere Arabicas in Küstenregionen, die Experten für ihr spezielles “Seewasseraroma” loben.
- Honduras: Das Land ist einer der größten Kaffeeproduzenten in Mittelamerika. Die von hier kommenden “Strictly High Grown” Arabicas sind bekannt für ihren nussig-fruchtigen Geschmack.
- Kolumbien: Hier war und ist die Produktion von Arabica eine Staatsangelegenheit und wird besonders gefördert. Der Geschmack der verschiedenen Varietäten aus Kolumbien wird als voll und weich beschrieben.
- Mexiko: Kaffee wird in Mexiko meistens von Kleinbauern gezüchtet und hat einen ganz eigenen Charakter – mit feinem Aroma und sehr wenig Säure. So wie unser beliebter Happy Coffee aus Chiapas, der schon Teetrinker bekehrt hat!
Doch es gibt noch viele weitere Länder, die sehr guten Arabica produzieren. Manche hatte man wahrscheinlich noch nie auf dem Schirm: Wusstest du zum Beispiel, dass der Blue Mountain Coffee – immerhin einer der teuersten Arabicas der Welt – aus Jamaika kommt? Dass man in der Landesmitte von Costa Rica nicht nur Regenwald, sondern auch viele Kaffeefarmen findet? In Indien wird Arabica sogar absichtlich fermentiert, damit er den charakteristischen “Monsun-Geschmack” bekommt. Mit dem Happy Coffee Puno aus Peru (siehe folgendes Bild) haben wir auch ein Arabica Highlight im Sortiment, das selbst Kennern neu ist.
Arabica versus Robusta: Die Kaffeebohnen im Vergleich
Du weißt nun Einiges über den Anbau von Arabica Kaffee, und selbst vom Geschmack haben wir dir vorgeschwärmt. Kommen wir nun zu der Frage, die vielen Kaffeefreunden unter den Nägeln brennt: Ist Arabica wirklich die beste Bohne und kann mehr, als beispielsweise Robusta? Die Antwort lautet: Jein. Arabica und Robusta sehen anders aus, haben unterschiedliche Inhaltsstoffe und schmecken verschieden. Doch das Eine muss nicht schlechter als das Andere sein.
Unterschiede in Optik und Inhaltsstoffen
Nicht nur die Anbaubedingungen sind bei Arabica und Robusta verschieden, sondern selbst die Kaffeebohnen, die sich in den Kaffeekirschen verbergen. Legt man sie nebeneinander, fallen sofort optische Unterschiede auf. Während Arabica Bohnen eine längliche Form haben und eine geschwungene Kerbe, so sehen die Robusta Bohnen eher rundlich aus und haben eine gerade Kerbe. Sie werden von manchen Experten auch “Rundbohnen” genannt.
Sogar die Inhaltsstoffe sind etwas unterschiedlich. Denn Arabica Bohnen haben nur halb so viel Koffein wie Robusta Bohnen und beinhalten weniger Chlorogensäure, die für den bitteren Geschmack verantwortlich ist und mitunter auf den Magen schlagen kann. Deswegen greifen empfindliche Menschen gern zum milderen Arabica – und natürlich wegen dem sehr angenehmen Geschmack. Er kommt vor allem beim Handfiltern mit Kaffeebereitern wunderbar zur Geltung. Allerdings wird Chlorogensäure beim Rösten abgebaut, und wenn Robusta wie üblich stärker geröstet wird, stellt der Inhaltsstoff kein Problem dar.
Außerdem hat Robusta weitere Vorzüge: Da die Bohnen weniger Kaffeeöle enthalten als Arabica, bekommt man damit eine bessere Crema hin. Und in Espresso Blends sorgen die kräftigen Aromen vom Robusta für einen dominanten Geschmack, der gerade für Kaffeespezialitäten mit Milch nötig ist. Beide Kaffeearten haben also ihre Daseinsberechtigung.
Unterschiede im Geschmack
Es ist tatsächlich kein Märchen, dass Arabica einen besonders feinen Geschmack hat. In den Kaffeebohnen stecken mehr Fette, mehr Zucker und mehr Kaffeeöle drin. Damit schmeckt Arabica gefälliger, da er leicht süßlich ist und weniger Chlorogensäure (Bitterstoffe) enthält. Das macht ihn insgesamt milder. Viele Kaffeetrinker nehmen bei Arabica außerdem eine größere Aromenvielfalt aus fruchtigen, süßen, floralen, zitrusartigen und nussigen Noten wahr.
Auch ein kräftigerer Robusta muss nicht schlecht ein und hat geschmackliche Vorteile. Es stimmt, dass er wegen seiner Inhaltsstoffe – weniger Zucker, Fett und Kaffeeöle sowie mehr Chlorogensäure und Koffein – dominanter, bitterer, holziger und schärfer schmecken kann. Allerdings schätzt man gerade in Südeuropa den kraftvollen Robusta Geschmack und es gibt mitterweile sogar Fine Robustas. Dieser Specialty Coffee schmeckt dank ausgefeilter Anbau- und Verarbeitungsmethoden überhaupt nicht bitter, sondern süßlich, floral und komplex.
Es kann also genauso gute Robustas geben wie Arabicas. Außerdem sind am Kaffeemarkt nicht nur Single Origins zu finden, sondern auch Blends – bei denen es sich nicht selten um Mischungen aus Arabica und Robusta handelt. Espressi werden damit geschmackvoll, bekommen eine schöne Crema und ordentlich Charakter. Je nach Bedarf muss 100% Arabica also nicht immer die beste Wahl sein!
Woran du guten Arabica Kaffee erkennst
Woran merkst du nun, ob die Auszeichnung “100% Arabica” nicht nur für den Inhalt der Packung, sondern auch für gute Qualität steht? Dafür gibt es zwei Anhaltspunkte:
- Anbaubedingungen. Stammt der Arabica Kaffee aus großen Höhenlagen, ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass er von guter Qualität ist. Denn er konnte langsamer reifen und komplexe Aromen herausbilden. Meistens steht dann neben “Arabica” noch “Hochlandkaffee” auf der Packung. In manchen Ländern sind für diese Bezeichung sogar spezielle Auflagen zu erfüllen.
- Ökologische Erzeugung. Sie ist nicht nur aus ethischen, sondern auch aus geschmacklichen Gründen relevant! Arabica aus Monokulturen, der unter Einsatz von Pestiziden angebaut wird, kann nichts Gutes sein. Besser ist ein natürlicher Anbau in Mischkulturen, denn die Kaffeepflanze lebt gerne in Symbiose mit anderen Pflanzen. So hat sie genug Schatten und einen reichen Nährboden, um guz zu gedeihen. Das schmeckt man dann auch an ihren Früchten!
- Direct Trade oder Fair Trade. Für uns von Happy Coffee klar, dass ein guter Kaffee nur ein glücklicher Kaffee sein kann. Und das Glück sollte nicht nur dem Endkonsumenten gelten, sondern auch den Menschen, die ihn anbauen. Bei Fair Trade oder Direct Trade fließt den Kaffeebauern eine faire Bezahlung zu und du kannst sicher sein, dass sie unter ökologischen Kriterien anbauen. Also informiere dich, wo dein Arabica Kaffee herstammt. Unser direkt gehandelter Happy Coffee aus Mexiko stammt etwa von kleinen Kooperativen der Sierra Madre, die wir sogar häufiger besuchen.
Die Suche nach einem guten Arabica bedarf vielleicht etwas Recherche. Doch wenn du ihn in der Hand hältst, dann mit dem guten Gefühl, dass er dich wirklich glücklich macht. Ein Happy Coffee eben
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.