Schwarzer Kaffee

Schwarzer Kaffee: Warum er viel besser ist als sein Ruf

Schwarzer Kaffee ist der düstere Prinz unter den koffeinhaltigen Getränken. Er lässt die Milch links liegen – nicht mal ein klitzekleines Schlückchen kommt hinein. Denn es würde die Finsternis in der Tasse nur stören. Monochrom, also das herrliche Zusammenspiel von Black and White? Darüber können Fans von schwarzem Kaffee nur schmunzeln. Doch lachen, machen die das überhaupt? Oder sind sie genauso finstere Typen wie ihr Kaffee?

Ich gebe zu, dieses Bild klingt etwas überspitzt. Doch neben der Ansicht, dass schwarzer Kaffee nur bestimmten Menschen schmeckt, gibt es über ihn viele weitere Vorurteile. So soll er „die letzte Brühe“ und überhaupt nicht gut für uns sein. Doch stimmt das wirklich? Wir gehen der schlechten Meinung über den „kleinen Schwarzen“ auf den Grund.

Schwarzer Kaffee: Vorurteile und was wirklich dran ist

In der Firmenkantine, im edlen Café oder in der privaten Frühstücksrunde mit Freunden. Eine von drei Personen entgegnet auf die Frage, ob denn Milch in den ausgegossenen Kaffee solle, mit „Nein Danke.“ Schwarzer Kaffee und seine Liebhaber sind also quasi überall! Die Gründe können vielfältig sein und von Unverträglichkeiten bis hin zu einer einfachen Vorliebe für den unverfälschten Geschmack reichen. Doch manche Leute – meist die Kaffee-mit-Milch-Fraktion – haben von Black Coffee eine schlechte Meinung. Was davon ist ein Klischee und was wahr?

1. Schwarzer Kaffee ist billig und hat schlechte Qualität

Zuerst das schlimmste aller Vorurteile. Angeblich soll schwarzer Kaffee eine preisgünstige und minderwertige Plörre sein, die man mangels besserer Alternativen nur im Notfall konsumiert. Also an der Raststätte auf der Autobahn, aus der Thermoskanne bei Meetings im Büro oder im ruckelnden Flugzeug. Doch wenn man genauer hinsieht, trinken selbst in Privathaushalten einige Menschen ihren Kaffee lieber schwarz. Sie lassen die Tasse einfach stehen, falls aus Versehen Milch hineingeschüttet wurde. Und viele Schwarztrinker wollen durchaus etwas Ordentliches in der Tasse haben! Es wäre also vermessen zu sagen, dass schwarzer Kaffee billig und minderwertig sei. Prinzipiell kann jede Kaffeespezialität wenig oder viel kosten, gut oder schlecht schmecken, und von unterschiedlicher Qualität sein. Egal ob Milch drin ist oder nicht! Ich habe schon miese Cappuccinos getrunken und hervorragenden schwarzen Kaffee.

Moderner handgefilterter Kaffee heißt heute „Pour Over Coffee“ 

Was die Spreu vom Weizen trennt ist zum einen die Art der Zubereitung: Beispielsweise sind handgemachte Kaffees – z.B. mittels Handfiltern oder aus der French Press – sehr gut, sofern man die wesentlichen Kniffe beherrscht. Ebenso kann ein Kaffee aus dem Vollautomaten oder aus der Siebträgermaschine mit etwas Know-How sehr gut sein. Eher unterdurchschnittliche Ergebnisse liefern viele Filterkaffeemaschinen. Denn der Kaffee stagniert im Papierfilter und wird auf Warmhalteplatten gelagert – so setzen sich viele ungeliebte Bitterstoffe frei. Milch kann sie geschmacklich etwas abmildern. Aber wie sagt man so schön? Selbst die Sau mit Perlenkette bleibt immer noch ein Schwein…

Zum anderen kann schwarzer Kaffee und Kaffee mit Milch nur schmecken, wenn gute Kaffeebohnen verwendet werden. Und das ist kein muffiger Verschnitt aus Robusta-Bohnen, der im Supermarkt schon wer weiß wie viele Monate lagert und 10 Euro das Kilogramm kostet. Sondern eine Packung mit 100% Arabica-Bohnen aus einer anerkannten Anbauregion, der frisch geröstet (maximal 3 Monate vor Verbrauch) wurde. So wie z.B. unser Happy Coffee aus der Chiapas Region in Mexiko! Wenn ihr ihn dann noch frisch zu Hause mahlt, steht dem guten Geschmack nichts mehr im Wege.

2. Schwarzer Kaffee schlägt auf den Magen

Es ist einer der häufigsten Irrtümer über Kaffee: Er soll für Bauchweh sorgen, vor allem wenn man ihn schwarz trinkt. Schuld daran sind die bösen Bitterstoffe. Doch sie entstehen nur dann, wenn die Kaffeebohnen bei zu heißem Temperaturen geröstet werden. Besonders bei billig produziertem Industrie-Kaffee ist dieses Verfahren beliebt, da es schnell geht. Wesentlicher besser für den Geschmack und die Bekömmlichkeit von Kaffee sind schonende Röstverfahren. Dabei werden die Bohnen länger, aber bei niedrigeren Temperaturen geröstet und es werden kaum Bitterstoffe freigesetzt. Durch den Kauf eines schonend gerösteten Kaffees tut man sich also schon einmal etwas Gutes.

Und wie ist es nun, wenn man Kaffee am liebsten schwarz genießt? Selbst das ist okay, solange man ihn nicht auf nüchternen Magen trinkt. Denn dieser kurbelt die Produktion von Magensäure an, was ohne eine vernünftige Grundlage zu Sodbrennen führen kann. Bei einem schonend gerösteten Arabica gibt es aber keine Probleme, vor allem wenn du ihn zum oder nach dem Essen genießt. Deswegen gibt es eigentlich keinen Grund, den Kaffee mit Milch aufzuhellen.

Schwarzer Kaffee plus ein gesundes Frühstück – dann gibts kein Bauchweh 

3. Schwarzer Kaffee ist ungesund

Das Vorurteil, dass schwarzer Kaffee angeblich besonders auf den Magen schlägt, konnten wir entkräften. Doch abgesehen davon, ist er gut für den Rest des Körpers? Kurze Antwort: Ja, bei bestimmten Indikationen kann das so sein! Zumindest, wenn keine individuellen Unverträglichkeiten bestehen und die jeweilige Person darauf positiv reagiert – jeder ist da natürlich etwas anders. Jedenfalls wird in der wissenschaftlichen Forschung wirklich diskutiert, inwiefern (schwarzer) Kaffee, in Maßen und nicht zu heiß genoßen, gut für bestimmte Einsatzzwecke sein kann.

Beispiele gefällig? Manche Studien befassen sich mit der Frage, wie viele Antioxidanzien in Kaffee stecken. Diese können die Zellerneuerung (Autophagie) und das Immunsystem stärken. Außerdem hat die Stiftung Kopfschmerz erörtert, wieso in vielen Schmerzmitteln Koffein drin steckt. Wissenschaftler untersuchen sogar, inwiefern Kaffee den Fettstoffwechsel unterstützen kann. Außerdem wird in der Forschung die Wirkung von Koffein  bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer erprobt. Doch jetzt kommt’s:

Wissenschaftler von der Universität Graz raten dazu, den Kaffee möglichst ohne Milch zu trinken. Denn nur pur genossen sollen sich seine pflanzlichen Inhaltsstoffe, die auf ihre Wirkung in diversen Studien erforscht werden, auch entfalten können. Kuhmilch hingegen hemmt diese Pflanzenstoffe aus der Kaffeebohne. Daher spielt in der Forschung auch eher schwarzer Kaffee eine Rolle.

Im genannten Fall untersuchten die Internisten, inwiefern schwarzer Kaffee dank sekundärer Pflanzenstoffe (den sogenannten Polyphenolen) den Frühjahrsputz durch Reinigung und Entgiftung der Zellen ankurbeln kann. Dabei spiele es keine Rolle, ob man normalen oder koffeinfreien Kaffee trinkt. Nur tierische Milch sollte eben nicht hinzugegeben werden. Wer dennoch nicht auf den Schuss „Weiß“ im Kaffee verzichten will, sollte lieber pflanzliche Alternativen wie Sojamilch oder Mandelmilch wählen.

Trink deinen Kaffee schwarz – dein Körper dankt es dir! 

Übrigens: Selbst in der Schwangerschaft und bei Bluthochdruck darf Kaffee mitunter in Maßen genossen werden, sofern man fit ist und der Arzt dafür grünes Licht gibt. Aber Achtung: Bei diesen gesundheitlichen Umständen gelten natürlich viel strengere Höchstgrenzen für den maximalen Koffeinkonsum pro Tag, und selbst jene sind nur anzuwenden, wenn aus medizinischer Sicht wirklich nichts gegen eine Tasse Kaffee in deinem spezifischen Fall spricht.

4. Schwarzer Kaffee ist einseitig

Schwarzer Kaffee, das ist doch immer nur Filterkaffee und wird schnell langweilig. Stimmt das? Nein, auf keinen Fall! Es gibt davon so viele verschiedene Arten, dass man ein ganzes Lexikon damit füllen könnte. Genau das haben wir auch getan: In diesem Beitrag haben wir schwarzen Kaffeespezialitäten – neben denen mit Milch, Eis und Alkohol – ein ganzes Kapitel gewidmet. Denn neben dem beliebten Filterkaffee ist z.B. auch der AmericanoEspresso und Lungo schön dunkel. Aber lest selbst und holt euch Inspiration…

5. Schwarzer Kaffee ist nur etwas für Schwarzmaler

Schwarz, das ist für manche Leute scheinbar die Farbe der Tristesse. Düster, traurig und etwas bedrohlich. Doch warum? Lösen wir uns einmal von diesem Bild, das übrigens rein kulturell geprägt ist. Denn nur in der westlichen Welt haftet der Farbe Schwarz dieses triste Image an, während z.B. im asiatischen Raum Weiß die Farbe der Trauer ist. Kleine Notiz am Rande: Ob die Milch deswegen dort eher unbeliebt ist? Wäre ja mal eine Überlegung wert…

Na jedenfalls: Was gibt es Schöneres, als einen tiefschwarzen Kaffee, der seinen „Teint“ allein hochwertigen Bohnen verdankt? Jeder Barista wird dir empfehlen, deinen Kaffee allein des Geschmacks wegen lieber schwarz zu genießen. Obendrein erleben schwarze Lebensmittel gerade einen regelrechten Boom. Vom Burger-Brötchen bis zum Latte Macchiato, nahezu alles wird mit Aktivkohle rabenschwarz eingefärbt. Das ist hip, aber nicht ganz unbedenklich: Aktivkohle entzieht dem Körper zwar Bakterien und Schadstoffe, was beim Magenproblemen ganz sinnvoll sein kann. Aber leider auch wichtige Nährstoffe! Lasst den Hipster-Quatsch daher lieber weg und gönnt euch einen schönen schwarzen Kaffee. Der ist authentisch, gut für dich und hat Stil!

Mit Aktivkohle gefärbter Cappuccino – trink lieber ordentlichen schwarzen Kaffee! 

Eine kleine Randnotiz an dieser Stelle: Ja, eine aktuelle Studie will nachgewiesen haben, dass Psychopathen ihren Kaffee am liebsten schwarz trinken. Wer Bitterstoffe möge, so die Forscher, habe im Alltag eher wunderliche bis leicht sadistische Gedanken. Doch wir wissen ja nun, dass schwarzer Kaffee nicht bitter sein muss – was diese „scheinbare Korrelation“ zwischen der Vorliebe des Kaffees und dem Gemütszustand stark relativiert. Und wer sich nun sorgt, doch zu dieser dunklen Klientel zu gehören – der zählt allein aufgrund dieser Befürchtungen schon nicht dazu…

6. Schwarzer Kaffee macht die Zähne gelb

Gelbe Beißerchen will doch keiner. Doch ist schwarzer Kaffee in dieser Hinsicht wirklich ein Übeltäter? Es kommt ganz drauf an, wie viel du davon trinkst und wie es um deine Disziplin beim Zähneputzen bestellt ist. Grundsätzlich tragen bestimmte Lebensmittel wie Tee, Kaffee, Softdrinks und sogar Weißwein zu Verfärbungen der Zähne bei. Beim Kaffee ist das der Fall, selbst wenn er z.B. mit Milch verdünnt wird. Schuld sind die enthaltenen Gerbstoffe. Doch komplett darauf verzichten will wahrscheinlich niemand, und das ist bei Konsum in Maßen auch gar nicht nötig. Bei zwei, drei Tassen Kaffee am Tag passiert dir nichts – solange du morgens und abends die Zähne putzt. Allerdings ist die Neigung zu gelblichen Zähnen auch individuell veranlagt. Interessanterweise kann man auch falsches Zähneputzen zu gelben Zähnen führen, z.B. wegen einer zu stark schleifenden Zahnpasta oder zu harten Borsten!

7. Schwarzer Kaffee ist besonders stark und macht hibbelig

Bist du nervös oder hast du einfach zu viel Kaffee getrunken? Ein beliebter Spruch. Dabei muss man etwas differenzieren: Espresso enthält erstaunlicherweise weniger Koffein als Kaffee und puscht dementsprechend nicht so sehr auf. Er kommt uns in seiner konzentrierten Form nur stärker vor. Espresso wird ebenso wie guter Kaffee aus hochwertigen Arabica-Bohnen hergestellt, die weniger Koffein als die billigen Robusta-Bohnen enthalten. Sie sollten daher bevorzugt im Einkaufskorb landen. Werden Espresso oder Kaffee mit Milch verdünnt, dann enthalten sie natürlich etwas weniger Koffein – doch der Unterschied zur puren schwarzen Variante fällt sehr gering aus.  Hier ein kleines Ranking ausgewählter Lebensmittel:

  • Weißer Tee (200 ml): 88–112 mg Koffein
  • Zartbitterschokolade (40g): 50–100 mg Koffein
  • Grüner Tee (200 ml): 48–80 mg Koffein
  • Schwarzer Filterkaffee (200 ml): 64–96 mg Koffein
  • Milchkaffee (200 ml, halb Milch und halb Kaffee): 32-48 mg Koffein
  • Espresso: 25–30 mg Koffein
  • Cappuccino (200 ml): 25–30 mg Koffein (enthält einen Espresso)

Na, hättest du gedacht, dass dich der unschuldig aussehende weiße Tee und Zartbitterschokolade deutlich mehr aufputschen können, als eine Tasse schwarzer Kaffee? Du siehst – alles ist relativ.

Was für den Genuss von schwarzem Kaffee spricht

Ich hoffe, ich konnte dich bis hierhin schon von den Vorurteilen gegenüber schwarzem Kaffee befreien. Doch wusstest du, dass noch einige Gründe mehr dafürsprechen?

Geschmack. Nur in schwarzem Kaffee schmeckst du die einzelnen Aromen besonders gut heraus. Und davon gibt es Unzählige, wie du in diesem Artikel nachlesen kannst. Jeder Barista empfiehlt deswegen, den Kaffee schwarz zu genießen. Und bei Verkostungen („Cuppings“) kommt garantiert nie Milch in die Tasse!

Simplizität. Für einen schwarzen Kaffee brauchst du nur gute Kaffeebohnen, Wasser und einen Filter mit Kanne. Einfacher geht’s nicht! Damit lässt sich schwarzer Kaffee sogar auf Reisen easy zubereiten. Wir nehmen z.B. selbst im Wohnmobil einfach eine Handmühle, die French Press und frische Bohnen mit – und haben immer feinsten Kaffee.

Verträglichkeit. Immer mehr Menschen klagen über Laktose-Intoleranz. Ein Problem, dass sich bei schwarzem Kaffee durch Verzicht auf Milch gar nicht erst stellt! Dadurch ist er ebenfalls für die vegane Ernährung geeignet.

Schwarzer Kaffee: Welche Bohnen sich besonders gut eignen

Prinzipiell kannst du für deinen schwarzen Kaffee jede Art von Kaffeebohnen verwenden. Beachte bei der Auswahl einfach ein paar Kriterien, damit du ein Qualitätsprodukt erwischst. Erstens: Kaufe unbedingt Arabica-Bohnen, denn sie stammen aus dem Hochland und sind qualitativ besonders hochwertig. Zweitens: Achte darauf, dass sie schonend geröstet wurden, also maximal 20 Minuten bei unter 260 °C Grad. Falls du dazu keine Angaben auf der Packung findest: Billiger Industriekaffee aus dem Supermarkt fällt meistens raus, während Kaffeeröstereien die Prinzipien der schonenden Röstung kennen und beachten. Und drittens: Falls du ein besonders mildes Produkt willst, greife z.B. zu unserem Happy Coffee Chiapas. Der enthält so gut wie keine geschmackliche Säure und ist prädestiniert dafür, pur getrunken zu werden!

Heidi Happy Coffee
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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


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