Ein Wasserfilter gehört für viele Barista zur Grundausstattung. Warum? Ganz einfach: Wenn dein Kaffee nicht schmeckt, muss es nicht unbedingt an Dingen wie einem falschen Mahlgrad oder einer ungeeigneten Brühdauer liegen. Manchmal ist einfach das Wasser schuld, das du verwendest! Denn sowohl zu hartes als auch zu weiches Wasser können den Kaffeegeschmack negativ beeinflussen. Daher wollen wir in diesem Artikel erklären, warum Kaffeetrinker die Wasserhärte und den ph-Wert ihres Leitungswassers kennen sollten und wann ein Wasserfilter sinnvoll ist. Außerdem stellen wir die verfügbaren Wasserfilter-Varianten und empfehlenswerte Modelle vor.
1. Trinkwasser: Was sagen Wasserhärte und pH-Wert aus?
Zunächst die gute Nachricht: Leitungswasser wird in Deutschland vom Umweltbundesamt streng kontrolliert und hat überall eine gute bis sehr gute Qualität. Es stammt zu über 70% aus Grund- und Quellwasser, die restlichen 30% macht Wasser aus stehenden oder fließenden Gewässern bzw. versickertes Oberflächenwasser aus. Das Naturprodukt kann bedenkenlos konsumiert und zur Zubereitung von Lebensmitteln verwendet werden. Es besteht also kein Grund, wieder mit dem Wasserkisten-Schleppen aus dem Supermarkt anzufangen!
Allerdings schmeckt das Trinkwasser in jeder Region etwas anders, da sich je nach Beschaffenheit des Bodens – durch den es hindurch sickert – die Wasserhärte und der pH-Wert stark unterscheiden können. Wird also derselbe Kaffee auf exakt dieselbe Weise, aber in verschiedenen Regionen und mit ungefiltertem Leitungswasser zubereitet, wird er immer etwas besser oder schlechter schmecken. Diese Schwankungen lassen sich oft mit einem Wasserfilter ausgleichen. Doch zunächst wollen wir erklären, was es mit der Wasserhärte und dem pH-Wert genau auf sich hat und welche Ausprägungen die beiden Werte haben sollten, damit das Wasser zum Kaffeebrühen bestens geeignet ist.
1.1 Die Wasserhärte: Ein komplexes Thema
Zum diesem Thema könnte man wahrscheinlich ein ganzes Buch schreiben. Da wir aber keine Chemiker sind und einfach nur guten Kaffee trinken wollen, halten wir es an dieser Stelle einfach. Allgemein gibt die Wasserhärte den Gehalt des Trinkwassers an gelösten Mineralien bzw. Salzen an, die es beim Durchsickern durch die Boden- und Gesteinsschichten aufnimmt. Dazu zählen Calcium und Magnesium, aber auch Strontium, Barium, Natrium, Kalium, Sulfat und Hydrogencarbonat. Vor allem Calcium und Magnesium sind sogenannte „Härtebildner“: Je mehr das Wasser davon hat, um so härter ist es und neigt zu Kalkablagerungen. Genau das sind die weißen Ränder und Flecken, die sich an Wasserhähnen, in der Waschmaschine oder im Wasserkocher absetzen.
Temporäre Wasserhärte versus permanente Wasserhärte
Die Gesamtwasserhärte setzt sich aus der temporären und der permanenten Wasserhärte zusammen. Dabei wird die temporäre Wasserhärte auch „vorübergehende Wasserhärte“ bzw. „Carbonathärte“ genannt. Sie gibt die Konzentration an Hydrogencarbonat bzw. Carbonat im Wasser an. Dabei handelt es sich um Magnesium und Calcium-Ionen, die zusammen mit Karbonaten – also chemischen Verbindungen aus Kohlenstoff (C) und Sauerstoff (O) – eine Verbindung eingehen. Durch Kochen des Wassers lässt sich die temporäre Wasserhärte beseitigen, weil dadurch die Karbonate aufgebrochen werden: Co2 entweicht und Magnesium- bzw. Calciumcarbonat setzen sich als Kesselstein ab. Durch den Kochvorgang wird das Wasser also weicher, aber es werden ebenfalls Kalkablagerungen (z.B. an Töpfen, Wasserkochern, in der Kaffeemaschine oder Heißwasserrohrleitungen) sichtbar.
Im Gegensatz dazu ist die Permanenthärte, auch „bleibende Wasserhärte“ bzw. „Nicht-Carbonathärte“ genannt, von Dauer. Sie gibt die Konzentration an Magnesium- und Calcium-Ionen an, die nicht an Karbonate gebunden sind, sondern durch Anionen (z.B. Chlorid, Nitrat oder Sulfat) ausgeglichen werden. Dementsprechend kann man diesen Teil der Wasserhärte auch nicht durch Erhitzen entfernen, weil sich die Magnesium- und Calcium-Ionen durch Kochen nicht in aufspalten lassen. Er wird also immer zu schmecken sein, sofern kein Wasserfilter verwendet wird.
Messung der Wasserhärte und Härtegrade
Hobby-Chemiker zu Hause könnten die temporäre Wasserhärte als Differenz der Gesamtwasserhärte vor und nach dem Wasserkochen bestimmen. Das macht natürlich keiner und solche Heimexperimente sind überhaupt nicht nötig, weil die Wasserversorger laut Trinkwasserverordnung dem Verbraucher einmal jährlich den Härtegrad mitteilen müssen. Genauso sind sie verpflichtet, über nicht nur vorübergehende Änderungen des Härtegrads zu informieren. Damit soll der Verbraucher besser einschätzen können, wie regelmäßig mit heißem Wasser arbeitende Geräte (z.B. Waschmaschine, Geschirrspüler, Kaffeevollautomat, Wasserkocher) zu entkalken sind, um Schäden zu vermeiden, und wie viel Reinigungsmittel tatsächlich nötig sind. Folgende Härtegrade lassen sich unterscheiden:
- weiches Wasser: < 8,4 °dH (< 1,5 mmol/l)
- mittleres Wasser: 8,4 bis 14 °dH (1,5 bis 2,5 mmol/l)
- hartes Wasser: > 14 °dH (> 2,5 mmol/l)
Die genannten Härtegrade werden in Deutschland auf Basis der Gesamtwasserhärte ermittelt, wobei die Carbonathärte (temporäre Wasserhärte) den größten Anteil hat. Früher verwendete man nur die Einheit „deutsche Härte“ (°dH), wobei ein Härtegrad (1°dH) für eine bestimmte Konzentration von Calciumoxid in einem Liter Wasser stand. Die anderen Härtebildner wie Magnesium wurden entsprechend umgerechnet. Seit 2007 muss nach europäischem Standard ebenfalls die Konzentration von Calciumcarbonat je Liter in Millimol angegeben werden. Damit sollen die Grenzen für die Härtegrade, die je nach Land etwas anders gezogen werden, besser vergleichbar sein.
1.2 Der pH-Wert wird von der Wasserhärte bedingt
Der pH-Wert (kurz für „potentia Hydrogenii“) gibt den Gehalt des Wassers an Wasserstoffionen (H) an und bestimmt, wie sauer oder basisch es ist. Er wird direkt von der temporären Wasserhärte (Carbonathärte) bestimmt: Je mehr an Karbonate gebundene Calcium- und Magnesium-Ionen das Wasser hat, desto höher fällt der pH-Wert aus. Oder anders gesagt: Je härter das Wasser ist, um so basischer ist es auch. Je nach pH-Wert ist eine wässrige Lösung sauer, neutral oder basisch:
- sauer: pH-Wert 0 bis < 7
- neutral: pH-Wert = 7
- basisch: pH-Wert > 7 bis 14
So sind aufgrund ihrer pH-Werte z.B. Magensäure (1,5), Zitronensaft (2,5) und Cola (3) eher sauer, während Meerwasser (8), Seife (9) und Natronlauge (14) basisch sind. Unser Trinkwasser darf Werte zwischen 6,5 und 9,5 (deutsche Trinkwasserverordnung) bzw. zwischen 6,5 und 8,5 (EU-Trinkwasserrichtlinie) annehmen und ist meistens leicht basisch. In Orten mit weichem Quellwasser oder in industriereichen Gegenden mit saurem Regen kann das Trinkwasser aber sauer sein und muss von den Versorgern aufbereitet bzw. entsäuert werden, um die Wasserleitungen vor Korrosion zu schützen.
2. Wie weich muss perfektes Kaffeewasser sein?
Nach dieser kurzen Chemiestunde wollen wir uns nun wieder dem wichtigen Thema widmen: Wie muss das Trinkwasser beschaffen sein, um damit einen wohlschmeckenden Kaffee zu brühen? Dass diese Frage wichtig ist erkennt man schon daran, dass es Vorgaben zum perfekten Brühwasser für Specialty Coffee gibt – um seine Aromen auch wirklich zur Geltung zu bringen. Unabhängig von der Zubereitungsvariante bzw. vom Maschinentyp empfehlen Experten Folgendes:
Perfektes Kaffeewasser ist klar, geruchs- und geschmacklos. Es hat einen Härtegrad von 8°dH, ist also gerade noch weich, und einen pH-Wert von 7 (neutral).
Interessant! Unser Kaffeewasser darf also keinesfalls zu hart, genauso wenig zu weich sein. Daraus leitet sich dann automatisch ein ebenfalls ausgeglichener pH-Wert ab. Hinter dieser Empfehlung stecken handfeste Argumente.
2.1 Zu hartes Wasser = fader, kalkig schmeckender Kaffee
Zu hartes Wasser ist sehr kalkhaltig, was für den Menschen bzw. seine Gesundheit erst einmal nicht schlecht ist. Anders als unsere Rohrleitungen und Geräte „verkalken“ wir bzw. unsere Arterien dadurch nämlich nicht. Ganz im Gegenteil, Calcium und Magnesium sind sogar gut für den Körper.
Aber eben nicht für den Kaffee! Zu hartes, kalkhaltiges Wasser schmeckt kalkig bis seifig und macht die Kaffeearomen zunichte, weil der basische pH-Wert die Fruchtnoten und feinen Kaffeesäuren neutralisiert. Falls dein eigentlich fruchtiger Arabica wegen seinem komplexen Geschmack von vielen Menschen gelobt wird, bei dir aber nach gar nichts schmeckt, könnte es definitiv an zu hartem Wasser liegen!
Ein weiteres Anzeichen für zu hartes Wasser sind die Kalkablagerungen („Kesselstein“) am Wasserhahn oder an Geräten wie Wasserkocher, Wasserkessel oder der Kaffeemaschine. Ohne regelmäßige Entfernung mit z.B. Essig oder speziellen Produkten zum Entkalken verringern sie nicht nur die Lebensdauer der Geräte, sondern sind auch anfällig für die Ansammlung von Bakterien. Teilweise führen sie sogar zu einem unappetitlichen Film auf deinem Kaffee. Klingt eklig, aber mit einem Wasserfilter kannst du vor der Kaffeezubereitung den überschüssigen Kalk eliminieren und das Problem lösen.
2.2 Zu weiches Wasser = sauer schmeckender Kaffee
Zu weiches Wasser ist vielleicht für die Waschmaschine gut, aber weniger für den Kaffee.Es schmeckt zwar neutral und hinterlässt keine Ablagerungen an Geräten, aber dafür hebt es mit seinem ohnehin schon sauren pH-Wert die Säuren im Kaffee – gerade bei kräftigen Röstungen – zu stark hervor. Der Kaffee wird dann also zu säurebetont, kann entsprechend bitter schmecken und dir leicht auf den Magen schlagen. Zu weiches Kaffeewasser kann so sauer sein, dass sogar eigentlich noch gute Milch bzw. veganer Milchersatz in der Kaffeetasse gerinnt!
Glücklicherweise kommt zu weiches Wasser in Deutschland deutlich seltener vor als zu hartes Wasser. Falls es bei dir trotzdem auftritt, hilft leider kein Wasserfilter. Stattdessen könntest du dein Wasser mit einem Mineraliengranulat härter machen oder den Kaffee einfach mit Mineralwasser zubereiten. Das geht natürlich auf Dauer ins Geld und ist nicht für jeden eine geeignete Strategie.
Ansonsten könntest du auf säurebetonte Kaffeesorten verzichten und stattdessen einen milden Kaffee wie unseren Happy Coffee aus Chiapas wählen. Ebenfalls tabu bei weichem Wasser sind die hippen Light Roasts, weil bei ihnen die Säuren wegen des kurzen Röstprozesses noch nicht so weit abgebaut sind, wie es z.B. bei einer Medium Roast der Fall ist.
2.3 So misst du die Wasserhärte deines Trinkwassers
Dein Wasserversorger ist verpflichtet, dich mindestens einmal jährlich über die Wasserhärte deines Trinkwassers zu informieren. Das kann er z.B. online auf seiner Website oder schriftlich mit der Post tun. Ansonsten kannst du einfach bei ihm oder der Stadtverwaltung anrufen, oder alternativ deinen Wohnort in Datenbanken wie wasserversorger.de oder wasserhaerte.net überprüfen. Sie zeigen: Das Trinkwasser ist in den meisten Bundesländern zu hart, hat dadurch einen zu basischen pH-Wert und wäre prädestiniert für Wasserfilter:
- Baden-Württemberg: 16 °dH (hart)
- Bayern: 17 °dH (hart)
- Berlin: 17 °dH (hart)
- Brandenburg: 18 °dH (hart)
- Bremen: 8°dH(weich)
- Hamburg: 16 °dH (hart)
- Hessen: 16 °dH (hart)
- Mecklenburg-Vorpommern: 18 °dH (hart)
- Niedersachsen: 14 °dH (hart)
- Nordrhein-Westfalen: 15 °dH (hart)
- Rheinland-Pfalz: 14 °dH (hart)
- Saarland: 11 °dH (mittel)
- Sachsen: 10 °dH (mittel)
- Sachsen-Anhalt: 24 °dH (hart)
- Schleswig-Holstein: 14 °dH (hart)
- Thüringen: 19 (hart)
Natürlich kannst du die Wasserhärte in deinem Wohnort auch selbst ganz einfach mit einem Wassertest in Form der bekannten Teststreifen bestimmen. Die sind auch praktisch, wenn du deine Kaffeemaschine oder andere Küchengeräte korrekt einstellen willst. Mit einem umfangreicheren Test wie von Watersafe – Well Water (siehe unten) kannst du sogar chemische und mikrobiologische Parameter erfassen und herausfinden, ob dein Leitungswasser irgendwelche Verunreinigungen hat.
3. Wasserfilter: Verschiedene Arten und was sie bringen
Wie wir gesehen haben, ist das Wasser in den meisten Regionen Deutschlands viel zu hart. Bereitest du damit deinen Kaffee zu, wird aus den oben genannten Gründen einfach nur fade bis kalkig schmecken. Einfache Abhilfe versprechen Wasserfilter, die es in verschiedenen Ausführungen und allen Preisklassen gibt. Du solltest vor dem Kauf überlegen, worum es dir geht: Willst du „nur“ dein Leitungswasser enthärten und so für besseren Geschmack sorgen? Oder sollen noch mehr unerwünschte Stoffe (z.B. Bakterien, Viren, Pestizide) gefiltert werden? Je nachdem, wie deine Antwort ausfällt, eignen sich unterschiedliche Wasserfilter-Systeme.
3.1 Wasserfilter mit Kohle & Ionentauscher: Passable Filterleistung
Wasserfilter mit Kohlekartuschen wie z.B. von Brita oder PearlCo sind die bekanntesten Systeme, weil es sie schon seit einer ganzen Weile in Form der praktischen Tischkannen gibt. Darin setzt man die Filterkartuschen mit losem Kohlegranulat ein, gießt das Leitungswasser darüber und wartet bis es langsam durch den Filter durchgelaufen ist und in die Kanne rieselt. Die meisten dieser Wasserfilter arbeiten zusätzlich mit Ionentauschern, die die Magnesium- und Calcium-Ionen entziehen und mit Natrium-Ionen ersetzen.
Brita Marbella (links), PearlCo Fashion (Mitte), Pearl Co Glas-Karaffe (rechts)
Vorteile vom Kohle Wasserfilter
Unbestritten ist ein klassischer Wasserfilter mit Kohlekartuschen und Ionentauscher-Technologie praktisch und günstig, da er nicht an das Hauswassersystem angeschlossen werden muss und in der Anschaffung sehr wenig kostet. Bereits ab 20 Euro sind gute Modelle wie der Brita Marbella oder der PearlCo Fashion zu haben. Sie sind kinderleicht in der Handhabung und selbst die Nachfüllkartuschen kosten nicht die Welt, zumal es neben den Originalen vom Hersteller auch passende (und billigere) No Name Alternativen gibt.
Anwendungshinweise für den Kohle Wasserfilter
Kritiker sagen, dass die Filterwirkung von Tischkannen mit Kohlefilter im Vergleich zu Premium-Systemen wie Umkehrosmose-Anlagen (siehe unten) eher mäßig ausfällt. Nun, das mag schon sein. Aber für einen normalen Haushalt mit nicht zu hartem und ansonsten reinem Wasser kann das dennoch ausreichen! Und immerhin werden nicht zu viele Mineralien aus dem Leitungswasser herausgefiltert. Viele Kaffeetrinker schwören, dass ihnen ihr Lieblingsgetränk viel aromatischer erscheint, wenn das Brühwasser aus so einen Wasserfilter mit Kohlekartusche stammt.
Allerdings hängt Filterkraft und Hygiene von einem Wasserfilter wie von Brita stark von der korrekten Handhabung und disziplinierten Pflege ab! Mit einer frischen Kartusche kann er durchaus entkalken und so zum besseren Geschmack des Wassers beitragen. Wichtig ist, die Filterkartusche regelmäßig zu wechseln: Spätestens, wenn die Tischkanne dich darauf hinweist, aber besser noch früher (z.B. im festen monatlichen Turnus). Denn die Tischkanne schlägt erst dann Wechselalarm, wenn es eigentlich zu spät ist – und eine volle Kartusche gibt die gefangenen Schadstoffe in sehr hohem Maße wieder ans Wasser in der Kanne ab! Als Gegenmaßnahme sind die Filterkartuschen oft mit geringen Mengen Silber angereichert, um der Verkeimung entgegenzuwirken. Ein rechtzeitiger Wechsel ist aber allemal besser. Die PearlCo Kanne hat sogar Schieber am Deckel, um den letzten Wechsel zu vermerken!
Ebenfalls wichtig ist, das gefilterte Wasser in der Kanne zügig zu verbrauchen. Denn lässt du es länger stehen, könnten sich unerwünschte Keime bilden. Um sie loszuwerden solltest du deinen Wasserfilter auch regelmäßig reinigen: Wir bauen dazu den Deckel, die Innen- und die Außenkanne von unserer Brita einmal auseinander und stellen alles in den Geschirrspüler. Übrigens: Wer kein Plastik mag, findet ebenfalls tolle Modelle aus Glas!
3.2 Aktivkohle Wasserfilter: Zuverlässig gegen Schadstoffe und Kalk
Ein Wasserfilter mit Aktivkohle (Carbon) arbeitet mit einem gebackenen und gepressten Kohleblock anstelle einer Filterkartusche mit losem Kohlegranulat. Der Filter ist etwas größer und weist meistens mehrere „Schichten“ auf. Solche Wasserfilter kann man als Tischkannen verwenden, z.B. den Acala Quell One oder den Maunawai Premium. Es gibt aber auch Untertisch-Varianten wie z.B. von der Firma Carbonit, die direkt an den Wasserhahn montiert werden.
Acala Quell One (links), Maunawai Premium (Mitte), Carbonit Vario Classic (rechts)
Vorteile vom Wasserfilter mit Aktivkohle
Ein gepresster Kohleblock hat eine sehr hohe Filterwirkung, denn er ist derartig komprimiert, dass seine Poren sehr fein sind und im Bereich weniger Mikrometer liegen. Das ist deutlich feiner, als es bei den herkömmlichen Filterkartuschen mit Kohlegranulat der Fall ist. Deswegen haben Wasserfilter mit Aktivekohle eine extrem große Oberflächenstruktur und entziehen dem Leitungswasser sogar Schadstoffe wie beispielsweise Schwermetalle und Pestizide, Medikamentenrückstände, Keime, Bakterien, Pilze, Hormone und unerwünschte Stoffe wie Chlor! Außerdem kommen sie ganz ohne Silber oder andere Schwermetalle aus.
Besonders bei Campingfreunden ist Aktivkohle in Wasserflaschen wie der Lifestraw Go sehr beliebt, weil sie damit Wasser aus stehenden und fließenden Gewässern reinigen und genießen können. Doch auch als Tischkanne oder Untertisch-Anschluss in den vier Wänden wird der Geschmack des Wassers mit so einem Wasserfilter spürbar verbessert. Dabei arbeitet er nach dem Prinzip, nur Schadstoffe zurückzuhalten, und das Wasser möglichst naturbelassen zu halten.
Kaufkriterien für den Wasserfilter mit Aktivkohle
Ein normaler Wasserfilter mit Aktivkohle bietet keine komplette Entkalkung, denn nur ungelöste und gröbere Kalk-Partikel (z.B. aus Rohrleitungen) werden zurückgehalten. Mangels Ionentauscher können die im Wasser gelösten Magnesium- und Calcium-Ionen den Filter aber weiterhin passieren. Damit bleiben sie als Härtebildner im Leitungswasser enthalten – deutlich weicheres Kaffeewasser bekommst du damit also nicht hin. Es sei denn, der Wasserfilter versucht dieses Defizit mit anderen Mechanismen auszugleichen. Achte beim Kauf unbedingt darauf, ob dazu Angaben gemacht werden!
So kombinieren die Tischkannen Acala als auch von Maunawai die sehr guten Filtereigenschaften der Aktivkohle im Bezug auf Schadstoffe mit einem Ionentauscher, um auch die gelösten Magnesium- und Calcium-Ionen im Leitungswasser umzuwandeln. Damit bekommst du sozusagen einen Wasserfilter der nächsten Generation! Tatsächlich sind sich die Verwender einig, damit deutlich wohlschmeckenderes Wasser zu bekommen und letztlich leckereren Kaffee, Tee und andere wasserbasierte Getränke.
Doch wie bei jedem Wasserfilter setzen sich auch die Kohleblöcke irgendwann zu und müssen ausgewechselt werden. Entweder sagt einem das System selbst, wann es soweit ist – oder du bemerkst es daran, dass das Wasser plötzlich deutlich langsamer durch den Filter sickert. Im Gegensatz zu Filterkartuschen aus losem Kohlegranulat haben Kohleblöcke übrigens den Vorteil, dass sie nicht auf einmal viele Schadstoffe abgeben, sobald sie voll sind. Denn die werden von den feineren Poren bzw. intelligenten Schichten aus Keramik zurückgehalten.
3.3 Umkehrosmose-Anlagen: Fast schon zu feine Wasserfilter
Vielleicht kennst du das Prinzip der Osmose noch aus dem Biologieunterricht: Wasser fließt durch eine halbdurchlässige Membran, bis auf beiden Seiten der Membran die Flüssigkeit dieselbe Konzentration aufweist. Bei der Wasseraufbereitung wendet man nun Druck an, um die Strömungsrichtung des Wassers umzukehren und zur Beseitigung von unerwünschten Inhaltsstoffen zu manipulieren. Dazu wird eine salzhaltige Lösung auf eine Membran aus Polymeren gepresst, die nur für die feinen Wassermoleküle durchlässig ist. So sammelt sich jenseits der Membran sauberstes Wasser, während alle anderen Teilchen über den Abfluss weggespült werden.
smardy blue Wasserbar (links), Ropot (Mitte), Anlage von Kaiserquell (rechts)
Vorteile von Umkehrosmose-Anlagen
Umkehrosmose-Anlagen filtern zuverlässig alles aus dem Trinkwasser heraus, das stören könnte: Schwermetalle, Schadstoffe, Geschmack- und Geruchsstoffe, Viren und Bakterien, Nitrate und eben den beim Kaffeekochen nervigen Kalk in Form von gelöstem und ungelöstem Magnesium- und Calcium. Damit sind sie unbestritten der feinste Wasserfilter, den du dir anschaffen kannst! Allerdings hat so etwas natürlich auch einen höheren Preis.
Bei der Anschaffung solltest du überlegen, was dir bei der Umkehrosmose-Anlage wichtig ist: Willst du immer frisches Wasser? Das bieten Untertisch-Systeme wie z.B. von Kaiserquell, die direkt aus dem Wasserhahn sauberes Wasser produzieren – aber vorher erst an das Hauswassersystem angeschlossen werden müssen. Dafür „steht“ das Wasser bei ihnen nicht in einem Tank und ist immer frisch. Wer ein System ohne Leitungswasseranschluss will, kann sich Auftisch-Geräte wie die smardy blue Wasserbar oder den Ropot / Osmofresh ansehen. Sie sammeln gefiltertes Wasser in Vorratstanks, wo es allerdings stagnieren kann und keimanfällig ist. Zügiges Verbrauchen ist also unbedingt empfehlenswert, genauso wie die (nicht immer ganz einfache) Reinigung des Vorratstanks.
Kaufkriterien für Umkehrosmose-Anlagen
Umkehrosmose-Anlagen filtern Calcium, Magnesium & Co. derartig gut aus dem Trinkwasser heraus, dass es danach zu weich und damit zu sauer sein kann. Dann wird der Kaffee ebenfalls zu säurebetont und es fehlt dem gefilterten Wasser an wichtigen Mineralien, die durch Einsatz von Kartuschen oder Edelsteinen erst wieder hinzugefügt werden müssen. Deswegen sind Umkehrosmose-Anlagen wie die Kaiserquell Premium mit zusätzlichen Mineralienkartuschen ausgestattet, um das Wasser nach dem Filtern wieder zu veredeln. Darauf sollte man beim Kauf unbedingt achten.
Von den Anschaffungskosten (ab ca. 200 Euro bis über 1.000 Euro) mal abgesehen ist der laufende Betrieb einer Umkehrosmose-Anlage auch relativ kostenintensiv. Denn die Membran muss mit sehr viel Frischwasser gespült werden, um nicht zu verstopfen – höhere Energie- und Wasserkosten sind damit oft vorprogrammiert! Weil bei längerem Stillstand einer Umkehrosmose-Anlage (z.B. im Urlaub) die Schadstoffe zurück auf die Reinwasserseite fließen, ist bei der erneuten Inbetriebnahme besonders großzügiges Spülen angesagt. Wer sich so ein System anschaffen will, sollte vorher etwas Recherchieren und auf Dinge wie ein effizientes und automatisches Spülsystem, den Preis und einfachen Wechsel von Ersatzfiltern, den Lärmpegel während des Betriebs und die Herstellergarantie achten.
3.4 Destillatoren: Nicht für Trinkwasser geeignet
Eigentlich ist ein Destillator gar kein Wasserfilter im eigentlichen Sinne, sondern eher ein Wasseraufbereiter. Er bringt das Wasser mit einer konstanten Temperatur zum Kochen, damit sich verunreinigende Substanzen mit dem Wasserdampf verflüchtigen. Durch den zusätzlichen Einsatz eines Aktivkohlefilters werden flüchtige organische Verbindungen gefiltert, die sonst zusammen mit dem Wasser kondensieren würden. Im Wassertank landet dann reinstes Trinkwasser.
Doch nun kommt das große Aber: Geht es nach Experten, so ist destilliertes Wasser quasi „totes“ Wasser, weil seine Molekularstruktur zerstört ist und es keine Mineralien mehr hat. Das macht es sehr sauer und obendrein ungesund! Obendrein ist zur Herstellung von einem Liter destilliertem Wasser so viel Strom nötig, dass sich dieser Prozess für Privathaushalte nicht rechnet. Daher sind Destillatoren eher nicht empfehlenswert!
4. Fazit: Wasser prüfen & Wasserfilter pragmatisch nutzen
Dieser Artikel sollte zeigen, was die Wasserhärte und der pH-Wert eigentlich aussagen und warum sie den Kaffeegeschmack so stark beeinflussen. In den meisten Regionen Deutschlands ist das Wasser tatsächlich zu hart, was einen basischen pH-Wert verursacht und die feinen Säuren und Fruchtnoten im Kaffee neutralisiert. Das Ergebnis: Fader bis kalkiger Geschmack. Wasserfilter schaffen Abhilfe bei zu hartem Wasser, aber die teuersten Lösungen wie Umkehrosmose-Anlagen sind nicht unbedingt die Besten. Im Gegenteil: Sie reinigen das Wasser so sehr, dass es hinterher fast keine Mineralien mehr hat, ungesund ist und viel zu sauer wird!
Daher plädieren wir für den pragmatischen Einsatz von Wasserfiltern: Wir nutzen sie, wenn es sein muss, und wenn, dann nicht die High-End-Version. Als Vielreisende prüfen wir immer zuerst das Leitungswasser, z.B. mit den praktischen Teststreifen, um heraus zu finden wie hart oder weich es tatsächlich ist. Bei viel zu hartem Wasser setzen wir bisher einen Tischfilter mit Kohlekartusche ein. Der hat zwar potenzielle Macken, aber die kann man umgehen – indem man das gefilterte Wasser schnell verbraucht, die Kartuschen lieber früher als später wechselt und den Tischfilter selbst regelmäßig reinigt. Und welchen Wasserfilter verwendest du?
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.