Filterkaffee Handfiltern

Filterkaffee und Handfiltern: Oldschool Coffee erlebt ein Comeback!

Filterkaffee ruft in mir seltsame Gelüste wach. In Gedanken höre ich meine Oma sagen: „Hmmm, jetzt eine schöne Tasse Bohnenkaffee und dazu ein Stück Kuchen!“ Ich sehe mich dabei schon in ihrer herrlich altmodischen Küche sitzen, mit halbhohen Spitzen-Gardinen im Fenster und Häkeldeckchen auf dem gedeckten Kaffeetisch. Der Duft von frisch gebackenem Pflaumenstreusel-Kuchen mit Schlagsahne liegt in der Luft – natürlich eine saisonabhängige Fantasie. Die Kaffeemaschine, natürlich von einem bodenständigen Fabrikat wie Melitta, blubbert schon. Und die hübschen goldrandigen Tassen (natürlich mit Untertasse) stehen parat, genauso wie ein Kännchen für die Kaffeesahne…

Ich mag dieses Szenario. Es ist warm, freundlich und erinnert mich an meine Kindheit. Noch immer bin ich ein Fan vom Filterkaffee, den mittlerweile ganze Heerscharen an Kaffeefreunden wieder zu Hause zubereiten. Denn der Filterkaffee feiert gerade ein grandioses Comeback! Als Oldschool-Variante wird er mit der blubbernden Filterkaffeemaschine zubereitet oder als hipper Pour Over Coffee im Handfilterverfahren gewonnen.

Unsere Empfehlungen für richtig tollen Filterkaffee

SĀO SILVESTRE (Brasilien)VOLCANO (Costa Rica)CAPIM BRANCO (Brasilien)PUNO
(Peru)
SIDAMO (Äthiopien)CHIANG MAI (Thailand)
Fruchtig
tropisch
Fruchtig
beerig
Fruchtig
schokoladig
Floral
nussig
Würzig
süß
Floral
zitrus
Säure:Säure:Säure:Säure:Säure:Säure:
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Hier findest du alle unsere Filterkaffees im Sortiment

Tipp für mehr Frische: Kaufe deinen Kaffee immer als ganze Bohne und mahle diesen frisch daheim. Wenn du noch keine Kaffeemühle hast, dann findest du hier unsere Empfehlungen.

1. Klassisch: Filterkaffee mit Omis Kaffeemaschine

Weißt du noch, wie so eine richtige Kaffeemaschine aussieht? Also mit beheizbarer Platte, auf der die Glaskanne steht, mit Filterelement obendrauf, in das du das Filterpapier einlegst? Sie stand bei Omi und Mutti  meistens auf der Küchenarbeitsplatte, direkt neben der Deko-Gans. Noch heute stehen Filterkaffeemaschinen in über 70% aller deutschen Haushalte. Wir haben sie der Dresdnerin Melitta Bentz zu verdanken. Sie experimentierte, um das wohlschmeckende Heißgetränk ohne nervigen Kaffeesatz zuzubereiten. Dazu durchlöcherte die damalige Hausfrau einen Topf und legte den Boden mit Löschpapier aus. So wurde der erste Kaffeefilter im Jahr 1908 geboren!

Warum ist Filterkaffee immer noch so beliebt?

Wer seinen Kaffee heute in den eigenen vier Wänden zubereiten möchte, hat die Qual der Wahl: Noch nie war der Variantenreichtum unter den Kaffeekochern so groß. Während der eine auf die Pad- oder Kapselmaschine schwört, gönnt sich der andere einen Kaffeevollautomat. Doch noch immer ist auch die gute alte und unaufhaltsam röchelnde Filterkaffeemaschine in den Shops zu finden. Warum eigentlich?

Ein Klassiker, damals wie heute: Die Filterkaffeemaschine

Ganz einfach: Der Kaffee aus der Filterkaffeemaschine schmeckt den Meisten gut, sie funktioniert (fast) immer und die Zubereitung größerer Mengen geht sehr schnell. Das hat meine Oma immer besonders begeistert, wenn es zum Geburtstag mal wieder viel „Bohnenkaffee“ geben sollte.

Ich weiß nicht genau, wieso meine Oma den Filterkaffee explizit Bohnenkaffee nennt. Denn Kaffee besteht ja generell aus Bohnen. Das wäre ja so, als sagte man „Café au Lait mit Milch“ – irgendwie doppelt gemoppelt. Außerdem ist auf die Betonung zu achten: Man sagt nicht „Kaffee“ mit einem langen E. Sondern „Kaffe“ mit ganz kurzem E… Naja, so würde es Oma zumindest tun.

Natürlich gibt es mittlerweile auch Verfechter anderen Arten von Kaffeemaschinen. Sie argumentieren, dass die Filterkaffeemaschine ja gar keine Kaffeespezialitäten wie Cappuccino zubereiten könne und wegen dem langsamen Durchsickern des Wassers durch die Kaffeebohnen unangenehme Bitterstoffe freigesetzt werden. Die Generation „Kaffeevollautomat“ wird mit maschinell hergestelltem Filterkaffee vielleicht nicht glücklich. Aber der Otto-Normal-Kaffeetrinker schon!

Von altmodisch zu hip: Der Imagewechsel vom Filterkaffee

Filterkaffee gehört quasi zu jedem Kaffeekränzchen dazu wie die Streusel auf dem Kuchen, die Bohnen zum Kaffee und die Milch in den Café au Lait. Filterkaffee stand lange für Kaffeeklatsch als Tradition im Kreise von Familie und Freunden. Eine weitere Assoziation sind Großraumbüros, die Heimat riesiger Filterkaffeemaschinen. Dort wo Filterkaffee aus der Thermoskanne in Tassen mit Aufdrucken wie „Ich Chef, du nix“ oder „Der frühe Vogel kann mich mal“ gegossen wird. Das ruft weniger schöne Erinnerungen hervor wie die gemütliche Kaffeerunde in den eigenen vier Wänden. Doch eines haben beide Szenarios gemeinsam: Sie sind beide weit entfernt von einem hippen Coffeeshop mit Cold Brew CoffeeFlat White und extra saftigem Cheesecake oder Carrot Cake.

Doch so wie sich die Geschmäcker bei Kaffeetassen ändern, so sind auch die alten Assoziationen zum Filterkaffee längst überholt. Unser alter Liebling ist wieder salonfähig und in aller Munde – zu Recht! Nachdem seit den 90ern die italienische Espresso-Kultur dominierte, war Filterkaffee für Kaffeekenner so etwas wie „Ed Hardy“ für Karl Lagerfeld. Nun kann er sich endlich wieder sehen lassen! Und dazu werden fast vergessene Tools wie der Handfilter oder die Karlsbader Kanne eingesetzt.

Filterkaffee mit der Karlsbader Kanne
Unsere Karlsbader Kanne, ein Filterkaffee-Bereiter mit Porzellanfilter und Kännchen

Skandinavien, USA und Deutschland: Es lebe der Filterkaffee

Filterkaffee feiert sein Comeback aus gutem Grund. Denn eigentlich ist daran nichts auszusetzen. In Skandinavien (vor allem bei den kaffeebegeisterten Finnen) und in den USA wurde er nie von der Karte gestrichen. Denn solange auf die frische Zubereitung mit frisch gemahlenen Bohnen geachtet und auf stundenlanges Warmhalten auf einer beheizbaren Platte verzichtet wird, kann selbst ein Coffeenerd geschmacklich nichts bemängeln. Im Gegenteil: Wenn auf die richtigen Bohne, den Filter, Temperaturgrad, die Zeit und andere Details geachtet wird, kreiert man ein edles Kännchen Filterkaffe! Ein Geschmackserlebnis für die Sinne.

Und auch in Deutschland sind die Zeiten vorbei, in denen die Filtermethode als spießig und altertümlich galt. Zwar haben verschiedene Umfragen (zum Beispiel von Tchibo und ARAL) gezeigt, dass Menschen in Zeitnot gern zur Kapsel- und Padmaschine greifen – ein schneller, aber besonders müllverursachender Trend. Dennoch halten die Deutschen in allen Altersklassen an ihrer Filtermaschine fest und nutzen sogar den klassischen Handfilter mit Gusto – der aus den Bohnen das beste Aroma herauskitzelt. 

Echte Kaffeefans filtern sogar auf dem Berg per Hand…

2. Handfiltern: Eine alte Tradition wird neu entdeckt

Herstellungsmöglichkeiten des Filterkaffees sind viel aufwendiger und geschmacksintensiver, als man annehmen könnte. Heute besinnen sich immer mehr Liebhaber auf die ursprüngliche Zubereitungstechnik und der Brewed Coffee ist – im wahrsten Sinne des Wortes – wieder in aller Munde.

Allen voran die USA, wo der „Pour Over Coffee“ ein Revival erlebt. Bei diesem neuen Wort für die Handfilter-Methode benötigt man einen Kaffeefilter, der mit Filterpapier ausgekleidet und über eine Kanne gesetzt wird. Echte Coffeenerds verwenden außerdem einen Wasserkessel, der das Wasser perfekt temperiert, bevor es über den gemahlenen Kaffee im Filter gegossen wird. Nun geht es los und der Kaffee tröpfelt langsam in die Kanne.

In Cafés werden dazu sogenannte Drip-Bars eingesetzt: Halterungen aus Holz oder Kunststoff ermöglichen es dem Barista, mehrere Tassen gleichzeitig mit der Handfilter-Methode aufzubrühen. Schaulustige können verfolgen, wie das schwarze Gold langsam, Tropfen für Tropfen, in ihre Tasse rinnt.

Filterkaffee

3. Handfilter-Methode: Hier ist Perfektion gefragt

Alle guten Dingen des Lebens brauchen Zeit. Guter Kaffee gehört zweifelsfrei dazu! Warum also nicht ein paar Minuten mehr investieren und das Filtern per Hand ausprobieren? Es bietet eine Vielzahl an Vorteilen: Zum einen lösen sich deutlich weniger Bitterstoffe auf dem Kaffee und die Aromenvielfalt kann sich optimal entfalten. Darüber hinaus, so wird argumentiert, lassen sich die unterschiedlichen Geschmacksnuancen noch besser herausschmecken. Bei der Zubereitung gilt es dann aber ein paar Feinheiten zu berücksichtigen. Welche genau, hat unser Barista Singi in seinem Handfilter Tutorial genaustens für duch beschrieben.

Wie kocht man den perfekten handgefilterten Kaffee?

Egal, welche Kaffeemaschine in der eigenen heimischen Küche steht, ein Blick zurück auf die traditionelle Brühmethode per Hand lohnt sich. Nicht nur aufgrund des intensiven Geschmacks! Für die Zubereitung vom einem handgemachten guten Filterkaffee brauchst du ein wenig Equipment:

Natürlich muss nicht jedes Teil aus einer Serie sein, doch bei den vorgeschlagenen Hario-Produkten passt alles prima zusammen. Ansonsten kannst du dich in unserem Kaffeefilter-Guide nach weiteren tollen Handfiltern umsehen – und vergiss das jeweils passende Filterpapier nicht, weil sich einzelne Filtertütenarten durchaus unterscheiden. Dann fehlt nur noch ein Spitzenkaffee in Form von frischen Bohnen.

Dreamteam für handgefilterten Kaffee: Hario V60 Porzellan-Handfilter und Hario XGS 60-TB Glaskanne

(1) Wasser kochen und Bohnen mahlen

Wasser zu erhitzen ist noch relativ unkompliziert. Allerdings sollte es nicht mehr kochen, wenn es mit dem Kaffeepulver in Berührung kommt! Es muss vor dem Eingießen auf etwa 91 bis 95 Grad abkühlen, damit der Filterkaffee nicht bitter wird. Falls du mit dem Topf oder Wasserkocher arbeitest, dann warte nach dem Kochen etwa eine Minute mit dem Eingießen ab, dann sollte das Wasser genügend abgekühlt sein. Ist dir das zu unsicher, dann lege dir einen speziellen Wasserkessel wie den Hario Buono zu, der kontrolliertes Aufgießen in exakt der richtigen Temperatur gewährleistet.

Während das Wasser abkühlt, kannst du für den handgemachten Filterkaffee deine Lieblingskaffeebohnen mahlen. Experten empfehlen einen mittleren Mahlgrad, denn auch hier gilt wieder die Faustregel: Je kürzer die Wasserberührung mit dem Kaffee, desto feiner sollte der Mahlgrad sein. Das Durchtröpfeln des Wassers durch den Filter dauert einige Minuten, so dass du mit einem mittleren Mahlgrad auf der sicheren Seite bist.

Extra-Tipp: Halte die Kaffeebohnen so frisch wie möglich, bis du sie mahlst! Das gelingt zum einen, wenn du sie zügig aufbrauchst und je Bedarf z.B. im Kaffee-Abo neu bestellst. Und zum anderen, wenn du sie in einer ordentlichen Kaffeedose luftdicht lagerst, damit sie nicht an Aroma und Intensität verlieren.

(2) Filter vorbereiten

Erfahrene Handbrauer schwören auf den Porzellanfilter, also eine Filterhalterung aus geschmacksneutralem Porzellan. Andere nutzen problemlos Handfilter aus anderen Materialien wie Metall oder Plastik – die Wahl des Modells ist wie beim Kaffee reine Geschmacksache. 

Bereite das Filterpapier vor, indem du es (sofern möglich) an den Seiten knickst. Dabei spielt es keine große Rolle, ob du dich für ein Marken oder No-Name-Produkt entscheidest. Ihre Qualität ist meistens vergleichbar gut – denn seit sich Melitta Bentz den Kaffeepapierfilter im Jahr 1908 hat patentieren lassen und Filtertüten erfand, sind gewisse Standards gesetzt worden. Als nächstes sollte der Papierfilter kurz mit heißem Wasser benetzt werden. Dadurch wird der Eigengeschmack des Papiers entfernt und das Papier saugt sich an den Handfilter an.

(3) Kaffeepulver dosieren

Die Dosierung des Kaffeepulvers ist geschmacksabhängig. Für den perfekten Filterkaffee empfehlen wir 8-10 Gramm gemahlenen Kaffee, also etwa ein guter Kaffeelöffel pro Tasse. Gib die gewünschte Menge in den Filter und befeuchte den gemahlenen Kaffee mit einer kleinen Menge Wasser. Warte nun circa 30 Sekunden, bis er ein wenig aufgeht – im Kaffeejargon wird dieses Vorgehen „Blooming” genannt, der Kaffee blüht auf. So werden die gerösteten Öle, Fette und Bitterstoffe gelöst.

Extra-Tipp: Vorwärmen! Wärme deine Tasse oder Kanne vor dem folgenden Schritt vor. Das macht den Filterkaffee noch aromatischer, da gewisse Aromen durch Kälte verloren gehen.

(4) Wasser aufgießen

Ist das Kaffeepulver im Filter, wird das Wasser ( ca. 125 ml pro Tasse Filterkaffee) aufgegossen. Für den perfekten Filterkaffee sollte dies nach einem bestimmten Aufgiess-Prinzip geschehen. Du beginnst mit dem ersten Wasserstrahl, der in einer großen kreisenden Bewegung über den gemahlenen Kaffee fließen sollte. Danach wird das Wasser nur noch schwallweise in kleinen Mengen und in einem Intervall von 10 Sekunden nachgegossen.

Dieser Vorgang sollte ungefähr 5 Minuten dauern, da sich die Kaffeearomen unter 4 Minuten nicht optimal entfalten können und nach über 6 Minuten bereits an Geschmack verlieren. Sobald das Wasser komplett durch den Filter geflossen ist, kann der fertige Filterkaffee bereits genossen werden!

Natürlich lässt sich das Ergebnis variieren und auf den persönlichen Geschmack abstimmen. Mit der Zeit wirst du herausfinden, wie dir der Filterkaffee am besten gefällt, ob du mehr oder weniger Kaffee bzw. Wasser verwenden willst und welche Bohne du bevorzugst. Noch exaktere Tipps zum Handfiltern inklusive Brew Ratios & Co. verrät übrigens unser Barista Singi in diesem Artikel

Filterkaffee mit der Hario V60

4. Fazit: Filterkaffee ist einfach zuzubereiten und schmeckt!

Insgesamt ist die Herstellung des Filterkaffes eine relativ einfache und für jedermann zugängliche Methode, um guten vollmundigen Kaffee zu brühen. Die Filterkaffeemaschine ist natürlich die schnellste Variante, doch hier hängt die Qualität des Ergebnisses stark vom gewählten Gerät ab –  zu heißes Aufbrühen und langes „Parken“ auf der Warmhalteplatte sorgen für den nicht gewünschten „bitteren Nachgeschmack.“ Handfiltern ist die Methode der Wahl, um einen aromatischen Filterkaffee zu erhalten – auch wenn sie etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt. Doch solange du alle Punkte beachtest, wird das Ergebnis überzeugen!

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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


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