Bier brauen Bierbrauset

Bier brauen: So funktioniert das neue Hobby für zu Hause

Nach der Third Wave Coffee Bewegung, die den Kult um das Kaffeetrinken neu belebt hat, erlebt Biertrinken und Bier brauen gerade eine neue Renaissance. Zwar wurde gerade in Deutschland nie gerade wenig Bier konsumiert, doch statt großer bekannter Biermarken werden in den letzten Jahren kleine Mikro- und Hausbrauereien immer beliebter. Craft Beer ist das Wort der Stunde! Die Freunde der handgemachten Biere sind mindestens genauso an der Zubereitungsmethode und den Inhaltsstoffen interessiert, wie es den Kaffee-Freaks nachgesagt wird. Wäre es nicht fantastisch, wenn man als Bier-Fan noch einen Schritt weitergehen und selber sein eigenes Bier brauen könnte? Warum nicht!? Bis 200 Liter pro Haushalt und Jahr sind Hobbybrauer sogar ganz legal von der Biersteuer in Deutschland befreit.

1. Ist Bier brauen nicht super schwer?!

Gute Nachricht für alle Freunde der gepflegten Hopfenkaltschale: Man kann selbst Bier brauen! Im Internet finden sich viele abenteuerliche Anleitungen, doch wenn man sich in den eingängigen Foren dazu die Kommentare durchliest, klingen die Ergebnisse nicht immer verlockend. Es gehört schon ein gewisses Know-how, viel Geduld und Frustresistenz dazu, bis man sein Bier zu Hause so gut hinbekommt wie aus der Lieblingsbrauerei. Ein Hamburger Unternehmen behauptet dagegen:

„Bier brauen kann jeder!“

Mit einem Bierbrauset namens „Braubox“ werden alle Zutaten und Utensilien geliefert, damit Hobbybrauer in der eigenen Küche ganz einfach und unkompliziert ihr eigenes Bier selber brauen können. Wie genau das funktioniert, erklären wir später. Zunächst einmal folgt ein kleiner Exkurs über die Geschichte des Bieres. Was genau ist eigentlich das Getränk, von dem die Deutschen über 100 Liter pro Kopf trinken (Quelle: Statista) und das in Bayern als Grundnahrungsmittel gilt?

Bier selber brauen

2. Biergeschichte: Von Mesopotamien in bayerische Kloster

Viele Legenden ranken sich um die Entstehung des Bieres. Man geht davon aus, dass erstmals in Mesopotamien, im vorderasiatischen Raum, Bier gebraut wurde. Auch bei den alten Römern wurde Bier täglich getrunken. Im großen Stile aufgezogen wurde das Bierbrauen im Mittelalter in den Klöstern. Franziskaner, Augustiner, Paulaner – viele heutige bekannte Biermarken wurden von Mönchen hergestellt, die besonders gern in der Fastenzeit Bier tranken.

Damals galt Bier auch als Lebensmittel, da es gut bekömmlich war. Während das Trinkwasser oft nicht die beste Qualität vorweisen konnte, war Bier so gut wie keimfrei, da durch das Erhitzen des Hopfens die im Wasser enthaltenen Bakterien abgetötet wurden. Neben der oftmals einseitigen Ernährung diente Bier als wichtiger Vitaminlieferant. Nicht selten hielt man es deshalb sogar für eine geeignete Nahrung für Kinder! In Deutschland wurde 1512 das Reinheitsgebot ins Leben gerufen. Bis heute darf in Deutschland gebrautes Bier nur verkauft werden, wenn es laut den Regularien des Vorläufigen Biergesetzes hergestellt wurde. Das bedeutet: In Deutschland hergestelltes Bier darf nur die Zutaten Wasser, Hefe, Hopfen und Malz enthalten.

3. Selbst Bier brauen in sechs Schritten

Und wie funktioniert das Bier brauen nun wirklich? Egal ob in der Brauerei oder beim Bier selber brauen in den eigenen vier Wänden – die Schritte sind eigentlich dieselben.

Schritt 1 beim Bier brauen: Das Mälzen

Eine wichtige Grundzutat für Bier ist Malz. Der muss jedoch erst aus dem Getreide – im Normalfall wird hierfür Gerste benutzt – hergestellt werden. Der Prozess, bei dem aus Getreide Malz wird, nennt sich Mälzen. Beim Mälzen wird dem Getreide Wasser zugegeben, damit es keimen kann. Innerhalb des Keimprozesses entstehen bestimmte Enzyme im Getreidekorn, die für die Stärkeaufspaltung wichtig sind. Bis zu acht Wochen kann die so genannte „Keimruhe“ dauern. Anschließend wird das gekeimte Getreide erneut in Wasser eingelegt, damit leere Schalen und nicht geeignete Körner aufgeschwemmt werden und abgeschöpft werden können. Im Keimkasten beginnt die eigentlich Keimung.

Das Ergebnis dieses Prozesses nennt sich Grünmalz, der anschließend erhitzt und getrocknet wird, bis daraus das Malz hervorgeht. Bereits in diesem ersten Schritt wird der Grundstein für den Geschmack des späteren Bieres gelegt: Je nach verwendeter Getreidesorte (für Weizenbier zum Beispiel wird keine Gerste, sondern Weizen verwendet), Dauer und Temperatur bei der Keimung entstehen verschiedene Arten von Malz, die wesentlich für die Art des Bieres sind. Ob ein Bier eher mild oder rauchig, karamellartig oder bitter schmeckt, wird durch die Art des Mälzens grundlegend mitbestimmt. Im letzten Schritt muss das Malz geschrotet werden, das heißt es wird mit einer Mühle zerkleinert.

Schritt 2 beim Bier brauen: Das Maischen

Erst mit dem Maischen geht das eigentliche Brauen los. Dafür wird Wasser erwärmt und das geschrotete Malz hinzugegeben. Übrigens ist die Art des Brauwassers für den Mineralien- und Salzgehalt des Biers verantwortlich. So ist zum Beispiel weiches, kalkarmes Wasser besonders für Pilsener oder Kölsch geeignet.

Mit dem Maischen entscheiden sich wichtige Charakteristiken des Bieres. So zum Beispiel, ob ein obergäriges oder untergäriges Bier hergestellt wird. Obergärige Hefesorten vergären bei warmen Temperaturen von 18 bis 24 Grad Celsius, untergärige Sorten brauchen es etwas kälter, von 8 bis 14 Grad. 

Durch das Erhitzen des Wassers in verschiedenen Temperaturstufen wird die Stärke aus dem Malz in Malzzucker verwandet. Wenn die gelöste Stärke komplett verzuckert ist, wird die Maische geläutert. Der Malztreber wird vom flüssigen Teil der Maische getrennt, und die daraus entstandene „Würze“ mit Hopfen gekocht. Durch verschiedene Verfahren werden nun noch Schwebstoffe sowie geronnenes Eiweiß getrennt. Schließlich wird die Flüssigkeit abgekühlt, bis sie die optimale Gärtemperatur erreicht hat und die Hefekultur beigesetzt werden kann.

Bier selber brauen - Hopfen

Schritt 3 beim Bier brauen: Die alkoholische Gärung

Der Würze wird nun im Gärtank Hefe zugegeben, was den Gärprozess in Gang setzt. Der Zucker wird zu Alkohol vergoren. Das dauert in der Regel ungefähr fünf bis acht Tage. Früher setzte man dabei meist auf Spontangärung: Man regulierte weder die Rezeptur der Würze noch die Art der Hefe – sondern wartete einfach ab, welche Art von Bier herauskam. Heute entscheidet man sich zuvor, ob man obergäriges oder untergäriges Bier erhalten möchte.

Schritt 4 beim Bier brauen: Die Lagerung

Das so genannte „Jungbier“ muss jetzt noch einmal für ein paar Wochen bis Monate in den Lagertank, um dort nachzugären. Das bedeutet, dass jeglicher Zucker, der noch enthalten ist, in Alkohol umgewandet wird. Wie ein guter Wein reift auch das Bier hier zu seiner Vollendung in Geschmack und Aroma.

Bier selber brauen - Gärtank

Schritt 5 beim Bier brauen: Das Filtrieren

Nach der Lagerung wird das Bier gefiltert. Durch das Herausfiltern von Ablagerungen bekommt das Bier seine Klarheit. Bei handgemachten Bieren, wie dem in Craftbeer-Kreisen sehr beliebten Pale Ale, wird auf die Filtrierung verzichtet. Die Trübheit ist charakteristisch für manche Biere und sorgt für einen ganz besonderen Geschmack, der von vielen geschätzt wird.

Kaufst du gerne mal ein trübes Hefebier einer Großbrauerei? Dann solltest du wissen, dass die Trübheit in dem Fall nicht durch die fehlende Filtrierung, sondern den nachträglichen Zusatz abgetöteter Hefe erreicht wird.

Schritt 6 beim Bier brauen: Das Abfüllen

Im letzten Schritt wird das Bier abgefüllt, üblicherweise in Fässer, Dosen oder Flaschen. Auch nach dem Abfüllen kann das Bier noch weiter reifen, aber auch durch Licht- oder Wärmeeinwirkung seinen Geschmack ändern. Nicht umsonst sind Bierflaschen meist dunkelgrün oder braun.

4. Selber Bier brauen geht ganz leicht

Die sechs Schritte vom Getreide bis zum fertigen Bier haben wir in stark verkürzter Form dargestellt. Das Bierbrauen ist nicht nur Handwerk, sondern auch Wissenschaft. Um in Deutschland professionell Bier selber brauen zu können, braucht man am besten eine Ausbildung zum Brauer oder Mälzer. Bierbrauen kann man sogar Studieren, wie zum Beispiel in Berlin oder Weihenstephan. Im Aufbaustudiengang werden Diplom-Brauingenieure ausgebildet, denen sehr gute Berufschancen vorhergesagt werden.

Bier selber brauen
Die beiden Gründer von den Besserbrauern (Foto: Lars Franzen)

Die Braubox von den Besserbrauern

Du willst das Bierbrauen nicht zu deinem Beruf machen, aber dennoch gerne mal als Hobbybrauer tätig sein? Mit einer genauen Anleitung und simplen Tools geht das „einfach wie Pasta kochen“ – so versprechen es zumindest die Besserbrauer. Mit ihrer Braubox, einem genialen Bierbrauset, kannst du dein Bier selber brauen. Sie ist quasi ein Kit zur unkomplizierten Herstellung von Bier in der eigenen Küche. Das Zubehör wird mitgeliefert, lediglich ein paar übliche Küchengeräte sowie einen Topf und einen Löffel zum Umrühren sollte man bereithalten.

Alle Zutaten in einem Bierbrauset

In der Braubox ebenfalls enthalten sind die Zutaten, die für die Herstellung des Bieres notwendig sind, darunter qualitativ hochwertiger Hopfen aus der bekannten Hopfenregion Tettnang in Baden-Württemberg. Jeder einzelne der Brau-Schritte – also das Maischen, das Läutern, das Hopfenkochen, die Gärung und die Flaschenreifung – werden in einem begleitenden Booklet genau erklärt. Bei den Besserbrauern schätzt man handwerklich hergestelltes Bier und seine vielfältigen Ausprägungen, deshalb gibt es unterschiedliche Brau Kits. Neben dem derzeit schwer angesagten Pale Ale, das nach Zitrusfrüchten schmeckt, gibt es auch die Klassiker wie Helles und Weizen zur eigenen Herstellung. Besonders außergewöhnlich ist das Brown Ale, ein Dunkles mit nussigem Aroma und einer karamellartigen Note.

Bier selber brauen - Braubox

Die Braubox ist besonders für kleine Küchen ausgelegt. Die Besserbrauer wollen erreichen, dass wirklich jeder, der Lust hat, zu Hause sein Bier brauen kann. Egal ob chaotische WG-Küche, Single-Haushalt oder Familienküche: mit wenig Schnickschnack und der Reduktion auf das Wesentliche soll das Bierbrauen Spaß machen.

Einfach 4 Liter Bier selber brauen 

Durch die Auseinandersetzung mit Zutaten und Herstellungsprozess soll die Lust am Selbermachen geweckt werden. Belohnt wird die Mühe (die eigentlich gar keine ist) mit einem ganz eigenen Bier. Pro Brauvorgang werden vier Liter Bier produziert. Diese können aber erst einige Wochen später genossen werden – denn wie bereits erwähnt muss das Bier in der Flasche noch einige Zeit reifen und gären.

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Sandra Wickert
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Sanfdra hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studiert. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Leidenschaften sind Nachhaltigkeit, sowie die Unterstützung der nachhaltigen Fischräucherei ihres Bruders. Die passionierte Teetrinkerin ist seit Happy Coffee auch zu einem Kaffee-Fan geworden.

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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


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