Upcycling und Recycling, das klingt beides irgendwie ähnlich, aber letztlich sind es zwei verschiedene Paar Schuhe.
Recycling ist Routine: Altpapier sammeln, Glas im Container getrennt nach Braun-, Grün- und Weißglas entsorgen und Verpackungsmüll aus Plastik in den gelben Sack deponieren. Im Idealfall hat man sogar jeweils eine Extratonne für Bioabfälle und Elektroschrott zu Hause stehen. Denn genau das bedeutet “Recycling” – die Trennung von Müll, um ihn je nach Material wieder in einen neuen Produktionskreislauf zurück zu überführen.
Und wie sieht es mit dem Upcyling aus? Der Begriff ist noch recht jung und bedeutet nichts anderes, als dass vermeintlich wertlose und eigentlich schrottreife Gegenstände, Materialien oder Produkte mit wenigen Schritten aufgewertet und in einen neuen Zweck überführt werden. Im Gegensatz zum Recycling spart man sich hierbei also ihre vorherige Vernichtung.
In diesem Artikel wollen wir etwas näher unter die Lupe nehmen, was sich genau hinter Upcycling verbirgt und wieso das Thema so angesagt ist.
1. Recycling vs. Upcycling: Verwertung versus Aufwertung!
Gerade bei uns Deutschen hat Recycling, also die Wiederverwertung von alten Materialien, die in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr gebraucht werden, eine lange Tradition. Eisen wurde schon seit Beginn seines Gebrauchs – den man bereits auf 1.2000 v. Chr. datiert – immer wieder eingeschmolzen um daraus etwas Neues zu schaffen. Nicht mehr benötigte Kleidung wurde in der Renaissance in Papiermühlen wiederverwertet, und Altpapier sammelte man bereits Mitte des 18. Jahrhunderts. Recycelt wurde also schon immer und eigentlich klingt es sinnvoll. Dennoch war es der deutsche Ingenieur Reiner Pilz, der Mitte der Neunziger Jahre die Abfallrahmen-Richtlinie in einer britischen Fachzeitschrift mit folgenden Worten kritisierte:
“Recycling? I call it down-cycling. They smash bricks, they smash everything. What we need is up-cycling where old products are given more value, not less!“
Die Worte von Reiner Pilz beziehen sich auf die Tatsache, dass durch Recycling in der Wertschöpfung rückwärts gegangen wird – ein eigentlich fertiges Produkt wird wieder zerstört und in einzelne Bestandteile zerlegt, um diese Materialien noch irgendwie gebrauchen zu können. Das ist mit “Down Cycling” gemeint.
Beim Upcycling gibt es nun einen wesentlichen Unterschied: Hierbei soll ein in seiner alten Form nicht mehr benötigtes Produkt oder Objekt nicht etwa vernichtet, sondern durch bestimmte Handgriffe direkt aufgewertet werden. Somit erhält es ein zweites Leben und ist für den Besitzer nicht nur genauso von Nutzen wie zuvor, sondern manchmal sogar noch hochwertiger als das vorherige Original. Dabei kann es sich z.B. um ein Bett handeln, das aus Euro-Palletten gebaut wurde, den Kaffeesatz der zum Kaffee Peeling wird, eine moderne aus Altglas gebastelte Lampe oder viele andere Dinge mehr – für die du nicht unbedingt ein Handwerk-Profi sein musst.
2. Sind wir eine Wegwerfgesellschaft ohne Gewissen?
Keine Frage, das sind wir, leider! Gerade als Recycling-Meister beruhigen wir Deutschen gern unser Gewissen: Wenn wir etwas wegwerfen, dann oft mit dem Gedanken, dass die entsorgten Güter ja irgendwann und irgendwie wiederverwertet werden. Das führt dazu, dass wir heute viel schneller etwas in den Müll werfen, als es vielleicht noch die Generation unserer Großeltern oder gar die Eltern taten. Gerade bei Kleidung, Elektronik und elektrischen Geräten kommt es einem heutzutage so vor, als würde die Halbwertszeit immer geringer. Und genau eine Woche nach Ablauf der Garantiezeit geht ein Objekt garantiert kaputt – und ist dann reif für den Müll. Oder?!
Hand aufs Herz, jetzt mal ganz ehrlich: Wer von euch hat sich zuletzt die Zeit genommen, ein Loch im Socken zu stopfen, einen abgefallenen Knopf am Hemd wieder anzunähen, eine zerbrochene Kaffeetasse zu kleben oder den kaputten Staubsauger auseinander zu bauen und solange zu tüfteln, bis er wieder normal funktioniert?
Meistens ist es leider einfacher, praktischer und teilweise sogar günstiger, das kaputte oder schlecht funktionierende Produkt wegzuwerfen und sich einfach ein neues zu kaufen. Dass das der Umwelt nicht gut tut und eine Verschwendung von Rohstoffen ist, die es eigentlich zu vermeiden gilt, blenden die meisten von uns aus. Im besten Fall nennt sich gezieltes und nach Wertstoffen getrenntes Wegwerfen dann eben “Recycling” – aber auch beim neuen Einschmelzen von Metall oder beim neuen Pressen von Plastik in eine andere Form wird eben (teils unnötig) Energie aufgewendet.
Spannenderweise ist der Begriff “Upcycling” zwar von dem oben genannten deutschen Ingenieur geprägt worden, aber die praktische Umsetzung ist gerade in Entwicklungsländern schon viel länger gang und gäbe als bei uns. Dort hat man die Kunst, aus wenig viel bzw. aus scheinbar Wertlosem neue nützliche Dinge zu machen, von der Pike auf gelernt. Aus der Not heraus, weil jeder Besitz ein Luxus ist. So werden in Afrika aus Autoreifen gern mal Sandalen mit fantastischen Sohlen gemacht oder leere Filmdosen der Touristen (früher, als es das noch gab…) zu Schmuck umfunktioniert. In unserer konsumverwöhnten Wohlstandsgesellschaft ist Upcycling bzw. die Aufwertung von Müll bzw. benutzten Produkt noch ein recht junges Phänomen.
3. Im Trend: Do it yourself dank Upcycling
Immer dann, wenn etwas als viel zu selbstverständlich hingenommen wird – wie die Tatsache, dass wir auf Knopfdruck Licht, Wärme und Wasser erhalten – kommt irgendwann die Ernüchterung. Mittlerweile wissen wir zum Glück: Rohstoffe sind nicht unendlich vorhanden, wir haben ein riesengroßes Müllproblem und gerade unser allzu sorgloser Umgang mit Plastikabfall führt dazu, dass die Umwelt immer weiter verschmutzt wird. Vielleicht ist Upcycling dank der neuen Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit und modernen Verbrauchern wie den LOHAS mehr in den Fokus gerückt:
Beim Recycling entstehen belastenden Nebenprodukte: Es wird unter Verbrauch von Energie Material verbrannt, geschmolzen oder chemisch zersetzt. Und dabei entstehen Treibhausemissionen, Luft- oder Wasserverschmutzung. Ganz anders beim Upcycling: Hierbei wird ein scheinbar nutzloses Produkt durch ein paar geschickte Kniffe in ein aufgewertetes Produkt verwandelt.
Während dieses Wissen zumindest keinen direkten Einfluss auf unser Konsumverhalten im großen Stil hat, merkt man dennoch an einigen Stellen ein Umdenken. Heute gibt es immer mehr Initiativen, Zeitschriften, Webseiten und Blogs, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Sie gewinnen zunehmend Unterstützer bzw. Leser, und die praktische Umsetzung des einst theoretischen Begriffs Upcycling ist momentan sehr trendy. Mit Anleitungen in Webportalen kann jeder von uns ein kleiner Designer werden. Basteln war gestern, heute heißt es: Do it yourself, upcycle!
Auf der anderen Seite scheint es, als hätten viele von uns aus Lust, beim Upcycling mitzumachen. Um im Kleinen dazu beizutragen, dass nicht nur weniger Müll entsteht, und damit aus Altem oder Nutzlosem etwas Neues entsteht, dass wir selbst verwenden und wertschätzen können. Während Upcycling früher nur einigen sehr kreativen Köpfen vorenthalten war, scheint das Thema nun mitten in unserer Gesellschaft angekommen zu sein.
4. Die besten Upcycling Ideen zum Nachmachen
Wer nach Ideen, Inspiration oder sogar konkreten Anleitungen zum Upcycling sucht, der findet online eine enorme Fülle. Egal ob du nur etwas Basteln, beispielsweise eine alte Shampooflasche zum Brillenetui oder eine Saftflasche zu Vase umfunktionieren willst, oder nach anspruchsvolleren Aufgaben strebst. Hast du zum Beispiel schon einmal daran gedacht, aus Altglas eine Designerlampe herzustellen oder dir aus Sperrholz Möbel zu bauen? Worum es auch geht, online ist von praktisch bis edel wirklich alles dabei.
Die folgenden Webseiten und Portale sind unsere liebsten, wenn es um das Thema Upcycling geht:
- DIY-Akademie
- DIY-Mode
- Hand im Glück – Do-It-Youself-Portal
- Handmadekultur
- Schere Leim Papier
Stöbere doch auf den oben genannten Seiten einfach mal nach Upcycling Ideen. Manchmal fällt es einem dabei wie Schuppen von den Augen, was man aus vermeintlichem Müll, der Zuhause herumsteht, noch alles tolles machen kann. Und wenn du konkrete Beispiele suchst: Hier haben wir für den Anfänger bis zum Superbastler ein paar besonders clevere Ideen herausgesucht.
4.1 Upcycling Einrichtungsideen
In Zeiten, in denen sich Wohnungen von Atlanta bis Zwickau oftmals nur marginal unterscheiden – der Globalisierung und dem schwedischen Möbelhandel geschuldet – kommen ein paar Ideen zum Upcycling gerade richtig. Denn wenn du selbst Alltagsobjekte mit ein paar Griffen neues Leben einhauchst, wird das Ergebnis immer sehr individuell sein – und deinen eigenen vier Räumen das gewisse unverwechselbare Etwas geben. Die folgenden Upcycling Ideen für eine stylische Wohnung gefallen uns besonders!
Bücherregal aus einer alten Holzleiter
Leitern sind heute nicht mehr nur dazu da, um auf ihnen herum zu klettern: Stattdessen verwenden sie Upcycling Profis als stylische Regale! Dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt und wirklich jede Art von Leiter zu gebrauchen – nur aus Holz sollte sie sein, denn der Vintage Look ist angesagt wie nie! Selbst du Farbflecken, die beim letzten Malern auf die Leiter gekleckst wurden, sehen in der richtigen Umgebung so aus, als hätte sie ein extrem angesagter Möbeldesigner extra so entworfen.
Die Umsetzung des Leiter-Regals ist sehr einfach: Beispielsweise kannst du eine Klappleiter mit zusätzlichen Brettern als Böden versehen und streichen, um ein neue Wandregal mit viel Stauraum zu bekommen. Noch einfacher ist die Idee, einfach eine alte Sprossenleiter horizontal an der Wand zu befestigen, um ruck zuck ein neues (altes) Bücherregal zu zaubern. Oder du montierst eine Sprossenleiter an der Decke, um dann mit Haken z.B. in der Küche Töpfe und Pfannen aufhängen zu können. Viel mehr muss man eigentlich gar nicht machen, denn der Vintage-Look mit altem Holz ist angesagt wie nie!
Designerlampe aus altem Glas
Bei dieser Upcycling Idee sollte man sich schon ein bisschen geschickt anstellen, Fingerspitzengefühl besitzen und im Idealfall auch schon einmal einen Bohrer in den Händen gehalten haben. Ansonsten ist es aber gar nicht so schwer, eine moderne Lampe aus altem Glas (z.B. Glasflaschen oder Einweckgläsern) herzustellen. Dabei bleibt es dir überlassen, ob du mit nur einer einzigen Flasche bzw. einem Glas Akzente setzen willst – dann sollte es sich um ein nicht zu kleines und möglichst auffälliges Exemplar handeln – oder lieber gleich mehrere Stück verarbeitest.
Einige wirklich sehr gute Ideen haben wir hier bei Kult-Lampen gefunden. So wird mit ein paar wenigen Handgriffen aus Altglas eine Lampe, die aussieht wie von einem Designer.
LEGO als Baumaterial
Absolut begeistert sind wir von den vielen Möglichkeiten, ausgediente LEGO-Steine zum Upcycling wieder zu verwenden. Denn so wie Kinder ihre bunten Bausteine einige Jahre lieben und tonnenweise anhäufen, so fix sind sie irgendwann auch wieder aus dem LEGO-Alter herausgewachsenen. Wer die Plastikbausteine dann nicht an die nächste Generation weitergeben kann, packt sie meistens in eine Schachtel und vergisst sie irgendwann im Schrank. Dafür sind sie viel zu schade – denn du kannst daraus viele tolle und nützliche Dinge kreieren, die sogar Erwachsene erfreuen werden.
Die Möglichkeiten sind dabei wirklich grenzenlos: Aus den bunten LEGO-Steinen lassen sich im Handumdrehen kleine Dinge wie Bilderrahmen, Aufbewahrungsschachteln, Taschentuchspender, Lampen, eine Ladestation für Handys oder (mit sehr, sehr vielen Steinen) sogar ein Couchtisch fertigen. Wie das geht und was man sonst noch so alles aus den Steinen bauen kann, steht zum Beispiel hier bei Buzzfeed.
Ein Bett aus Euro-Palletten
Um alte Euro-Palletten – die Holz-Dinger, auf denen größere Güter transportiert werden – hat sich ein regelrechter Kult entwickelt! Es gibt mittlerweile Webseiten wie 1001 Pallets, die sich ausschließlich mit Upcycling von Palletten beschäftigen. Daraus kannst du beispielsweise Weinregale für die Küche bauen, edle TV-Bänke, Sideboards oder Spielhäuser für Kinder. Aber das wahrscheinlich bekannteste DIY-Projekt aus Euro-Palletten und gleichzeitig ein größeres Vorhaben ist das selbstgebaute Palletten-Bett! Im folgenden Video siehst du eine sehr schöne Anleitung, wie das funktionieren kann.
Noch ein paar Hinweise zum Upcycling mit Palletten: Schau zu, dass du möglichst trockene und ungestrichene Modelle verwendest! Sie lassen sich am besten verarbeiten und geben keine Dämpfe ab. Außerdem solltest du dich etwas damit befassen, wo die Palletten herkommen, aus welchem Holz sie sind und dass sie möglichst nicht mit chemischen Mitteln behandelt worden sind. So etwas will man lieber nicht in seiner Wohnung stehen haben. Hier findest du einen guten Überblick zum Palletten 1 x 1.
4.2 Upcycling mit alten Kleidungsstücken
Vor allem die Frauen haben mit dem Upcycling von alter Kleidung wahrscheinlich schon viel Erfahrung – auch wenn sie das Umnähen von Klamotten bisher nicht so genannt haben. Tatsächlich sind die Hürden zum Aufwerten hier besonders gering, weil Kleidung erstens nicht sperrig ist und zweitens sich mit wenigen kreativen Schritten schnell verwandeln lässt. Und viel schief gehen kann auch nicht, wenn du mit Nadel und Faden oder der Nähmaschine anrückst. Nur abschneiden solltest du von deinem textilen Schatz nicht zu viel… Denn dieser Schritt ist schwer umkehrbar 😉
Ein Upcycling Klassiker: Jeans!
Auch wenn es den meisten von uns oft schwerfällt, sich von der Lieblingsjeans zu trennen: Irgendwann hat auch dieses robuste Kleidungsteil seinen Zweck erfüllt. Doch meist ist es ja nicht der ganze Jeans-Stoff, der nicht mehr “gut” ist, sondern nur ein kleiner Teil davon. Nun hast du grundlegende Upcycling-Möglichkeiten: Entweder zerstörst du die Jeans noch mehr, um ihr den totalen und sehr angesagten Used-Look zu verpassen (in der Mode-Branche “Distressing” genannt). Dazu kannst du Schleifpapier, Schere und sonstige Tools einsetzen. Vielleicht kürzt du deine Hose nur und machst daraus eine knappe Shorts? Alternativ kannst du die alte Jeans auch mit Borden und Farbe verzieren und richtig aufwerten.
Und dann ist da noch die Möglichkeit, aus dem gut erhaltenen Jeans-Rest etwas ganz Neues herzustellen! Der Kreativität sind dabei fast keine Grenzen gesetzt: Für den Nähprofi bis zum echten Bastel-Phobiker ist zum Beispiel auf Pinterest oder bei DIY-Mode für jeden etwas zu finden. Dort finden sich zum Beispiel Anleitungen, um aus alten langen eine coole Patchwork-Jacke, eine Einkaufstasche, einen Zeitungsständer und sogar Christbaumschmuck zu machen. Jeansstoff ist ein zeitloses und sehr langlebiges Material, das auf keinen Fall weggeworfen werden sollte – sondern zum Austoben einlädt!
T-Shirt Upcycling: Easy peasy und oho
Gute Nachrichten für alle, die nicht so gut nähen können: Um aus einem alten T-Shirt ein neues, trendiges Kleidungsstück zu machen, reicht manchmal schon eine Schere aus! Mit dem richtigen Schnitt und ein paar Flechtarbeiten wird aus dem ausgedienten Shirt zum Beispiel einer der gerade sehr angesagten Schlauchschals – die genaue Anleitung findest du hier. Ansonsten kannst du Fransen schneiden, wo vorher keine waren, mit Batik-Farben arbeiten oder dir neue kunstvolle Drucke überlegen. Im folgenden Video siehst du ein paar gute Hacks, die aus einem normalen T-Shirt einen echten Hingucker machen!
Neue Einsatzmöglichkeiten für Krawatten
Neues aus alten Krawatten: Kaum ein Kleidungsstück liegt so nutzlos herum wie eine Krawatte, deren Look einfach aus der Mode gekommen ist. Andererseits gibt es auch kaum ein Kleidungsstück, dass man so vielseitig aufwerten und dabei in völlig neue Verwendungszwecke überführen kann. Natürlich schadet es nicht, wenn du geschickt mit Nadel und Faden umgehen kannst, doch auch für Handarbeits-Unkundige gibt es im Internet detaillierte Anleitungen, um aus ollen Krawatten cooles Neues zu kreieren.
Letzten Endes sind Krawatten ja nichts anderes als Streifen aus besonders edlen Stoffe. Betrachte sie als eine Art Zuschnitt, und dir wird viel einfallen, was du daraus Neues machen kannst. Da wäre natürlich ein Gürtel, für den du die Krawatte umarbeiten kannst, aber nicht musst. Besonders gut gefallen haben uns die ausgefallenen Upcycling Ideen von Deavita: Wer hätte gedacht, dass z.B. eine Weste aus mehreren Krawatten oder ein runder Krawatten-Flickenteppich so stylisch aussehen können?
5. Upcycling Unternehmer: Mit Aufwerten erfolgreich
Einige paar findige Köpfe haben Upcycling sogar schon erfolgreich mit Geschäftsmodellen umgesetzt. Mittlerweile gibt es viele solcher Businesses, und das ist eine begrüßenswerte Entwicklung – die sogar von hoher Stelle unterstützt wird.
So haben manche Städte wie beispielsweise Hannover schon Upcycling-Börsen ins Leben gerufen – hier können sich Besucher über Upcycling informieren, Unternehmen weiterbilden und Bildungsstätten sogar Materialien bekommen. Toll wäre ebenfalls, wenn das Thema weiterhin öffentlichkeitswirksam vermarktet wird, wie z.B. mit dem verliehenen Upcycling Innovationspreis der HfK Bremen. So hätten wir sicher bald mehr Unternehmen wie die Folgenden, die aus altem Material nachhaltige Geschäftskonzepte machen.
5.1 Upcycling Unternehmer aus Deutschland
In Berlin stellt die Designerin Katja Werner ungewöhnliche Gebrauchsgegenstände aus alten Fahrradschläuchen her. Vom Kronleuchter über Garderobenhaken bis hin zum Schlüsselanhänger: Faszinierend, was sich aus den Gummischläuchen, die sonst im Müll landen sobald sie ein Loch haben, so alles fertigen lässt! Und auch andere Wegwerf-Elemente vom Fahrrad (wie z.B. Ventile) setzt die findige Geschäftsfrau ein.
Als Upcycling Pioniere kann man ebenfalls die Schweizer Freitag-Brüder bezeichnen. Ihre Kuriertaschen werden aus alten LKW-Planen gefertigt, finden bereits viele Nachahmer und gehören heute zur Grundausstattung junger, urbaner Menschen. Besonders wer oft mit dem Fahrrad im Regen unterwegs ist, wird die stabilen und wasserfesten Taschen schätzen.
Auch Andrea Noelle und Annika Busse von Beliya wollen wir erwähnen: Sie upcyceln alte Sofas zu neuen Designerhandtaschen. Hier geht es nicht um bloßes Second Hand, sondern um Aufwertung! Und darum, dass mit dem Kauf jeder Tasche ein Schulkind in Entwicklungsländern unterstützt wird, damit es zur Schule gehen kann. Auf dem obigen Bild siehst du die beiden Gründerinnen, die sich auch selbst in Afrika engagieren.
Ein weiteres Beispiel ist Eliza Schwarz, die seit 2013 auf Ihrem Youtube Kanal und ihrem Blog Tipps zu Upcycling Mode gibt. Mit ihr hat mona.de das kostenlose ebook Fashion-DIY – Upcycling erstellt, in dem es um Hintergrundinformationen zum Thema Nachhaltigkeit und Upcycling, wichtige Tipps und Tricks zur Wiederverwertung gebrauchter Kleidung, viele DIY-Projekte zum Nachmachen und gibt ansprechende Anleitungen zu tollen Trendteilen geht.
Soziales Unternehmertum: Genau nach dieser Maxime arbeitet auch die mehrfach ausgezeichnete Unternehmerin Sina Trinkwalder vom nachhaltigen Modelabel manomama – das Menschen beschäftigt, die auf dem Arbeitsmarkt sonst keine Chance mehr haben. Mit ihrem neuen Projekt Brichbag fertigt Sina aus Stoffresten der Textilindustrie stylische Rucksäcke, und für jedes verkaufte Produkt bekommt ein Obdachloser einen eigenen Rucksack mit Hygieneartikeln zur Verfügung gestellt.
5.2 Shopping-Plattformen für Upcycling Produkte
Heute gibt es ja für jede Zielgruppe und für jede Produktnische eine eigene Plattform: Zum Beispiel den Avocado Store zum Shoppen von fairer Mode oder Fairmondo für generell fair hergestellte Produkte. Logisch, dass es auch Marktplätze für Upcycling Produkte gibt. Zum Beispiel:
- Greenpicks, ein Öko- und Upcyling-Onlinemarktplatz
- Superfein aus Köln, wo schicke Upcycling Produkte verschiedener Marken angeboten werden
- Sproutcircle, das in seiner Fülle etwas an die “Handmade-Plattform” Etsy erinnert
Hier verkaufen Designer ihre Objekte, die aus alten Materialien gefertigt wurden. Damit soll nicht nur die Kreativität von Kleinunternehmern gefördert, sondern auch ein Umdenken ausgelöst werden: Gerade weil ein Produkt durch Upcycling kreiert wurde, ist es besonders hochwertig – und dafür ist ein gewisser Preis angemessen.
Ein ähnliches Modell, aber eben online und offline, verfolgt Cape Times in Berlin im Stadtteil Prenzlauer Berg. Hier verkauft der Designer Benjamin Rüggeberg z.B. Objekte, die aus alten Materialien aus seiner Heimat Südafrika stammen. Vor allem altes Holz und Keramik haben es Rüggeberg angetan, der mit seiner Geschäftsidee soziale Projekte verknüpft: Das Altholz lässt er von Obdachlosen sammeln und entlohnt sie dafür gerecht. Mittlerweile verkaufen bei Cape Times aber auch andere kleine Manufakturen – die bei der Fertigung ihrer Produkte ebenfalls auf soziale und ökologische Kriterien achten.
Upcycling scheint in allen Bereichen der Gesellschaft enorm angesagt zu sein! Und obwohl das Thema immer mehr zum Geschäftsmodell von Unternehmern wird, muss man nicht studiert haben, um aus alten Materialien etwas Neues und Hochwertiges zu schaffen. Denn selbst für Kindergartenkinder und Vorschüler gibt es Ideen zum Upcycling. Früh übt sich also – Vorhang auf für eine neue Art des Bastelns!
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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.