Fragt man einen waschechten Berliner Kaffeetrinker nach den besten Cafés in Berlin, dann fallen sicherlich Namen wie das Einstein und das Café Kranzler, beides Berliner Traditionshäuser. Und klar, auch diverse nationale und internationale Ketten wie Starbucks aus Seattle prägen das Café-Bild der Stadt. Wir wären allerdings nicht Happy Coffee, wenn wir euch die unglaubliche Vielfalt dieser kaffeebegeisterten Stadt vorenthalten würden. In diesem Artikel nehmen wir die Berliner Kaffeeszene einmal genauer unter die Lupe und zeigen euch die neuesten Trends aus DER Kaffee-(Haupt)Stadt Deutschlands. Fünf der angesagtesten Café-Tipps gibt’s obendrauf!
1. Café Berlin: Eine kleine Kulturgeschichte
Wusstet ihr, dass bereits 1721 das erste Café, damals nannte man es noch Kaffeehaus, in Berlin eröffnet wurde? Nachdem Reisende Kaffee als Souvenir bereits im 16. Jahrhundert nach Europa mitgebracht hatten und es zunächst als Luxusgut nur den Reichen zugänglich war, eroberte Kaffee bald europäische und auch deutsche Gasthäuser. Immer mehr Cafés entstanden in europäischen Metropolen wie Venedig, Wien und London. In Berlin öffnete das erste Kaffeehaus 1721 seine Pforten – nur Bremen war in Deutschland ein paar Jahrzehnte schneller.
Fast forward ins 20. Jahrhundert. Derzeit stehen wir in Deutschland und ganz besonders in Berlin wieder an einer neuen Schwelle: Der zum Third Wave Coffee und zur Third Wave Café-Kultur, die sich um kleine aber feine Specialty Coffees aus aller Welt dreht. Klasse statt Masse – so sieht das neue Kaffeejahrtausend aus.
Cafés in Berlin: Die Anfänge
Seit rund 10 Jahren tut sich etwas in der Berliner Kaffee-Szene! Kleine und sogenannte Mikroröstereien sprießen wie Pilze aus dem Boden. Unter den ersten waren die Bonanza Coffee Heroes in 2006, Five Elephant in 2010 und The Barn in 2011. Derlei Spezialitätenröstereien läuten ein neues Zeitalter der Berliner Kaffee- und Café-Kultur ein und legen Wert auf hochwertige Bohnen und eine schonende Röstung, wie ihr das auch von uns gewohnt seid.
Das Motto moderner Barista lautet: Weg von dunkelgerösteten Bohnen hin zu Aromenvielfalt. Dies macht bei den Röstereien nicht Halt. Viele Cafés in Berlin zelebrieren förmlich die Kaffeezubereitung und nehmen dem deutschen Filterkaffee mit allerlei Pour-over-Methoden das verstaubte Image. Ab sofort gibt es nicht nur Slow-Food, sondern auch Slow-Coffee – den man ganz in Ruhe genießt.
In Berlin kennt man sich mit Kaffee aus
Cafés in Berlin: Heute
Die Spezialitätenröstereien und ihre Art des Umgangs mit den kleinen braunen Bohnen waren aber erst der Anfang. So multikulturell und bunt Berlin ist, so vielfältig sind auch die Cafés in Berlin. Man bemerkt kulinarische Einflüsse aus Down Under, den USA und Skandinavien. Eine echte Frühstücks- und Brunchkultur, nicht nur am Wochenende. Angenehmer Table Service zugunsten Coffee To Go – ganz im Zeichen von Slow Coffee.
Auch in der Tasse macht Berlin den hippen Unterschied: Es gibt Flat White und Cortado anstelle von Latte Macchiato und Milchkaffee. Kreative Café-Besitzer lassen sich bei Kaffeegetränken von den sogenannten ‚Signature Drinks’ der Baristameisterschaften, einer Art Kaffee-Bar-Kultur, inspirieren. Dazu passen die ungewöhnlichen Café-Konzepte und Speisekarten, die an feine Restaurants erinnern, mit veganen und vegetarischen Optionen.
All dies zeigt zwei Dinge. Erstens: Kaffee ist nicht gleich Kaffee. Und zweitens: Cafés in Berlin haben es verstanden, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren und ihre Gäste für sich zu begeistern. Und genau aus dem Grund fiel es auch uns schwer, die fünf besten Cafés in Berlin ausfindig zu machen, die ihr – finden wir – unbedingt besuchen solltet.
2. Café Berlin: Unsere (Aus)Wahl
Worauf wir bei der Auswahl unserer liebsten Cafés in Berlin Wert gelegt haben: Ungewöhnliche Café-Konzepte, die Nähe zum Kunden und kulinarische Highlights sowohl auf der Speise- als auch der Getränkekarte. Wir stellen euch mit diesen Cafés fünf Läden vor, die mehr bieten als nur leckeren Kaffee! Cafés die wissen, dass man beim Kunden mit dem gewissen Aha-Effekt punkten kann und sollte. Denn die Luft in Berlins Café-Markt wird dünner. Die Berliner Café-Betreiber müssen einen Schritt weiter denken, um ihren Kaffee auch morgen noch an den kaffeedurstigen Berliner zu verkaufen.
1. Café Berlin: Isla Coffee
Das Isla Coffee ist buchstäblich immer wieder neu! Angefangen von den Möbeln und der kompletten Inneneinrichtung bis hin zu den Kaffees von unterschiedlichen Spezialitätenröstereien aus Berlin und ganz Europa. Noch viel spannender aber ist der Zero Waste-Ansatz, den sich das Isla seit seinem Start im Sommer 2016 auf die Fahne geschrieben hat! Mitinhaber Peter Duran lebt seinen Background in Umweltpolitik im Isla förmlich aus. Als eines der ersten Cafés in Berlin versucht Isla Coffee, sämtliche verwendeten Produkte und Zutaten nicht nur aus nachhaltigem Anbau zu beziehen, sondern diese auch weiter- oder wiederzuverwenden. Zu nennen sind da die Tassen aus benutztem Kaffeesatz von Kaffeeform, in denen das Isla Espresso und espressobasierte Getränke serviert.
Im Isla sammelt man auch die Reste der Milch, die beim Schäumen für die unzähligen Cappuccinos unter der Woche anfällt, um sie am Wochenende in den verschiedenen Brunchgerichten weiterzuverwenden. Beispielsweise im hausgemachten Ricotta. Das Brunch-Menü wird entsprechend der anfallenden Lebensmittel zusammengestellt und ist jedes Wochenende anders! Unbedingt probieren solltet ihr den Brotpudding aus Croissants, die in anderen Cafés in Berlin wohl entsorgt worden wären.
Das Isla Coffee liegt im Berliner Bezirk Neukölln direkt an der U-Bahnstation Boddinstraße.

Leckerer Brot Pudding im Isla – und die Tasse besteht aus Kaffeesatz!
2. Café Berlin: Happy Baristas
Auch das Happy Baristas im Berliner Bezirk Friedrichshain ist eines von vielen Cafés in Berlin, in denen man sich durch verschiedene Kaffees von Spezialitätenröstereien aus ganz Europa probieren kann. Roland und Marian, die Inhaber vom Happy Baristas, haben sich allerdings mit zwei weiteren Highlights in der Café-Szene in Berlin einen Namen gemacht: Nitro Coffee – also Cold Brew Coffee, der mit Stickstoff versetzt wird – und Signature Drinks bzw. Coffee Cocktails. Besonders die solltet ihr euch merken! Der Name stammt von den Baristameisterschaften, bei denen jeder Teilnehmer während seiner 15minütigen Performance unter anderem einen sogenannten Signature Drink zubereiten muss: Ein Kaffeegetränk, bei dem die Barista ihrer Kreativität freien Lauf lassen können! Neben Espresso, Filterkaffee oder Cold Brew kommen in derlei Getränken Zutaten zum Einsatz, die man bisher nur aus der Barszene kennt: Sirup, Früchte und Kräuter, Limonaden und Co.
Das Happy Baristas geht auch hier noch einen Schritt weiter. Wer mag, kann sich seinen Signature Drink mit Schuss servieren lassen. Diese sogenannten Coffee Cocktails erobern demnächst vielleicht auch die ein oder andere Cocktail-Party! Aktueller Neuzugang in der Karte im Happy Baristas ist das Lunchmenü. Jede Woche werden 3 Grundzutaten verwendet, aus denen täglich vegane und vegetarische Optionen gezaubert werden als auch eine Fleischvariante.
Das Happy Baristas liegt unmittelbar am Berliner S-Bahnhof Ostkreuz im Bezirk Friedrichshain.
Ein Signature Drink im Happy Baristas: Kaffee wie du ihn noch nicht kennst!
3. Café Berlin: Father Carpenter
Das Father Carpenter ist ein inhabergeführtes Café, das im Gegensatz zu vielen anderen Cafés in Berlin die To-Go-Mentalität bewusst vermeidet und sich strikt auf Table Service fokussiert. Das heißt: Ausnahmslos jeder Gast wird am Tisch bedient. Egal, ob er nur einen Kaffee trinkt oder seine Mittagspause hier verbringt. Diese Tradition stammt aus Australien, Heimatland von Krésten, dem Mit-Inhaber vom Father Carpenter. Krésten legt großen Wert auf Gastfreundlichkeit. Ihm ist es auch gelungen, seinen Barista und Angestellten für Service und Küche genau dieses Hospitality-Gen bei der Einstellung mitzugeben.
Im Father Carpenter kann man obendrein herrlich schlemmen. Zum Beispiel veganes Granola, den Klassiker Banana Bread oder Avocado-Toast… Doch auch die pochierten Eier und natürlich die hausgemachten Sandwiches und Kuchen sind eine Sünde wert. Perfekt für den Brunch mit Freunden und der Familie! Das Café liegt in einem der zahlreichen Hinterhöfe, die Berlins Stadtbild prägen. Wer es doch eilig hat und nicht im Café oder Innenhof Platz nehmen und den Service im Father Carpenter in Anspruch nehmen kann, für den gibt es das Father Carpenter To Go Café, direkt nebenan.
Father Carpenter befindet sich im Bezirk Mitte unweit vom berühmten Hackeschen Markt.
Im Father Carpenter bekommt jeder einen Platz und Table Service
4. Café Berlin: Kaffeekirsche Roastery
Mit ihrem zweiten Café in Berlin hat sich die Kaffeekirsche nicht nur vergrößert, sondern ihre Rösterei auch zu einer Schau-Rösterei gemacht. Hier habt ihr die Möglichkeit, den Röstern bei ihrer Arbeit beinahe über die Schultern zu schauen. Euch trennt nur die Schaufensterscheibe vom Röster und seiner Arbeit, der die kleinen grünen Bohnen in braune Schönheiten verwandelt.
Doch die Kaffeekirsche ist nicht nur Café und Kaffeerösterei. Inhaber Turabi und sein Team haben es geschafft, neben Kaffee auch den Fokus auf ihre hausgebackenen Köstlichkeiten zu legen. Denn in der neuen Kaffeekirsche Roastery befindet sich die hauseigene Bäckerei, in der neben kleinen Törtchen so außergewöhnliche Tortenkreationen wie Avocado-Cheesecake oder Klassiker wie der unglaublich saftige Marmorkuchen gezaubert werden. Wir wären nicht Happy Coffee, wenn uns nicht noch ein weiteres Detail aufgefallen wäre: Die Bambus To-Go-Becher von Just Swap it, die ihr in der Kaffeekirsche erwerben könnt. Eine großartige Initiative für weniger To-Go-Becher-Müll!
Kaffeekirsche Roastery liegt im Bezirk Neukölln, unweit des Maybachufer, an der U-Bahnstation Schönleinstraße.
Hippes Café mit angebundener Rösterei: Die Kaffeekirsche in Berlin
5. Café Berlin: Companion Coffee
Bei der Vielzahl an Cafés in Berlin fällt es schwer, eine Auswahl für jeden Geschmack zu treffen. Doch das Companion Coffee ist ein attraktiver Kandidat, um Kaffee-Liebhaber, Teetrinker und Interieur-Design-Fans gleichermaßen zu bedienen. Es liegt in einem weiteren Berliner Hinterhof im hippen Voo Store – einem Concept Store in der Nähe vom Kottbusser Tor in Kreuzberg, der neben Kleidung und Schuhen auch Magazine und Accessoires verkauft. Das Geschäft mit seinen Beton-Elementen ist eine gelungene Symbiose aus Design, entspannter Atmosphäre und gutem Kaffee und Tee im Companion Coffee.
Für die Kaffee-Liebhaber bietet das 2013 eröffnete Companion Coffee eine wechselnde Auswahl an Spezialitätenkaffees aus ganz Europa an, ähnlich wie Happy Baristas und Isla Coffee. Es gibt allerdings nicht viele Cafés in Berlin, die neben Spezialitätenkaffee auch ein großes Augenmerk auf Tee legen. Shawn und Chris, die Inhaber von Companion Coffee, haben sich mit diesem Ansatz einen Namen in Berlin und darüber hinaus gemacht. Inzwischen bieten noch mehr Cafés in Berlin ihre in dunkle Schraubgläser verpackten Grün- und Schwarztees an.
Update: Companion Coffee hat 2018 zusätzlich den Companion Tearoom in der Weserstrasse 166 eröffnet; und ist seit 2020 auch mit dem Café komplett an diese neue Location umgezogen!
Das Companion Café im Voo Store
Welches Café Berlin so richtig ausmacht, ist wahrscheinlich immer Geschmacksache. Kennst du weitere tolle Cafés in Berlin, die hier nicht fehlen dürfen? Dann schreibe uns deine Tipps in die Kommentare! Denn von gutem Kaffee bekommen wir einfach nie genug.

Melanie liebt Specialty Coffee und reist dafür um die Welt. Sie trinkt nicht nur gern Kaffee, sondern schreibt und bloggt auch darüber auf melscoffeetravels.com. Begleite sie auf ihren Kaffeereisen!