Wabenhonig

Wabenhonig – Honig in seiner natürlichsten Form

Er wurde bereits von den alten Germanen als Götterspeise verehrt und erlebt in letzter Zeit eine wahre Renaissance: Wabenhonig macht momentan zwar noch einen kleinen Anteil im weltweiten Honig-Pro-Kopf-Verbrauch aus, hat aber gegenüber dem weiter verbreiteten Schleuderhonig wesentliche Vorteile. Welche Vorzüge der Wabenhonig aufweist, wie er hergestellt wird und worauf man beim Kauf achten sollte, erfahrt ihr im folgenden Lexikoneintrag.

Deutschland: einsame Spitze beim Honigverbrauch

Es klingt zwar auf den ersten Blick nach nicht so viel, doch mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von einem Kilo belegt Deutschland beim Honigkonsum weltweit den ersten Platz. Pro Jahr werden in Deutschland über 85.000 Tonnen gegessen oder anderweitig verbraucht.

Häufigste Honigart: Schleuderhonig

Die dabei am meisten konsumierte Honigart ist der Schleuderhonig. Wie der Name schon vermuten lässt: der Honig entsteht, indem vorher entdeckelte Bienenwaben in einer Honigschleuder aufgeschleudert werden. Zentrifugalkräfte bewirken, dass der Honig aus dem Holzrahmen, in dem sich die Waben befinden, herausgeschleudert wird, und zwar ohne Zugabe von Wärme. Die Waben werden dabei nicht zerstört und können wieder verwendet werden, auch die Brut wird nicht zerstört. Seit Beginn des vorherigen Jahrhunderts ist Schleuderhonig die häufigste Honigart. Immer beliebter wird jedoch eine Honigart, die noch weitaus weniger behandelt wird und ein echtes naturbelassenes Produkt ist: der Wabenhonig.

Rein und naturbelassen: Wabenhonig

Die Honigverordnung des Deutschen Imkerverbandes unterscheidet Honigarten nach Herkunft, Gewinnungsart, Angebotsform oder Zweckbestimmung. Unter Abschnitt II, Punkt 3 ist in Worten formuliert, worum es sich beim Wabenhonig handelt:

Von Bienen in den gedeckelten, brutfreien Zellen der von ihnen frisch gebauten Honigwaben oder in Honigwaben aus feinen, aus- schließlich aus Bienenwachs hergestellten gewaffelten Wachsblättern gespeicherter Honig, der in ganzen oder geteilten Waben gehandelt wird.

Mit diesen knappen Worten werden die Alleinstellungsmerkmale des Wabenhonig deutlich: die Wabe ist noch gedeckelt, das heißt die Bienen haben die Wabe als „reif“ markiert. Das tun sie, indem sie einen Wachspropfen auf die mit Honig gefüllten Waben konstruieren. Während der Anteil gedeckelter Waben beim Schleuderhonig im Frühjahr mindestens 50% und im Sommer mindestens 30% der gesäten Wabenfläche ausmachen muss, besteht Wabenhonig komplett aus gedeckelten Waben. Das bedeutet im Klartext: Bei Wabenhonig kann man sicher gehen, dass der Honig reif war und nicht durch mechanische Kräfte aus der Wabe gepresst werden musste. Ein kleiner menschlicher Eingriff ist beim Wabenhonig jedoch erlaubt: der Imker darf gepresste Wachsplatten zum Bienenvolk hinzugeben, damit sie dieses als Bauvorlage verwenden können. Wem wichtig ist, dass der Honig aus Wabenstücken aus komplett reinem Naturbau besteht, der ist mit dem Scheibenhonig gut beraten. Ebenso wie der Wabenhonig ist er ein Jungfernhonig, besteht aus unbebrüteten, gedeckelten Waben, jedoch werden bei Scheibenhonig alle Wabenstücke von den Bienen selbst errichtet.

Herstellung Wabenhonig

Bienen

Photo by Maja Dumat

Die Herstellung von Wabenhonig ist, im Grunde genommen denkbar einfach. Nachdem der Imker geprüft hat, ob alle Waben gedeckelt sind – was er mit dem bloßen Auge erkennen kann, aufgrund des Propfens, den die Bienen auf die Wabe gebaut haben – schneidet er die Waben und verteilt sie portionsweise in Gläser oder Eimer. Nun könnte man also meinen, dass, bei so einer unkomplizierten Herstellungsmethode, der Wabenhonig eigentlich viel verbreiteter sein müsste als der Schleuderhonig. Doch wie eingangs erwähnt verhält es sich nicht so – Wabenhonig wird zwar immer beliebter, der Pro-Kopf-Verbrauch macht aber nur einen Bruchteil des Gesamtkonsums an Honig aus. Zudem ist Wabenhonig nicht überall verfügbar und kostet auch deutlich mehr als Schleuderhonig. Der Grund für die höheren Kosten liegt unter anderem in der aufwendigen Lagerung. Während die Herstellung denkbar einfach und unkompliziert ist, muss bei der richtigen Lagerung mehr Mühe verwendet werden als beim Schleuderhonig. Nachdem der Wabenhonig aus dem Rahmen geschnitten wird, muss er gut verschlossen gelagert werden. Damit der Honig für den Verbraucher ansprechend präsentiert werden kann, wird Wabenhonig häufig in speziellen, portionierbaren Holzsteckrahmen erzeugt, die in die üblichen Rähmchen gesteckt und dort ausgebaut werden. Diese Rähmchen sind an sich schon teurer als ein normales Honigglas und müssen zudem noch mit einer Wachsbaulinie versehen werden damit die Bienen richtig bauen können. Für den Imker bedeutet das mehr Kosten und Aufwand bei der Lagerung.

Kostenfaktor Wachsqualität

Neben der Lagerung ist es vor allem die Wachsqualität, die den Kostenfaktor von Wabenhonig bestimmt. Wenn ein Imker für reinen Wabenhonig steht, dann greift er auf Bio-Mittelwände zurück, die weitaus teurer sind als konventionelle Mittelwände. Noch teurer wird es beim Scheibenhonig, der komplett von Bienen selbst gebaut wird und auf Mittelwände verzichtet – ein so genannter Jungfernbau, der in seiner Herstellung natürlich länger dauert als ein Bau, bei dem die Bienen schon eine Bauvorlage haben und nur noch daran anbauen müssen.

Imker von Schleuderhonig haben zudem weniger Kosten, weil sie den Wabenbau nach dem Aufschleudern mehrfach wiederbenutzen können. Beim Wabenhonig wird der Wabenbau dagegen zerschnitten und mitverkauft, das heißt für neuen Honig muss vom Bienenvolk ein neuer Bau hergestellt werden. Ein Prozess, der längerwierig ist und damit bedingt, dass beim Wabenhonig automatisch weniger Ertrag pro Jahr herauskommt als beim schneller produzierten Schleuderhonig.

Augen auf beim Honigkauf: künstlicher Wabenhonig

Die deutsche Honigverordnung lässt bei der Definition von Wabenhonig keine Kompromisse zu, dennoch kann es sein, dass im Handel Honig erhältlich ist, der zwar als Wabenhonig deklariert, aber kein reines Naturprodukt ist. Meist handelt es sich dabei um importierten Honig, der mit Bienenabwehrmitteln oder Antibiotika belastet ist. Laut EU-Gesetzgebung sind Plastik- oder Holzrahmen mit integrierten „Plastik- oder Holzkassetten“ für die Wabenhoniggewinnung erlaubt – eine Maßnahme, die Verfechter des natürlichen Wabenhonigs ablehnen. Das „Zentrum für wesensgemäße Bienenhaltung“ sieht im Einsatz von künstlich eingelassenen Mittelwänden nicht nur eine Verletzung gegen die artgerechte Haltung von Bienen, sondern auch eine Gefährdung für die Gesundheit der Honigkonsumenten: durch Verunreinigung durch Paraffine oder Mikrowachse oder gentechnische verändertes Sirup, in das der künstliche Wabenhonig eingelegt werde.

Vorteile Wabenhonig

Echter, reiner Wabenhonig weist eine Vielzahl an Vorteilen auf. Der Hauptvorteil liegt auf der Hand: der Honig ist reif, das heißt er wird erst dann für den Konsum bereitgestellt, wenn er von den Bienen selbst als „fertig“ gekennzeichnet wurde. Daneben wird er unverarbeitet weiterverwendet, nämlich so, wie ihn die Bienen verschlossen haben. Das schließt auch aus, dass er mit anderen Honigen vermischt wird.

Bienenbrot: wertvolle Pollen

Biene

Photo by Lennart Tange

Schon die alten Wikinger schworen darauf und nahmen Bienenbrot gegen Krankheiten wie Skorbut zu sich und fühlten sich nach dem Genuss besonders gestärkt und mutig. Was der Imker „Bienenbrot“ nennt, sind im Grunde genommen nichts anderes als die Blütenpollen, die von den Bienen in den Waben eingelagert werden. Durch das Bienenbrot (auch „Perga“ genannt) ist Wabenhonig mit Enzymen und Fermenten angereichert, die sich im Bienenwachs ansammeln. Allerdings können diese wertvollen Stoffe nicht aus der Wabe manuell entnommen werden. Um in den Genuss der Vitalstoffe zu kommen, muss das im Wabenhonig enthaltene Wachs recht lange gekaut werden. Vorausgesetzt, es handelt sich um natürlichen Wabenhonig, kann man dies auch unbedenklich tun. Allerdings wird meist angeraten, die Bienenwaben zu kauen und dann auszuspucken. Der Verzehr der Waben ist der Gesundheit zwar nicht abträglich, stellt für die meisten Menschen aber keinen kulinarischen Genuss dar.

Wabenhonig gegen Heuschnupfen

Wabenhonig werden viele Wirkungen zugeschrieben. In Foren zu alternativen Heilmethoden wird oft die Vorbeugung von Heuschnupfen durch das Kauen der im Wabenhonig enthaltenen Bienenwaben beschrieben. So soll man bereits einen Monat vor dem üblicherweise erwarteten Heuschnupfen einmal täglich für ungefähr 15 Minuten eine Bienenwabe kauen. Doch auch wenn der Heuschnupfen bereits eingetreten ist, soll Wabenhonig helfen: mit Obstessig vermischt entsteht daraus ein Trunk, der selbst heftigen Heuschnupfen mildert. Wichtig: der Honig sollte aus der selben Gegend stammen wie der Heuschnupfenpatient. Die kleinen Pollenreste, die in der Wabe eingelagert sind, sensibilisieren somit genau gegen die Allergene, die den Heuschnupfen auslösen.

Wunderheilmittel Propolis?

Neben den wertvollen Blütenpollen ist auch Propolis im Wabenhonig enthalten. Der auch als Bienenharz oder Bienenleim bekannte harzartige Masse werden viele gute Auswirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben. Propolis weist eine antibiotische, antivirale und antimykotische Wirkung auf, weshalb es in der Alternativmedizin für ein breites Anwendungsspektrum genutzt wird. So soll Propolis sowohl vorbeugend als auch heilend bei Entzündungen und Verletzungen von Haut und Schleimhaut helfen, soll rheumatische Beschwerden lindern und das Immunsystem stärken. Auch in der Kosmetik wird Propolis verwendet, vor allem in Pflegeprodukten für Haut und Haar.

Wo kann man Wabenhonig kaufen?

Auf den meisten Bio- und Wochenmärkten, auf denen ein Imker zu finden ist, wird es auch Wabenhonig geben. Ansonsten wird man auch in Feinkostläden und immer häufiger auch im gut sortierten Supermarkt fündig. Auch der Besuch bei einem örtlichen Imker ist meist vielversprechend.

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Christian ist Kaffeeblogger seit 2008, leiderschaftlicher Home-Barista und Gründer und Geschäftsführer der Happy Coffee GmbH. Seit 2015 liefert er jeden Monat über den Online-Shop frisch gerösteten Kaffee aus fairem Direkthandel an tausende Kunden. Sein tiefgreifendes Wissen über Kaffee teilt er regelmäßig hier im Blog.


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