Kaffee einfrieren

Kaffee einfrieren: Dürfen deine Bohnen wirklich ins Gefrierfach?

Kaffee einfrieren: Ist das eine geniale Idee oder totaler Humbug? Dieser Frage wollen wir hier auf den Grund gehen. Denn überraschenderweise gibt es einige Menschen, die ihre Kaffeebohnen oder ihren gemahlenen Kaffee – gleich in der Packung oder in einem Gefrierbeutel – in den Gefrierschrank packen. Zwischen die schockgefrosteten Erbsen, die Fischstäbchen und die Eiswürfel… 

1. Warum Kaffee einfrieren echt unnötig ist

Eine kleine Vorrede: Kaffeebohnen sind ein Frischeprodukt. Sie schmecken frisch geröstet am besten und werden sofort nach dem Röstprozess luftdicht verpackt, um das flüchtige Aroma zu bewahren. In dem Moment, in dem du die Kaffeebohnen aus der Packung in die Kaffeemühle gibst, riecht es super lecker – dann geht nämlich bereits ein Teil der wertvollen Aromastoffe verloren. Noch schneller geht das Ganze, wenn bereits gemahlener Kaffee gekauft wird: Hier kann die Luft besonders viel Aromen “ansaugen”, weil die Oberfläche des Kaffeemehls viel größer ist. Außerdem stand gemahlener Kaffee in der Packung meistens schon eine laaange Weile im Supermarktregal herum… Darum wissen wir:

Damit Kaffee gut schmeckt, sollten ganze Kaffeebohnen gekauft werden, die frisch geröstet sind und bei denen das Röstdatum auf der Packung steht. Sie werden dann erst kurz vor der Zubereitung mit einer Kaffeemühle frisch gemahlen. Übrigens: Eine gute Kaffeemühle kostet wirklich nicht viel Geld – was die Ausrede “ich kann nicht selbst mahlen” ein für alle Ma(h)l beenden sollte. 

Oben auf dem Foto siehst du Christian von Happy Coffee, der es sich sogar unterwegs beim Campen am Strand nicht nehmen lässt, die Kaffeebohnen frisch in der Hario Mini Mill (ca. 35 Euro) zu mahlen! Und bequeme elektrische Kaffeemühlen für Zuhause wie z.B. die Rommelsbacher gibt es auch bereits für 40 Euro.

Mythos 1: “Einfrieren schützt die Kaffeearomen”

Wie kommt man nun eigentlich darauf, Kaffee einfrieren zu können? In den meisten Fällen liegt es wahrscheinlich daran, dass manche Leute ihren Kaffee als “Frischeprodukt” ein wenig fehlinterpretieren. Nämlich in dem Sinne, dass Einfrieren ja ansonsten eine gute Methode ist, um Nährstoffe und Geschmack von Lebensmitteln zu konservieren. Zugegeben, für die jungen Erbsen und andere Gemüsearten mag das funktionieren. Aber gilt das auch bei Kaffee? Schaut man sich hier nach Lagerungsempfehlungen um, liest man meistens: 

Kaffeebohnen sollten möglichst kühl, dunkel bzw. lichtgeschützt, und trocken gelagert werden. Am besten in einer guten Kaffeedose im Küchenschrank! Falls mal keine zur Hand ist, reicht zur Not auch die Kaffeepackung mit Klippverschluss oder mit integriertem Zipper, wie es bei unserem Happy (siehe Foto unten) der Fall ist.

Wohlgemerkt, die Rede ist vom Küchenschrank, nicht vom Kühl- oder Gefrierschrank. Zwar ist es in den beiden Geräten auch dunkel und besonders kühl; eher sogar kühler als notwendig, weil deinem Kaffee die milde mitteleuropäische Zimmertemperatur eigentlich locker ausreicht. Aber unbedingt trocken ist es im Kühl- oder Gefrierschrank eher nicht – gerade wenn die Kaffeebohnen nicht ordentlich verpackt sind. Einen echten Grund zum Kaffee einfrieren bzw. Kaffee kühlen gibt es also schon mal nicht.

Kaffee einfrieren - Kaffeepackung mit Zipper

Mythos 2: “Kaffee einfrieren ist bei großen Mengen gut”

Nein, nein, nein. Das ist in jeder Hinsicht falsch! Wie gesagt, es gibt keinen bestimmten Grund zum Kaffee einfrieren. Noch wichtiger: Solange du kein eigenes Café mit hohem Tageskonsum betreibst, sondern ein Privattrinker im Haushalt oder vielleicht Teil einer kleinen Bürogemeinde bist, macht es absolut keinen Sinn, Kaffeebohnen in großen Mengen zu horten! Das Aufbrauchen dauert dann viel zu lange und zwischenzeitlich werden die Bohnen alt. Die Folge: Das Aroma geht flöten, und damit das Allerwichtigste am Kaffee! Außerdem leben wir doch mittlerweile in einer Wohlstandsgesellschaft, in der nie Knappheit an ordentlichem Kaffee herrschen muss. Bohnen alle? Dann kauf dir einfach Neue! 

Glaub mir: Selbst wenn du beim Kauf von 3 Kaffeepackungen statt nur einer in manch Online-Shop die Versandkosten sparst – es lohnt sich letztlich nicht! Das merkst du spätestens, wenn du Monate nach dem “Hamsterkauf” die letzte Packung öffnest, in der die Bohnen schon einiges vom Aroma eingebüßt haben.

Wir von Happy Coffee empfehlen unseren Kunden, ihre Bohnen jederzeit frisch zu bestellen – sie kommen kurz nach dem Rösten zu Hause an – oder ein Kaffee-Abo mit individuellen Lieferintervallen abzuschließen. Falls du während eines Ausflugs oder auf einer Reise doch an einer Rösterei vorbei kommst und die Chance nicht verstreichen lassen willst: Nimm nur Kaffeebohnen mit, wenn du gerade welche brauchst! Ansonsten schnapp dir das das Kärtchen der Rösterei, die sicher gern auch online Bestellungen entgegen nimmt und zu dir nach Hause liefert. 

Statt große Mengen Kaffee einfrieren - Kaffeeklatsch mit Freunden

Und hast du aus unerfindlichen Gründen tatsächlich einmal eine zu große Menge an Kaffeebohnen da – z.B. als Geschenk vom Geburtstag, weil JEDES Präsent Kaffee enthielt – dann lad deine Freunde und Familie doch zeitnah öfters mal zum ausgedehnten Kaffeeklatsch ein! So genießt ihr alle zusammen.

Mythos 3: “Gefrorene Kaffeebohnen mahlen sich besser”

Es soll ja Kaffeenerds geben, die auf das Kaffee einfrieren schwören. Denn ihrer Ansicht nach werden gefrorene Kaffeebohnen beim Mahlen angeblich nicht ungewollt erwärmt, was dem Aromaverlust vorbeugen soll. Tatsächlich stimmt es, dass manche Kaffeemühlen von früher bzw. Modelle mit einem Scheibenmahlwerk während des Mahlvorgangs zu viel Reibungswärme erzeugen. Dabei kokeln die Bohnen an und können einen unangenehmen bitteren Beigeschmack erhalten, der die eigentlich tollen Aromen übertüncht. Allerdings lässt sich dieses Problem vermeiden, indem du z.B. eine Kaffeemühle mit Kegelmahlwerk kaufst: Die mahlt besonders schonend und homogen.

Noch ein Punkt ist nicht von der Hand zu weisen: Das Kaffee einfrieren selbst kann das Aroma der Bohnen negativ beeinflussen. Denn hierbei treten bestimmte Risiken auf, die mit der Lagerung in Verbindung stehen – die selbst dann auftreten können, wenn du dir extra Gefrierbeutel gekauft hast.

Kaffee einfrieren - So geht's

2. Kaffee einfrieren: Konkrete Risiken

Wie du oben lesen konntest, gibt es unserer Meinung nach wirklich keinen Grund zum Kaffee einfrieren. Manche Leute wollen es aber trotzdem gerne tun. Hey, das ist ok! Doch sei dir bewusst, dass es dann gewissen Risiken gibt, die du kennen und möglichst vermeiden solltest. 

“Pikante” Kaffeebohnen wegen unerwünschten Nebenaromen

Ein Punkt, der vor allem das Lagern von Kaffeebohnen im Kühlschrank betrifft. Denn Kaffee gibt nicht nur Aromen ab, sondern neigt auch stark dazu, fremde Aromen aus der Umgebung aufzunehmen. Du kannst dir also vorstellen was passiert, wenn die offene Kaffeepackung nicht super luftdicht verpackt ist – da reicht schon ein verrutschter Clip – und im Kühlschrank neben Käse, Wurst, Marmelade, einem Rest Zwiebel & Co. steht… Genau, das Ergebnis ist nicht so appetitlich! Denn wer will schon, dass sein Kaffee plötzlich “pikant” schmeckt?! Darum dient das unten stehende Bild mit unseren Kaffeebohnen im Kühlschrank auch nur Demonstrationszwecken – sonst verirren sie sich nie dahin 😉

Etwas anders verhält es sich beim Kaffee einfrieren bzw. Lagern der Bohnen im Tiefkühlschrank. Wer einmal die Tür vom Gefrierfach öffnet, der wird schnell merken: Es strömt vor allem allem kalte Luft heraus, dafür riecht es aber kaum. riecht. Das liegt daran, dass die Minusgrade Gerüche beseitigen und sogar Bakterien abtöten. Die Gefahr, dass sich beim Kaffee einfrieren Aromen anderer Lebensmittel auf gut verpackte Bohnen übertragen, ist also eher gering. Dafür droht aber ein anderer Übeltäter… 

Kaffee einfrieren - Kaffeebohnen im Kühlschrank

“Erfrorene” Kaffeebohnen: Gefrierbrand als Übeltäter 

Gefrierbrand entsteht meistens bei großen Temperaturschwankungen, und wenn Lebensmittel in undichten oder zu losen Verpackungen eingefroren werden. Dann findet weiterhin Kontakt mit der Umgebungsluft statt und Wasser kann an der Oberfläche des Gefrierguts verdunsten – es “frisst” sich wegen der niedrigen Temperaturen regelrecht ins Lebensmittel ein, trocknet es aus, und macht es ungenießbar. Zu erkennen ist Gefrierbrand übrigens an Eiskristallen und (je nachdem was eingefroren wird) den typisch weißen bis grau-braunen Verfärbungen an der Oberfläche des Lebensmittels. Dann ist es aber schon zu spät.

Warum wir das erzählen? Ganz einfach: Gefrierbrand macht selbst vor Kaffeebohnen nicht halt, obwohl diese nach dem Rösten nicht mehr viel Wasser enthalten. Wer beim Kaffee einfrieren also beim Verpacken schlampt, hat unter Umständen ein wertvolles Lebensmittel vergeudet.

Kaffee einfrieren - Gefrierbrand

“Feuchte” Kaffeebohnen: Bilden von Kondenswasser

Wer hätte es gedacht: Der kritischste Punkt beim Kaffee einfrieren ist das Auftauen! Vielleicht kennst du das Phänomen, wenn du im Sommer ein gut gekühltes Getränk aus dem Kühlschrank holst. Bei den warmen Außentemperaturen bildet sich schnell Kondenswasser an der Flasche. Das liegt daran, dass sich die Luftfeuchtigkeit an kalten Oberflächen festsetzt – in diesem Beispiel deiner Getränkeflasche. Exakt dasselbe passiert nun, wenn du eingefrorenen Kaffeebohnen aus dem Tiefkühlschrank holst, sie aus der Packung nimmst und bei Raumtemperatur auftauen lässt: Binnen kürzester Zeit nehmen sie die Luftfeuchtigkeit aus der Umgebung auf! Das weicht sie auf, verändert also ihre Konsistenz, und damit das Aroma (leider nicht zum Guten).

Wir haben selbst einmal probiert, was beim Kaffee einfrieren und wieder auftauen passiert: Im folgenden Bild siehst du einen Gefrierbeutel mit Bohnen, und wie beschlagen er aus dem Gefrierfach kam. Nur wenig später war er rundherum feucht – daher auch das Geschirrtuch

Kaffee einfrieren - Kondenswasser beim Auftauen

3. Wenn Kaffee einfrieren, dann bitte so!

Nochmal der Appell: Wir empfehlen, Kaffeebohnen frisch geröstet zu kaufen, selbst zu mahlen, und bis zum zügigen Aufbrauchen trocken, kühl und dunkel zu lagern. Im Küchenschrank, idealerweise in einer Kaffeedose. So sind Hamsterkäufe inklusive Kaffee einfrieren nicht nötig, und du kannst das beste Aroma in der Tasse genießen. Falls du dir Kaffee einfrieren aber angewöhnt hast und mit dieser Unsitte nicht brechen willst, dann haben wir abschließend ein paar Tipps für dich – die Nebengerüche, Gefrierbrand und Kondenswasser beim Auftauen minimieren.

Schritt 1: Teile die Kaffeebohnen in kleine Portionen auf, zum Beispiel in Rationen für jeweils zwei bis drei Tage, und gib sie in passende Gefrierbeutel.

Schritt 2: Verschließe die Gefrierbeutel unbedingt luftdicht. Noch besser ist vakuumieren, weil es die Luft komplett aus den Gefrierbeuteln zieht! So kannst du die Gefahr von Gefrierbrand deutlich einschränken. Wenn du kein Vakuumiergerät hast, kannst du die Luft selbst aus dem Beutel heraus saugen, indem du kräftig einatmest. Hygienisch ist anders, aber naja…

Schritt 3: Friere die Kaffeebohnen bis zum Verbrauch ein.

Schritt 4: Nimm dir immer nur die für die nächsten paar Tage benötigte Bohnenmenge aus dem Tiefkühlfach und – wichtig! – lass sie im noch verschlossenen Gefrierbeutel auftauen. So vermeidest du, dass die Kaffeebohnen mit der Luftfeuchtigkeit im Raum in Kontakt kommen und der oben geschilderte Kondensierungseffekt auftritt.

Schritt 5: Entnimm die Kaffeebohnen dem Gefrierbeutel, sobald sie die Raumtemperatur erlangt haben und aufgetaut sind. Dann kannst du sie bedenkenlos verwenden. 

Tipp: Bitte friere nicht einfach deine ganze Kaffeepackung ein, selbst wenn sie deiner Meinung nach “gut” mit einem Klipp verschlossen ist. Denn darin bleibt immer etwas Luft und damit auch Feuchtigkeit zurück, und es droht das Bilden von Gefrierbrand! Außerdem werden deine Bohnen bei Entnahme einzelner Portionen aus der Packung immer beim Auftauen feucht werden, weil du das Bilden von Kondenswasser nicht vermeiden kannst. 

Wichtig: Einmal aufgetaute Bohnen sollten nicht wieder eingefroren werden. Denn dann setzt du sie massiven Temperaturschwankungen aus, was für die Struktur und das Aroma schädlich ist – und Gefrierbrand begünstigt. 

Kaffee einfrieren - Eiskaffee

4. Fazit: Lieber Eiskaffee trinken als Kaffee einfrieren

Wir hoffen, dass wir dir einen guten Überblick zu der Frage geben konnten, ob Kaffee einfrieren sinnvoll ist. Wenn es nach uns geht: Nein! Einfach frisch geröstete Kaffeebohnen kaufen, selber mahlen, in eine gute Kaffeedose investieren (kostet nicht viel!) und im Küchenschrank lagern. Dann gemütlich aufbrauchen und neue Lieblingsbohnen bestellen, sobald der Kaffeelöffel den Dosenboden berührt, oder ein Kaffee Abo ganz nach deinem Verbrauchsrhythmus abschließen. Bieten wir bei Happy Coffee übrigens an!

Was übrigens gar kein Problem ist: fertig gebrühten Kaffee einfrieren. Im Sommer eine gute Idee – einfach z.B. deine kalte Filterkaffee-Reste in Eiswürfelbehälter geben und Kaffee-Eiswürfel daraus machen. Damit wird dein nächster kalter Kaffee Drink noch aromatischer!

Falls du trotzdem Kaffeebohnen einfrieren willst, empfehlen wir das Einhalten der oben genannten Tipps. Teil uns gern deine Erfahrungen mit, die du mit dieser Praktik machst! Und falls es dir nur um “kalten Kaffee” geht: Schau dir doch mal unsere Rezepte für Cold Brew CoffeeEiskaffee und Kaffee Eis an 😉

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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


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