Ceylon Tee – obwohl der Name weltberühmt ist, musste ich erst einmal die Hintergründe dazu recherchieren. Denn eigentlich ist Ceylon ja ein Land gewesen: Bis 1972 hieß das heutige Sri Lanka so, ein kleiner Inselstaat südlich von Indien. Trotzdem bezeichnet man schwarze und grüne Tees aus Sri Lanka noch heute als Ceylon Tee, was die lange Tradition deutlich macht. Daher wurde es Zeit, sich die dortige Teeproduktion etwas genauer anzusehen.
Praktisch, dass wir Sri Lanka schon seit Langem als Winter-Reiseziel schätzen: Wilde Natur, schöne Strände, tropische Wärme und eine große kulturelle Vielfalt, denn hier werden Hinduismus, Buddhismus, Christentum und Islam gleichermaßen gelebt. Du kannst dort zudem fantastisch surfen und dich in Sachen Ernährung und Gesundheit weiterbilden. So haben wir in Sri Lanka viel über Ayurveda gelernt, wie man ein gutes Curry zubereitet und sind in die aromatischen Welten vom Ceylon Tee eingetaucht. In diesem Artikel erzählen wir, was Ceylon Tee genau ist, welche Arten es gibt und wie sie schmecken. Außerdem neben wir dich mit auf eine lokale Teeplantage, die für ihre schwarzen Tees sogar international ausgezeichnet wurde.
1. Ceylon Tee: So kam die Teepflanze nach Sri Lanka
China, Japan, Indonesien, Thailand & Co: Viele Länder Südostasiens gelten seit jeher als Teenationen – obwohl sich hier inzwischen auch in Sachen Kaffeekultur viel tut. Auch Sri Lanka, ehemals Ceylon genannt, gehört dazu und wird sogar manchmal als „Tee-Insel“ bezeichnet, weil der Anbau hier schon lange eine wichtige Rolle spielt. Es soll Mitte des 19. Jahrhunderts gewesen sein, als die Engländer im Zuge der Kolonialisierung erstmals Teepflanzen ins Land brachten, und 1870 begannen vor Ort die ersten Pflanzen vom Ceylon Tee zu sprießen.
Überraschend ist, dass in Sri Lanka ursprünglich der Kaffeeanbau dominierte. Allerdings vernichtete der Kaffeerost, ein noch heute gefürchteter Schädling, vor etwa 200 Jahren den Großteil der Kaffeepflanzen auf der Insel. Der Wechsel zur Teeproduktion, für den das Klima und der Boden ebenfalls sehr gut geeignet waren, sollte darum eine neue Ära einleiten – und das ist auch geglückt.
Heute wird zwar auch wieder Kaffee in Sri Lanka angebaut – wie uns z.B. der Besuch auf der Avaagama Organic Farm eindrucksvoll gezeigt hat – doch deutlich verbreiteter ist nach wie vor der Ceylon Tee. Dieser Name hat sich mit dem Boom des Teeanbaus durchgesetzt und steht noch immer für qualitativ hochwertige Teesorten, die in Sri Lanka wachsen. Dazu gehören vor allem kräftig-herbe schwarze Tees, die man pur oder in Mischungen findet, vereinzelt aber auch grüner Tee und weißer Tee. Die wichtigsten Sorten stellen wir später noch genauer vor.
2. Die Teepflanze für Ceylon Tee: Vor allem Assamica
Streng genommen dürfte man nur dann von Tee sprechen, sofern er aus den Blättern der Teepflanze stammt – der „Camellia Sinensis“ bzw. einer ihrer Unterarten. Das ist zum Beispiel bei schwarzen und grünen Teesorten der Fall; Kräutertees wie der beliebte Pfefferminztee oder Früchtetees gehören eigentlich nicht dazu. Trotzdem werden die Aufgüsse umgangssprachlich ebenfalls als „Tee“ bezeichnet. Das bringt uns schon wieder zum Ceylon Tee – denn er bildet wirklich das ganze Tee-Spektrum ab! Neben den besonders bekannten, verschiedenen schwarzen Tees gibt es nämlich auch grüne Tees, weiße Tees, interessante Mischungen sowie Aufgüsse aus Kräutern und Gewürzen.
Aber kommen wir noch einmal zurück zum „echten“ Ceylon Tee, also den Teesorten, die wirklich aus der Teepflanze gewonnen werden. In Sri Lanka wächst vornehmlich eine bestimmte Art der Camellia Sinensis und prägt die Teeproduktion: Es handelt sich um die „Camellia Sinensis Assamica“ mit besonders großen, kräftigen Blättern. Sie hat mehr Koffein und einen kräftigeren Geschmack als die „Camellia Sinensis Sinensis“ – die zweite große Art – und wächst auch in niedrigeren Höhenlagen. Obendrein ist die erstmals im Assam (Indien) entdeckte Assamica robuster gegen Hitze und Regen. Man könnte also sagen, dass sie das Tee-Pendant zu Robusta-Kaffee ist.
3. Ceylon Tee: Ein Besuch auf der Teeplantage in Sri Lanka
Als Gründer von Happy Coffee steht natürlich eher guter Kaffee im Zentrum unseres Tuns. Doch Tee gehört als ein ähnliches Naturprodukt und „kleine Schwester“ (oder großer Bruder?) irgendwie dazu. Es gibt sogar Tage, an denen ich persönlich lieber Tee als Kaffee trinke, weil ich geschmacklich einfach mal etwas anderes möchte, eine britische Tea Time mit Scones zelebriere, den Körper entgiften oder Erkältungen bekämpfen will. Trifft letzteres zu, ziehe ich mir Tee gleich kannenweise rein. Dann aber eher Kräutertee, weil „richtiger“ Tee aus der Teepflanze genau wie Kaffee Koffein enthält. Die Frage „Kaffee oder Tee“ stellt sich bei mir also nicht – ich genieße beides.
Wer gern Kaffee und Tee trinkt, sollte auf Reisen unbedingt einmal eine Plantage besuchen. So kann man das Produkt noch viel mehr wertschätzen, alles über den Anbau lernen und über die geschmackliche Vielfalt staunen. Nachdem wir in Costa Rica bereits auf einer Kaffeefarm waren, wollten wir uns in Sri Lanka den Ceylon Tee in seinem natürlichen Habitat genauer ansehen und die unerschöpfliche Fülle der verschiedenen Sorten erkunden. Am besten gleich live vor Ort mit allen Sinnen, denn das ist doch viel besser, als sich den Tee nur im Supermarkt zu kaufen. Das kannst du ja extra noch tun, falls noch Platz im Koffer sein sollte.
3.1 Tee-Regionen von Sri Lanka
Berge, Wald, Wolken und Nebel: Ceylon Tee wird vor allem im Zentrum von Sri Lanka angebaut. Das Sri Lanka Teaboard – wo einige der folgenden Informationen herstammen – gibt einen guten Überblick über die Haupt-Regionen, von denen jede ihre eigenen Spezialitäten-Tees hat.
Ceylon Tee aus dem Hochland
So wie es Hochlandkaffee und Tieflandkaffee gibt, trifft dasselbe auf (Ceylon) Tee zu. Ins Hochland von Sri Lanka fahren die meisten Touristen, um das Kulturdreieck – die alten Königsstädte Anuradhapura, Polonnaruwa und Kandy – anzusehen. Warum nicht auch eine Teeplantage? Denn hier sind wichtige Anbauregionen!
Kandy. Die Bergstadt gilt als Tor zum kulturellen Zentrum von Sri Lanka, in das man von der Hauptstadt Colombo mit dem Zug (siehe Foto unten) gelangt. So eine Fahrt muss man unbedingt erleben! In Kandy wächst auch Tee – auf 650 bis 1.350 Metern Höhe – in der Tasse ist er rötlich bis kupferfarben. Wir fanden Kandy und die lokalen Teefabriken hübsch, aber leider sehr, sehr überlaufen. Anderswo lernten wir weit mehr über Ceylon Tee!
Nuwara Eliya. In die bekannteste und bis zu 1.800 Meter hohe, neblige Teeregion kommt man von der Hauptstadt Colombo mit dem Zug via Kandy. Bei den zahlreichen Besuchern sind Plantagen-Besuche in Kombination mit Übernachtung in schicken (und nicht ganz billigen) Kolonialstil-Villen angesagt. Aufgrund der Höhe und den tiefen Temperaturen soll Tee von hier besonders aromatisch und hell in der Tasse sein. Hier wollen wir bei der nächsten Reise unbedingt noch hin! Tipp: Unbedingt feste Schuhe und Regenjacke einpacken.
Uda und Uva. Wer es einsamer will möchte, kann die etwas abgeschiedeneren Provinzen Uda und Uva ansteuern. Im feuchten Uda, maximal 1.600 Meter hoch, sollen noch Leoparden durch die Plantagen streifen. Ceylon Tee von hier ist pink in der Tasse und hat Zitrus-Noten. Uva gilt als windig, sehr verschlafen und hat schon sanften Schwarztee für Thomas Lipton produziert, der damit die Amerikaner überzeugte.
Dimbula. In der Region zwischen Nuwara Eliya und den Horton Plains haben die ersten Teepflanzen Sri Lankas ihre Wurzeln gefunden. Noch heute wächst hier auf bis zu 1.300 Metern Höhe fein-goldener Ceylon Tee, der dank diverser Mikro-Klimata die verschiedensten Aromen haben kann.
Ceylon Tee aus dem Tiefland
Im Tiefland von Sri Lanka ist es deutlich wärmer – was gut ist, wenn du als Badeurlauber eine Teeplantage sehen willst und keine wetterfesteren Sachen dabei hast. Hier wächst ebenfalls feiner Ceylon Tee, der sich hinter seinen Pendants aus dem Hochland nicht verstecken muss. Und zwar in diesen Regionen:
Sabaragamuwa. Die größte, relativ dicht besiedelte aber dennoch sehr grüne Teeregion von Sri Lanka ist wichtig für den wachsenden Export von Ceylon Tee in den mittleren Osten und nach Russland. Hier wächst tief angebauter und für Karamell-Noten bekannter Ceylon Tee auf ca. 800 Höhenmetern. Und noch etwas „sprießt“ hier: Diverse Edelsteine wie Saphire und Rubine in Minen! Von Sabaragamuwa aus kannst du ebenfalls den Adams Peak besuchen.
Ruhuna. Die recht tiefe Region bis max. 600 Höhenmeter wird im Westen von Galle und im Osten vom Yala Nationalpark gesäumt, und hat damit eine vergleichsweise gute Anbindung an die Südküste von Sri Lanka. Hier kam man erst relativ spät zum Ceylon Tee, aber in der wilden Dschungel-Gegend und unter dem Einfluss vom Monsun wächst er dafür schnell, hat lange Blätter und ist für die zarten Blattspitzen bekannt. In dieser Gegend fanden wir „unsere“ Teeplantage.
3.2 Die Handunugoda Teeplantage in Ahangama
Auf der Suche nach einer Teeplantage, die für Ceylon Tee bekannt, aber nicht zu weit von unserem Surfdomizil an der Küste entfernt ist, landeten wir beim Handunugoda Tea Estate in Ahangama, in der Nähe der Hafenstadt Galle. Bei der Anfahrt mit dem Motorroller oder Tuk Tuk geht es zwar ein wenig den Berg hinauf, doch mit dem neblig-verwunschenen Hochland im Zentrum des Landes ist es nicht vergleichbar. Dafür ist Handunugoda klein und fein, nicht völlig überlaufen mit Touristen und eine gute Anlaufstelle, um Ceylon Tee kennenzulernen – denn die Assamica Varietät wächst ja selbst in tieferen Lagen gut.
Handunugoda: Eine kleine Plantage für feinen Tiefland-Tee
Handunugoda ist den meisten Locals wahrscheinlich eher als „Herman Tea“ bekannt, der Marke, unter der die diversen Ceylon Tee Sorten gehandelt werden. Dahinter steckt ein Familienbetrieb um Malinga Herman Gunaratne, der als Rentner den Teegarten seines Großvaters zurückgekauft haben soll – nachdem dieser ihn beim Kartenspielen verloren hatte. Er brachte das Estate auf Vordermann und produziert heute mit seinen Mitarbeitern hochwertigen Ceylon Tee, der nicht für den Massenmarkt gemacht ist. Denn statt industriellem Teeanbau ist viel Handarbeit angesagt, und das Meiste der Ernte wird direkt an Besucher verkauft. Einige seiner Tees haben sogar internationale Preise angestaubt – und darauf ist Herman zu Recht stolz!
Was uns neugierig machte: Neben klassisch schwarzem Ceylon Tee ist Handunugoda für den sehr besonderen weißen Tee bekannt, den Virgin White Tea. Das Idyll liegt mitten im Dschungel und besteht aus Teefeldern, kleineren Fabrikgebäuden, wo die Verarbeitung der Teeblätter stattfindet, sowie einem Tasting-Room. Wir finden, dass sich die Anfahrt durch die schwüle Hitze lohnt und waren schon zweimal dort. Bei der Ankunft wird man nett empfangen und anschließend kostenlos 1,5 Stunden über die Plantage geführt – inklusive anschließendem Tasting. Man kann aber auch, so wie wir beim zweiten Besuch (siehe Foto unten) allein auf der Farm spazieren gehen. Im Shop gibt’s dann noch mehr Ceylon Tee zu kosten und du kannst dir die Lieblingssorten kaufen.
Wir sind keine Experten und sparen uns an dieser Stelle detaillierte Ausführungen, wie Tee generell wächst und verarbeitet wird. Das alles kannst du im Teeanbau-Artikel von unserer Kollegin Melanie genau nachlesen. Stattdessen will ich grob erzählen, was wir über Ceylon Tee in Ahangama in Erfahrung bringen konnten.
Anbau und die Verarbeitung vom Ceylon Tee: Ein Einblick
Erst laufen wir über die Teefelder, mit dichten Reihen an Teepflanzen, und nehmen die Blätter genauer unter die Lupe. Alle paar Tage heißt es Pflücken per Hand: Aber nur die Knospen und die zarten jungen Blätter, sofern die Pflanze soweit ist. Eine zeit- und kostenintensive Prozedur, die jedoch die Teequalität erhöht – manchmal ist sogar die Uhrzeit für die Ernte entscheidend, erklären uns die Mitarbeiter. Anschließend werden die Teeblätter in Körben in die Fabrik gebracht und zunächst per Hand sortiert, um zu große / alte Blätter und Zweige heraus zu fischen.
Zum Trocknen (Verwittern) legt man die Teeblätter auf Trockenbetten (siehe oben) aus, damit sie an Feuchtigkeit verlieren und etwas robuster für das anschließende Rollen werden. Das geschieht mittels Maschinen, um die Blattstruktur aufzubrechen. Dabei werden Säfte freigesetzt, und die Oxidation – wichtig für schwarzen Ceylon Tee – kommt in Gang. Danach sehen die gerollten Teeblätter deutlich brauner aus und werden zum kontrollierten Fermentieren ausgelegt, bei dem sie ihre schwarze Farbe erhalten. Um den Fermentationsprozess zu stoppen, wird der Tee rechtzeitig in Trockenmaschinen gekippt.
Aus dem Trockner geht es dann in die Feinsortierung vom Ceylon Tee – was mit einer Art Rüttelplatte (siehe unten) und verschiedenen feinmaschigen Siebeinsätzen geschieht. So kann man Grobes und verbliebene Zweiglein erwischen; zudem erfolgt auf diese Art die Trennung von ganzen und verschieden großen gebrochenen Blättern, was später unterschiedliche Qualitätsgrade ergibt. Etwas Hightech gibt’s auch: Zum Filtern werden auch modernen Maschinen eingesetzt, die per Lichterkennung helle von dunklen Teilen unterscheiden können. Zu guter Letzt wird der Ceylon Tee in großen bunten Boxen zur Verpackung gegeben.
Nach der Tour über die Teeplantage und durch die Fabrik hieß es für uns endlich Verkosten, was das Zeug hält! Dafür wurden die frischen Tees perfekt aufgegossen, natürlich mit unterschiedlicher Temperatur und Ziehzeit je Teesorte. Denn Ceylon Tee ist sehr viel mehr als „nur“ schwarzer Tee! Zunächst saßen wir am kleinen runden Holztisch in gemütlicher Runde, mit Teekanne und Teeservice, und bekamen von unserem Guide zu den beliebteste Sorten noch viele Infos mit.
Später ging das Tasting im Shop in die zweite Runde, wo unzählige weiße Tassen aufgereiht waren – fast wie beim Cupping für Specialty Coffee, der sich preislich nicht von Specialty Tee unterscheidet. Bewaffnet mit einer Handvoll Löffeln und Schnapsgläschen konnte ich mich so wirklich durch alle Sorten Schnuppern und Schlürfen! Am Ende kam ich bei Handunugoda mit einer großen Einkaufstüte voller verschiedener schwarzer Tees wieder heraus – und einigen anderen Sorten, die ich vor dem Plantagenbesuch wahrscheinlich gar nicht zum Ceylon Tee gezählt hätte.
4. Schwarzer Ceylon Tee: Diverse Orange Pekoes
Der wohl bekannteste Ceylon Tee ist schwarzer Tee, der genauso wie grüner Tee aus derselben Teepflanze stammt. Der wesentliche Unterschied ist, dass Teeblätter für schwarze Teesorten fermentieren und für grünen Tee nicht. Deswegen behält grüner Tee seine natürliche Farbe, während schwarzer Tee unter dem Einfluss von Sauerstoff oxidiert und dunkel wird. Besonders am schwarzen Ceylon Tee ist, dass die dafür verwendete Teepflanze (vornehmlich die erwähnte Camellia Sinensis Assamica) beim Oxidieren besonders dunkel und kräftig im Geschmack wird. Je nachdem, wie man die Teeblätter nun verarbeitet, entstehen ganz unterschiedliche Teesorten.
4.1 Die Orange Pekoe Blattgrade
Der bekannte schwarze Ceylon Tee wird nach dem sogenannten „Orange Pekoe Grading“ in verschiedene Klassen eingestuft, um Qualitäten miteinander vergleichbar machen. Seinen Namen verdankt es zum einen den Holländern bzw. „Oranjes“ (die früher viel Tee nach Europa importierten) und zum anderem dem chinesischen Wort für den Flaum an jungen Teeblättern („Pekoe“). Spannend, denn das ebenfalls in Indien und anderen Ländern verwendete System ist in China eher unbekannt! Je nachdem, wie groß und edel die meist handgepflückten Teeblätter sind, prangen auf Packungen mit Ceylon Tee zum Beispiel die folgenden Kürzel:
- Orange Pekoe (OP): Zu dieser Hauptgruppe gehört schwarzer Ceylon Tee aus den typisch langen, drahtigen Teeblättern vom oberen Teil der Pflanze.
- Flowery Orange Pekoe (FOP): Für diese recht hohe Qualitätsstufe besteht der schwarze Ceylon Tee aus langen Teeblättern und den jungen Blattspitzen.
- Golden Flowery Orange Pekoe (GFOP): Dieser Ceylon Tee enthält noch mehr Blattspitzen („tips“) als FOP.
- TGFOP (Tippy Golden Flowery Orange Pekoe): Hier sind besonders viele junge Blattspitzen bzw. die ungeöffneten Knospen enthalten, die nur aus Blättern bestehen und keine Stengel enthalten – er ist also „tippy“. Teils ist von „silver tips“ oder „golden tips“ die Rede. Die höchstmögliche Qualitätsstufe heißt „Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe“ (FTGFOP).
Schwarzer Ceylon Tee wird aber nicht nur aus ganzen Teeblättern bzw. Blattspitzen verkauft, sondern auch in verschiedenen „gebrochenen“ Qualitäten – in den Kürzeln zu erkennen am „B“ für Broken. Man spricht dann zum Beispiel von „Broken Orange Pekoe“ (BOP), der auch oft in Teebeuteln steckt, oder „Flowery Broken Orange Pekoe“ (FBOP). Gebrochene Schwarztees sind generell kräftiger im Geschmack als die ganzen Teeblätter. Besonders stark ist der feine Teestaub („Fannings“ bzw. „Dust“), der während der Produktion anfällt – auch er wird klassifiziert und lokal besonders günstig verkauft.
4.2 Klassischer schwarzer Ceylon Tee im Geschmackstest
Wir haben auf der Teeplantage verschiedenen schwarzen Ceylon Tee verkostet. Darunter ein „Wiry Orange Pekoe“ – der Name beschreibt die typisch langen, drahtig aussehenden Teeblätter und einen guten Standard. In der Tasse war der Schwarztee typisch aromatisch und mit Noten von Honig, Zitrus und Nelke. Angenehm und ohne stark adstringierenden Nachgeschmack. Er wird wohl gerade in Osteuropa geschätzt und kann sehr gut pur getrunken werden. Als gebrochene Qualität hatten wir einen „Blue Pekoe“, der ebenfalls mild war und nach dem Essen der Verdauung guttun soll.
Fast noch besser gefallen haben uns die Flowery Orange Pekoes wie „Flowery Large Leaf“ und „Flowery Small Lead“, die etwas heller sind, weil sie neben den Teeblättern auch junge Blattspitzen enthalten. Geschmacklich sind sie süßlich und sanfter als klassische Orange Pekoes, was uns sehr freute – denn diese Art von gerbstoffarmen Ceylon Tee lässt sich gut pur trinken. Aber auch anstelle von Kaffee mit einem Schuss Milch. Prima am Morgen!
Wer seinen Ceylon Tee stilecht zur britischen Tea Time genießen will, der ist mit einem Blend wie dem English Breakfast Tea oder dem English Afternoon Tea gut beraten. Diese Mischungen bestehen aus verschiedenen Schwarztees und sind kupferfarben in der Tasse. Sie haben einen vollen Körper (rundes Mundgefühl) und einen sehr kräftigen Geschmack. Traditionell trinkt man sie mit einem Schuss Sahne und nach Belieben ein wenig Zucker.
4.3 Spezielle Sorten von schwarzem Ceylon Tee
Die von uns besuchte Handunugoda Teeplantage im Süden von Sri Lanka ist vor allem für ihre Spezialitätentees bekannt, die sogar schon internationale Preise gewonnen haben und auf der ANUGA in Köln präsentiert wurden – der internationalen Lebensmittelmesse. Sie zeigen, dass Ceylon Tee mehr ist als „nur“ klassischer schwarzer Tee.
Prämiert ist beispielsweise ein Oolong-Tee: Der Sapphire Oolong, eine Rarität, die nur auf der Farm angebaut, produziert und verkauft wird. Wie jeder Oolong hat dieser Ceylon Tee vergleichsweise wenig Koffein und ist nur halb oxidiert: Außen braun, innen grün. Damit ist er zwischen grünem und schwarzem Tee anzusiedeln. Der Sapphire Ooling ist mittelstark oxidiert und schmeckt schön blumig, leicht süßlich und würzig. Kein Wunder: Er wird aus sehr zarten Blättern hergestellt, geerntet am Morgen noch vor Sonnenaufgang, damit das Aroma nicht verloren geht. Verarbeitet wird er bei Nacht, wenn die Temperatur am niedrigsten ist – so wie bei vielen der besten Tees.
Auf der ANUGA erhielt der ebenfalls spezielle Ceylon Flowery Camellia Tee den Preis als innovativster Tee. Es handelt sich um einen schwarzen Tee aus dem Regenwald, der (wie das „Flowery“ im Namen verrät) neben Teeblättern auch Blattspitzen enthält. Das macht ihn schön weich im Geschmack. Der Clou sind allerdings die beigefügten Teeblüten, die ihm ein besonderes und leicht malziges Aroma verleihen – und die sonst in der traditionellen Teeproduktion eher vernachlässigt werden. Einmalig und einer der besten Tees in Sri Lanka!
Ebenfalls edel und prämiert ist der Ceylon Souchong Tee, ein schwarzer Rauchtee, der eigentlich aus China kommt. Das Besondere an der lokalen Sri Lanka Variante: Er wird über Zimtholz geräuchert, das ebenfalls auf der Teeplantage wächst, und ist dadurch viel milder als der chinesische Lapsang Tee. Auch die Queen soll diesen Tee besonders gerne trinken! Er erinnert im Aroma ein wenig an Whiskey und verträgt sich darum gut mit einem Schuss Milch oder Likör.
5. Weitere Sorten an Ceylon Tee
Auf der Handunugoda Teeplantage haben wir zwei wesentliche Dinge gelernt: Erstens ist die Vielfalt unter dem klassischen schwarzen Ceylon Tee sehr groß. Zweitens kann Ceylon Tee auch andere Farben und Inhaltsstoffe haben. Darum noch ein Ausflug zu Teesorten, die ebenfalls auf der Farm wachsen und aus Sri Lanka stammen.
5.1 Grüner Ceylon Tee
Wer vorhin aufmerksam mitgelesen hat, der weiß, dass schwarzer und grüner Tee aus ein- und derselben Teepflanze gewonnen werden. Wo es schwarzen Tee gibt, ist grüner Tee also nicht weit – selbst in Schwarztee-Ländern wie Sri Lanka. Grünen Ceylon Tee gewinnt man, indem auf die Oxidation bzw. Fermentation der Teeblätter verzichtet wird. Allerdings wird anders als beim schwarzen Ceylon Tee das „Orange Pekoe Grading“ nicht angelegt.
Grundsätzlich ist grüner Tee der gesündeste Tee der Welt: Er hat einen niedrigen Koffeingehalt, wirkt entschlackend und verdauungsfördernd. Auf der Handunugoda Teeplantage wird er sowohl pur angeboten als auch in Form von Teemischungen, die den Ayurveda-Prinzipien folgen. Zum Beispiel grüner Tee mit Lemongras (wirkt entgiftend und stoffwechselfördernd) oder mit Pfefferminze (wirkt kühlend und konzentrationsfördernd). Besonders ist der grüne Tee mit Sepalikablüten, die ein wenig wie Jasmin duften und zur körperlichen und geistigen Entspannung beitragen.
5.2 Weißer Ceylon Tee
Der weiße Ceylon Tee hatte uns ja ursprünglich auf die Handunugoda Teeplantage im Süden Sri Lankas geführt. Denn weißer Tee gilt als einer der natürlichsten, am wenigsten verarbeiteten und seltensten Tees der Welt! Tatsächlich ist der „Virgin White Tea“ des Hauses etwas ganz Besonderes: Dem alten chinesischen Vorbild folgend darf er nur gepflückt werden, wenn keine Sonne scheint. Nur feinste Knospen werden geerntet, und zwar per Hand mit feinen Scheren und Handschuhen. Das macht ihn so jungfräulich bzw. unangetastet von Menschenhand. Dann wittert der weiße Ceylon Tee langsam in der Sonne, wo er nur ein wenig oxidiert. Am Ende sieht er hellgrün aus.
In der Tasse ist der weiße Ceylon Tee ebenfalls sehr hell, und schmeckt sehr blumig mit Zitrusnoten. Er wirkt belebend und, worauf der Handunugoda-Chef Herman stolz ist, hat fast 11% an Antioxidantien! Das hatte ein Schweizer Labor bestätigt. Ein Wert, den kaum ein anderes Lebensmittel schafft, und den Virgin White Tea zu einer Art „Jungbrunnen“ macht – denn Antioxidantien kurbeln die Zellerneuerung an. Allerdings hat so ein Luxustee auch einen stolzen Preis: 100 Gramm gibt es ab 150 Euro! Im fernen Osten hält das aber z.B. Königsfamilien nicht vom Kauf ab.
5.3 Ceylon Tee mit Kräutern und Gewürzen
Bei Handunugoda wachsen auf der Teeplantage viele weitere Pflanzen, die den Familienbetrieb bei ihren Kräuter- und Gewürztees inspirieren. So kommt in den Zimt-Tee auf Schwarztee-Basis natürlich Zimt aus den hauseigenen Gärten. Denn, wer hätte es gedacht: Sri Lanka ist der größte Zimtproduzent der Welt, wobei hier mit „Cinnamomum Zeylanicum“ eine ganz besonders gesunde Zimtsorte wächst. Sie soll bei Diabetes Typ 2 helfen, und bereits nach 2 Wochen den Blutzuckerspiegel nachhaltig senken. Deshalb wird der schwarze Ceylon Tee mit Zimt Tee auch gerne als „Gesundheitstee“ vermarktet.
Ebenfalls schwarzer Ceylon Tee mit Pflanzen aus eigenem Anbau kommt für weitere Gewürztees zum Einsatz, zum Beispiel für den Vanille-Tee (mit natürlicher Vanille), Ingwertee (gut bei Erkältungen) oder Koriandertee (kurbelt die Verdauung an).
Zusätzlich gibt es aber auch Varianten, die komplett ohne Tee auskommen, und nur aus Gewürzen oder Kräutern bestehen. Eigentlich dürfte man sie deshalb nicht mehr als „Ceylon Tee“ bezeichnen. Ein Vertreter ist z.B. der Yogi Tee, der nur aus Ingwer, Zimt, Kardamom, Nelke, Koriander und Pfeffer besteht. Sehr würzig, wärmend und lecker, wenn man gerne Chai Tee mag. Ein reiner Kräutertee ist der Tulsi Tee, bestehend aus einer heiligen indischen Pflanze (Tulsi bzw. Ocimum Sanctum), die auch in Sri Lanka wächst. Sie gilt als besonders gesundheitsfördernd und regenerierend, und wird von Ayurveda Ärzten auch bei Malaria eingesetzt.
Fazit: Der Besuch einer Teeplantage beeindruckt nachhaltig!
Seit dem Besuch auf der Teeplantage wissen wir, dass Ceylon Tee für eine ganze Welt an Teesorten und Aromen steht. Es war klasse, in Sri Lanka alles wachsen zu sehen und natürlich zu probieren. Wer die Chance hat, auf Reisen selbst einmal eine Teeplantage oder Kaffeeplantage zu besuchen, der sollte die Chance unbedingt nutzen. Denn was wir sonst nur kaufen und konsumieren, ist hier wirklich Zuhause!
Neben dem Anbau und der Verarbeitung vom Ceylon Tee, die auf anderen Teefarmen sicher sehr ähnlich abläuft, setzt man bei Handunugoda übrigens soweit wie möglich auf Bio, wenn auch ohne Siegel: Es werden keine Pestizide und Insektizide verwendet, und die Teepflanzen gedeihen zusammen mit anderen Gewächsen in Mischkultur. Davon konnten wir uns selbst überzeugen: Hier Papayabäume, dort Zimt, da drüben Urwald – und dazwischen schnäbelt ein Reiher nach einem Regenwurm und Eichhörnchen klettern umher. Die Teeblätter werden außerdem nach „orthodoxer“ Art angebaut, per Hand geerntet und verarbeitet – so, wie es früher schon war, ohne unnötige Maschinen.
All das hat sicher dazu beigetragen, dass Handunugoda vom Staat als einer der besten kleinen Exporteure von Ceylon Tee ausgezeichnet wurde – genau wie der Ansatz, durch faire Arbeitsbedingungen „Tea without Tears“ zu produzieren. Übrigens, und das sagen uns die Mitarbeiter immer wieder: Auch der Konsument selbst kann etwas zur Nachhaltigkeit beitragen. Und zwar, indem er die edlen Teeblätter mehrmals aufbrüht – zwei- bis dreimal ist bei den meisten schwarzen und grünen Ceylon Tees problemlos möglich.
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.
Liebe Heidi,
toller Artikel von Dir, den ich gerade mit viel Vergnügen gelesen – klasse geschrieben und sehr informativ.
Gerne würden wir die Teeplantagen im Süden besuchen (Ruhuna, Ahangama, Handunogoda).
Hättest Du einen Tipp, wie wir dies am besten organisieren können? Kann man spontan hinfahren oder soll man den Besuch planen/vereinbaren?
Herzlichen Dank schon mal vorab.
Familie Günther