Die Karibik verbindet man meistens mit einem Traumurlaub unter Palmen, aber weniger mit Kaffee. Zugegebenermaßen spielen die Inseln im karibischen Meer – unter anderem Kuba, Jamaica, Haiti, die Dominikanische Republik und Puerto Rico – unter den Top-Anbaugebieten der Welt keine große Rolle. Dennoch wachsen hier durchaus schmackhafte Kaffeebohnen und Karibik Kaffee wird von Kennern sehr geschätzt. Schließlich bringt die Karibik durch ihre Äquatornähe die perfekten Anbaubedingungen mit!
Karibik Kaffee aus Kuba: Der intensive Süße
Die Kaffee-Geschichte von Kuba ist sehr turbulent. Erstmals kam er im18. Jahrhundert mit französischen Farmern ins Land, die vor den Unruhen in Haiti flohen. Bis zum 20. Jahrhundert schoßen auf dem fruchtbaren Boden neben Zuckerrohr und Tabak auch viele Kaffee-Plantagen in die Höhe, doch mit der Revolution geriet der Anbau in die Krise. Viele größere Plantagen wurden aufgelöst und kleineren Bauern fehlten die Anreize. Das Handels-Embargo der USA und der Niedergang der Soviet-Union – einem der größten Abnehmer – versetzten der Kaffee-Produktion in Kuba den Rest. Zum Glück geht es heute dank zielgerichteter Investitionen der Regierung und neuer Märkte wieder bergauf!
In Kuba wachsen vor allem Arabica-Bohnen und nur ein kleiner Anteil Robusta-Kaffee. Durch die vergleichsweise tief gelegenen Anbaugebiete z.B. in der Sierra Maestras Region reifen die Bohnen langsam und verdanken dem nährstoffreichen Boden ihren typischen Geschmack: Vollmundig, rauchig und mit einer deutlichen Süße. Mit am besten schmeckt der säurearme und würzige Turquino Kaffee, der Experten etwas an die Havana-Zigarre erinnert.
Die Kubaner lieben ihren starken Espresso, der süß und stark zu jeden Gelegenheit genoßen wird. Als Café Cubano ist er in aller Welt sehr beliebt. Kubaner erhalten eine monatliche Kaffee-Ration, die aufgrund der Knappheit aber mit einer Art gerösteten Kichererbsen gestreckt ist. Vermögendere Haushalte kaufen „The Real Thing“ für viel Geld im Supermarkt. Besonders angenehm an Kuba ist übrigens, dass es keine Coffee-to-Go Mentalität gibt. Denn Kaffee ist so edel, dass man ihn in Ruhe und in netter Gesellschaft genießt.
Karibik Kaffee aus Jamaika: Edle Luxusbohnen
Jamaika steht wie kein anderes Land für Karibik-Feeling pur: Mit Reggae-Rhytmen von Bob Marley, Rastafari-Kultur, Rum und sonnigem Lebensgefühl! Ganz klar, dass von hier die Mutter des Karibik Kaffee kommt, der neben Kopi Luwak aus Indonesien und Kona Kaffee aus Hawaii zu den fünf teuersten Sorten der Welt zählt! Der berühmte Blue Mountain Kaffee kostet – mindestens – stolze 120 Euro pro Kilogramm und wird fast ausschließlich nach Japan exportiert.
Er wächst im jamaikanischen Blue Mountain Gebirge – das so heißt, weil jeden Morgen blauer Nebel an den Gipfeln hängen bleibt. Alle Plantagen in der Gegend (z.B. Wallenford oder Silver Hill Estate) liegen auf 900 bis 1.700 Metern Höhe, wo der Nebel für ein kühles Klima sorgt. Dadurch reifen die Kaffeekirschen langsam (etwa 10 Monate anstelle der sonst üblichen 5 Monate) und werden besonders groß. Pro Jahr werden davon etwa nur 1.000 Tonnen geerntet, handverlesen, in Holzfässern gelagert und direkt vor Ort geröstet. Und wie schmeckt der teure Blue Mountain Kaffee? Definitiv anders als gewöhnlicher Arabica, sehr komplex und eigen. Für manche die perfekte Balance zwischen Säure, Bitterkeit und Süße, für andere fast zu würzig-erdig.
Erstmals kam Kaffee übrigens im 17. Jahrhundert als Schmuggelware aus Martinique nach Jamaika. Heute ist eine staatliche Kaffeebehörde für strenge Qualitätskontrollen, Marketing und Vertrieb vom Blue Mountain Kaffee zuständig. Je nach Größe und Qualität der Bohnen werden verschiedene Güteklassen unterschieden.
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Karibik Kaffee aus Haiti: Arabica und immer Bio
Haiti „teilt“ sich die Hispaniola-Insel mit der Dominikanischen Republik. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als Haiti noch als Saint Dominique bekannt war, brachten die Franzosen den Kaffee mit ins Land. Schnell deckte Haiti die Hälfte des weltweiten Kaffee-Bedarf, verarmte aber zum Ende der Kolonialzeit. Die neue Unabhängigkeit kam den kleinen Staat teuer zu stehen. Und als ob dies noch nicht genug wäre, schwächten zusätzlich Naturkatastrophen und Handelsembargos die Agrarwirtschaft. Das Auf und Ab ist heute noch Bestandteil des Kaffeeanbaus in Haiti. Einerseits hat der faire Handel dazu geführt, dass die größtenteils sehr armen Kaffeebauern fair entlohnt werden, andererseits machen Erdbeben und Bodenerosion den Anbau sehr herausfordernd.
Immerhin: Das Klima in Haiti ist so feucht und so niederschlagsreich, dass man ohne künstliche Bewässerungsanlagen auskommt. Außerdem kann sich die Bevölkerung teure chemische Pestizide und Düngemittel nicht leisten, weswegen Haiti ausschließlich Bio-Kaffee produziert – der in der Qualität aber schwanken kann. Die Arabica-Bohnen wachsen in 500 Meter hohen Berggebieten vulkanischen Ursprungs und schmecken lieblich-mild. Manche haitianischen Bauern vergleichen ihren Haiti Kaffee selbstbewusst mit dem teuren jamaikanischen Blue Mountain Kaffee, der aber viel weniger koste. So ist z.B. die Namenwahl „Caribean Blue Coffee“ von der bekannten Plantage Cafe Creyol bestimmt alles andere als Zufall.
Karibik Kaffee aus der Dominikanischen Republik: Der Kräftige
Die Dominikanische Republik liegt östlich von Haiti auf der anderen Seite der Hispaniola-Insel. Während die Nordküste für karibische Temperaturen bei Urlaubern bekannt ist, dominieren im Zentrum bis hin zum kühleren und feuchteren Süden bis zu 3.000 Meter hohe Gebirgsketten. Hier sind auf bis zu 1.450 Meter Höhe die wesentlichen Kaffeeregionen des Landes angesiedelt, wo vor allem Arabica-Bohnen der Sorten Ocoa und Juncalito wachsen. Zu den besten Abnehmern zählen die USA.
Wie in anderen Ländern der Karibik hat der Kaffeeanbau in der Dominikanischen Republik eine lange Tradition, stand aber lange im Schatten der Zuckerrohr-Produktion. Ende der 80er Jahre spezialisierte man sich auf den Anbau von Spitzenkaffee mit traditionellen Anbaumethoden. Im Gegensatz zu vielen anderen Kaffeeanbau-Ländern sind die Plantagen der ungefähr 50.000 Produzenten in der Dominikanischen Republik sehr klein und immer Bio. Genauso wie Haiti ist das Land sehr arm und profitiert vom Fairtrade: Kleine Kaffeebauern schließen sich zu Kollektiven zusammen, um größere Absatzmengen und einen leichteren Zugang zu Investitionen zu erhalten. In nationalen Wettbewerbe messen sich die Kaffeebauern und sind motiviert, immer weiter an der Qualität ihrer Kaffees zu feilen.
Und wie ist das Aroma? Ein typischer Kaffee aus der Dominikanischen Republik wie der Santana Crema schmeckt harmonisch, rund, nussig und hat leichten Schokoladennoten. Aufgrund des kräftigen Charakters wird DomRep-Kaffee gern als Espresso oder klassischer Filterkaffee genossen. Übrigens: Die Höhe des Anbaugebiets beeinflusst den Säuregehalt. Je tiefer, desto weniger Säure bringt der Kaffee mit.Coffee free atop the Maricao mountains in Puerto Rico by U.S. Fish and Wildlife Service Southeast Region, license CC BY 2.0 (size cropped, filter used)
Karibik Kaffee aus Puerto Rico: Fruchtige Spitzenqualität
Puerto Rico bedeutet übersetzt „der reiche Hafen“ und der Name ist Programm. Denn das Land gehört zu den Außenregionen der USA und wird besonders subventioniert. Damit ist Puerto Rico neben Hawaii das einzige amerikanische Gebiet, in dem Kaffee angebaut wird. Noch vor Hundert Jahren produzierten die Puerto Ricaner so viel Kaffee, dass der kleine Staat Platz 6 in der Weltrangliste der Kaffeeländer einnahm. Nach der Annexierung durch die USA wurde allerdings verstärkt in den Anbau von Zuckerrohr, Bananen und Tabak investiert und der Kaffeeanbau ging zurück.
Puerto Rico setzt damals wie heute auf Qualität statt Quantität und baut auf traditionellen Haciendas vor allem edlen Arabica-Kaffee mit Sorten wie Bourbon, Typica oder Catimor an. Davon wird nur wenig exportiert, obwohl sich echte Kenner darum reißen. Für sie liefert Puerto Rico den besten Karibik Kaffee oder sogar den besten Kaffee der Welt! Er schmeckt mild-fruchtig, würzig und hallt lange nach.
Ein besonders hochwertiger und teurer Kaffee aus Puerto Rico ist der Yauco Selecto. Er wächst in der Yauco Region auf mineralstoffreichen Tonböden und die Roh-Bohnen bleiben bis zur Verschiffung in ihrer Pergamenthülle, um nicht an Frische zu verlieren. Von diesem Kaffee mit Aromen von Orangen, Tabak und Schokolade werden pro Jahr nur etwa 3.000 Säcke mit je 45 Kilogramm geerntet.
Hast du schon einmal Karibik Kaffee probiert? Oder woher kommen deinen Lieblingsbohnen? Schreib uns deine Erfahrungen!
Title Foto: Hungry water for paradise. by Simon Matzinger, license CC BY 2.0 (size cropped, filter used)
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.