Regelmäßig stellt die Stiftung Warentest in vielen Mineralwassern Verunreinigungen fest. Passend zu dem Thema berichten wir heute über Leitungswasser trinken als Alternative – und die Frage, ob du das bedenkenlos tun kannst. Wenn du deine Wasserqualität selbst testen möchtest, kannst du hier ein Testpaket bestellen.
1. Leitungswasser trinken und die abgefüllten Alternativen
Es ist ein Luxus, der für uns zur Selbstverständlichkeit geworden ist: frisches, klares Leitungswasser aus dem Hahn. Doch anstatt einfach Leitungswasser zu trinken, greifen wir in Deutschland allzu oft zum abgefülltem Wasser aus der Glas- oder Plastikflasche im Supermarkt. Für Wasser, das Lebensmittel Nummer eins, wird mehr Geld ausgegeben als eigentlich nötig wäre.
Laut Experten ist Leitungswasser trinken mindestens genauso gesund wie Wasser aus Glasflaschen zu konsumieren – und sogar weitaus empfehlenswerter als Wasser aus Plastikflaschen. Wer Leitungswasser trinkt, der spart nicht nur bares Geld, sondern auch Zeit beim Einkaufen. Und schont ganz nebenbei auch die Umwelt.
Über 500 Sorten an Mineralwasser gibt es in Deutschland (Quelle: Informationszentrale Deutsches Mineralwasser). Nach den Italienern mit ihren rund 590 Sorten sind wir weltweit führend. Im Gegensatz zu vielen unserer europäischen Nachbarn bevorzugen die Deutschen Wasser mit Kohlensäure, doch auch der Verbrauch an Wasser ohne Kohlensäure bzw. an stillem Mineralwasser steigt. Wolfgang Stubbe, Geschäftsführer des Verband Deutscher Mineralbrunnen, kennt den Grund für die Beliebtheit des Wassers in der Süddeutschen Zeitung: „Das Mineralwasser hat einen Imagewandel vom reinen Durstlöscher zum Wellnessgetränk erfahren.“ Und wenn ein Lebensmittel mit Wellness assoziiert wird, dann ist man eher bereit, etwas mehr Geld dafür auszugeben.
2. Die Inhaltsstoffe: Mineralwasser versus Leitungswasser
Was genau ist eigentlich Mineralwasser? Gibt es überhaupt einen Unterschied zum Leitungswasser? Ja! Bei beiden handelt es sich um trinkbares Wasser ohne Kalorien. Doch der Unterschied liegt in den Inhaltsstoffen: Im Mineralwasser sind große Mengen von Mineralien, wie zum Beispiel Kalzium, Magnesium, Eisen und Natrium enthalten. Gerade der hohe Mineralgehalt gilt bei Mineralwasser als verkaufsförderndes Argument. Mittlerweile wurde zwar erforscht, dass die Minerale vom menschlichen Körper gar nicht vollständig verarbeitet werden können und dass unser Mineralstoffbedarf meist über die Nahrung ausreichend gedeckt wird. Doch selbst diese Tatsache kann unseren Glauben an „gesundes Mineralwasser“ nicht erschüttern. Dabei kann es wegen dem Natrium sogar kontraproduktiv sein, zu viel Mineralwasser zu trinken. Denn durch das viele Salz in unserer täglichen Ernährung nehmen wir schon mehr als genug Natrium auf!
Viele der Mineralien aus der PET-Flasche brauchen wir gar nicht
Rechtslage: Ab wann ist Wasser Mineralwasser?
In Deutschland basiert alles auf einer rechtlichen Grundlage, so auch die Bezeichnung Mineralwasser. Geregelt ist das in der deutschen Mineral- und Tafelwasserverordnung. Mineralwasser ist demnach ein Grundwasser, das aus unterirdischen Wasservorkommen stammt und von ursprünglicher Reinheit ist. Dabei sind für das Mineralwasser strengere mikrobiologische Grenzwerte als beim Trinkwasser vorgesehen. Für Mineralwasser muss jede Quelle amtlich anerkannt sein. Momentan sind das in Deutschland über 800 Quellen. In der Verordnung sind auch die mikrobiologischen Grenzwerte geregelt, die beim Mineralwasser tatsächlich niedriger sind als beim Leitungswasser. Diese Werte sind allerdings nur für den Abfüllungsort gültig, während die Werte beim Trinkwasser für den Ort der Entnahme erhoben werden.
Die Nachteile am Mineralwasser aus dem Supermarkt: Es ist im Gegensatz zum Wasser aus dem Hahn (ca. 0,05 Cent pro Liter) um ein Vielfaches teurer. Neben dem Geld wendet man zum Einkaufen auch einiges an Zeit und Kraft zum Schleppen auf, vor allem bei schweren Glasflaschen. Bei Plastikflaschen ergibt sich hingegen ein anderes Problem: Sie bestehen aus Polyethylenterephthalat, kurz PET. Darin sind gesundheitsbedenkliche Weichmacher und hormonähnliche Stoffe enthalten, die ins Wasser übergehen. Außerdem wird zur Lagerung Acetaldehyd eingesetzt, das dem Wasser aus Plastikflaschen schon in kleinsten Konzentrationen einen widerlichen, süßlichen Geschmack verleiht. Darum ist ein plastikfreies Leben ohne PET-Flaschen keine schlechte Idee.
Qualitätsfrage: Kann ich Leitungswasser wirklich trinken?
Wie bereits erwähnt gelten die Regelungen für die mikrobiologischen Grenzwerte beim Trinkwasser für den Ort der Entnahme. Leitungswasser muss sich also an der Qualität zu Hause messen lassen. Mineralwasser wird zwar streng bei der Abfüllung kontrolliert, aber nicht mehr nach dem oftmals langen Transportweg und der Lagerung. So vergeht eine Weile, bis abgefülltes Wasser schließlich vom Verbraucher konsumiert wird. Um dein Leitungswasser zu Hause zu testen, kannst du hier ein Testpaket bestellen.
Leitungswasser trinken ist besser als sein Ruf
Wasser aus Plastikflaschen, wie zum Beispiel vom Weltmarktführer Evian, wird trotzdem immer beliebter. Der Boom liegt nicht zuletzt an der Angst der Verbraucher, dass das Trinkwasser nicht die entsprechende Qualität hat. Gerade in südeuropäischen Ländern ist Wasser aus dem Hahn nicht immer unbedenklich. Und selbst wenn, wird es zum Beispiel in Spanien so stark mit Chlor versetzt, dass es einen starken Beigeschmack hat. In Deutschland zählt Trinkwasser aber zu den am besten kontrolliertesten Lebensmitteln, dessen Qualitätsstanders in den Richtlinien der deutschen Trinkwasserverordnung geregelt werden. Nichtsdestotrotz kann es zu Qualitätsschwankungen kommen – je nachdem, wo man Leitungswasser trinken bzw. entnehmen will.
Altbauten und Legionellen-Gefahr im Trinkwasser
Wer in einem Altbau wohnt, der kann im Sommer immer mal wieder Schreiben der Hausverwaltung lesen. Darin wird vor Legionellen im Trinkwasser gewarnt. Die Bakterien können die so genannte Legionärskrankheit, eine Art Lungenentzündung, auslösen. In solchen Fällen dürfen die Bewohner des Hauses eine Woche lang nicht duschen oder Leitungswasser trinken, bis die Legionellen-Gefahr behoben ist. Vor allem bei Wassertemperaturen zwischen 20 und 40 Grad Celsius können sich Legionellen-Bakterien gut entwickeln. Da sie sich unter anderem von Kalk und Sediment ernähren, gedeihen sie besonders gut in Rohren und können somit auch ins Trinkwasser gelangen.
Die deutsche Trinkwasserverordnung schreibt daher eine regelmäßige Untersuchungspflicht auf Legionellen vor. Das gilt auch seit Ende 2011 für die Vermieter bzw. Besitzer von Mehrfamilienhäusern, die ihre Leitungen alle drei Jahre untersuchen müssen. Natürlich sind Legionellen und die Belastung des Trinkwassers mit Schwermetallen oder chemischen Stoffen nicht gänzlich ausgeschlossen. Durch die vorgeschriebenen Kontrollen werden diese seltenen Fälle aber meistens schnell erkannt. Größtenteils ist Leitungswasser in Deutschland von hoher Qualität und gesund!
3. Trinkwasserqualität testen: Portale und Tests für Zuhause
Wer sich zunächst vorm Leitungswasser trinken über dessen Qualität in seiner Stadt informieren will, der kann das relativ leicht im Internet herausfinden. Für fast jeden Ort gibt es dazu Informationen. Einerseits informieren die Städte und Gemeinden selbst über ihr Trinkwasser. Beim Stadtportal Hamburg liest man zum Beispiel: „Das Hamburger Trinkwasser ist von guter Qualität und wird umfassend kontrolliert. Über das Trinkwasserportal können Sie die aktuelle Wasserqualität der einzelnen Probenahmestellen abfragen.“ Andererseits kann man auch Übersichtsportale besuchen, wo die Trinkwasserqualität in allen großen deutschen Städten aufgeführt wird.
Du willst dich nicht auf solche Aussagen verlassen oder befürchtest, dass sich in den alten Leitungsrohren in deinem Haus Bakterien oder Keime bilden können? Dann kannst du dein Leitungswasser zu Hause selbst testen. Verschiedene Firmen bieten Testkits zum Eigengebrauch, wie zum Beispiel das Wasseranalyse Zentrum oder Watersafe. Damit kann das Wasser auf Legionellen, Bakterien und toxische Schwermetalle getestet werden.
4. Wie du die Qualität deines Trinkwassers verbessern kannst
Es ist jederzeit einfach per Wasserhahn erhältlich und im Gegensatz zu Wasser aus der Flasche sehr günstig. Daher wäre es klug, wenn wir mehr Leitungswasser trinken würden. Wer eine gute Qualität gewährleisten will, kann selbst einiges dafür tun! Was genau siehst du zum Beispiel im obigen Video. Sowohl die Reinigung von Wasserfiltern als auch die Aufbereitung und die Trinkweise von Leitungswasser spielen eine Rolle.
Reinigung und Auswechseln der Wasserfilter im Hauswassersystem
Üblicherweise ist direkt hinter der Wasseruhr des Hausanschlusses ein Partikelfilter montiert, der größere Teilchen (wie Sand, Rostpartikel, Späne) aus dem Trinkwasser Filter und die Rohrleitungen schützt. Man unterscheidet dabei Rückspülfilter, bei denen ein Teil des laufenden Wassers zur Reinigung in den Filter zurückfließt, und nicht rückspülbare Filter. Ein Rückspülfilter sollte alle 2 Monate gereinigt werden, bei allen anderen reicht die Reinigung alle 6 bis 12 Monate aus.
Am Wasserhahn selbst ist meistens ein sogenannter Perlator angebracht. Er sieht ungefähr aus wie ein Sieb und filtert nochmal feinere Partikel aus dem Leitungswasser heraus. Experten empfehlen, den Perlator monatlich z.B. mit Essig zu reinigen und einmal pro Jahr komplett auszuwechseln. So können sich weder Kalk noch Keime absetzen.
Tischfilter: Häufiger reinigen und Patronen öfters tauschen
Für Kaffeetrinker macht ein Wasserfilter durchaus Sinn, denn in Deutschland ist das Leitungswasser vielerorts zu hart. Dann hat es ebenfalls einen zu basischen pH-Wert, der die Kaffeearomen neutralisiert – alle genauen Infos liest du in diesem Artikel. Bei zu hartem Wasser hilft ein Wasserfilter, um das Leitungswasser generell wohlschmeckender, gesünder und zum Kaffeebrühen geeigneter zu machen. Viele Menschen schwören dabei auf Tischfilter wie z.B. von Brita – Wasserkannen, in die ein Kohlefilter eingesetzt ist.
Damit tut man sich leider nur etwas Gutes, wenn das damit gefilterte Wasser zügig verbraucht und nicht stehengelassen wird, denn sonst entwickelt sich ein Bio-Film als perfekter Nährboden für Keime. Ebenfalls ein Biotop für Keime und Bakterien sind die Filterkartuschen, wenn sie nicht regelmäßig gewechselt werden! Tust du das nicht, ist das Trinkwasser aus dem Tischfilter unter Umständen deutlich stärker keimbelastet, als wenn man es direkt aus dem Wasserhahn genießt. Ebenfalls wichtig ist es, denn Tischfilter regelmäßig zu putzen: Einfach auseinander bauen und die Teile in die Geschirrspülmaschine stellen. Übrigens: Deutlich besser als Kohlefilter sind Aktivkohle-Filter in Kombination mit Ionentauschern, wie z.B. von Maunawai. Sie filtern besser und verkeimen nicht ganz so stark.
Nicht aus der Flasche trinken
Leitungswasser trinken kann man entweder direkt vom Hahn ins Glas, oder indem man es vor dem Genuss in eigene Behältnisse abfüllt. Eine gute Idee sind z.B. Glaskaraffen, in die man zusätzlich Eiswürfel oder natürliche Zutaten (z.B. Früchte, Kräuter, Zitronenscheiben) zur Verfeinerung des Leitungswassers hinzugeben kann. Das sieht hübsch aus und schmeckt auch noch lecker. Eher schlecht ist es allerdings, wenn das Wasser in Plastikflaschen abgefüllt und dann auch noch direkt aus der Flasche getrunken wird.
No Go: PET-Flaschen aus dem Supermarkt
Besonders leere Getränkeflaschen aus dem Supermarkt sind nicht ratsam. Denn sie bestehen aus Polyethylenterephthalat (PET), das Weichmacher und meistens sogar Bisphenol A (BPA) mit hormonähnlicher Wirkung enthält. Diese Giftstoffe werden ins Wasser übertragen und sollen gesundheitsgefährdend sein. Weichmacher führen zur Vergiftungserscheinungen, die sich z.B. als Kopfweh, Ausschlag oder schlechte Verdauung äußern. BPA stört das hormonelle Gleichgewicht im Körper und kann bei Kindern z.B. zu Entwicklungsstörungen führen. Es soll zudem Diabetes, Erkrankungen des Herzkreislaufsystems und Leberschäden begünstigen.
Martin Wagner vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Frankfurter Universität gab dazu ein Interview in FOCUS. Die Frage, ob Wasser aus der Plastikflasche generell ungesund ist, konnte der Wissenschaftlicher nicht mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten. Dennoch empfiehlt sich das Ausweichen auf Flaschen, die ohne PET und BPA auskommen.
Besser: Trinkflaschen aus PP, Glas oder Metall
Eine Alternative sind Trinkflaschen aus Polypropylen (PP). Denn PP zählt zu den „guten“ Kunststoffen ohne Weichmacher oder hormonähnlichem BPA. Flaschen aus PP erkennt man am dreieckigen Recyclingcode 5, während das unerwünschte PET die Nummer 1 trägt. Allerdings können Plastikflaschen aus Polypropylen mit der Zeit feine Haarrisse bekommen und so leichter verkeimen. Trinkflaschen aus Glas oder Metall sind die bessere Wahl, da sie sich besser reinigen lassen und weniger keimanfällig sind. Die folgenden Produkte sind deswegen eine sehr gute Wahl.
Trinkflaschen aus Metall von (1) klean kanteen und (2) SHO; Trinkflaschen aus Glas von (3) Emil und (4) Soulbottles
5. Soulbottles: Wir müssen mehr Leitungswasser trinken!
Das Berliner StarUp Soulbottles propagiert das Trinken von Leitungswasser. Mit ihren Glas-Flaschen wollen sie nicht nur dafür sorgen, dass Leitungswasser trinken wieder Spass macht. Nein, sie wollen damit auch der Verhüllung der Weltmeere durch Plastik entgegenwirken. Ansprechendes Design der Soulbottles und die Präsenz auf Nachhaltigkeitsmessen sorgten für bundesweite Aufmerksamkeit. Ein StartUp, das Leitungswasser trinken wieder sexy machen will! Gründer Georg Tarne sagte im Interview mit der Berliner Zeitung:
Die Qualität unseres Trinkwassers ist hervorragend. Der lange Transport von Mineralwasser und die Produktion von Plastikflaschen hingegen ökologisch schädlich. Wir möchten dem Leitungswasser ein besseres Image geben!
Natürlich braucht man jetzt nicht unbedingt Soulbottles, um Leitungswasser in bester Qualität genießen zu können. Doch die weichmacherfreien Flaschen erfahren gerade einen kleinen Hype und werden besonders oft gesichtet. Das liegt wohl einerseits am cleveren Marketing, andererseits am poppigen, ansprechenden Aussehen.
Und wenn man nun doch nicht auf Sprudel im Wasser verzichten will? Für diesen Fall gibt es noch die Soda-Sprudler. Damit kann man ganz einfach sein Leitungswasser mit Kohlensäure anreichen und das Kistenschleppen entfällt für immer. Aber bitte nicht vergessen: Nicht aus der Flasche, sondern aus dem Glas trinken!
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.