Weiße Schokolade ist eines dieser Dinge, bei dem sich die Geister scheiden: Die einen lieben sie für den sanft-süßen, milchigen und nicht wirklich schokoladigen Geschmack, und können gar nicht genug von ihr bekommen. Den anderen schmeckt sie hingegen überhaupt nicht. Manche gehen sogar so weit und behaupten, dass weiße Schokolade eigentlich gar keine echte Schokolade ist. Wie bitte?! Zeit, der Sache mal auf den Grund zu gehen.
In diesem Beitrag geht es um folgende Fragen: Was genau ist weiße Schokolade? Wie wird sie hergestellt? Wie gesund oder ungesund ist die Nascherei für uns? Und gibt es auch Möglichkeiten, weiße Schokolade und unseren geliebten Kaffee zu kombinieren?
1. Ist weiße Schokolade “echte” Schokolade?
Sowohl dunkle als auch weiße Schokolade brauchen als Grundstoff die Kakaobohne. Doch legt man beide Sorten nebeneinander, dann fällt schon auf den ersten Blick auf, dass sie sich in den Inhaltsstoffen wahrscheinlich unterscheiden. Streng genommen handelt es sich um einen einzigen, aber ganz wesentlichen Punkt: Während in dunkler Schokolade Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter sowie manchmal Vanille und Lezithin enthalten sind, ist in weißer Schokolade tatsächlich gar keine Kakaomasse enthalten. Diese ist für die dunkle, beziehungsweise braune Farbe verantwortlich. Weil sie in der weißen Schokolade fehlt, ist diese – wie es der Name schon verrät – eben weiß!
Dennoch wäre es falsch, weiße Schokolade als „unechte“ Schokolade abzutun. Schließlich stecken in ihr auch Bestandteile der Kakaobohne drin, nur eben keine dunkle Kakaomasse, sondern Kakaobutter. Als helles Fett wird Kakaobutter bei der Verarbeitung der Kakaobohnen gewonnen: Ihre dunklen Samen werden gelöst, geschält, geröstet, gemahlen und unter Erhitzen zu einer zähen Masse gewalzt. Dabei treten aus der Rohmasse Fette hervor, die sich als Kakaobutter mittels einer Fettpresse trennen lassen und meistens noch raffiniert werden.
Beim Pressen der Kakaomasse mit der Fettpresse entsteht nicht nur Kakaobutter als Nebenprodukt, sondern auch der sogenannte “Kakaopresskuchen” – er wird z.B. zu Kakaopulver bzw. Trinkschokolade weiterverarbeitet.
Die eigentliche Kakaomasse bezeichnet übrigens eine Mischung aus den gemahlenen Kakaobohnen und einem bestimmten Anteil Kakaobutter. Sie macht den Löwenanteil von dunkler Schokolade aus. Bei der weißen Schokolade wird nur die Kakaobutter verwendet, und aus diesem Grund ist das Endprodukt nicht dunkel gefärbt, sondern weiß.
2. Weiße Schokolade: Inhaltsstoffe
In der Herstellung ähnelt weiße Schokolade also in vielen Punkten der Herstellung dunkler, brauner Schokolade. Wie genau aus Kakaobohnen Schokolade gewonnen wird, ist in unserem Artikel „Der lange Weg der Kakaobohnen – in 7 Schritten von der Bohne zur Schokolade“ nachzulesen. Bei der Herstellung von weißer Schokolade wird, wie bereits erwähnt, auf die Zugabe von Kakaomasse verzichtet. Stattdessen steckt aber viel Kakaobutter (siehe Foto unten) drin, ebenfalls ein natürlicher Rohstoff aus der Kakaobohne, der auch in der “normalen” Schokolade für den Schmelz auf der Zunge sorgt.
Es wäre also falsch zu behaupten, dass weiße Schokolade lediglich ein minderwertiges Schokoladenprodukt ist. Denn damit sich weiße Schokolade laut Lebensmittelrecht so nennen darf, müssen bei der Herstellung Vorgaben und EU-Richtlinien eingehalten werden. Hier sind die einzelnen Bestandteile und prozentualen Verhältnisse genau geregelt. So muss weiße Schokolade in der EU einen Kakaobutter-Anteil von mindestens 20 Prozent enthalten, genauso wie mindestens 3,5% Milchfett sowie 14% Trockenmilch. Das klingt nicht gerade schlank, was uns gleich zur nächsten dringenden Frage bringt…
3. Hat weiße Schokolade viele Kalorien?
Weiße Schokolade hat einen deutlich höheren Anteil an Kakaobutter als dunkle Schokolade. Als Derivat aus der Herstellung von Kakaomasse ist die Kakaobutter extrem fetthaltig, weich und cremig. Um nicht länger um den heißen Kakaobrei herum zu reden: Ja, weiße Schokolade hat tatsächlich viele Kalorien. Leider! Und daran ist auch die Kakaobutter schuld.
Während eine Tafel weiße Schokolade ungefähr 540 kcal hat, schlägt eine Tafel Vollmilchschokolade mit 530 kcal etwas weniger zu Buche. Im Vergleich dazu hat Zartbitter-Schokolade um die 490 Kalorien.
Weiße Schokolade ist also kalorienreicher als braune Milchschokolade und die dunkle, zartbittere Variante. Der wesentliche Unterschied liegt darin, wo die Kalorien herkommen: In weißer Schokolade vor allem vom hohen Fettanteil und dem vielen Zucker. Von beidem hat auch Vollmilchschokolade nicht wenig. Nur in Zartbitterschokolade steckt deutlich weniger Zucker und Fett, dafür viel mehr Kakaomasse drin – was beim Nährwert fast aufs selbe herauskommt. Nichtsdestotrotz: Ist weiße Schokolade ungesünder als ihre dunkleren Verwandten?!
4. Ist weiße Schokolade gesund?
Ganz allgemein gesprochen muss Schokolade, in Maßen (und nicht in Massen) genossen, nicht ungesund sein. Verschiedene Aminosäuren sowie das enthaltene Koffein können sich positiv auf das allgemeine Befinden, die Leistungsfähigkeit und die seelische Stimmung auswirken. Allerdings hängen diese Wirkungen vom Kakao-Anteil ab, und der ist bekannterweise in dunkle Schokolade am höchsten. Außerdem enthält sie weitere gute Inhaltsstoffe wie Theobromin (für die körperliche und seelische Entspannung) sowie Polyphenole (zur Abwehr von freien Radikalen, gut für das Herz-Kreislauf-System). Weiße Schokolade enthält weder Kakao noch die davon abgeleiteten Inhaltsstoffe.
Natürlich muss man sich darüber im Klaren sein: Industriell hergestellte weiße Schokolade ist ein Massenprodukt ist, das hauptsächlich aus Fett und Zucker besteht. Also nicht gerade die Zutaten, die unserer Gesundheit besonders zuträglich sind. Trotzdem wäre es unfair, weiße Schokolade nur als “schlechtes” Gegenstück ihrer dunklen Verwandten abzutun.
Wer darauf achtet, was für eine weiße Schokolade er kauft, der muss keinerlei negative Auswirkungen auf seine Gesundheit befürchten. Eine weiße Schokolade, die in einer kleinen Manufaktur unter Verwendung guter Zutaten hergestellt wurde, ist und bleibt eine Nascherei, die man sich hin und wieder gönnen kann – ohne schlechtes Gewissen.
Übrigens ist Kakaobutter ein pflanzliches Fett, das viel zu bieten hat. Wie das momentan z.B. für Bulletproof Coffee sehr angesagte Kokosöl besteht auch Kakaobutter aus einem großen Anteil gesättigter Fettsäuren, die kürzlich ihren schlechten Ruf verloren haben. Inhaltsstoffe wie Palmitinsäure oder Stearinsäure können sich, so sagen es zumindest einige aktuelle Studien, positiv auf die Blutfettwerte auswirken. In einigen Studien soll sogar eine cholesterinsenkende Wirkung von Kakaobutter nachgewiesen worden sein.
5. Weiße Schokolade: Verwendung in der Küche
Weiße Schokolade gibt es als Schokoladentafel zu kaufen, doch noch öfter kommt sie bei Pralinen und anderen schokoladigen Naschereien zum Einsatz. Typisch ist auch die gleichzeitige Verwendung von dunkler und weißer Schokolade in einem Produkt, wie zum Beispiel bei den Schoko-Osterhasen oder Schoko-Weihnachtsmännern.
Ein gesunder und doch schokoladiger Snack: Obst wie z.B. frische Erdbeeren zur Hälfte in ein Bad aus geschmolzener weißer Schokolade tauchen, abkühlen lassen und genießen!
Ebenfalls klassisch ist die Verwendung weißer Schokolade als Kuvertüre für Kuchen und anderem Gebäck. Du könntest beispielsweise ein Bananenbrot damit aufpeppen, oder das Frosting von unserem leckeren Carrot Cake – das macht beides nicht gesünder, aber abwechslungsreich und sicherlich sehr lecker 🙂
Selbst als Zugabe im Kaffee wird weiße Schokolade immer beliebter. Gerade Coffee Shops erfinden immer neue Kreationen an koffeinhaltigen Heißgetränken, die weiße Schokolade beinhalten – besonders gut passt sie beispielsweise in einen Latte Macchiato. Aber Vorsicht: In so einem White Chocolate Latte Macchiato können recht viele Kalorien enthalten sein, wie wir kürzlich berichteten!
Tipp: Statt Kaffeegetränken wie White Chocolate Mocha, die nur auf Sirups mit weißer Schokolade setzen, lieber eine authentische Variante probieren. Warum nicht mal ein bisschen gute weiße Schokolade über den Milchschaum deines Cappuccino raspeln?
Selbst Trendgetränke wie Dalgona Coffee – für den es bei uns im Blog hier nicht nur das Original-Rezept aus Korea mit Instantkaffee, sondern auch eine gesündere Variante mit echtem Kaffee und Meringue gibt – lassen sich mit ein paar Raspeln weiße Schokolade noch leckerer machen. Im Foto oben wurde weiße Schokolade mit Kokosraspeln gemixt. So etwas kannst du dir schon ab und an mal gönnen!
6. Weiße Schokolade: Tipps und Tricks
Weiße Schokolade sollte man – genauso wie Kaffeebohnen! – niemals im Kühlschrank aufbewahren! Denn das zerstört das feine Kakaobutter-Aroma, zumal weiße Schokolade (wieder eine Parallele zum Kaffee) gern andere Gerüche aufnimmt. Und wer will schon, dass seine Schokolade nach Camembert oder Wurst schmeckt?! Am besten bewahrt man weiße Schokolade in einem dunklen Schrank oder einer Schublade auf.
Beim Kauf von weißer Schokolade solltest du auf die Deklaration der Inhaltsstoffe achten. Es sollte als Fett lediglich Kakaobutter enthalten sein und nicht eventuell noch andere Fette wie zum Beispiel Palmöl!
Zu guter letzt: Um weiße Schokolade zu schmelzen, beispielsweise um einen Kuchen damit zu verzieren, wird sie am besten in einer kleinen Schüssel über dem Wasserbad langsam erhitzt. Denn weiße Schokolade schmilzt zwar schneller als dunkle, kann aber ebenso leicht klumpig werden, wenn sie zu schnell oder zu lange erhitzt wird.