Lupinenkaffee?! Noch nie gehört. Was soll das denn bitte sein? So ungefähr fiel meine Reaktion aus, als ich das erste Mal per Zufall auf das scheinbare Novum im Kaffeeuniversum traf. Und zwar bei einem Bekannten, der sehr koffeinempfindlich und trotzdem Kaffeefan ist! Ja, das gibt es. Diese armen Seelen mussten bisher mit aufwendig entkoffeiniertem Kaffee oder Getreidekaffee – also braunem geschmacksarmem Wasser – zurechtkommen, dachte ich. Nun sollte es mit Lupinenkaffee also einen neuen Kaffeeersatz geben…
Wirklich neu ist Lupinenkaffee eigentlich nicht. Man munkelt, er sei sogar älter als Bohnenkaffee und stamme aus einer Zeit, in der unsere Ahnen munter Dinge wie Kastanien, Eicheln, Kerne oder eben Lupinensamen im Feuer rösteten, mahlten und sich daraus leckere und aromatische Heißgetränke brauten. Nur dass man eben damals noch nicht von Lupinenkaffee & Co. sprach, weil man „echten“ Kaffee noch gar nicht kannte.
Heute jedenfalls scheint Lupinenkaffee unter Eingeweihten wieder schwer angesagt zu sein: Er ist von Natur aus frei von Koffein, Säure und Gluten, als ganze “Bohne” oder gemahlen erhältlich, und kommt Kaffee im geschmacklich viel näher als anderer (Instant-)Kaffeeersatz. Wir wollten genau wissen, was es mit Lupinenkaffee auf sich hat und haben ihn selbst zu Hause ausprobiert!
Lupinenkaffee kaufen: Unsere Empfehlungen
Mittlerweile gibt es einige Anbieter von hochwertigem Lupinenkaffee. Wir persönlich können die folgenden besonders empfehlen – Loffee Lupinenkaffee trinken wir aktuell besonders gern; und mit Café Pino ist damals der erste Entwurf dieses Test-Artikels entstanden 😉
Loffee | Kornkreis Café Pino | Sanct Bernhard Moramba Bio | Bioland-Hof Klein Lupino |
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100% Bio Süßlupine in verschiedenen Röststärken und Mahlgraden. | 100% mittel bis grob gemahlene Bio Süßlupinen-Samen aus Deutschland. Super für French Press & Co. | Bio Lupinenkaffee in der 1KG Packung, der viele Fans hat. | Ebenfalls Bio und im 4x 500g Set erhältlich. |
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Wenn du deinen Filterkaffee oder Espresso, so wie du ihn immer trinkst, 1:1 mit Lupinenkaffee ersetzen willst, bietet sich Loffee Lupinenkaffee besonders an. Denn die Marke hat Sorten mit unterschiedlichen Röstgraden (mild, klassisch, intensiv) bzw. Mahlgraden im Sortiment, wie das folgende Foto zeigt. Je stärker der Lupinensamen nämlich geröstet wird, um so feiner zerfällt er dann bzw. lässt er sich anschließend mahlen. Daher eignet sich Loffee Mild mit den gröberen Partikeln z.B. besonders gut für die French Press, Loffee Klassisch für die Chemex, und Loffee Intensiv für die Bialetti. Für jeden Handbereiter als auch jede Maschine hat Loffee also den passenden Lupinenkaffee, und überzeugt je Sorte mit einem recht konsistenten Mahlgrad.
1. Lupinen: Alles über die wiederentdeckte Kulturpflanze
Selbst wenn dir Lupinenkaffee fremd ist, hast du mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal Lupinen gesehen. Sie wachsen einzeln oder strauchartig bis zu mehrere Meter hoch, haben staudenartige Blüten in bunten Farben (z.B. lila, rosa, blau, gelb oder weiß) und gedeihen nahezu überall auf der Welt. Was viele nicht wissen: Lupinen zählen genauso wie Bohnen, Erbsen und Linsen zu den Hülsenfrüchtlern, weil an ihren Stielen nach der Blütezeit lange Hülsen mit saftigen Samen drin wachsen. Diese Lupinensamen sind teils sogar gesünder als andere Hülsenfrüchte! In Anlehnung an das lateinische Wort „lupus“ (Wolf) ist die Lupine daher auch „Wolfsbohne“ oder „Feigbohne“ bekannt.
Doch nun kommt das große Aber: Lupinensamen sind nur dann in Form von Lebensmitteln wie Lupinenmehl, Lupinenmilch oder eben Lupinenkaffee genießbar, wenn sie sorgfältig aufbereitet worden sind oder von einer ganz bestimmten Lupinenart stammen. Denn Lupine ist nicht gleich Lupine, und eine Verwechslung kann verheerende Folgen haben!
Lupine ist nicht gleich Lupine: Anbau und Verarbeitung
Meine erste Erinnerung an Lupinen stammt aus der Kindheit. Ich wuchs auf dem Land auf und sah die bunten Lupinen oft im Bauerngarten meiner Großeltern, verwechselte sie aber oft mit dem ähnlich aussehenden Fingerhut. Neben der Optik, so lehrte Oma, haben die beiden wilden Staudengewächse noch eines gemeinsam: Sie sind giftig! Sowohl die Blüten und Blätter als im Fall der Lupinen auch die Lupinensamen. Moment, fragst du dich vielleicht, wie kann es dann sein, dass sie für Lupinenkaffee & Co. verwendet werden?!
Tatsächlich sind die Samen von Wildlupinen und Gartenlupinen – heute als „Bitterlupinen“ zusammengefasst – nicht essbar. Dafür enthalten sie zu viele giftige Bitterstoffe wie Lupinin, Lupanin und Spartein, die zu den sogenannten Alkaloiden zählen. Wagen sich Mensch oder Tier darum an Bitterlupinensamen, so ist mit Vergiftungserscheinungen wie Schwindel, Übelkeit, motorischen Ausfällen und Atemnot bis zum Herzstillstand rechnen.
Weil die eigentlich giftigen Lupinensamen sehr nahrhaft waren, versuchte man früher, sie genießbar zu machen. Man legte sie für bis zu 2 Wochen in Salzwasser ein und wechselte das Wasser ständig aus, um ihnen die Bitterstoffe zu entziehen. Ein aufwendiges, teures und riskantes Verfahren: 1923 starb ein deutscher Chemiker, als er im Selbstversuch bei einer scheinbar entbitterten Lupine den Alkaloid-Gehalt bestimmen wollte.
Einige Jahre später gelang Reinhold von Sengbusch, Züchter und Botaniker, glücklicherweise ein Schnelltest zum Bestimmen von Alkaloiden. Damit testete er unzählige Pflanzen und fand ein paar alkaloidarme Lupinensorten, die dank seiner Arbeit seit 1942 als „Süßlupinen“ und Kulturpflanzen bekannt sind. Mir ihrem besonders geringen Alkaloidgehalt gelten sie laut Bundesamt für Risikobewertung als unbedenklich und werden bevorzugt von Lebensmittelherstellern eingesetzt. Logo, das spart das Waschverfahren! Gerade in Ländern wie Portugal, wo ganze Lupinensamen als Snack gelten, werden zwar teils noch entbitterte Bitterlupinen verwendet, aber auch sie müssen den Schwellenwert (max. 0,02% Alkaloidgehalt) für Lebensmittel einhalten.
So gesund sind Lupinensamen
Ja, die Sache mit dem Gift in Lupinen klingt zunächst ein wenig gruselig. Doch laut Lebensmittelrecht dürfen nur Samen unbedenklicher Süßlupinen bzw. bestimmter professionell entbitterter Bitterlupinen im Umlauf sein. Das ist deutlich sicherer, als wenn du z.B. deine Kartoffeln zu grün oder zu reif isst – denn, Überraschung, sie enthalten dann ebenfalls giftige Alkaloide! Damit will ich sagen, dass du dir bei Lupinensamen und Lupinenprodukten keine Sorgen machen musst, sofern du sie nicht selbst entbitterst, sondern im Handel kaufst! Damit tust du dir etwas Gutes, weil Lupinensamen viele Vorteile haben:
- Super Eiweißquelle. Lupinensamen enthalten wie andere Hülsenfrüchte ordentlich Proteine – mit knapp 40% etwa genauso viele wie Sojabohnen! Außerdem stecken weniger und gleichzeitig hochwertige Kohlenhydrate drin, die den Blutzuckerspiegel ausgeglichen halten, sowie mehr Ballaststoffe – die machen lange satt, kurbeln die Verdauung an, senken den Cholesterinspiegel und halten den Darm gesund. Darum eignen sich z.B. Lupinenmehl und Lupinenbratlinge perfekt für die vegane Ernährung!
- Nachhaltiger Anbau. Unter den veganen Proteinquellen sind Lupinen eine gute Option, weil sie in Deutschland kultivierbar und die Transportwege somit denkbar kurz sind. Obendrein brauchen Lupinen wenig Wasser, vertragen Temperaturschwankungen, und sind eine prima Ergänzung in der lokalen Landwirtschaft, weil sie als „Gründünger“ gut Stickstoff binden und mit ihren langen Wurzeln den Boden auflockern. Das macht Lupinen zur nachhaltigen Wahl.
- Reich an Mineralien und Spurenelementen. Lupinensamen enthalten z.B. Magnesium (gut für Knochen und Muskeln), Eisen (wichtig für den Sauerstofftransport in die Zellen), Phosphor und Kalzium (Bausteine für Knochen und Zähne), Mangan (für den Stoffwechsel und zur Bildung von Enzymen bzw. Dopamin), Zink (zum Stärken von Immunsystem und Fruchtbarkeit) und Kupfer (u.a. für starke Blutgefäße). Weil ein Teil dieser Stoffe wasserlöslich sowie hitzestabil ist, sind sie selbst im Lupinenkaffee zu finden!
- Gesundes Tausendsassa. Wie Soja enthalten Lupinen Phytoöstrogene, also pflanzliche Hormone, die einen Beitrag zum Schutz vor Brust- und Prostatakrebs sowie vor Herz- Kreislauf-Erkrankungen leisten. Normaler Kaffee kann das übrigens auch! Zudem sind in Maßen selbst die typischen Bitterstoffe der Lupine gut für uns – sie stärken das Herz, regen die Nierentätigkeit an, und tragen mit zum Anregen des Stoffwechsels und der Regulierung des Blutzuckerspiegels bei.
Auf dem Bild siehst du Lupinenkerne (“Tremocos”) in Portugal, ein beliebter Barsnack (Hinweis: Bei den weißen Blumen, die auch auf weiteren Bildern in diesem Text auftauchen, handelt es sich nicht um Lupinen, sondern ein anderes Staudengewächs. Blühende Lupinen waren zu dem Zeitpunkt, als wir diesen Artikel schrieben, leider nicht zu bekommen.)
Was Allergiker allerdings unbedingt wissen sollten: Es sind Reaktionen gegen Lupinen bekannt! Wer beispielsweise auf Hülsenfrüchte wie Erdnüsse oder Soja allergisch reagiert, muss beim Konsum von Lupinenprodukten mit einer Kreuzallergie rechnen!
2. Lupinenkaffee: Das macht ihn so besonders
Ich hoffe, ich konnte dir Lupinensamen bis hierhin schon einmal schmackhaft machen. Jedenfalls standen sie bei mir in Portugal schon häufiger auf dem Tisch (siehe Foto oben), bis ich überhaupt wusste, worum es sich bei nussig schmeckenden „Böhnchen“ eigentlich handelt! Mittlerweile habe ich auch Lupinenkaffee im Küchenschrank stehen – denn ich bin erklärter Kaffeefan, probiere aber gern Neues aus. Und Lupinenkaffee ist meiner Meinung nach (bislang) der einzige Kaffeeersatz, der sich wirklich so nennen darf!
Lupinenkaffee hat in Europa eine lange Tradition
In Europa kennt man Lupinenkaffee angeblich bereits seit den 1920er Jahren: Damals wurde er im österreichischen Südtirol schon lange als „Bauernkaffee“ bzw. „Altreier Kaffee“ (benannt nach der Region) getrunken. Gewonnen wurde er aus den Samen einer lokalen Lupinenart, die mit Weizen- und Gerstenkörnern sowie getrockneten Feigen geröstet, gemahlen und aufgebrüht wurden. Auf diesen Kaffeeersatz griff man zurück, weil echte Kaffeebohnen schwer zu bekommen bzw. viel zu teuer waren. Spannenderweise kennt man reinen Getreidekaffee schon seit dem 17. Jahrhundert – damit hat er eine längere Tradition als Bohnenkaffee!
Ob der Lupinenkaffee aus Altrei der Startschuss für den Hype in Europa war, lässt sich nicht eindeutig sagen. Doch die Region trug definitiv dazu bei! Es begann 1998 mit der Diplomarbeit der Agrarwissenschaftlerin Andrea Heistinger, die die Einheimischen zu alten Kulturpflanzen befragte. Eine über 80-Jährige Lupinenbauerin erinnert sich:
„Wie sie auf mich gekommen ist, das weiß ich nicht, nur dass sie für ihre Diplomarbeit nach dem Saatgut alter Sorten suchte. Ich hab‘ meine Samen hergezeigt, die ich von der Mutter und der Großmutter hatte, und in die Mitte hab ich drei Kaffeekerne gelegt. Die Andrea hat gleich gefragt: Was ist das? Das ist unser Altreier Kaffee, hab‘ ich geantwortet, und dann hat sie nur noch Augen dafür gehabt.“ (Quelle: Alps Magazine)
Ein Lupinenfeld in voller Blüte, am Stengel sind die Schoten erkennbar
Für ihr Projekt trug die Forscherin nicht nur Wissen über Lupinenkaffee vieler Generationen zusammen, sondern half auch dabei, ihre einzigartige Lupinensorte („Lupinus Pilosus“ bzw. „behaarte Lupine“) zu bestimmen und neu zu kultivieren. Als Folge gründeten die Altreier Lupinenbauern einen Verein und nahmen an einem EU-Projekt zur Verbesserung der landwirtschaftliche Produktion im Alpenraum teil. Heute gibt es den Altreier Lupinenkaffee – als nur eine von vielen erhältlichen Sorten – sogar vielerorts zu kaufen.
Lupinensamen werden genau wie Kaffeebohnen geröstet
Aufgrund ihres geringen Gehalts an Kohlehydraten quellen Lupinensamen beim Kochen und Waschen weder auf noch werden sie mehlig. Das macht sie in Sachen Röstung zum perfekten Äquivalent der Kaffeebohnen: Sie sollten ebenfalls möglichst langsam und bei niedrigen Temperaturen geröstet werden, um die Bildung von Bitterstoffen, „kokeligen“ Aromen und potenziell krebserregendem Acrylamid zu vermeiden. Beim letzten Punkt kann Lupinenkaffee gegenüber Getreidekaffee und Malzkaffee nochmal besonders punkten: Weil in Lupinensamen viel weniger Kohlehydrate und damit Stärke enthalten sind, kann sich auch weniger Acrylamid bilden.
Geröstet wurden Lupinensamen und Kaffeebohnen früher noch per Hand über dem Feuer, heute geschieht das natürlich in modernen Röstöfen. Übrigens sind mit den Lupinensamen genauso wie mit Kaffeebohnen verschiedene Röstgrade möglich: So gibt es nicht nur den als Filterkaffee-Ersatz gedachten und hell bis medium gerösteten Lupinenkaffee, sondern auch den dunkler gerösteten Lupresso. Und genau wie die Kaffeebohne wird auch der Lupinensamen mit der Röststärke nicht nur dunkler, sondern auch spröder – daher lässt er sich dann gut sehr fein (wie Espresso) mahlen.
Es gibt Lupinenkaffee in nicht-pulverisierter Form
Etwas, das mich an Kaffeeersatz wie dem handelsüblichen Malz- oder Getreidekaffee bisher immer gestört hat: Sie sind nur auf den ersten Blick ein Naturprodukt. Klar, laut auf den Packungen aufgedruckten Zutatenlisten stecken nur pflanzliche Bestandteile wie Gerste, Roggen, Zichorie, Eicheln und Feige drin. Allerdings werden diese nach dem Häckseln, Mälzen und Rösten als Extrakt gebraut, dann sprühgetrocknet und zu Instantkaffee pulverisiert. Dabei bleibt von den guten Inhaltsstoffen der eigentlich natürlichen Zutaten nicht mehr viel übrig!
Im Vergleich dazu ist beim Lupinenkaffee der Rohstoff noch eindeutig zu erkennen, zumindest wenn du ihn aus 100% Lupinensamen (im Ganzen oder bereits gemahlen) kaufst. Sie werden genauso wie Kaffeebohnen nach der Ernte gereinigt, geröstet, eventuell gemahlen und auf vergleichbare Weise aufgebrüht. Dann entfällt eine unnötige Verarbeitung oder gar die Pulverisierung zu Instantkaffee!
Lupinenkaffee wird wie normaler Kaffee zubereitet
Lebst du als koffeinempfindlicher Mensch in einem Kaffeetrinkerhaushalt und willst auf guten Kaffeeersatz zurückgreifen? Dann kannst du mit Lupinenkaffee endlich dieselben Tools zur Kaffeezubereitung wie deine Mitbewohner bzw. deine Familie benutzen! Falls du dazu ganze Lupinensamen gekauft hast, empfiehlt sich allerdings eine wirklich hochwertige Kaffeemühle mit solidem Mahlwerk – ich habe gehört, dass ganze geröstete Lupinensamen etwas härter als Kaffeebohnen sein sollen.
Ansonsten kannst du den Lupinenkaffee genauso zubereiten, wie man es auch mit normalem Kaffee tun würde: Je nach Mahlgrad empfiehlt sich beispielsweise die French Press, der Handfilter oder auch die Filterkaffeemaschine. Explizit empfohlen für Espressokocher oder Espressomaschinen wird der Lupresso von Biolandhof – wobei ich hier auf einen sehr feinen Mahlgrad und eine sparsame Dosierung achten würde, weil Lupinensamen beim Brühen etwas aufquellen. Definitiv einen sehr feinen Mahlgrad, der zu Espressokochern und Espressomaschinen passt, hat der Loffee Lupinenkaffee Intensiv.
Geschmacklich kommt Lupinenkaffee dem Filterkaffee relativ nah
Seien wir ehrlich: Ein roher Lupinensamen (siehe oben) ist eher mit einer festen Kichererbse als einer Kaffeebohne vergleichbar. Beim Aufbrühen von Lupinenkaffee sollte man darum auch nicht gerade die Aromenkomplexität eines äthiopischen Arabicas wie unseren Happy Coffee Sidamo mit Zitrus-, Frucht- und Blumennoten erwarten. Trotzdem ist Lupinenkaffee nicht schlecht! Im Gegenteil: Im Duell mit Getreidekaffee und Malzkaffee – für mich (sorry) nichts anderes als braune, geschmacksneutrale bis bestenfalls leicht süßliche Plörre – geht Lupinenkaffee als klarer Sieger hervor. Er schmeckt kräftig, sehr nussig, vollmundig und hat deutlich wahrnehmbare Röstnoten. Das erinnert deutlich an Kaffee, auch wenn die Aromen weniger vielfältig sind.
Lupinenkaffee ist der gesündeste Kaffeeersatz
Eine gewagte These, ich weiß. Aber auch von den Inhaltsstoffen her kann Lupinenkaffee mit Getreide- und Malzkaffee nicht in einen Topf geworfen werden. Alle drei sind von Natur aus koffeinfrei, aber Lupinenkaffee ist obendrein von Natur aus glutenfrei. Auf normalen Getreide- und Malzkaffee trifft das nicht zu, weil sie Getreide enthalten und somit für Menschen mit Zöliakie ungeeignet sind.
Außerdem hat Lupinenkaffee genau wie Bohnenkaffee kaum Kalorien. Tatsächlich schlagen 100 Gramm von meinem Café Pino mit 3 Kalorien zu Buche, während es bei 100 Gramm Getreide- oder Malzkaffee um die 350 Kalorien sind. Das liegt an ihrem viel höheren Anteil an Kohlehydraten, von dem ein Teil sogar Malzzucker ist. Natürlich bleibt dein Lupinenkaffee aber nur dann kalorienarm, wenn du keine Unmengen an Milch und Zucker hinein kippst – aber das trifft auf jedes vergleichbare Kaffee(ersatz)getränk gleichermaßen zu.
3. Lupinenkaffee im Test: Zubereitung und Geschmack
Auf der Suche nach Lupinenkaffee fanden wir online einige Angebote: Selten als ganze Bohne, aber dafür (neben Instantprodukten) verschiedene gemahlene Varianten als Filter- oder Espresso-Röstung. Letztlich landete ich für den ersten Test beim Café Pino von Kornkreis – allein aufgrund der guten Bewertungen, und nicht etwa, weil mich der Hersteller dafür bezahlt hätte! Es handelt sich um ein Bioland-Produkt aus 100% gemahlenen Süßlupinensamen, in Deutschland gewachsen und geröstet. Unsere weiteren Test haben wir mit Loffee Lupinenkaffee gemacht – diese Sorte ist ebenfalls bio und in drei Stärken (mild, klassisch und intensiv) erhältlich, wobei sich jede Stärke besonders für bestimmte Kaffeebereiter eignet (z.B. French Press, Chemex oder Espressokocher).
Falls du Loffee oder Café Pino im Handel oder online mal nicht finden kannst: Ebenfalls gute Optionen sollen Sanct Bernhard Moraba Bio sowie der Bioland-Hof Klein Lupino sein – und sie sind keine Instantkaffees, von denen ich grundsätzlich die Finger lassen würde.
Hallo Lupinenkaffee: Der erste Eindruck…
Da stand er also, der Lupinenkaffee von Café Pino. Leider war kein Röstdatum aufgedruckt, was beim Geschmack ja eine große Rolle spielt: Frische ist Trumpf, vor allem, wenn das Produkt bereits gemahlen ist. Ich fand nur ein großzügiges Mindesthaltbarkeitsdatum von 1,5 Jahren nach dem Kaufdatum. So lange wartete ich nicht, sondern habe den Lupinenkaffee zwei Monate nach dem Kauf ausgiebig getestet. Beim Öffnen der Packung empfangen mich deutliche Röstaromen, die etwas „beißend“ und weniger aromatisch als bei Kaffeebohnen daher kommen. Macht nix, dafür ist es ja auch ein Kaffee-Surrogat!
Im Vergleich zum Malzkaffee und Getreidekaffee – an denen man ja kaum schnuppern kann, ohne sich das Instantpulver durch die Nase zu ziehen – geht der Lupinenkaffee als klarer Sieger hervor. Malzkaffee riecht wegen dem hohen Anteil an Malzzucker unnatürlich klebrig-süß, Getreidekaffee riecht nach nix mit süßlichem Unterton, aber die gemahlenen Lupinensamen duften erdig und nach gerösteten Hülsenfrüchten. Soweit so gut!
Laut Packung empfiehlt der Hersteller vom Café Pino, ihn wie gemahlenen Bohnenkaffee oder Espresso zuzubereiten, „in der Filterkaffeemaschine, French Press oder im Siebträger.“ Das geht bestimmt, aber ich zweifle die Eignung des Produkts für Espresso etwas an – was am Mahlgrad liegt. Wer unseren Mahlgrad-Guide kennt, der weiß: Für Espresso müssen die Espressobohnen sehr fein gemahlen sein. Der Mahlgrad vom Café Pino ist aber recht grob bzw. heterogen: Neben feinem krümeligem Mehl, das wahrscheinlich vom Inneren der Lupinensamen stammt, findet man größere Stückchen von den gerösteten Schalen. Mich persönlich stört das aber nicht – da ich zur Handfilter-Fraktion gehöre und für meine Zubereitungsmethoden keinen feinen Mahlgrad brauche.
Wenn du hingegen zur Espresso-Fraktion gehörst, dann schau dir Loffee Lupinenkaffee “Intensiv” an. Wir durften die Marke ebenfalls testen, und waren hier vom sehr homogenen, feinen Mahlgrad wirklich überzeugt. Außerdem rochen alle Loffee-Sorten (auch “Mild” und “Klassisch”) beim Öffnen sehr frisch.
Lupinenkaffee aus der French Press (Café Pino)
Im Alltag bereite ich mir meinen Kaffee am liebsten mit der unkomplizierten French Press zu, und dieser Prüfung stellt sich nun auch der Lupinenkaffee. Das Vorgehen ist tatsächlich wie immer, nur das ich mir das frische Mahlen sparen kann. Laut Packungsangabe vom Café Pino kalkuliere ich mit 1 bis 3 Teelöffeln Lupinenkaffee pro Tasse, und da ca. 3 große Tassen in die French Press passen, gebe 9 Teelöffel hinein. „Lieber etwas mehr als zu wenig“, denke ich mir. Hauptsache nicht läppisch! Anschließend gieße ich heißes Wasser auf und lasse alles etwa fünf Minuten ziehen. Beim nun folgenden Herunterdrücken des Pressstempels fällt auf, dass die gemahlenen Lupinensamen etwas aufgequollen sind und einen ordentlichen Puck bilden.
Wichtig, egal ob mit Lupinenkaffee oder echte Kaffeebohnen: Frisch gebrühter Kaffee aus der French Press will sofort getrunken bzw. ansonsten in eine Kanne umgefüllt werden! Denn lässt du ihn in der French Press stehen, bleibt er in Kontakt mit dem Kaffeemehl am Boden. So drohen Überextraktion und ein zu starker bis bitter Trunk!
In der Tasse beschert mir der Lupinenkaffee aus der French Press eine angenehme Überraschung: Er schmeckt mit dieser Zubereitung sanft und schön rund, hat also einen angenehmen Körper. Im Vordergrund stehen ganz klar die Nuss- und Röstaromen, die wirklich an Kaffee erinnern. Was fehlt ist die Komplexität der Kaffeearomen (wie Frucht-, Blumen- oder Zitrusnoten) und jegliche Säure, aber insgesamt ist der Lupinenkaffee echt gut trinkbar. Mit einem Schluck veganer Milch schmeckt er mir auch! Und ich muss sagen, dass ich beim nächsten Mal sogar etwas sparsamer dosieren könnte – also nur 2 Teelöffel pro Tasse.
Lupinenkaffee aus dem Hario V60 Handfilter (Café Pino)
Wenn ich mehr Zeit habe, bereite ich mir gern Filterkaffee mit dem Handfilter zu. Also griff ich am Wochenende zu meiner Hario V60 und erneut zum Café Pino Lupinenkaffee. Das Vorgehen ist (abgesehen vom nicht nötigen Mahlen) dasselbe wie sonst auch. Filterpapier in den Filter einlegen und kurz anfeuchten, gemahlene Lupinensamen hinein (laut Herstellerempfehlung habe ich 50g für 500ml Wasser verwendet), Bloomingphase im ersten Aufguss, dann zwei weitere Aufgüsse in kreisenden Bewegungen mit dem Wasserkessel. Mit anderen Kaffeefiltern verhält es sich bestimmt ähnlich.
Auffällig im Handfilter: Die gemahlenen Lupinensamen quillen auf und zeigen Bläschen an der Oberfläche. Außerdem verwirbeln sie beim Aufgießen relativ stark, was am heterogenen Mahlgrad liegen könnte und dass das Kaffeemehl dadurch ungleichmäßig geschichtet ist. Gezieltes Nachgießen unterextrahierter Stellen ist also nicht drin. Um trotzdem eine gleichmäßige Extraktion hinzubekommen, gieße ich vorsichtig und erst nach, wenn das Brühwasser durchgelaufen ist.
Geschmacklich sind bei meinem Lupinenkaffee aus Handfilter gegenüber der French Press überraschend große Unterschiede festzustellen – so wie ich es auch bei „normalem“ Kaffee erwarten würde. Bei der Hario V60 treten die Röstaromen des Lupinenkaffees viel stärker in den Hintergrund und plötzlich sind da erdigere, astringierende, herbere, ja fast schon leicht bittere Noten, die auf meinen Gaumen knallen. Das erinnert ebenfalls an Kaffeebohnen, aber diesmal nicht an ihre Röstaromen, sondern an ihre Säure – die Lupinenkaffee eigentlich nicht hat. Es schmeckt trotzdem angenehm, gerade schwarz und zum Nachmittagskaffee mit einem süßen Teilchen.
Lupinenkaffee aus der Chemex (Loffee)
Wie du vielleicht weißt, ist die Chemex der Kaffeebereiter mit dem stärksten Filterpapier. Daher war ich zunächst skeptisch, wie sich Lupinenkaffee darin machen bzw. wie viel Geschmack tatsächlich in der Tasse landen würde. Für jenen Test habe ich Loffee Lupinenkaffee verwendet, und zwar in der Variante “klassisch” – hier ist der Mahlgrad genauso, wie ich ihn auch bei “normalem” Chemex-Kaffee verwenden würde. Eher fein, aber nicht zu pulverig. wie auf der Packung beschrieben habe ich 7 g Loffee pro 100 ml Wasser verwendet; also 35 g Loffee für gute 500 ml in der Chemex. Los geht’s.
Die Zubereitung erfolgte wie sonst auch: Papierfilter erst durchspülen, um Papieraromen zu beseitigen. Dann den Lupinenkaffee einfüllen, kurz mit einem Schwall heißem Wasser aufgießen, und etwa 20 Sekunden “blühen” lassen. Nun nach und nach immer wieder Brühwasser in den Filter gießen, bis alles durchgelaufen ist. Das Filterpapier beseitigen, und der Lupinenkaffee kann genossen werden.
Geschmacklich bin ich vom Loffee Klassisch aus der Chemex echt begeistert: Er schmeckt aromatisch, und neben sanften Röstaromen kommt eine kleine feine Bitternote durch. Insgesamt sehr blumig, fast ein wenig wie schwarzer Tee, an den mich auch die rötlich-braune Farbe erinnert. Ich finde es so lecker, dass ich gar keine Milch dazu brauche.
4. Fazit: Lupinenkaffee ist für mich der beste Kaffeeersatz
Ich bin Kaffeetrinker und werde es bleiben, weil ich Kaffee liebe. Und in unserem Freundes- und Bekanntenkreis trinken sogar einige Teetrinker begeistert unseren Happy Coffee aus Chiapas – einer Region, die für ihre besonders säurearmen Bohnen bekannt ist – oder den Haffee Coffee Decaf, der natürlich entkoffeiniert ist und dem Chiapas geschmacklich fast um nichts nachsteht. Nichtsdestotrotz kenne ich Menschen, die auf Koffein sehr empfindlich reagieren und den Kaffeegeschmack einfach nicht mögen. Ab sofort werde ich für sie Lupinenkaffee parat haben und gern eine Tasse davon mittrinken, denn von allem Kaffeeersatz schmeckt er wirklich am besten. Da können Getreide- und Malzkaffee mal schön einpacken, und gesünder sowie naturbelassener ist Lupinenkaffee obendrein!
Falls du außer Lupinenkaffee noch weitere Lupinenprodukte testen willst: Schau dich mal nach Lupinenfilets bzw. Lupinenbratlingen (statt Tofu), Lupinenmehl zum glutenfreien Backen, Lupinenmilch und Lupinenjoghurt um. Mittlerweile gibt es immer mehr Produkte aus der Proteinbombe – sogar Lupineneis!
Heidi liebt Kaffee, vor allen in Kombination mit einen gesunden Frühstück. Wenn Sie gerade keine Beiträge auf Happy Coffee schreibt, berichtet die Weltenbummlerin auf ihrem Blog meerdavon.com über Ihre Reisen.