Nur wenige Leute kennen die American Press, währen die allseits beliebte French Press schon lange in den Küchenregalen steht. Was der Amerikaner und der Franzose gemeinsam haben: Beides sind Pressstempelkannen für Fans von handgemachtem Kaffee. Kaffee mahlen, mit gekochtem Brühwasser auffüllen, kurz ziehen lassen, Stempelaufsatz drücken – fertig. So funktionieren im Prinzip beide. Dennoch will die American Press einiges besser machen, was der French Press eben nicht so gut gelingt. Sagt zumindest der Hersteller.
Auf der schlanken Pappverpackung der American Press lacht uns ein frecher Slogan an: „It’s the press without the mess.” So so! Die kleine Pressstempelkanne aus Plexiglas will also für mehr Sauberkeit sorgen. Doch in welcher Hinsicht – und ist sie wirklich besser als die French Press?
Mit diesen Fragen sind wir an den folgenden Test der American Press herangegangen. Um sie direkt mit der French Press vergleichen zu können, haben mein Mann Christian und ich uns beide dem Duell am Kaffeetisch gestellt – mit einem für uns überraschend klaren Sieger. Lies, welche Unterschiede wir in Optik und Anwendung der Pressstempelkannen festgestellt haben, und mit welcher der Kaffee uns letztlich besser geschmeckt hat! Für beide Zubereiter haben wir übrigens einen klassischen French Press Kaffee gewählt.
1. Die American Press: So will sie für mehr Sauberkeit sorgen
Hinter der Erfindung der American Press steckt eine witzige Story: Der Gründer war Graduate Student – wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Doktorand – an der Universität. Weil in diesen „Denkerschmieden“ viel Koffein nötig, die Kaffeeküchen aber meistens nur mit uralten Filterkaffeemaschinen oder tristen Automaten ausgestattet sind, brachten viele Kollegen eine eigene French Press mit zur Arbeit. Eigentlich schlau, hat so doch jeder seinen simplen Kaffeebereiter am Start. Nur eins fiel dem Tüftler auf: Die sich stapelnden, schmutzigen French Presses, in deren Kannen und Sieben Kaffeesatz klebte. Scheinbar hatte keiner Lust aufs Saubermachen! Da kam ihm eine Idee…
1.1 Kein loser Kaffeesatz dank geschlossenem Filterelement
Gut, dass der Amerikaner einen Physik-Hintergrund hatte: So konnte er zur Lösung des augenscheinlichen Problems – herumschwirrender Kaffeesatz in der French Press – einen Prototyp für eine modernere Pressstempelkanne entwickeln. Dazu baute er handelsübliche Siebe und Kaffeebereiter zu Modellen um, die er in Computerprogrammen designte. Nach vielen Revisionen kam der erste Versuch einer Serienproduktion… und scheiterte. Doch fünf Jahre nach der zündenden Idee, mit neuen Designern, Ingenieuren und Beratern an seiner Seite, kam die American Press mittels Crowdfunding in den Handel.
Der Clou an der American Press ist nicht das schlanke und echt schöne Design, sondern der Pressstempel. An ihm hängt ein Filterelement zum Aufschrauben: Ein kleiner Behälter für den gemahlenen Kaffee, oben und unten mit einem feinen Metallsieb versehen. So kannst du wie mit der French Press frischen Kaffee drücken, aber ohne dass sich dabei der Kaffeesatz in der ganzen Kanne verteilt bzw. am Stempel hängen bleibt.
Genau das ist mit dem Slogan „It’s the press without the mess“ gemeint: Der Erfinder wollte weniger herumfliegendes Kaffeemehl in Kanne und Sieb haben. Eine simple Idee für einen genialen Kaffeebereiter!
1.2 Angenehmer Nebeneffekt: Weniger Überextraktion?
Mit unseren French Presses haben wir beim Brühen immer einen unschönen Nebeneffekt feststellen müssen: Es kommt sehr schnell zur Überextraktion an Aromen, und der Kaffee wird damit viel zu stark bis ungenießbar. Denn bei der sogenannten „Full Immersion Methode“ schwimmt das Kaffeemehl nicht nur während der gesamten Brühdauer in der Kanne, sondern auch danach, wenn der Pressstempel längst heruntergedrückt ist. Wer also nach dem Brühen den Kaffee nicht sofort in Tassen ausgießt, sondern eine Weile in der French Press stehen lässt, muss mit Überextraktion und damit einem deutlich schlechterem Brühergebnis rechnen. Ob die American Press hier Abhilfe schaffen kann?
Der Erfinder der American Press sagt zwar, dass mit dem geschlossenen Filterelement ein neuartiges Brüherlebnis möglich ist. Doch ob das eine geringere Gefahr der Überextraktion bedeutet, wird nicht verraten…
Kleiner Spoiler: Wir haben im direkten Vergleich nicht nur die Handhabung, sondern auch die Gefahr der Überextraktion bei der French Press und der American Press miteinander verglichen. Das Ergebnis weiter unten im Text dürfte die Langsamtrinker bzw. “Gemählichausschütter” sehr freuen!
2. American Press vs. French Press: Optische Unterschiede
Bevor es an die Handhabung geht, haben wir die American Press mit der French Press zunächst im Aufbau verglichen. Schon optisch lässt sich feststellen, dass der kleine Amerikaner dem Franzosen nur auf den ersten Blick sehr ähnlich ist. Gegenüber der French Press hat die American Press nämlich folgende Merkmale:
- Genialer Pressstempel mit geschlossenem Filterelement. Hier liegt der ganze Zauber der American Press, auf die sogar ein Patent angemeldet wurde. Der Pressstempel hat oben den „Drücker“ und unten eine Kammer für den gemahlenen Kaffee. Sie wird vorm Brühen aufgeschraubt, befüllt, und wieder zugeschraubt. Beim folgenden „Stempeln“ erfolgt der Kontakt zwischen Kaffeepulver und Brühwasser durch die beiden ultrafeinen Metallsiebe, die an der Ober- und Unterseite des Filterelements angebracht sind. So hast du deutlich mehr Kontrolle, wie schnell du deinen Kaffee brühst und extrahierst. Ja, wirklich!
- Material = Plastik. Der Korpus der American Press ist nicht aus Glas wie die French Press, sondern aus robustem und leichten BPA-freiem Plastik. Klingt zunächst unsexy, hat aber den enormen Vorteil, dass das gute Stück beim unsanften Hantieren im Geschirrspüler oder selbst bei Stürzen weniger leicht kaputtgehen kann.
- Kein Henkel. Und das finden wir richtig klasse, denn damit lässt sich die American Press gerade unterwegs (z.B. in unserem Van) prima verstauen. Weil der Plastik-Korpus keine Wärme leitet, kann man bei diesem Kaffeebereiter auf den Henkel wirklich gut verzichten.
- Geringere Größe. Die American Press gibt es bisher nur in einer Größe von maximal 355 ml Fassungsvermögen, was in etwa zwei mittelgroßen Kaffeebechern entspricht. So viel geht auch in die Mini French Press von Bodum, währen die Standardgröße desselben Herstellers stolze 1 Liter Kaffee fasst. Das macht die American Press also eher für Singles und kleine Haushalte interessant.
Ein echter „Wermutstropfen“ der amerikanischen Presse ist allerdings ihr stolzer Preis: Mit über 150 (!) Euro kostet die American Press z.B. bei Amazon weitaus mehr als eine normale French Press wie die Bodum Chambord, die es in der 1-Liter-Variante für unter 50 Euro gibt. Man muss allerdings dazu sagen, dass es die recht seltene American Press in kleinen Shops manchmal auch für um die 80 Euro gibt. Wir verraten euch im folgenden Anwendungs- und Geschmackstest, ob die American Press ihr Geld wirklich wert ist!
3. American Press im Test: Besser als die French Press?
Bei unserem Duell traten die American Press und eine French Press aus dem Hause Trendglas Jena (ca. 38 Euro) gegeneinander an. Letztere ist komplett aus Glas und hat gegenüber den Bodum-Modellen kein metallenes Haltegerüst, ist in Aufbau und Fassungsvermögen aber völlig identisch. Um alle Schritte unmittelbar miteinander zu vergleichen, haben mein Mann Christian und ich parallel gearbeitet – und natürlich auch gemeinsam verkostet.
Dazu haben wir zwei unterschiedliche Sorten getestet: Erstens einen kräftigen Arabica Blend, den als heißen Kandidaten zur Erweiterung unseres Sortiments ohnehin probieren wollten, sowie zweitens einen unserer Bestseller, den fruchtig-würzigen Happy Coffee Sidamo, ein leckerer Single Origin.
3.1 Kaffeezubereitung mit der American Press
Im folgenden stellen wir alle Schritte genauer vor, die zum Kaffeebrühen mit der American Press nötig sind. Im direkten Vergleich berichten wir außerdem, was bei der Zubereitung mit der French Press jeweils anders ist.
Schritt 1: Mittelgroben Mahlgrad wählen.
Als Kaffeekenner weißt du wahrscheinlich, dass deine (hoffentlich frisch gerösteten!) Bohnen je nach Kaffeebereiter bzw. Maschinenart unterschiedlich fein gemahlen werden müssen. Bei der normalen French Press empfiehlt sich ein besonders grober Mahlgrad (Stufe 7 bis 8), weil die feinen Kaffeepartikel während des gesamten Brühprozesses im Wasser schwimmen. Dieser Mahlgrad (ähnliche Korngröße wie grobes Meersalz) sorgt einerseits dafür, dass die Oberfläche des Kaffeemehls nicht zu groß ausfällt, um Überextraktion bereits beim Aufgießen zu vermeiden. Andererseits kann der Pressstempel der French Press grobe Partikel leichter vom fertig gebrühten Kaffee zurückhalten. Bereits hier will es die American Press anders:
Für die American Press sollten die Bohnen etwas feiner gemahlen werden als bei der French Press. Wir empfehlen einen mittelgroben Mahlgrad (Stufe 5 bis 6, etwa so körnig wie Schrot). Denn der Brühprozess geht hier aufgrund des geschlossenen Filtereinsatzes mit dem sehr feinen, doppelte Metallsieb deutlich langsamer.
Im oberen Bild siehst du die Unterschiede im Mahlgrad und in der Menge an Kaffeemehl – links für die American Press, rechts für die French Press.
Schritt 2: Brew Ratio beachten.
Brew… was bitte?! Was nerdig klingt, ist eigentlich ganz einfach: Mit der Brew Ratio ist das Verhältnis von Kaffeemehl zu Brühwasser gemeint. Bei einer „normalen“ French Press würden wir 65g Kaffeemehl auf 1 Liter gekochtes Wasser verwenden – was einer Brew Ratio von 0,065 entspricht. Weil die Brühmethode im Prinzip dieselbe ist, legen wir bei der American Press ein ähnliches Verhältnis an: Wir mahlen 23g Kaffeemehl für 355ml Brühwasser. Letztlich ist die Wahl der Brew Ratio aber reine Geschmacksache: Der Hersteller empfiehlt, mit einer Kaffeemenge von 20g bis 24g zu experimentieren, was je nach Vorliebe und Kaffeesorte absolut sinnvoll ist.
Schritt 3: Kaffeemehl ins Filterelement einfüllen.
Hast du die richtige Menge an Kaffeemehl im empfohlenen Mahlgrad für deine American Press parat? Dann schraub das Filterelement unter dem Pressstempel auf und gib es hinein. Anschließend wieder gut zudrehen, damit beim folgenden Brühen nichts leckt. Bei der French Press wird das Kaffeemehl übrigens direkt in die Kanne gekippt – schon das staubt ein wenig und lässt erahnen, wieso die American Press die „saubere“ Variante ist.
Schritt 4: Brühwasser aufgießen.
Lass dein gekochtes Wasser kurz im Topf oder Wasserkocher stehen, bevor du es verwendest, damit es auf die ideale Brühtemperatur von etwa 95 °C „abkühlen“ kann. Nun kannst die noch leere Kanne einer American Press bis zur 355ml-Markierung aufgießen. Der Hersteller erlaubt übrigens einen daumenbreit mehr Wasser („Max Fill“), ohne dass beim Drücken etwas daneben geht – falls du diesen Spielraum nutzen willst, mahle ca. 1g Kaffeemehl mehr.
Bei der French Press beginnt mit dem Aufgießen des Brühwassers übrigens bereits der Brühprozess, weil sich das lose Kaffeemehl dann schon am Kannenboden befindet. Hingegen geht’s bei der American Press wirklich erst los, wenn du den Pressstempel mit dem Filterelement (sowie dem gemahlenen Kaffee drin) auf die mit Wasser gefüllte Kanne setzt und in Bewegung bringst.
Schritt 5: Kaffee aufbrühen und Brühzeit beachten.
Sobald du das heiße Wasser in die Kanne der American Press aufgegossen hast, kann das Brühen losgehen. Setze dafür den Stempel mit dem Filterelement auf die Kanne und drücke ihn sachte hinein, bis der Gummiring gut sitzt – er sollte das Brühwasser gerade so berühren.
Nun kommt der erste Schritt des kontrollierten Aufbrühens: Die sogenannte Pre-Infusion, wie man sie eigentlich als “Blooming” von Handfiltern kennt. Drücke dazu den Pressstempel gerade soweit in die American Press, dass sich das Filterelement komplett mit Wasser füllt und der Kaffee beginnt, ins Wasser zu sickern. Warte dann ca. 30 Sekunden ab. In dieser Zeit kann das Kaffeemehl quellen bzw. „aufblühen“, um die Aromen beim anschließenden Stempeln besser zu entfalten. Wer mag, kann die Pre-Infusion auf 1 bis 2 Minuten steigern. Wichtig: Diese Zeit muss bei der gesamten Brühzeit mit eingerechnet werden!
Das eigentliche Brühen bzw. Pressen nach der Pre-Infusion besteht bei der American Press im langsamen Herunterdrücken des Pressstempels. Um die „Presszeit“ auszufüllen kannst du entweder den Stempel superlangsam und ohne Druck mit der Hand herunterdrücken, oder du machst das Ganze schubweise. Hauptsache, du hast die anvisierte, gesamte Brühzeit als Summe aus Pre-Infusion und Pressen im Blick, z.B. mit dem Timer deiner Kaffeewaage oder auf deiner Armbanduhr.
Bei der American Press empfiehlt der Hersteller eine Gesamt-Brühdauer (Pre-Infusion + Pressen) von 2 bis 4 Minuten. Wir persönlich haben mit einer Brühdauer von 3 Minuten (30 Sekunden bis 1 Minute Pre-Infusion + 1,5 bis 2 Minuten Pressen) die besten Ergebnisse erzielt.
Im Vergleich zur American Press ist bei der French Press übrigens deutlich weniger Interaktion gefragt. Nach dem Wasseraufgießen wartest du einfach die Brühzeit von max. 4 Minuten ab (was etwa dem Zeitpunkt entspricht, in dem das Kaffeemehls auf den Kannenboden absinkt), und drückst dann den Stempel nach unten. Nix mit Pre-Infusion oder Langsampressen, was bei dem recht locker sitzenden Stempel der French Press ohnehin schlecht möglich ist.
Schritt 6: Kaffee ausgießen.
Für den vollen Genuss solltest du deinen Kaffee nach dem Brühen sofort in Tassen ausgießen, egal ob er aus der American Press oder der French Press kommt. Denn bei beiden ist das Kaffeemehl nach dem Brühende noch immer in Kontakt mit dem eigentlich fertigen Kaffee, was zu Überextraktion führen kann. Ein Risiko, das bei der French Press allerdings viel größer ist als bei der American Press, wie wir im Geschmackstest gleich zeigen werden.
Extra-Tipp: Lass deinen Kaffee nach dem Ausschenken noch ein wenig in der Tasse abkühlen. Zu heißer Kaffee ist nicht gut für den Magen, und im trinkwarmen Zustand wirst du die Aromen viel besser wahrnehmen!
3.2 American Press vs. French Press: Wie schmeckt der Kaffee?
Nach dem Aufbrühen haben Christian und ich den Kaffee aus der American Press und aus der French Press natürlich verkostet: Die erste Tasse wurde jeweils sofort nach Ende der Brühdauer ausgeschenkt, die zweite Tasse hingegen 15 Minuten später, um das tatsächliche Risiko der Überextraktion zu beurteilen. Wir haben beide Kaffeebereiter mehrmals probiert, sowohl mit einem balancierten und kräftigen Arabica-Blend als auch einem fruchtig-würzigen Single Origin Arabica, unserem Happy Coffee Sidamo.
Geschmacksvergleich nach sofortigem Ausgießen
Beim sofortigen Ausgießen stellt man bereits optische Unterschiede in der Tasse fest. Auf dem French Press Kaffee schwimmt ein deutlicher Schleier, und am Tassenrand sammelt sich ein wenig Schaum. Beides ist auf feine Schwebeteilchen vom Kaffeemehl zurückzuführen, die der grobe Filter kaum zurückhalten kann und die dem Kaffee einen vollen, fast saucigen Körper verleihen. Das riecht und schmeckt man natürlich: French Press Kaffee ist typischerweise sehr kräftig, mit stark ausgeprägten Röstaromen und viel Säure, vor allem im Abgang. Genauso kann man auch die Tasse Kaffee vor unseren Nasen beschreiben.
Hingegen sieht der Kaffee aus der American Press in der Tasse deutlich klarer aus, ein Schleier ist fast nicht vorhanden. Er schmeckt insgesamt deutlich runder, weicher, milder und aromatischer als aus der French Press. Dort haben die Röstaromen und die Säure mit exakt derselben Brew Ratio alles übertüncht. Doch die American Press holt mit ihrem feinen, geschlossenen Filterelement selbst zartere, blumige und damit komplexere Aromen aus dem Kaffeemehl heraus. Der Körper des Kaffees ist mittel, und alle Geschmackskomponenten – Säure, Röstaroma, und die eigenen Aromen der Sorte – sind sehr ausbalanciert. Easy to Drink, unser Favorit!
Das Geschmacksduell gewinnt für uns klar die American Press, weil sie im Vergleich zur French Press eine aromatischere, rundere und sauberere Tasse Kaffee produziert. Während die French Press immer die Röst- und Säurekeule schwingt, kitzelt die American Press sogar Beeren- und Zitrusnoten aus den Bohnen heraus. Damit kommt sie Pour Over Bereitern wie Hario und Chemex nah, obwohl diese mit ihrem Filterpapier natürlich viel feiner sieben.
Geschmacksvergleich bei provozierter Überextraktion
Eingangs hatten wir die These aufgestellt, dass die American Press mit ihrem geschlossenen Filterelement eventuell weniger zur Überextraktion neigt als die French Press. Das mussten wir ausprobieren – und ließen den fertig gebrühten Kaffee in den beiden Kannen nochmal 15 Minuten stehen. So lange braucht ein Langsamtrinker mindestens, bis er die erste Tasse fertig getrunken hat bzw. sich die zweite ausschenken kann. Das Ergebnis?
Pfui, der French Press Kaffee ist deutlich überextrahiert und schmeckt nun sehr, sehr stark. Hier dominiert die Säure jetzt dermaßen, dass mein Magen schon beim ersten Schluck Angst bekommt. Ein bisschen wie Filterkaffee, der lange auf der Warmhalteplatte der Kaffeemaschine schmoren musste, mit einem unangenehmen Abgang auf der Zunge.
Überraschend okay schmeckt die zweite Tasse aus der American Press, obwohl der Kaffee ebenfalls deutlich zu lange in der Kanne stand. Eigentlich ist er nur ein bisschen kräftiger als vorher, mit einer stärker ausgeprägten Säurenote, ohne bitter zu sein. Geschmacklich immer noch ziemlich balanciert und trinkbar! Das bestätigt den Verdacht: In der American Press fällt die Gefahr der Überextraktion tatsächlich nicht so stark aus!
3.3 Reinigen von American Press vs. French Press
Wir erinnern uns an den Erfinder der American Press, der einen leichter zu reinigenden Kaffeebereiter zaubern wollte. Wer einmal eine French Press geputzt hat, der weiß: Zum einen fliegt der Kaffeesatz unten in der Kanne beim Ausspülen überall hin. Noch schlimmer ist aber, dass sich die Krümel unter dem Rand vom Metallnetz bzw. Sieb des Pressstempels sammeln. Sie dort heraus zu pulen ist eine wirklich fummelige Angelegenheit.
Mit der American Press ist das Ganze tatsächlich eine saubere Angelegenheit: Du schraubst das Filterelement unten am Pressstempel auf und entnimmst einen fest gestampften Kaffeepuck. Zudem ist das Sieb so konzipiert, dass es keine losen Ränder oder Schlupfwinkel gibt, wo sich Kaffeekrümel verstecken können. Und wer nicht spülen will, kann die Plexiglaskanne nebst Stempel sogar in die Spülmaschine packen, ohne dabei etwas zu zerdonnern.
4. Fazit zur American Press: Viele Vorteile, kleine Nachteile
Der aufmerksame Leser hat bemerkt, dass uns die American Press gefallen hat und nun häufiger zum Einsatz kommen wird. Doch wie immer gibt es auch Nachteile, die wir nicht verschweigen möchten. Hier nochmal auf einen Blick, was wir an der American Press gut finden, und was nicht so sehr:
+ Pre-Infusion zur besseren Aromenentwicklung möglich
+ Mehr Kontrolle beim Brühen, da Stempel mit Gummiring gut sitzt und Widerstand hat
+ Cleaner, runder und ausbalancierter Kaffee
+ Gefahr der Überextraktion geringer als bei der French Presss
+ robust, kompakt und reisetauglich dank Plexiglas und Kanne ohne Henkel
+ lässt sich leichter reinigen
– Mit ca. 70 Euro deutlich teurer als eine French Press (ca. 25 Euro)
– Mit 355 ml Fassungsvermögen viel kleiner als 1 Liter French Press
Die American Press hat viele Vorteile und wenige Nachteile, die für manche Menschen aber sicher sehr gewichtig sein dürften. Daher ist sie nicht für jeden etwas. Doch kleine Haushalte und Leute, die gern viel unterwegs sind und einen unkomplizierter Kaffeebereiter dabei haben wollen, sollten den praktischen Amerikaner unbedingt ausprobieren!
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.
Hallo zusammen,
wo bekomme ich so eine American press,
alle Seiten (z.bHannover Kaffeeman….) laufen irgendwie insleere🤔
Gruss Ritschi
Gute Frage. Scheint tatsächlich derzeit überall nicht mehr verfügbar zu sein.
Ich habe sie kürzlich bei Amazon gekauft – für einen Horror-Preis, aber ich wollte sie halt unbedingt haben. Kommt dann aus den USA – in Deutschland wohl momentan nicht zu haben.
Zum Auffinden bei Amazon einfach “It’s American Press” ins Suchfeld eingeben.