Nanopresso – was soll das denn bitte sein?! Was zunächst wie eine eigenartige Vermählung der Begriffe „Nanotechnologie“ und „Espresso“ klingt, beschreibt einen besonders kleinen, leichten und handlichen Espressobereiter. Das Beste: Du kannst ihn überall mit hinnehmen, weil er nur mit Druck bzw. reiner Muskelkraft funktioniert, und somit ganz ohne Strom auskommt. So wird eine autarke Espresso-Zubereitung jenseits der eigenen vier Wände bzw. deiner Küche ermöglicht:
Auf Reisen greifen viele auf den klassischen Espressokocher aus Edelstahl zurück, manchmal kommt sogar Instantkaffee in die Tasse. Statt gutem Espresso mit Crema ist das Endresultat dann aber meistens ein verbrannter Kaffee oder eine undefinierbare braune Plörre – doch das muss nicht mehr sein!
Denn wer so wie wir – Sebastian und Line vom Abenteuer-Reiseblog Off The Path – sehr viel unterwegs ist, kann mit der Nanopresso (oder der Minipresso als etwas größerer Schwester) richtig guten Espresso zaubern. Egal ob du gerade beim Wanderurlaub in den Bergen, beim Camping im Wald, in einer einsamen Hütte am Meer oder einfach in einer Unterkunft bist, wo es ansonsten keine „richtige“ teure Siebträgermaschine gibt. Die Einsatzmöglichkeiten sind wirklich sehr groß und machen das kleine Tausendsassa zum perfekten Reisebegleiter.
In diesem Beitrag verraten wir als Espressofans, die ständig auf Achse sind, warum wir unsere Nanopresso nicht mehr hergeben würden. Lies hier, was genau hinter diesem tragbaren Espressobereiter steckt, wie genau er funktioniert, und welche Schritte nötig sind, um damit perfekten Espresso samt feinster Crema herzustellen.
1. Minipresso und Nanopresso: Wer hat‘s erfunden?
Sanft wirst du vom Rauschen der Wellen aus dem Schlaf geholt, die ersten Sonnenstrahlen fallen durch das geöffnete Fenster und die Meeresluft weht dir um die Nase. Der erste Morgen von deinem Urlaub steht in den Startlöchern!
Voller Vorfreude läufst du auf die Frühstücksterrasse. Was gibt es Schöneres, als ein leckeres Frühstück und einen frisch gebrühten Kaffee direkt am Meer zu genießen? An deinem Tisch angekommen, wirst du unsanft aus deiner Illusion gerissen: In der Mitte steht eine Kanne mit heißem Wasser und eine Dose Instantkaffee.
In etwa so muss es Hugo Cailleton ergangen sein, Industriedesigner und Erfinder von der Minipresso und Nanopresso, als er 2012 auf Geschäftsreise mit genau der oben geschilderten Situation konfrontiert wurde. Cailleton war es leid, unterwegs schlechten Kaffee serviert zu bekommen und wollte dem ein Ende setzen. Er wollte eine tragbare Espressomaschine entwickeln: Klein, leicht und simpel genug sollte sie sein, um sie überall mit hinnehmen und einsetzen zu können.
Mit diesem Ziel gründete er 2013 das in Hongkong ansässige Start Up Wacaco. Cailleton testete einige Hersteller, baute verschiedene Prototypen, spielte mit dem Design und probierte diverse Extraktionsmethoden aus. Unter den prüfenden Gaumen von Freunden, Bekannten und letztendlich auch Kaffeefachleuten entstand nach vielen Testphasen zunächst die Minipresso als einzigartiger, flexibel einsetzbarer Espressobereiter. Später kam die noch leichtere Nanopresso aus demselben Hause dazu.
2. Im Vergleich: Minipresso, Nanopresso und Wettbewerber
Besonders Kenner schwören bei der Espressozubereitung auf Siebträgermaschinen, die mit einem Handhebel bedient werden und den für echten Espresso nötigen sehr hohen Druck hinbekommen. Hugo Cailleton war sich dessen bewusst und verfolgt einen ähnlichen Ansatz für seine Minipresso und Nanopresso, deren Verfahren dem einer Siebträgermaschine recht ähnlich sind.
2.1 Manuelle Espressobereiter von Wacaco
Die tragbare Minipresso GR von Wacaco sieht aus wie ein kleiner Kolben, ist gerade mal 17,5cm lang, und kommt mit integriertem Messlöffel sowie Becher. Durch eine Handpumpe werden stolze 18 bar Druck erzeugt, um damit das eingefüllte heiße Wasser durch das gemahlene Kaffeepulver zu Pressen. Ähnlich wie bei der Siebträgermaschine entsteht bei korrekter Handhabung eine Tasse wunderbarer Espresso mit feinster Crema.
Mit der Minipresso NS gibt es auch ein Modell, das mit Kaffeekapseln (von Wacaco, Nespresso oder ähnlich kompatiblen Herstellern funktioniert) – was vielleicht etwas bequemer ist, dich in der Zubereitung von „echtem“ handgemachten Espresso aber natürlich ein stückweit entfernt.
Heute produziert Wacaco neben der tragbaren Minipresso auch die Nanopresso als noch kleinere und leichtere Variante. Bei ihr ist der Kraftaufwand um 15 Prozent geringer als bei der großen Schwester. Zudem ist die Nanopresso etwas kompakter und mit einem Gewicht von 336 Gramm knapp 24 Gramm leichter als die bereits sehr handliche Minipresso. Für Aktivitäten, die ein möglichst kleines und leichtes Gepäck erfordern, ist die Nanopresso daher der optimale Begleiter. Außerdem ist sie in vielen verschiedenen Farben verfügbar und ein kleiner Hingucker.
Zu guter letzt gehört noch die Pipamoka zum Wacaco-Sortiment, doch hierbei handelt es sich nicht um eine manuelle Espressomaschine, sondern eher um einen mobilen Kaffeebereiter zum Reisen. In dem Becher mit integriertem Dauerfilter kannst du Filterkaffee herstellen und unterwegs warmhalten. Gut für alle, die eine Alternative zum starken und leicht „schlammigen“ Cowboy Kaffee suchen – bei dem Kaffeemehl direkt in der Tasse aufgegossen wird.
Praktisch: (1) Minipresso, (2) Nanopresso, (3) Pipamoka (Screenshots von wacaco.com)
2.2 Manuelle Espressobereiter von der Konkurrenz
Es gibt inzwischen noch diverse andere manuelle Espressobereiter am Markt, die der Minipresso und Nanopresso nacheifern. Ein Wettbewerber sticht besonders ins Auge, und zwar die nach Fahrradpumpe aussehende Handpresso. Die Nerds der Kaffeeszene streiten sich, ob nun die Wacaco-Modelle oder die Handpresso besser ist: Welche mehr Druck aufbaut, bequemer ist, besseres Aroma zaubert und so weiter. Die Happy Coffee Redaktion hat auch die Handpresso getestet, und meint, dass du sowohl mit ihr als auch mit der Nanopresso auf Reisen gut beraten bist. Allein in Sachen Portabilität hat die kleinere Nanopresso etwas die Nase vorn.
Falls es dir hingegen weniger auf ein geringes Gewicht und kleines Packmaß, dafür um viel Geschmack und mehr authentisches Espressomachen ankommt, dann solltest du dir die ROK Espresso oder die Flair Espresso einmal ansehen. Beides sind manuelle Siebträgermaschinen, die zum Reisen weniger geeignet sind, aber dafür gute, stromlose und im Ergebnis überzeugende Handhebel für Hause.
3. Nanopresso richtig nutzen: So geht’s
Wir persönlich nutzen auf Reisen schon seit Jahren eine Nanopresso. Um damit an jedem beliebigen Ort einen köstlichen Espresso zu pressen, benötigst du – neben dem Gerät selbst – lediglich heißes Wasser und Espressopulver. Die Anwendung ist wirklich simpel und bereits nach einem kurzen Blick auf die mitgelieferte Anleitung selbsterklärend. Dennoch wollen wir kurz erläutern, welche Zubereitungsschritte mit der Nanopresso nötig sind. Folgende Anleitung funktioniert auch für die Minipresso!
Step 1: Komponenten der Nanopresso vorbereiten
Schraube die einzelnen Komponenten der Nanopresso (siehe Bild oben) auseinander. Vor dir liegen nun folgende Einzelteile:
- Der Wassertank, in dem sich der Dosierlöffel und der kleine Pinsel befinden.
- Das Mittelteil, das die manuelle Pumpe enthält.
- Der Siebträger und der Filter.
- Der Auslasskopf und der kleine Kaffeebecher.
Step 2: Kaffeebohnen mahlen, Kaffeemehl einfüllen und tampen
Im zweiten Schritt füllst du den Kaffee in den dafür vorgesehenen Siebträger. Die Nanopresso ist so konzipiert, dass neben Kaffeepulver auch Kaffeepads in den Träger passen. Wir empfehlen dennoch die Verwendung von gemahlenem Kaffee und bestenfalls kurz vor der Zubereitung frisch geröstete Bohnen mit einer Handmühle zu mahlen. Der Mahlgrad sollte fein sein (Stufe 2-3), in etwa wie bei Espressopulver für eine normale Siebträgermaschine.
Bezüglich der Kaffeemenge kannst du dich an der Größe des Dosierlöffels orientieren: Seine maximale Füllmenge entspricht exakt der benötigten Menge an Espressopulver. Zudem dient der Dosierlöffel nicht nur zum Portionieren, sondern ist gleichzeitig auch ein Tamper: Drücke damit das gemahlene Kaffeepulver im Siebträger leicht fest und setzte diesen in die dafür vorgesehene Halterung des Mittelteils. Anschließend schraubst du den Auslasskopf auf das Mittelteil deiner Nanopresso auf.
Step 3: Brühwasser in den Tank einfüllen
Als nächstes füllst du den Wassertank der Nanopresso bis zur Markierung mit heißem Wasser. Die Brühtemperatur sollte etwa 93 °C betragen, da kochendes Wasser unerwünschte Bitterstoffe aus dem Kaffeemehl herauslösen würde.
Selbstverständlich hast du unterwegs nicht immer die Möglichkeit, die Temperatur exakt zu messen – in dem Fall empfehlen wir, dein Brühwasser nach dem Kochen bzw. vorm Verwenden kurz (ca. 1 bis 2 Minuten) stehen zu lassen. Das Abkühlen dauert kürzer, wenn du dein Wasser im offenen Topf erhitzt, und länger, wenn du z.B. einen geschlossenen Wasserkocher im Campervan verwendest.
Sobald du den Wassertank gefüllt hast, schraubst du den Filter auf den Wassertank deiner Nanopresso und entriegelst nun den Pumpenstempel.
Step 4: Espresso brühen mit der Nanopresso
Anschließend stellst du den mitgelieferten kleinen Kaffeebecher auf eine ebene Fläche und hältst die Nanopresso mit etwas Abstand über das Gefäß. Entriegle nun den Pumpkolben durch leichtes Drehen und beginne dann, den Pumpkolben zu drücken. Um den notwendigen Druck aufzubauen, betätigst du die Pumpe der Nanopresso etwa 6 bis 10 Mal. Achte hierbei auf eine gleichbleibende Pumpgeschwindigkeit!
Wer übrigens meint, die Nanopresso sei nur etwas für „starke“ Muskelmänner und -frauen: Der Kraftaufwand ist sehr gering! Du kannst die Espressomaschine problemlos mit einer Hand greifen und mit dem Daumen derselben Hand die Pumpe betätigen.
Step 5: Pumpe leeren und Espresso genießen
Nach wenigen Hüben beginnt nun der Espresso zu fließen. Pumpe so lange, bis der Wassertank deiner Nanopresso wirklich vollständig geleert ist. Das Ergebnis sollte ein köstlicher frischer Espresso mit einer schönen dichten Crema sein. Sie wird übrigens besonders dick, wenn du den Happy Coffee Robusta verwendest!
4. Hand aufs Herz: Vor- und Nachteile der Nanopresso
Für uns persönlich sind die Espressobereiter von Wacaco eine Bereicherung für jeden, der gerne Espresso trinkt und auch unterwegs nicht auf hochwertigen Genuss verzichten möchte. Trotzdem gibt es, wie bei jedem anderen Gerät auch, natürlich Vor- und Nachteile, die jeder für sich selbst abwiegen muss.
4.1 Vorteile von Nanopresso und Minipresso
Klein, leicht und kompakt
Durch das geringe Eigengewicht von nur 360 Gramm und das kleine Packmaß ist gerade die Nanopresso der perfekte Begleiter für unterwegs. Ob auf Wanderungen, beim Campen, auf Roadtrips oder draußen im Grünen, die kleine Espressomaschine passt problemlos in deinen Rucksack oder das Handschuhfach deines Autos. Auch wenn der Kaffeeautomat in deinem Büro nur flüssige Brühe produziert, ist die handliche Maschine echtes Gold wert!
Einfache Handhabung ohne Strom oder Batterien
Bereits nach wenigen Anwendungen der Nanopresso oder Minipresso geht dir die Zubereitung leicht von der Hand. Der Ablauf ist äußerst simpel und die einzelnen Elemente lassen sich problemlos zusammenstecken und wieder auseinanderbauen.
Toll ist, dass du neben der Espressomaschine selbst lediglich Kaffee und heißes Wasser benötigst – und damit autark reisen kannst. Denn Nanopresso und Minipresso benötigen weder Batterie noch einen Stromanschluss. Allein durch deine Hand- bzw. Daumenkraft wird ein Druck von 8 bar erzeugt.
Guter Geschmack
Für eine mobile Espressomaschine extrahiert die Nanopresso genauso wie die Minipresso einen erstklassigen Espresso mit Crema!
Gute Verarbeitung & leichte Reinigung
Durch die gute Verarbeitung der Nanopresso und ihrer größeren Schwester, der Minipresso, ist das Reinigen kinderleicht: Halte hierfür Kaffeebecher und Siebträger unter fließendes Wasser und wische anschließend alle Komponenten der Maschine mit einem trockenen Tuch ab. Achtung: Wichtig zu wissen ist, dass beide Espressobereiter nicht spülmaschinengeeignet sind!
4.2 Nachteile von Nanopresso und Minipresso
Nur eine Tasse Espresso
Je Zubereitung erhältst du mit der Nanopresso und der Minipresso leider nur eine Tasse Espresso. Falls du für mehr als eine Person Kaffee zubereiten willst, musst du den Vorgang also zwangsläufig wiederholen und benötigst zudem einen zweiten Becher. Glücklicherweise ist der Aufwand des Aufbrühens nicht sehr hoch und kann daher schnell noch ein zweites Mal – oder auch häufiger – erledigt werden.
Zudem gibt es mittlerweile das Nanopresso Barista Kit (vgl. Bild unten links): Mit dem tieferen Siebträger und dem deutlich größeren Wassertank kannst du damit sogar einen doppelten Espresso zubereiten.
Neue Gadgets von Wacaco: (1) Nanopresso Barista Kit, (2) Nanovessel (Screenshots von wacaco.com)
Separat Wasserkochen ist notwendig
Bei der Nanopresso wird ähnlich wie bei der ROK Espresso, der Flair, dem Handfilter, der French Press und der AeroPress zusätzlich heißes Wasser benötigt. Denn so smart alle diese manuellen Espresso- bzw. Kaffeebereiter sind, so besitzen sie keinen integrierten Wassererhitzer. Für die Zubereitung des Brühwassers solltest du also unterwegs eine isolierte Kanne mit heißem Wasser dabei haben oder vor Ort Wasser erhitzen.
Auch hier hat Wacaco eine Lösung entwickelt: Der Nanovessel (siehe Bild oben rechts) ist ein 210 ml großer isolierter Wassertank, den du direkt auf die Nanopresso-Serie montieren kannst.
5. Guter Espresso & Flat White auf Reisen: Unser Setup
Du kennst das sicher selbst: Wenn du einmal in den Genuss von gutem Kaffee und Espresso gekommen bist, kannst du auf diesen nur noch schwer verzichten! Für uns ist beides jedenfalls ein Stück Lebensqualität. Daher steht in unserem Büro, genau wie zuhause, eine Siebträgermaschine, mit der wir täglich unsere Flat Whites zubereiten.
Kleines Equipment, das Flat White wie zu Hause zaubert
Als Reiseblogger berichten wir auch über unsere Reisen und Abenteuer auf der ganzen Welt, und sind dementsprechend viel unterwegs. Dabei unterscheidet sich die Art des Reisens von Abenteuer zu Abenteuer: Von mehrtägigen Walking-Safaris durch den afrikanischen Busch, über Kajaktouren in Kanada, bis hin zu Offroad-Roadtrips über atemberaubende Pässe in den Westalpen – ganz klar, dass wir hierbei unsere Siebträgermaschine nicht mitnehmen können.
Dennoch wollen wir unterwegs nicht auf hochwertigen Kaffeegenuss verzichten und haben daher die Nanopresso, eine Kaffeemühle und natürlich frische Bohnen immer in unserem Gepäck dabei. Um während des Sonnenaufgangs mitten in den Westalpen einen Flat White zu unserem Pancake-Frühstück genießen zu können, benötigt es jedoch etwas mehr Equipment. Deshalb haben wir auf Roadtrips neben unserer normalen Kaffee-Ausrüstung auch den Bellman Stovetop Milk Steamer dabei.
Der Bellman Stovetop (siehe oben links im Bild) ist vereinfacht gesagt ein kleiner Dampfkochtopf mit Düse, um Milch aufzuschäumen. Wir lieben den Steamer, weil er sehr hochwertig verarbeitet ist und der Dampfdüse unserer Siebträgermaschinen in nichts nachsteht.
Unser Fazit: Mit der Nanopresso gibt’s überall guten Espresso
Für uns ist die Nanopresso eine echte Bereicherung und mittlerweile festes Inventar in der Reisetasche. Denn auf Reisen ist möglichst wenig Gewicht das A und O – gerade bei mehrtägigen Wanderungen zählt im Rucksack jedes Gramm! Der leckere Kaffee aus der Nanopresso hat uns so einige geniale Sonnenaufgänge verschönert.
Sebastian und Line sind die Gesichter des Abenteuer-Reiseblogs Off The Path und reisen zusammen um die Welt. Ihre Erfahrungen halten sie auf ihrem Blog fest und geben wertvolle Tipps und viel Inspiration für eigene Trips. Neben Reisen mögen sie guten Kaffee und leckeres Essen – ganz klar, dass eine Nanopresso einen festen Platz in ihrem Gepäck hat! Du kannst die Abenteuer von Sebastian und Line auch auf Instagram, Pinterest, Facebook oder YouTube verfolgen.