Koffein

Koffein: Wie gut ist der Wachmacher in Kaffee & Co. wirklich für dich?

Stell dir vor, es ist Samstagnachmittag, genau die richtige Zeit für einen kleinen Schub Koffein. Draußen prasselt der Regen gegen die Scheiben und du bist froh, drinnen im Warmen in deinem Lieblings-Café zu sitzen. Soeben hat der Barista dir deinen Kaffee gebracht. Genüsslich nimmst du nun Schluck für Schluck, während du dich in dein Buch vertiefst und die Wohlfühlatmosphäre mit jeder Faser deines Körpers aufsaugst…

Wenige Zeit später, du bist gerade dabei den letzten Schluck aus der Tasse zu nehmen, steht plötzlich der Barista von eben neben dir. Mit einer Miene die besagt, dass er offenbar Mist gebaut hat. Schließlich teilt er dir mit, dir aus Versehen einen entkoffeinierten Kaffee gebracht zu haben. Kurz steigt Panik in dir hoch: Du schwankst zwischen Empörung und Verwirrung, denn du hast davon gar nichts bemerkt. Der Kaffee war doch wie sonst auch?!

Moment mal, denkst du dir jetzt vielleicht, als Kaffee-Liebhaber werde ich doch wohl merken, wenn mir jemand einen Kaffee ohne Koffein vorsetzt?! Aber dass entkoffeinierter Kaffee angeblich nicht schmeckt, ist nur eine von zahlreichen Mythen, die sich um Koffein als Alltagsdroge Nummer 1 ranken. Ihnen und weiteren Fragen gehen wir nun auf den Grund! 

In diesem Artikel erfahrt ihr, was Koffein eigentlich ist und in welchen Getränken (wohlgemerkt nicht nur im Kaffee) und Lebensmitteln wieviel drinsteckt. Achtung, Spoiler: Spitzenreiter ist nicht der Espresso! Wir erklären außerdem, welchen Einfluss Milch auf das Koffein im Kaffee hat und wie man Kaffeebohnen das Koffein entzieht. Denn zuletzt widmen wir uns der Gretchenfrage – ob entkoffeinierter Kaffee wirklich so schlecht ist, wie sein Ruf.

1. Koffein: So sieht es für den Chemiker aus

Eine kleine Chemiestunde vorweg: Koffein ist eine chemische Verbindung mit C8H10N4O2 als Summenformel. Genauer handelt es sich um ein Purin-Alkaloid: Eine organische, stickstoffhaltige und meist alkalische (sprich basische) natürlich vorkommende Verbindung. Sie tritt hauptsächlich bei Pflanzen auf, ist sehr giftig und schmeckt extrem bitter! Für die Kaffeepflanze und andere Gewächse ist das durchaus von Vorteil, denn so schützen sie sich gegen Fressfeinde. Besonders Robusta, der in niedrigeren Höhenlagen wächst als der empfindliche Arabica, zeichnet sich durch einen höheren Koffeingehalt aus und ist somit bestens gewappnet gegen Ungeziefer aller Art! Diese Kaffeepflanze ist, der Name sagt es schon, einfach „robuster“ als Arabica. 

Koffein Caffeine C8H10N4O2

Betrachtet man Koffein in Reinform, hat man ein weißes, geruchloses und kristallines Pulver, dessen vollständige Bezeichnung 1,3,7-Trimethyl-2,6-Purindion oder kurz 1,3,7-Trimethylxanthin lautet. Damit gehört es zur Gruppe der natürlich vorkommenden Purine: Aromatischen organischen Verbindungen, die nicht nur in Pflanzen wie Kaffee und Tee vorkommen, sondern auch vom menschlichen Körper selbst gebildet und als Harnsäure abgebaut werden. 

Eine kleine Anekdote zwischendurch: Es heißt, dass es der Anregung von Johann Wolfgang von Goethe zu verdanken ist, dass Apotheker und Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge als Erster Kaffeebohnen untersuchte – er wollte herausfinden, welche wirksame Substanz im Kaffee steckt. Schließlich gelang es Runge dann 1820, das Koffein zu isolieren, weshalb er als Entdecker der psychoaktiven und stimulierenden Substanz gilt. Nahezu zeitgleich, im Jahre 1821, schafften ebenfalls drei französische Apotheker die chemische Isolation des Koffeins. 

2. Koffein und seine Verwandten: Wo sie drinstecken

Wer nun aufgrund namentlicher Ähnlichkeiten vielleicht annimmt, nur in Kaffee stecke Koffein, der ist auf dem Holzweg. Koffein ist in der Tat der Hauptwirkstoff unseres Lieblingsgetränks, steckt als stimulierende Substanz aber auch in anderen Gewächsen wie dem Teestrauch, der Kolanuss, der Kakaobohne, der Guaraná-Pflanze (aus der Familie der Seifenbäume) und dem Mate-Strauch! Deswegen sind sie genauso für ihre belebende Wirkung bekannt wie Kaffee. 

Übrigens: Bei dem früher als „Thein“ oder „Teein“ (vom Französischen thé) bezeichneten Wirkstoff im Schwarztee handelt es sich ebenfalls um Koffein, da es chemisch gesehen der gleiche Stoff ist. Allerdings stecken in den oben genannten Lebensmitteln neben Koffein auch noch andere Substanzen, die einen Einfluss auf unser Wohlbefinden haben.

Koffein enthält Substanzen, die auf den Körper anregend wirken. Genau dasselbe trifft auch auf Theophyllin (in Teeblättern, Kolanüssen, Guaraná und Kaffeebohnen) sowie Theobromin (in Kakao, Kolanüssen und Tee) zu. Allerdings haben Theophyllin und Theobromin eine deutlich andere Wirkung auf den Organismus: Beispielsweise wird Theophyllin zur Behandlung von bronchialen Erkrankungen eingesetzt, weil es die Atemwege erweitert. Und Theobromin ist weitaus milder als Koffein, wirkt länger anregend und stimmungsaufhellend, was eindeutig für den Verzehr – ihr ahnt es bereits – von mehr Schokolade sprechen würde. Denn ja: Wissenschaftlich betrachtet macht Schokolade glücklich!

Koffein und Theobromin - Wirkung auf Tiere

Eine stimmungsaufhellende und ungefährliche Wirkung haben die Substanzen allerdings nur auf den menschlichen Organismus. Hunden und zum Teil auch anderen Tieren fehlt das Enzym, um Theobromin und Koffein im Körper abzubauen, weshalb sie es viel schlechter verarbeiten. Schlimmstenfalls kann der Konsum für Vierbeiner sogar tödlich enden – weshalb du sofort den Tierarzt aufsuchen solltest, falls dein Liebling sich z.B. an der Schokolade oder am Kaffee bedient hat. Selbst bei uns Menschen kann Theobromin in Verbindung mit Koffein – in der richtigen Dosierung ­– berauschend wirken.

3. Der Hallo-Wach-Effekt: Wie Koffein in unserem Körper wirkt 

Das Wirkungsspektrum von Koffein ist relativ breit, aber in erster Linie stimuliert es laut Studien die Psyche und unser zentrales Nervensystem. Deswegen fühlen viele Menschen sich nach einer Tasse Kaffee wacher, konzentrierter und ja, auch etwas besser gelaunt. Wer sich also entschuldigt, vor seinem Morgenkaffee noch nicht so aufmerksam und gut drauf zu sein, sagt vermutlich die Wahrheit! Dank Koffein erhoffen sich viele, Informationen besser aufnehmen, verarbeiten und somit schneller lernen, zu können – manche Wissenschaftler erproben sogar, ob man damit das Langzeitgedächtnis trainieren kann. Außerdem führt Koffein im Körper zur Verkürzung der Reaktionszeiten und wir sind damit (egal ob bewusst oder unbewusst) ein kleines bisschen euphorischer bzw. angeregter als zuvor.

Koffein - anregende Wirkung

Allerdings soll Koffein nach diversen Online-Einträgen auf Drogen- und Chemie-Infoseiten wissenschaftlich betrachtet eine der wichtigsten Alltagsdrogen sein, die von Millionen Menschen (fast) ohne Nachzudenken täglich konsumiert wird. Und Drogen kann man, berauschende Wirkung hin oder her, ja auch überdosieren… Geht das etwa auch mit Koffein?! Dazu kommen wir gleich. Auf jeden Fall wollen wir den Teufel nicht an die Wand malen – so schlimm ist Koffein nicht, wenn du nicht gerade eine Unverträglichkeit bzw. Überempfindlichkeit hast, und dich an die großzügigen Grenzwerte hältst. Und die stimulierende und anregende Wirkung, die es auf den menschlichen Körper hat, ist doch gewollt, oder nicht? Schließlich brauchen wir den Koffein-Kick am Morgen… 

Die Aufnahme von Koffein: Was genau im Körper abläuft

Die meisten von uns nehmen Koffein über die tägliche(n) Tasse(n) Kaffee in flüssiger Form zu sich. Dank seiner chemischen Eigenschaften wird es dann im Magen durch die Magensäure freigesetzt und gelangt über unser Blut direkt in die Nervenbahnen, wo es seine anregende und stimulierende Wirkung entfaltet. Währenddessen werden Adrenalin und Kortisol ausgeschüttet. Letzteres ist zu Unrecht nur als „Stresshormon“ bekannt: Zuviel ist schlecht, aber in Maßen kann unser Körper ohne gar nicht funktionieren. Kortisol macht und hält uns tagsüber wach! Als Folge des Kortisol- und Adrenalin-Ausstoßes führt Kaffee zu einem erhöhten Herzschlag und einem leichten Anstieg des Blutdrucks – allerdings ist diese Wirkung für gesunde Menschen ungefährlich und nur von kurzfristiger Natur. Wohlgemerkt: Sofern man nicht zu viel Kaffee trinkt und damit eine Überdosis Koffein zu sich nimmt!

Entgegen der weitläufigen Meinung wirkt Koffein nicht aufputschend, sondern verhindert lediglich, dass wir erschöpft sind. Es dauert etwa 15 bis 30 Minuten, selten bis 45 Minuten, bis der Organismus das Koffein aufgenommen hat und die anregende Wirkung einsetzt. Durchschnittlich vergehen dann vier Stunden, bis das Koffein vollständig im Körper abgebaut und über den Urin wieder ausgeschieden wird. 

Koffein Wachmacher

Der „Hallo-Wach-Effekt“ von Koffein hat aber noch einen ganz anderen Grund. Dazu müssten wir uns zunächst fragen, was in unserem Gehirn passiert, wenn wir müde werden. Adenosin, ein körpereigener Botenstoff, baut sich im Laufe des Tages auf, sobald unser Gehirn auf Hochtouren arbeitet und Energie verbraucht. Wir werden langsam erschöpft und unser Körper signalisiert uns damit, dass wir Schlaf brauchen. Hier kommt das Koffein ins Spiel: Es blockiert das Adenosin und verringert so die Müdigkeit. Dazu tragen ebenfalls die Ausschüttung von Adrenalin sowie des Glückshormons Dopamin bei. 

Ist Koffein wirklich eine Droge?

Koffein stand tatsächlich zwischen 1984 und 2004 auf der Dopingliste der Olympischen Spiele. Allerdings war der Grenzwert so hoch, dass die Sportler trotzdem zum Frühstück in Ruhe ihren Kaffee trinken durften. Einmal wurde ein besonders kaffeeliebender Spanier aber dennoch positiv getestet und vom Wettkampf ausgeschlossen – und seit 2004 ist Koffein auch bei Sportlern ein legaler Wachmacher, der auf natürliche Weise leistungssteigernd wirkt.

Aber wenn es heute in jedem Kontext legal ist, was könnte Koffein dann zur Droge machen? Da wären zum einen die bereits thematisierte anregende Wirkung und Glücksgefühle nach dem Genuss. Zum anderen müsste man prüfen, ob Koffein uns tatsächlich berauschen und abhängig machen kann. 

Macht uns Koffein berauscht und abhängig?

In geringen Mengen zu sich genommen entfaltet Koffein im Kaffee bei den Meisten seine gewünschte anregende Wirkung: Die Konzentration und Aufmerksamkeit steigen, Müdigkeitserscheinungen verringern sich. Aus diesen Gründen wird in Berufsfeldern, die ständige Einsatzbereitschaft bei wenig Schlaf erfordern (z.B. Armee, Polizei, medizinische Ambulanz), oft auch viel Kaffee getrunken. Bei einer sehr hohen Dosis an Koffein wird durchaus eine erregende bzw. leicht berauschende Wirkung erzielt: Man wird euphorisch und nervös, das Herz schlägt schneller und sogar die motorischen Zentren im Gehirn werden beeinflusst – was sich in einer minimal schlechteren Geschicklichkeit äußern kann. Allerdings hält diese Wirkung, wie oben beschrieben, nur sehr kurz an.

Koffein Droge

Und wie sieht es mit Koffeinabhängigkeit aus? Sie ist nicht ganz von der Hand zu weisen, weil sich dein Körper nach und nach an das Koffein gewöhnt und auf Entzug reagieren kann. Über einen längeren Zeitraum genossen lässt z.B. der vom Koffein provozierte leichte Blutdruckanstieg genauso nach wie die stimulierende Wirkung. Dein Körper bildet mehr Rezeptoren für den Müdemacher Adenosin, damit das Molekül wieder mehr andocken kann. In Folge würde unser Körper jetzt noch mehr Koffein benötigen, um den leistungssteigernden Effekt zu erzielen.

Also ja, wir gewöhnen uns an Koffein. Und wer als harter Gewohnheitstrinker ganz plötzlich mal ohne seine 2 bis 3 Tassen Kaffee pro Tag auskommen musste, kennt vielleicht die Zeichen vom Entzug bzw. einer möglichen Abhängigkeit: Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Schläfrigkeit und Kraftlosigkeit. Dies steht natürlich in keiner Relation zu Entzugserscheinungen und schlimmen gesundheitlichen Folgen, die harte Drogen und Alkohol bewirken können – weswegen Experten Koffeinabhängigkeit auch nicht als Sucht klassifizieren. Obendrein kann Kaffee überraschend positive Effekte haben, weswegen wir den Begriff „Alltagsdroge“ mit gemischten Gefühlen sehen. 

Was ist eine Koffein-Überdosis?

Zu viel Koffein ist nicht gut, aber wie bei jeder Droge macht auch hier die Dosis das Gift. Dazu empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einem gesunden Erwachsenen eine maximale Aufnahmemenge von 200 Milligramm Koffein pro Tag als Einzeldosis (etwa zwei Tassen Kaffee) und 400 Milligramm über den Tag verteilt (etwa vier Tassen Kaffee oder zwei Energy Drinks). Bei Minderjährigen und bei besonderen Umständen wie z.B. Schwangerschaft oder Bluthochdruck gelten entsprechend strengere Einschränkungen, die mit dem Arzt abzustimmen sind. Außerdem gibt es Menschen, die Koffein besonders langsam im Körper abbauen – auch sie sollten beim Konsum etwas vorsichtiger sein.

Es gibt zwar sogar Koffein-Limit-Rechner, die das Körpergewicht berücksichtigen, aber leider keine allgemeingültige Faustformel: Es liegt immer an jedem selbst und an der individuellen Empfindlichkeit, wie (viel) Koffein vertragen wird. Ärzte sagen deshalb, dass bei Wahl der Dosierung neben individuellen Unverträglichkeiten auch die Stärke des zubereiteten Kaffees eine Rolle spielt – und er nicht zu kräftig gebrüht werden sollte. Meine persönliche Koffeinobergrenze liegt bei maximal fünf Tassen Kaffee am Tag. Meist ist das eine Mischung aus verschiedenen Kaffeegetränken wie CappuccinoFilterkaffeeKaffee Cocktails oder auch mal Grünem Tee – besonders, wenn ich auf Café-Hopping-Tour bin. Entscheidend in meinem Fall ist also nicht das Getränk, sondern die Menge an Koffein. Aber nochmal: Das was für mich gilt, kann bei anderen Menschen ganz anders aussehen!

Unbedingt abzuraten ist von chemischem Koffein, wie es in hochdosierten Koffeintabletten und Pulvern als Rausch- und Aufputschmittel angeboten wird. Sie sind um ein Vielfaches stärker als eine normale Tasse Kaffee und können daher leicht überdosiert werden – mit schlimmen Folgen! Also greife im Bedarfsfall lieber auf eine Tasse Kaffee zurück. Das schmeckt und tut dir besser.

Koffein Koffeinüberdosis

Eine Koffeinüberdosis von zu viel Kaffee kann ähnliche Symptome wie ein Koffeinentzug verursachen: Erhöhter Blutdruck, Puls und Herzrasen, Kopfschmerzen und Schwindel, Ruhelosigkeit, Verwirrung und Schlaflosigkeit sowie schlimmstenfalls sogar Übelkeit. Hier gilt es, die ersten Anzeichen früh zu erkennen und gegenzusteuern: Viel Wasser trinken, damit das Koffein schnell wieder vom Körper ausgeschieden wird, und vor allem das regelmäßige Essen nicht vergessen – besonders, wenn ihr unterwegs auf Café-Tour seid!

Weitere Wirkungen von Koffein: Was stimmt wirklich? 

Abgesehen von seiner Hauptwirkung, der Anregung und Stimulanz unseres Nervensystems, schreibt man Koffein noch weitere Effekte zu. Über einige haben wir bereits in unserem Artikel über die 10 häufigsten Meinungen über Kaffee berichtet. Beispielsweise sagt man Koffein die folgenden guten wie schlechten Dinge nach (die aber natürlich von Mensch zu Mensch mal mehr, mal weniger zutreffen können): 

  • Ist Koffein gut für Sportler? Kann sein! Fitness- und Sportmagazine wie Fit for Fun zitieren die Wissenschaft, inwiefern Koffein im Kaffee die Leistungsfähigkeit und Konzentration steigern kann – weil die Muskeln so z.B. mit mehr Sauerstoff versorgt werden.
  • Hilft Koffein gegen Kopfschmerzen? Vielleicht! Laut Stiftung Kopfschmerz ist in vielen Schmerzpräparaten Koffein enthalten: Im Gehirn soll es leicht die Gefäße verengen, wodurch mehr Blut sowie Sauerstoff durchschießt. So wie Vieltrinker bei plötzlichem Entzug also Kopfschmerzen bekommen können, so könnte Kaffee Kopfweh bei Gelegenheitstrinkern vielleicht etwas lindern. Aber da reagiert natürlich jeder anders!
  • Unterstützt Koffein Diäten? Forscher überlegen, ob man mit Kaffee abnehmen kann, indem das enthaltene Koffein die Fettverbrennung, den Stoffwechsel und die Darmtätigkeit anregt. Doch wenn überhaupt dürfte das nur klappen, wenn man den Kaffee schwarz und ohne Dickmacher wie Milch, Sahne, Zucker oder Sirup genießt.
  • Hat Koffein einen Einfluss auf Alzheimer? Unter Umständen schon, zumindest wenn es nach jüngsten Studienergebnissen geht, über die wir in diesem Artikel berichten. Man beobachtete darin, dass Koffein Eiweißablagerungen im Gehirn eingrenzen kann, die bei neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielen.
  • Entwässert Koffein? Nein, sagen Ärzte wie der Berufsverband der Deutschen Internisten (BDI): Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser, sondern führt ihm – als flüssiges Getränk – sogar welches zu. Oder anders gesagt: Die mittels Kaffee aufgenommene Flüssigkeit gleicht dehydrierende Effekte mehr als aus. Koffein wirkt bei manchen Menschen aber harntreibend und schickt uns vielleicht schneller ins Badezimmer. 
  • Macht Koffein schlaflos? Bedingt. Wie beschrieben absorbiert der Körper Koffein (nach maximal 45 Minuten) recht schnell. Die anregende Wirkung lässt nach etwa 4 Stunden aber komplett nach, weil das Koffein dann wieder ausgeschieden ist. Wer allerdings sehr empfindlich ist und Koffein langsamer abbaut, Koffein generell nicht gewöhnt ist und nachts noch Kaffee trinkt, hat mit dem Einschlafen wahrscheinlich Probleme.
  • Ist Koffein schlecht fürs Herz? Bedingt. Für die meisten Menschen ist Koffein (in Maßen!) unbedenklich, weil Blutdruck und Herzschlag nur kurzfristig ansteigen. Wer allerdings bereits sehr hohen Blutdruck oder Herzprobleme hat, sollte vor dem Konsum seinen Hausarzt konsultieren.
Koffein Wirkungen

Du siehst also, dass Koffein in Maßen genossen durchaus keine schlechte Idee ist. Selbst in der Schwangerschaft darf eine Tasse Kaffee meistens sein, wenn du vorher schon Kaffeetrinkerin warst. Insgesamt sind Kaffee bzw. Koffein viel besser, als die meisten Menschen annehmen. 


4. Machen wach: Getränke und Lebensmittel mit viel Koffein

Du weißt nun, dass gegen ein Tässchen Kaffee (oder auch zwei oder drei) pro Tag bei den meisten Menschen nichts einzuwenden ist. Um deinen Koffeinkonsum im Auge zu behalten sei allerdings gesagt, dass die stimulierende Substanz nicht nur im Kaffee enthalten ist – sondern auch in vielen anderen Getränken und Lebensmitteln steckt. 

Koffein in Kaffee, Tee und anderen Getränken

Bei Kaffee und Espresso handelt es sich meist um dieselben Bohnen, aber mit anderer Röstung. Dabei ist es ein Trugschluss, dass ein Espresso nach dem Essen schön Energie für den Rest des Tages gibt. Zwar enthalten 100g Espressobohnen mehr Koffein als 100g Filterkaffeebohnen, aber in einer Espressotasse ist viel weniger drin. Und aufgrund des Mengenverhältnisses von Kaffeemehl zu Wasser enthält eine Tasse Espresso (30ml) nur ca. 40mg Koffein, während eine Tasse Filterkaffee (150ml) mit bis zu 100mg Koffein zu Buche schlägt! Wer also seine Konzentration steigern möchte, der sollte lieber eine Tasse Filterkaffee zu sich nehmen.

Koffein Filterkaffee Arbeiten

Und was ist mit Tee? Je nach Zubereitungsart enthält eine Tasse Schwarztee 50mg bis 60mg Koffein (= Thein bzw. Teein) und grüner Tee bis zu 70mg Koffein – also weitaus weniger als eine Tasse Filterkaffee. Übrigens entfaltet das Koffein im Tee seine stimulierende Wirkung nur, wenn die Ziehzeit maximal zwei Minuten beträgt. Dauert sie länger, wirkt der Tee eher beruhigend, da die enthaltenen Gerbstoffe das Koffein binden und ihm die wachmachende Wirkung entziehen. Falls die Frage „Kaffee oder Tee“ kommt und du wach bleiben willst, ist der Kaffee die sichere Bank!

Getrocknete Teeblätter enthalten mehr Koffein als dieselbe Menge gerösteter Kaffeebohnen, wobei junge Teeblätter und Knospen einen höheren Koffeingehalt als alte Blätter und Stiele haben. Dennoch enthält eine Tasse Tee weniger Koffein als eine gleich große Tasse Kaffee, weil auf dieselbe Menge Brühwasser weniger von der Zutat eingesetzt wird.

Sogar Kakao bzw. eine heiße Schokolade enthält mit 6mg pro Tasse ein bisschen Koffein. So stecken in 100 Gramm Schokolade, je nach Kakaoanteil, zwischen 15mg (Vollmilch) und 90mg (Zartbitter) Koffein. Hauptsächlich enthält sie Theobromin und andere anregende Substanzen.

Deutlich mehr Koffein als Kaffee (0,8% bis 2,5%) enthält die Kolanuss (bis zu 3,5%), die früher für die Herstellung von Cola-Getränken verwendet wurde. Heue setzt die Industrie allerdings eher auf künstliche Aromen und synthetisches Koffein.

Natürliches Koffein vs. synthetisches Koffein

Bisher habt ihr in diesem Artikel vorwiegend über natürlich vorkommendes Koffein gelesen. Allerdings ist auch jede Menge synthetisches Koffein auf dem Markt erhältlich: Neben den nicht gerade ungefährlichen (weil hochdosierten) Koffeintabletten zum Beispiel auch in Form von Energy Drinks und kaffeebasierten Soft Drinks. Im Vergleich zur natürlichen Variante ist synthetisches Koffein in der Herstellung und Gewinnung weitaus günstiger. Das Resultat ist jedoch identisch: Ein weißes, geruchloses und kristallines Pulver.

Synthetisches Koffein wird mithilfe eines chemischen Verfahrens gewonnen, der nach dem Chemiker Wilhelm Traube benannten Traube-Synthese. Dabei wird Koffein in mehreren Schritten aus Cyanessigsäure und Harnstoff hergestellt.

Koffein - Energy Drinks

Synthetisches Koffein ist vor allem in der Gesundheits- und Fitnessindustrie weit verbreitet, weil die gewünschte „Aufputsch-Wirkung“ sofort spürbar ist. Denn dank seiner Eigenschaften wird synthetisches Koffein schneller vom Verdauungssystem aufgenommen. Es steckt in vielen Energy und Sport Drinks, die neben weiteren Zusätzen wie Aromen aber oft auch große Mengen an Zucker enthalten. Für eine gesunde Ernährung sind sie also eher ungeeignet. Einige dieser Getränke enthalten sogenanntes „natürliches Koffein“, das beim Entkoffeinieren von Kaffee als Nebenprodukt gewonnen wird. Es steckt auch in Soft Drinks wie beispielsweise Cola, die früher noch natürliches Koffein aus der Kolanuss enthielt. Zwar ist es organischen Ursprungs, aber industriell verarbeitet!


5. Entkoffeinierter Kaffee: So entzieht man Bohnen Koffein

Kommen wir zurück zur Ausgangsfrage dieses Artikels: Ist entkoffeinierter Kaffee wirklich so schlecht wie sein Ruf? Inzwischen sollte dank hochwertiger Rohbohnen und der ständigen Weiterentwicklung der Entkoffeinierungsverfahren eine Tasse koffeinfreien Kaffees dem normalen Kaffee in nichts mehr nachstehen… Oder? 

Der wichtigste Fakt vorweg: Während normaler Kaffee bis zu 2,5% Koffein enthält, darf entkoffeinierter Kaffee laut EU-Verordnung nur noch maximal 0,1% Koffein enthalten. Zu 100% koffeinfreien Kaffee gibt es also nicht! Entkoffeiniert werden immer die grünen Kaffeebohnen, also noch bevor sie geröstet werden. Es gibt verschiedene Arten des Entkoffeinierens, wie wir gleich sehen werden. Sie alle stellen allerdings aufwendige und teils chemische Verarbeitungsschritte dar, die die Kaffeebohne stark verändern. Darum ist nicht jeder ein Decaf-Freund….

Koffein Entkoffeiinierung

Decaf? Och nö. (God forbid Chai Latte by Ungry Young ManCC BY 2.0, cropped for size)

Direkte Verfahren zum Entkoffeinieren von Kaffee

Grundsätzlich unterscheidet man beim Entkoffeinieren zwischen direkten und indirekten Verfahren. Zu den direkten Verfahren zählt beispielsweise das Entkoffeinieren mit Ethylacetat, einer Verbindung aus Essigsäure und Ethanol, die häufig als „natürliches“ Lösemittel gilt – weil sie auch in verschiedenen Früchten, Gemüse oder im Rohrzucker vorkommt.

Entkoffeinieren mit Ethylacetat gilt als umweltfreundlicher und preiswerter als die folgenden Alternativen, weshalb es das am weitesten verbreitete Verfahren ist. Dabei werden die Kaffeebohnen etwa 30 Minuten in Wasserdampf eingeweicht und anschließend für 10 Stunden in Ethylacetat extrahiert. Danach wird das Lösungsmittel abgegossen und Restbestände über weitere 10 Stunden durch Trocknen entfernt.

Indirekte Verfahren zum Entkoffeinieren von Kaffee

Bei den indirekten Verfahren werden den grünen Kaffeebohnen durch viel heißes Wasser zunächst sämtliche lösliche Stoffe entzogen. Im nächsten Schritt wird aus dem Wasser mithilfe von Ethylacetat das Koffein extrahiert. Diese entkoffeinierte Kaffee-Lösung erhitzt man zusammen mit (neuen) grünen Kaffeebohnen, während die „alten“ einfach entsorgt werden. Im Laufe dieses Prozesses entsteht auf chemischer Ebene ein Löslichkeitsgleichgewicht, das den Bohnen nun nur noch das Koffein – aber keine weiteren Stoffe – entzieht.

Der bekannteste Vertreter dieser Methode ist der Swiss Water Process bzw. das Schweizer-Wasser-Verfahren, wobei zum Extrahieren des Koffeins Aktivkohle anstelle von Ethylacetat genutzt wird. Es läuft chemiefrei ab – nur mit größeren Mengen Wasser. Unser Happy Coffee Decaf ist ein Beispiel für so einen wohlschmeckenden, nur mit Quellwasser entkoffeinierten Kaffee.

Entkoffeinierter Kaffee

Eine weitere indirekte Methode ist das Entkoffeinieren mit Kohlendioxid. Dabei werden die mit Wasserdampf vorbehandelten Kaffeebohnen unter hohem Druck mit sogenanntem überkritischen (flüssigem) Kohlendioxid gespült, um ihnen das Koffein zu entziehen. Lässt man anschließend das Kohlendioxid verdampfen, bleibt reines Koffein zurück. Dieses Verfahren wird im Übrigen auch zum Entkoffeinieren von Tee verwendet.

Gibt von Natur aus koffeinfreien Kaffee oder Tee?

Du siehst also, dass Entkoffeinieren oft erfordert, die wertvollen Kaffeebohnen zu behandeln und zu verarbeiten. Viele Menschen trinken deswegen lieber gar keinen Kaffee, als auf entkoffeinierte Varianten zurückzugreifen – die obendrein sogar schädlich für das Herz sein können, weil sie unter anderem das schlechte LDL-Cholesterin erhöhen. Doch was sind die Alternativen?

An einer von Natur aus koffeinfreien Kaffeebohne wird seit Jahrzehnten geforscht. Es wurden Kreuzungen diverser Arabicas ausprobiert, Zuchtversuche unternommen oder neue Sorten gesucht – bislang ohne Erfolg. Und kann eine Kaffeepflanze ohne Koffein überhaupt überleben?

Koffein - Teein - Tee

Und wie sieht es mit entkoffeiniertem Tee aus? Der ist ebenfalls stark behandelt. Wer ihn nicht trinken möchte, dem sei Folgendes verraten: Mehrfaches Aufbrühen eines Tees reduziert den Koffeingehalt deutlich! Grüner Tee und Oolong kann teilweise sogar 3 bis 5 Mal aufgebrüht werden. 

Milch im Kaffee für weniger Koffein: Das geht nach hinten los

Koffeinempfindliche Menschen meinen, sich mit einem Schuss Milch im Kaffee einen Gefallen zu tun. Auch ich trinke gerne mal einen Cappuccino oder Flat White. Wie wirkt sich Kuhmilch aber tatsächlich auf den Koffeingehalt in der Tasse sowie auf die Wirkung des Koffeins im Körper aus?

Wir alle wissen es mittlerweile: Schwarzer Kaffee ist zu bevorzugen. Denn die im schwarzen Kaffee enthaltenen Inhaltsstoffe – nicht das Koffein selbst, sondern die Polyphenole bzw. sekundären Pflanzenstoffe – werden in Studien wie dieser oder jener auf ihren Zusammenhang mit der Zellerneuerung (Autophagie) und Entgiftungsprozessen in der Leber untersucht. Tierisches Protein in Form von Milch neutralisiert diese Pflanzenstoffe im Körper allerdings, und zwar wegen der Aminosäure Methionin. Falls du dir von Kaffee also die genannten Wirkungen erhoffst: Lass die Kuhmilch weg! Oder greif zumindest zu pflanzlichem Milchersatz, der ebenfalls gut schmeckt. Manche schwören übrigens besonders auf Kaffee, der aus hochwertigen grünen Rohbohnen geröstet wird.

Koffein und Milch im Kaffee

Zusätzlich verlangsamt die Milch den Koffeinabbau  im Körper. Eine Tasse Milchkaffee enthält im Vergleich zu einer gleich großen Tasse schwarzem Filterkaffee zwar weniger Koffein, das tierische Protein hemmt aber dessen Abbau in unserem Körper. Die Milchfette bleiben länger im Magen und binden das Koffein, was in der Folge langsamer ins Blut übergeht. Man braucht sich also nicht wundern, wenn einem selbst der Genuss eines Cappuccino oder Milchkaffee eine schlaflose Nacht beschert…

+ letzte Beiträge

Füge einen Kommentar hinzu

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert