Cascara bedeutet „Hülle“ auf Spanisch und meint in der Kaffeewelt zweierlei: Zum einen die getrocknete Kaffeekirsche als Fruchthülse, aus der die rohen Kaffeebohnen nach der Ernte befreit werden; zum anderen den teeartigen Aufguss, den du aus getrockneten Kaffeekirschen aufbrühen kannst. Solch ein „Kaffeekirschen-Tee“ mag in unseren Breitengraden relativ neu sein, ist in den Anbaugebieten aber lange Tradition. Obendrein stellt Cascara eine nachhaltige Möglichkeit dar, wie die (ansonsten oft entsorgten) Fruchthülsen als Beiprodukt des Kaffeeanbaus weiterverwendet werden können. Wir sind jedenfalls treue Fans!
So wie bei Kaffee gibt es bei Cascara diverse Sorten und eine enorme Aromavielfalt. In der Tasse ist der koffeinhaltige Kaffeekirschen-Tee allerdings eine ganz neue Erfahrung: Cascara schmeckt cremig-mild und doch intensiv, oft nach Hibiskus und je nach Sorte gepaart mit exotischen Noten, z.B. (getrockneten) Früchten und Beeren, Gewürzen, schwarzem Tee und Honig.
In diesem Artikel soll es ausschließlich um Cascara gehen: Du erfährst, wo das Produkt herkommt und wie Kaffeekirschen-Tee und Limonade – trotz einiger rechtlicher Hürden – von den Anbauländern auch zu uns herüber schwappten. Falls du direkt über den Trinkgenuss lesen möchtest, spring zu Kapitel 3: Hier stellen wir Natural und Washed Cascara als zwei Arten von Kaffeekirschen-Tee vor und haben Tipps zur Zubereitung parat. Abschließend geht es um Tipps, was man sonst noch Leckeres aus Cascara zaubern kann.
1. Was sind Kaffeekirschen und Cascara?
Egal ob Arabica, Robusta oder weniger bekannte Kaffeearten wie etwa Excelsa: Bei allen handelt es sich um Varietäten der Kaffeepflanze (Coffea). Generell wachsen Kaffeepflanzen im sogenannten „Kaffeegürtel“ bzw. Anbauregionen rund um den Äquator, wo besondere klimatische Bedingungen herrschen – weder zu heiß noch zu kalt darf es sein, mit ausreichend Feuchtigkeit, fruchtbarem Boden, und genug Schatten dank Mischkulturen. Schaut man sich auf einer Kaffeefarm um, sieht man üblicherweise Kaffeepflanzen als Reihen immergrüner Sträucher, die erst nach ca. 3 Jahren weißen Blüten zeigen, und nochmal ein Jahr später die ersten Früchte bzw. Kaffeekirschen tragen. Denn ja: Kaffee ist eine Frucht!
1.1 Was sind Kaffeekirschen?
Ohne Kaffeekirschen gäbe gar keine Kaffeebohnen. Denn Kaffeekirschen sind die Früchte, die an der Kaffeepflanze wachsen, und Kaffeebohnen die darin enthaltenen Kerne. Eine Kaffeekirsche ist wie in der folgenden Grafik aufgebaut: In der Regel enthält sie zwei Bohnen als Kern, die von einer Silberhaut zusammengehalten werden (eine Ausnahme sind die seltenen, “einzel-kernigen” Perlbohnen). Drum herum folgt eine dickere, etwas schleimige Pektin-Schicht („Mucilage“) mit ihrer Pergamenthaut, und schließlich die Schale, bestehend aus Pulpe und Fruchthaut.
Übrigens müssen Kaffeekirschen (genau wie „normale“ Kirschen und andere Steinfrüchte) reifen: Anfangs sind sie grün, später gelb, und irgendwann schließlich knallrot. Dann ist der Zeitpunkt der Ernte gekommen, die teils maschinell, auf organischen Plantagen aber auch oft per Hand erfolgt. In der folgenden trockenen oder nassen Kaffeeaufbereitung „streifen“ die Rohbohnen ihre Schalen (Pulpe und Fruchthaut) früher oder später bis auf die Mucilage ab, und gelangen von der Farm zum Röster, und schließlich als Filterkaffee oder Espresso in unseren Tassen zu landen. Aber was passiert mit den aufgebrochenen Kaffeekirschen selbst?
1.2 Sind Kaffeekirschen essbar?
Lange waren die aufgeploppten Kaffeekirschen nichts anderes als Abfall: Die Schalen inklusive Fruchtfleisch kamen höchstens als natürlicher Dinger, z.B. in Permakulturen, zum Einsatz. Hatte sich keiner die Frage gestellt, ob Kaffeekirschen essbar sind? Dass dies tatsächlich so ist, zeigt das Tierreich. In Indonesien etwa zählen Kaffeekirschen zur Leibspeise von Schleichkatzen, die diese allerdings im Ganzen wieder ausscheiden. Kaffeebauern sammeln die anverdauten bzw. fermentierten Kaffeekirschen wieder ein und machen daraus Kopi Luwak, einen der teuersten Kaffees der Welt. Eines demonstriert uns der Verdauungstrakt der Luwaks bereits: Die Schale der Kaffeekirsche ist zäh und somit nicht sonderlich leicht zu durchbrechen.
Tatsächlich könnten auch wir Menschen Kaffeekirschen essen, und Kenner berichten, dass das rohe Fruchtfleisch reifer Früchte angenehm süßlich-frisch schmeckt. Trotzdem gibt es Gründe, warum wir eher in anderes Obst beißen: Die relativ derbe und bittere Schale der Kaffeekirsche, und der Fakt, dass sich dahinter kaum Fruchtfleisch in nennenswertem Ausmaß verbirgt. Sprich: Die Pulpe „klebt“ derart zäh an der Mucilage und den darunterliegenden Rohbohnen in ihren Häutchen, dass nach dem Öffnen kaum noch etwas zum Kauen übrig bleibt. Die gute Nachricht: Im Gegensatz zum essen funktioniert Kaffeekirschen trinken ziemlich gut!
Wir, Heidi und Chris von Happy Coffee, haben auf in Costa Rica auch schon einmal Kaffeekirschen probiert. Das geschmackliche Urteil lautete von „fruchtige Baumrinde“ (er) bzw. „subtile, leicht herbe Kirsche“ (ich). So wie jede Kaffeebohne und jede Kaffeekirsche anders schmeckt, so trifft es eben auch auf unsere individuellen Geschmacksknospen zu 😉
2. Cascara: Getrocknete Kaffeekirschen als Tee
Bei Cascara handelt es sich um die Kaffeekirschen-Reste aus der Kaffeeaufbereitung, und zwar die Schalen inklusive anhaftendem Fruchtfleisch in getrockneter Form. Daraus lässt sich mit heißem Wasser ein wohlschmeckender Aufguss zubereiten, ebenfalls Cascara oder „Kaffeekirschen Tee“ genannt. Mit echtem Tee hat das Getränk natürlich nichts zu tun, denn Cascara stammt schließlich von der Kaffee- und nicht von der Teepflanze. Genauso sollte man Cascara nicht mit „Cascara Sagrada“ verwechseln, einem Rindenextrakt aus Nordamerika, der als Laxans verwendet wird. Wenn wir Kaffeefreunde von Cascara sprechen, sind immer getrocknete Kaffeekirschen bzw. Kaffeekirschen-Tee gemeint 😉
Natural Coffee: Kaffeekirschen nach der Ernte auf Trockenbetten – aus rot wird schwarz
2.1 Cascara in den Anbauregionen und im Export
Der clevere Kniff, sich aus Cascara einen Aufguß zum Trinken zuzubereiten, soll in einigen Anbauländern bereits seit Jahrhunderten praktiziert werden. Wahrscheinlich ist Cascara, also das Trocknen von Kaffeekirschen bzw. der gleichnamige Kaffeekirschen-Tee, wahrscheinlich genauso alt wie das Kaffeebrühen selbst! Im Jemen beispielsweise ist Quishar (teils auch Qishar, Qishr, Keshir oder ähnlich genannt) ein uralter Brauch und beschreibt Kaffeekirschen-Tee, der mit Ingwer, Zucker oder Honig, und Zimt verfeinert wird. Mit ähnlichen Zutaten ist Kaffeekirschen-Tee unter den Einheimischen ebenfalls in Bolivien, Panama und Nicaragua bekannt. In manchen Rezepten verwendet man heute aber auch gern Kaffee statt Cascara 😉
Sehr lange galt „Coffee Tee“ in den Anbauregionen als Arme-Leute-Getränk. Der Status von Cascara hat sich erst in den letzten Jahren geändert, seit sich Kaffee-Konsumenten in Europa & Co. dafür interessierten. Erfreulicherweise wurde Cascara so neben Kaffeebohnen zur weiteren Einnahme-Quelle von Kaffeebauern, und die Konsumenten der First World hatten ein neues, obendrein nachhaltiges Trend-Getränk.
Alles begann gefühlt 2015 mit dem deutschen Start Up Selo. Unter dem Motto „Hey, wirf das doch nicht weg!“ begann die Gründerin, Cascara von Farmen in Panama und Costa Rica zu beziehen, und Kaffeekirschen-Limonade herzustellen. Sie war so erfolgreich, dass man dem kalorienarmen und koffeinreichen Softdrink mit fruchtig-herbem Geschmack sogar das Potenzial voraussagte, zum neuen Club Mate zu werden. Trendtechnisch wie geschmacklich übrigens ein treffender Vergleich.
Natural Cascara einer deutschen Kaffeerösterei mit Sortenbeschreibung – die splitterartige Textur ist typisch für die trockene Aufbereitung
Selbst reine Cascara war erhältlich, sofern man bei einzelnen Kaffeeröstereien in Europa gezielt danach suchte: Meist in 100 oder 250 Gramm-Packungen für zu Hause zubereiteten Kaffeekirschen-Tee. Wir nutzten jede Chance, um an das seltene Produkt heranzukommen, weil Cascara so toll schmeckte – ein wenig wie hocharomatischer Hibiskus-Hagebutten-Tee voller herb-süßlicher Noten, tollem Körper und Hallo-Wach-Effekt. Leider war es hierzulande mit Cascara dank einer neuen Rechtsprechung (vorerst) schnell wieder vorbei.
2.2 Cascara als Novel Food im EU-Lebensmittelrecht
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nahm Cascara im Dezember 2016 als separate Rohware in ihren Novel Food Katalog auf. Damit galten getrocknete Kaffeekirschen als neuartiges Lebensmittel, das vor dem 15. Mai 1997 in der EU noch nicht in größerem Maße konsumiert worden war, und hatte keine Lebensmittelzulassung (mehr). Zumindest, bis die seitens der EFSA empfohlene „eingehende Prüfung“ der nationalen Lebensmittelbehörden nicht erfolgt war. Ab 2017 durften also weder Cascara noch Cascara-Produkte mehr verkauft werden, ohne Bußgelder oder Strafverfahren zu riskieren, womit Selo konfrontiert wurde.
Das Cascara-Verbot in der EU war bedauerlich, schließlich waren Kaffeekirschen (wie Kaffeebohnen) ein reines Naturprodukt, das als Aufguss schon ewig in den Anbauländern konsumiert wurde. Zudem waren Cascara und Kaffeekirschen-Limonaden (von Selo, Caté und der Gaffel-Brauerei) bereits in Verkehr. Starbucks hatte auf dem US-Markt sogar Cascara Latte im Programm. In Europa nutzte es nix: Dem neuen Recht folgend verschwand Cascara leise wieder. Vorerst!
Fortan warteten Kaffeeröster und Lebensmittelhersteller auf ein positives Präzedenzurteil. Wenn ein EU-Land Cascara prüfen und zulassen würde, konnte man von davon ausgehen, dass die EFSA der Beurteilung für ganz Europa folgen würde. Allerdings müsste ein Unternehmen aktiv werden und bereit sein, bis zu 50.000 Euro für den Antrag inkl. aller Lebensmittel-Analysen zu zahlen und lange auf eine Genehmigung zu warten. Geld, dass kleine Unternehmen und Startups nicht gerade locker sitzen hatten.
Washed Coffee: Kaffeebohnen verlieren Fruchthülse in der Wet Mill, die später zu Cascara wird (Foto: Melanie Böhme)
Die offizielle EU (Neu)Zulassung von Cascara hat tatsächlich bis 2022 gedauert. Und es war nicht wie erwartet der österreichische Kaffeehändler Panama Orientals, der alles anstieß, sondern Nestlé und Lavazza! Beide Branchenriesen wiesen über mehrere Jahre nach, dass getrocknete Kaffeekirschen als sicheres Lebensmittel verwendet werden können – für teeartige Aufgüsse aus Cascara, damit hergestellte nichtalkoholische Getränke, sowie z.B. in Form von Extrakten, Tees und (Instant) Mischungen für Heißgetränke. Dazu hat die EFSA am 13. Januar 2022 eine Durchführungsverordnung erlassen.
3. Cascara für zu Hause: So gelingt und schmeckt Kaffeekirschen-Tee
Seit die rechtlichen Wege in Europa wieder offen stehen, bieten erste Kaffeeröstereien bereits Cascara an. Natürlich hoffen auch wir von Happy Coffee, die getrockneten Früchtchen bald im Sortiment zu haben – seid noch etwas geduldig 😉 Bis dahin empfehlen wir, einfach die Augen nach guter Cascara offen zu halten – wie bei Kaffee sollte sie möglichst Bio sein, mit Angaben zu Sorte und Herkunft, und einem Verbrauchsdatum. Im Folgenden haben wir nun einige Infos zu Arten von Cascara und natürlich unser persönliches Brührezept (inklusive Verwertung der Aufgussreste!) parat.
Washed Cascara einer portugiesischen Kaffeerösterei – man erkennt noch die ganzen Kaffeekirschen
3.1 Cascara Arten: Natural vs. Washed Cascara
Für Cascara gilt dasselbe wie für Kaffeebohnen: Lagere das Produkt luftdicht an einem trockenen Ort, damit es nicht an Aroma verliert, und brauche es binnen weniger Wochen (maximal Monate!) auf. Dank Natural und Washed Coffee gibt es übrigens auch Natural und Washed Cascara: Die Art der Kaffeeaufbereitungsart entscheidet, wie sich die Kaffeekirschen von den Rohbohnen lösen, wie sie zu Cascara weiterverarbeitet werden und später als Aufguss schmecken.
- Washed Cascara: Bei der gewaschenen Aufbereitung kommen die Kaffeekirschen nach der Ernte in Wet Mills bzw. Entpulper, wo man Schale nebst Fruchtfleisch von den Rohbohnen trennt. Jene werden anschließend in Tanks von der Mucilage befreit und fermentieren, bis man sie auf Trockenbetten auslegt und zum Röster verschifft. Für Washed Cascara müssen auch die aufgepoppten feuchten Kaffeekirschen sorgfältig unter Wenden getrocknet werden, damit sich kein Schimmel bilden kann. Diese Sorte erinnert optisch noch stark an die ursprüngliche Kaffeekirsche, und schmeckt frischer, blumiger bzw. klarer als Natural Cascara – weil die süßliche Mucilage bereits vor dem Trocknen entfernt wird.
- Natural Cascara: Bei der trockenen Aufbereitung werden die Kaffeekirschen nach der Ernte sofort auf Trockenbetten ausgelegt. Sprich, die Rohbohnen trocknen im ganzen Fruchtkörper in der Sonne – und müssen ständig gewendet sowie vor Regengüssen geschützt werden. Sobald die Kaffeekirschen fast schwarz getrocknet sind, trennt man sie durch Reibung und Druck maschinell von den Rohbohnen. Deshalb ist Natural Cascara auch viel „zersplitterter“ als Washed Cascara. Obendrein schmeckt sie deutlich intensiver und fruchtiger, weil alle Elemente der Kaffeekirsche – inklusive der Mucilage mit ihren honigartigen Aromen – beim Trockenprozess noch vorhanden sind. Auch Natural Coffee ist darum für seine beerig-obstigen Nuancen bekannt.
Washed Cascara (links) vs. Natural Cascara: Man sieht ihnen die Kaffeeaufbereitung an
Übrigens wird Cascara, bevor es zum Lebensmittel wird, natürlich nach Vorschrift gereinigt und sterilisiert – je nach Methode entweder durch Wasser oder in Hitzekammern. Es lohnt sich auf jeden Fall, sowohl Natural Cascara als auch Washed Cascara auszuprobieren. Wir konnten mit dem identischen, folgenden Brührezept in der French Press tatsächlich deutliche Unterschiede in Optik und Geschmack feststellen.
3.2 Cascara zubereiten: Unser Rezept mit der French Press
Da Cascara als Aufguss in der Zubereitung mit Tee vergleichbar ist, haben wir uns mit der French Press für eine Infusions- bzw. Full Immersion-Methode entschieden. Sprich: Die Kaffeekirschen schwimmen im Brühwasser und geben so besonders viel Aroma ab. Von der teils auch empfohlenen Pour Over Methode (wie etwa mit der Chemex) würden wir für Cascara abraten, da der Kaffeekirschen-Tee damit zu läppisch ausfällt.
Zubereitung von Cascara mit der French Press
Rein rechtlich gibt die EFSA vor, maximal 6 Gramm Cascara pro 100 ml Wasser zu verwenden. Üblicherweise sollte auf deiner Packung aber auch ein Brührezept vom Hersteller angegeben sein. Wir haben verschiedene Cascara getestet: Beim Natural Cascara wurden 5 Gramm pro 100 ml Wasser empfohlen, bei einem Washed Cascara mit 5,6 Gramm pro 100 ml Wasser sogar etwas mehr. Das macht Sinn, da gewaschene Cascara insgesamt sanfter schmeckt. Wir haben die Dosiervorschläge übernommen und auf 600ml French Press (= 30 Gramm Natural bzw. 34 Gramm Washed Cascara) umgerechnet. Falls du deine French Press auf Anschlag befüllen willst, rechne die Cascara-Menge um! Die Cascara nach dem Abwiegen dann in die Kanne geben.
Anschließend haben wir unser Brühwasser im Wasserkocher erhitzt, und nach dem Kochen ein paar Minuten stehen gelassen. So kann es etwas abkühlen, um die für Cascara empfohlene Brühtemperatur von ca. 93 bis 95 °C zu erreichen. Beim Aufgießen in die French Press beginnen die getrockneten Kaffeekirschen sofort, etwas aufzuquellen; beim Washed Cascara steigen sie wie kleine Floße sogar teils nach oben. Hersteller empfehlen, den Aufguss etwa 4 Minuten ziehen zu lassen – wir mögen es intensiv und erhöhen die Ziehdauer auf 10 Minuten. Nun wird der Pressstempel auf die Kanne gesetzt und heruntergedrückt, um die Kaffeekirschen vom Aufguss zu trennen.
Tipp: Gerade Washed Cascara (getrocknete Kaffeekirschen am Stück) sollte generell etwas länger ziehen als Natural Cascara (Kaffeekirschen-Splitter). Sie müssen etwas länger „einweichen“ um Geschmack abzugeben.
Nun geht’s ans Einschenken – wir verwenden für Cascara kleine Teegläser, damit die rötlich-braune Farbe schön zur Geltung kommt. Am besten schmeckt uns der Kaffeekirschen-Tee, wenn er nicht ganz heiß, sondern etwas abgekühlt ist, da die feinen Aromen so besser zur Geltung kommen. Wichtig: In der French Press brüht dein Kaffeekirschen-Tee auch nach dem Stempeln weiter. Doch was im Fall von Kaffee eine Überextraktion bedeutet, ist für uns bei Cascara eher ein Plus – während die erste Tasse soft schmeckt, ist die zweite super-intensiv. Es ist also nicht schlimm, wenn Cascara etwas länger zieht.
Übrigens: Du kannst Cascara nicht nur mit der French Press zubereiten. Alternativ haben wir die getrockneten Kaffeekirschen auch schon einmal in einer Glaskaraffee aufgegossen, darin ziehen gelassen und anschließend durch ein haushaltsübliches Sieb abgeseiht. Dann entgeht dir allerdings die von uns heiß geliebte, deutlich intensiver schmeckende zweite Tasse 😉
Geschmack von Cascara aus der French Press
Der erste Natural Cascara (von einer deutschen Kaffeerösterei) ist in der Tasse rötlich-braun, wie Early Grey oder ein ähnlicher schwarzer Tee. Hier werden die für Cascara typischen Hibiskusnoten von Aromen getrockneter, honigsüßer Früchte (wie Pflaume, Aprikose und Dattel) dominiert. Anfangs kommt uns jener Kaffeekirschen-Tee etwas milder vor, aber der herbe Abgang ist am Gaumen deutlich spürbar. Der letzte, intensive Rest aus der French Press mit den wilden Aromen schmeckt uns am besten. Wir haben zum Vergleich einen weiteren Natural Cascara (von einer schwedischen Kaffeerösterei) probiert, der im Titelbild zu sehen ist. Aufgrund der helleren Brühfarbe erwarteten wir etwas sehr Dezentes, waren von der honigwein-artigen Köstlichkeit mit intensivem Hagebutten- und tropischem Trockenfrucht-Aroma aber hin und weg!
Unser Washed Cascara (von einer portugiesischen Kaffeerösterei) roch beim Öffnen der Packung bereits nach Sauerkirsche und Gojibeeren. Aufgebrüht erinnert er in der Tasse optisch an rötlichen Roiboos. Dieser Kaffeekirschen-Tee macht seinem Namen wirklich alle Ehre! Er schmeckt nach Sauerkirsche und Hibiskus, süßlich, mit herbem Abgang, wie man es von schwarzem Tee oder auch Mate Tee kennt. Eine sehr geschmeidige Angelegenheit. Insgesamt ist der Washed Cascara voller im Körper und deutlich intensiver als die Natural Cascaras – vielleicht wegen der “vollen” Kirsche? – aber auch weniger komplex im Geschmack. Trotzdem lecker!
Unser Fazit? Genauso wie Kaffee wird jede Sorte Cascara etwas anders schmecken. Wir haben schon von ausgefallenen Noten wie Rose, Wein, Apfelchips, Rosine, grüner Pfeffer oder Lakritz gehört 😉
Extra-Tipp: Cascara Sirup aus Aufgussresten herstellen
Die aufgequollenen Kaffeekirschen aus der French Press musst du übrigens nicht gleich wegwerfen. Wir stellen daraus gern Cascara-Sirup her: Einfach die aufgequollenen Kaffeekirschen mit der doppelten Menge Zucker (z.B. Kokosblütenzucker, Rohrzucker) und Wasser in einen kleinen Topf geben – wenn du also 34 Gramm Cascara aufgebrüht hast, nimm ca. 68 Gramm Zucker und 68 ml Wasser. Alles zusammen kurz aufkochen und umrühren. Lass den Cascara-Sirup dann kurz abkühlen, seihe ihn durch ein Sieb ab, fertig!
Der süß-herbe Cascara-Sirup lässt sich mehrere Wochen aufbewahren und kann für Cocktails, Cascara Latte nach Vorbild von Starbucks, oder einfach zu Pancakes und Desserts verwendet werden.
3.3 Koffein und Co: Was steckt in Cascara?
Cascara enthält als Bestandteil der Kaffeepflanze natürlich auch Koffein. Laut Studien soll der Koffeingehalt pro Tasse Kaffeekirschen-Tee aber nur etwa 1/3 des Koffeingehalts einer normalen Tasse Kaffees entsprechen – wobei es hier natürlich wie immer auf die Dosierung ankommt. Sofern man die empfohlenen Brührezepte einhält, wäre Cascara aber nicht mehr und nicht weniger „aufputschend“ als grüner Tee. Auch andere Experten kamen, basierend auf Untersuchungen in einem Labor in Deutschland, zu diesem Schluss:
“Surprisingly, we found the caffeine content to be fairly low. Even at the strongest, longest brew, the caffeine content of cascara came in at 111.4 mg/L, compared to broad range of about 400-800 mg/L in brewed coffee. (…) As expected, [the] ratio of cascara to water has an impact on the caffeine content of the final beverage, while steep time seems to make little difference.” (A. Moldvaer via Freshcup)
Das obige Zitat spielt unserer bevorzugten, langen Brühdauer in die Karten, da diese sich im Gegensatz zur Dosierung kaum auf den Koffeingehalt des Kaffeekirschen-Tees auswirken zu scheint. Dennoch dürften sich bei Cascara, ähnlich wie bei Kaffee, die Koffeinwerte je nach Sorte etwas unterscheiden – und die obigen Werte basieren eben nur auf einer Untersuchung.
Ebenfalls erwähnen wollen wir, dass man Cascara neben Koffein Polyphenole und Flavonoide (Pflanzenwirkstoffe) zuschreibt, die z.B. als zellschützende Antioxidantien agieren können. Die Wissenschaft untersucht, inwiefern diese Polyphenole im Kampf gegen Krebs, Herzkreislauf-Erkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Diabetes unterstützen; gute Zusammenfassungen findest du hier und hier. Auch Kaffeebohnen selbst werden immer wieder bezüglich eines denkbar positiven Einflusses auf unser Gehirn untersucht.
4. Kreativ mit Cascara: Weitere Rezepte
Kaffeekirschen-Aufgüsse sind lecker. Das wissen wir, seit wir Cascara als warmen Tee aus der French Press genossen haben. Was liegt also näher, als ein wenig zu experimentieren? Schnell im Internet gestöbert haben wir folgende Rezeptideen aufgetrieben, die wir schnellstens ausprobieren müssen:
- Cascara mit Gewürzen: Pimpe deinen Kaffeekirschen-Tee z.B. mit geriebenem Ingwer, Zimt und ein wenig Zucker auf, so wie man ihn in den Anbauländern gern trinkt.
- Cascara Latte: Bereite dir einen Cafè Latte aus Espresso und geschäumter Milch zu, und verfeinere das Ganze mit ein bis zwei Löffeln Cascara-Sirup (Rezept siehe oben).
- Cold Cascara: Der Kaffeekirschen-Tee schmeckt auch abgekühlt sehr lecker. Du kannst ihn pur trinken oder z.B. mit einem Schuss Tonicwater und Kräutersirup verfeinern!
- Cold Brew Cascara: So wie beim Cold Brew Coffee wird Cascara mit kaltem statt mit heißem Wasser aufgegossen; dafür kannst du einfache eine Glaskaraffe verwenden. Der Infusion kannst du z.B. nach diesem Rezept noch einen Rosmarinzweig und eine Scheibe Zitrone hinzufügen, und das Ganze für mindestens 12 Stunden ziehen lassen. Danach durch ein Sieb abgießen, ggf. etwas mit Honig süßen, und in einem mit Kräutern oder Zitrusfrucht dekorierten Glas auf Eiswürfeln genießen.
- Cascara Cocktails: Hierfür kommt dein Cascara Sirup (Rezept siehe oben) zum Einsatz! Etwa für einen leckeren Cascara Bourbon Fizz – aber der Kaffeekirschen-Sirup kann auch den „normalen“ Sirup in anderen Cocktails ersetzen. Oder du verfeinerst damit gleich einen Kaffee Cocktail deiner Wahl, und hast das Beste der Pflanze alles in einem Glas 😉
Falls du von Cascara nicht genug bekommen kannst – es gibt mittlerweile auch Cascara Likör, wieder Kaffeekirschen-Limonade (z.B. von Caskai) und sogar Rezepte für Cascara Schokolade. Nun kann also wirklich keiner mehr abstreiten, dass die Kaffeekirsche ein tolles Lebensmittel und eine wertvolle Ressource ist 😉
Heidi liebt Kaffee, vor allen in Kombination mit einen gesunden Frühstück. Wenn Sie gerade keine Beiträge auf Happy Coffee schreibt, berichtet die Weltenbummlerin auf ihrem Blog meerdavon.com über Ihre Reisen.