Kaffeelikör: Die alkoholhaltige Leckerei mit Kaffeegeschmack ist die essentielle Zutat für Espresso Martini sowie für White Russian. Als hochprozentige Flüssigkeit verleiht sie solchen Kaffee Cocktails ihr unwiderstehliches Kaffee-Aroma. Bestimmt hast du schon mal einen Drink mit Kaffeelikör genossen – vielleicht sogar, ohne es so richtig zu wissen.
Dabei gibt es große Unterschiede, denn der heutige Likör-Markt bietet die verschiedensten Varianten an Kaffeelikör an: Von cremig über schokoladig bis hin zu vanillig oder karamellig. Für jeden Geschmack ist etwas dabei! Grund genug für uns von Happy Coffee, die drei beliebtesten Kaffeeliköre auf Bohne und Umdrehung ausgiebig zu testen. Außerdem haben wir uns sogar an einem selbst gemachten Rezept für Kaffeelikör probiert…
Bevor wir euch in unsere Kaffee-Bar mitnehmen und verraten, wofür ihr Kaffeelikör außer in Drinks noch alles verwenden könnt (wir sagen nur beschwipste Desserts!) gibt’s ein paar wissenswerte Infos rund um die beliebte Cocktail-Zutat.
Unser Kurzurteil der hier getesteten Kaffeeliköre
Kahlua | Tia Maria | Patron XO Cafe | Herencia de Plata Kaffeelikör (30%) |
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Pur schmeckt er künstlich. Hat wegen des Zuckers aber eine angenehm cremige Textur und ist damit gut zum Mixen. | Weniger Zucker als der Kahlua, aber dennoch pur sehr süß. Ebenfalls angenehm cremig, fast sirupig und weist den typischen Kaffeegeschmack auf. | Mit Tequila statt Rum. Schmeckt weniger süß, dafür mehr karamellig und nach Alkohol. Hat pur fast kein Kaffeearoma, dafür ein weiches Mundgefühl (für z.B. “on the rocks”). | Hochwertige Kaffeebohnen und auf Tequila-Basis (Agavennoten). Leichte, milde Süße mit Noten von Schokolade – sehr lecker und ein wirklich gelungener, edler Tropfen. Schmeckt pur und auch besten in cremigen Drinks und zu Desserts! |
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1. Kaffeelikör: Wo er herkommt und wer ihn erfand
Googelt man das Stichwort Kaffeelikör, landet man schnell bei Kahlua. Tatsächlich ist der auf dem deutschen Markt wohl bekannteste Kaffeelikör, der ursprünglich aus Mexiko kommt, der älteste kommerziell angebotene Vertreter. Bereits 1936 wurde Kahlua erstmals erwähnt.
1.1 Lange Tradition: Kaffeelikör ist älter als gedacht
Ja, Kahlua hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Doch dagegen ist die Kombination aus Kaffee und Alkohol fast so alt wie Kaffee selbst! Der Legende nach soll Ziegenhirte Kaldi aus dem Königreich Kaffa (dem heutigen Äthiopien) etwa 800 vor Christus das ungewöhnliche Verhalten seiner Ziegen aufgefallen sein. Sie hatten von einem bis dato unbekannten Strauch und dessen Beeren genascht – der Kaffeepflanze mit ihren Kaffeekirschen. Als Kaldi selbst davon probierte, bemerkte er die belebende Wirkung. Er vertraute sich Mönchen an, die aus den Früchten einen Aufguss bereiteten und tranken, um bis in die Nacht hinein wach zu bleiben.
Zur selben Zeit sollen im alten Afrika bereits andere Produkte erfunden worden sein, die Kaffeekirschen beinhalteten. Darunter Protein-Riegel aus Tierfett und Kaffeekirschen sowie, haltet euch fest, fermentierte Kaffeekirschen-Pulpe bzw. vergorener Saft ausgepresster Kaffeekirschen. Sprich: Kaffee-Wein!
Genaueres zu den alkoholischen Kaffeekirschen-Drinks ist leider nicht herauszufinden. Was wir aber wissen ist, dass spätestens im 19. Jahrhundert der erste Kaffeelikör aufgetaucht sein soll. Denn was liegt näher, als das Luxusgut Zucker mit einem anderen raren Gut – nämlich dem Kaffee – zu verbinden? Die ältesten und bekanntesten Kaffeelikör-Vertreter (Kahlua und Tia Maria) enthalten dank ihrer ähnlichen Herkunftsregion nicht nur lokal angebauten Kaffee, sondern auch weißen Rum als alkoholische Basis.
1.2 Exkurs: Was ist überhaupt Likör?
Der Name Likör stammt aus Italien und bedeutet nichts anderes als Flüssigkeit. Kein Wunder, dass Italien nicht nur für Espresso bekannt ist, sondern auch als Geburtsstätte des Likörs gilt. Zunächst aber sollten wir erörtern, was einen Likör überhaupt von anderen alkoholischen Getränken unterscheidet. Grundsätzlich müssen Liköre einen Alkoholgehalt von mindestens 15% sowie und einen Zuckergehalt von 100 Gramm pro Liter haben, um so bezeichnet werden zu dürfen. Dies sind jedoch nur die Mindestangaben – bei Zuckermenge und Alkoholgehalt (bis zu 40%) gibt es nach oben fast keine Grenzen. Auch unsere drei getesteten Kaffeeliköre unterschieden sich erheblich im Zucker- und Alkoholgehalt.
Liköre sind im Vergleich zu anderen Alkoholika meist besonders aromatisch, da der hohe Zuckergehalt die einzelnen Noten eines Getränks noch verstärkt. Wie gemacht für Kaffeebohnen, würden wir sagen!
Bereits seit dem Mittelalter wird Likören übrigens eine heilende Wirkung nachgesagt, denn mittels Alkohol haben Mönche und Apotheker damals die heilenden Wirkstoffe aus Würz- und Heilpflanzen gelöst. Da es sich bei Zucker aber um ein teures Gut handelte, waren diese Kräuterauszüge nicht nur bitter, sondern auch lediglich Adligen und reichen Bürgern vorenthalten. Erst im 16. Jahrhundert wurde der Likör mit der Kolonialisierung und dem wesentlich günstigeren Rohrzucker aus der Karibik auch für andere Bevölkerungsschichten zugänglich und erschwinglich.
1.3 Kaffeelikör wird durch ein bestimmtes Verfahren gewonnen
Man unterscheidet verschiedene Herstellungsformen von Likören: Mittels Destillation, Mazeration, Komposition oder durch Ansetzen. Je nach Art des Likörs verwendet man dabei oft nur eine der folgenden Techniken:
- Bei der Destillation von beispielsweise Frucht- oder Fruchtsaftlikören wird eine Maische mit den Zutaten angesetzt und direkt destilliert.
- Durch Mazeration werden Kräuter-, Bitter- oder Gewürzliköre gewonnen, indem die Zutaten in Neutralalkohol eingelegt und anschließend destilliert werden.
- Bei der sogenannten Komposition wird Neutralalkohol mit natürlichen oder künstlichen Essenzen aromatisiert.
- Beim „Ansetzen“ werden frische oder getrocknete Früchte und Kräuter mit Zuckersirup in einem Neutralalkohol eingelegt und idealerweise über einen längeren Zeitraum gelagert. Manche dieser Liköre reifen sogar in gebrauchten Fässern.
Für Kaffeelikör bedient man sich der Mazeration, bei der sich die Inhaltsstoffe ganzer oder gemahlener Kaffeebohnen im verwendeten Alkohol lösen. Andere Kaffeelikör-Rezepte verwenden dagegen gebrühten Kaffee, Kaffee-Extrakt oder auch Cold Brew. Nach dem Vermengen der Zutaten benötigt die Mischung mehrere Tage oder gar Wochen bis sich das volle Kaffee-Aroma entwickelt hat.
2. Kaffeelikör Test: Die Beliebtesten zum Kaufen
Wir haben für euch die beliebtesten Kaffeeliköre auf dem deutschen Markt getestet. Natürlich gibt es noch sehr viel mehr, aber die ausgewählten Top 3 stellen einen guten Abriss über die für Kaffeelikör verwendeten Alkoholika, den Zuckergehalt sowie weitere Zutaten dar. Und das sind hierzulande die beliebtesten Kaffeeliköre:
Zum eingehenden Test verwenden wir folgende Kriterien: Geschmack bzw. Kaffee-Aroma, Zuckergehalt und Verwendungsmöglichkeiten. Eingangs sei bereits erwähnt, dass leider keiner der drei von uns getesteten Kaffeeliköre nur mit den Hauptzutaten Kaffee, Alkohol und Zucker auskommt – es finden sich darin stets auch Farb- oder Zusatzstoffe wie zum Beispiel Aromen und Säuerungsmittel. Darum haben wir zusätzlich zu den fertig gekauften Optionen auch selbst einen Kaffeelikör angesetzt, dessen Rezept wir später verraten.
2.1 Kahlua: Kaffeelikör made in Mexico
Die Geschichte vom Kahlua beginnt 1936 in Mexiko. Vielleicht sogar in einer Bar (sicher wissen wir es nicht) und mit ein paar Jungs, die auf ihr Bauchgefühl hörten. Einer hatte die Idee, zwei bauten Kaffee an und der vierte im Bunde war Chemiker, alles in die Realität umsetzte. Seitdem sind Arabica-Bohnen und aus Zuckerrohr gebrannter Rum Bestandteil des Kaffeelikörs – beides lokale und praktisch nebeneinander wachsende Produkte aus Veracruz (Mexiko).
Der Name Kahlua soll übrigens dem arabischen Slang-Wort für Kaffee ‚kahwa’ entlehnt sein. Im Laufe der Jahre hat sich die dunkle Flasche mit dem gelben Etikett kaum verändert, was den Wiedererkennungswert noch verstärkt. Neben dem Originalrezept gibt es auf dem internationalen Markt inzwischen noch weitere Kahlua Varianten, beispielsweise mit Schokolade, Minze oder Vanille aromatisiert.
Kahlua: Perfekt für White Russian
Die für Kahlua verwendeten Kaffeebohnen reifen sechs Monate und werden anschließend geröstet, gemahlen und gebrüht. Der weiße Rum – oder vielmehr der Zuckerrohr-Geist – wird gewonnen, indem Zuckerrohr entsaftet, zu einer Melasse reduziert sowie Wasser und Hefe hinzugefügt wird. Gemischt mit einem durch Perkolation gewonnenen Extrakt aus gebrühtem Kaffee, Karamell und Vanille muss Kahlua mindestens acht Wochen reifen, bevor er schließlich gefiltert und in Flaschen abgefüllt werden kann.
Seit 1980 ist Kahlua der meistverkaufte Kaffeelikör der Welt und spätestens seit „The Big Lebowski“ ein Kultgetränk: Sage und schreibe neun Mal mixt sich der Dude im Film einen White Russian, dem seit 1955 wohl bekanntesten Kaffee-Cocktail. Wir sagen: Man kann ihn nicht nur mit Kahlua zubereiten, sondern sollte es sogar – der Tradition zuliebe. Auch wir haben das für diesen Artikel getan, mit einem sehr simplen Rezept: Man mische 1:1 Kahlua Kaffeelikör mit Vodka eurer Wahl und toppe das Ganze mit leicht geschlagener Sahne – ein Handmilchaufschäumer ist für diesen Job bestens geeignet. Fertig und genießen!
Kahlua im Kaffeelikör-Geschmackstest
Auf dem Etikett der Flasche befinden sich keinerlei Angaben über die exakt verwendeten Zutaten bzw. deren Menge, lediglich das Wörtchen „Farbstoff“ ist vermerkt. Was wir noch wissen: Eine handelsübliche Flasche Kahlua (700ml) enthält weißen Rum aus Rohrzucker mit einem Alkoholgehalt von 20% und hat mit 100ppm etwa soviel Koffein wie Coca Cola.
Laut Nährwertangaben enthalten 100ml Kahlua um die 44 Gramm Zucker – eine ganze Flasche also über 300 Gramm. Genau das haben wir auch sofort geschmeckt: Kahlua ist sprichwörtlich pappsüß!
Das Kaffeearoma von diesem Kaffeelikör würden wir als typisch beschreiben, es schmeckt uns pur verkostet aber fast zu künstlich. Allerdings hat Kahlua dank des hohen Zuckergehalts eine angenehm cremige Textur und eignet sich damit hervorragend zum Mixen von allerlei Kaffee-Cocktail-Rezepten.
2.2 Tia Maria: Der Kaffeelikör mit karibischen Wurzeln
Das Rezept für Tia Maria, einer weiteren bekannten Kaffeelikör-Marke, soll bereits im 17. Jahrhundert erfunden worden sein. Und die Geschichte dahinter hat sogar das Zeug zur Filmlegende: Eine junge Spanierin aus einer Aristokratenfamilie muss während der Kolonialkriege nach Jamaica fliehen. Sie ist in Begleitung ihres Kindermädchens Maria, die eine kleine Schmuckdose retten kann, in der sich ein altes Manuskript mit dem Rezept für einen geheimnisvollen Likör befunden haben soll. Schließlich wurde der Kaffeelikör nach der mutigen „Tante“ bzw. Heldin benannt.
Tia Maria: Super für Espresso Martini
Im kommerziellen Verkauf befindet sich die karibische Interpretation des Kaffeelikörs erst seit den 1950er Jahren, nachdem Dr. Kenneth Leigh Adams das geheime Rezept in den 1940ern (laut Flasche 1947) wiederentdeckte und zu vermarkten begann. Traditionell enthält Tia Maria noch heute Kaffeebohnen, Madagaskar Vanille und Jamaica Rum. Übrigens handelt es sich bei den Kaffeebohnen nicht um irgendwelche, sondern um Blue Mountain Coffee aus Jamaica – und dieser Karibik-Kaffee zählt zu den teuersten Sorten der Welt!
Natürlich macht sich Tia Maria hervorragend in Drinks. Dieser Kaffeelikör soll Bestandteil des ersten belegten Espresso Martini (siehe Foto unten) gewesen sein, der sich z.B. nach diesem Rezept einfach herstellen lässt: Auf einen Espresso kommen 15ml Tia Maria, 15ml Zuckersirup, und 60ml Vodka. Alles shaken und über Eiswürfel in ein Cocktail-Glas abseihen. Und hier gibt’s noch weitere Anregungen für spezielle Tia Maria Cocktails.
Kaffeelikör-Geschmackstest: Tia Maria
Dieser Kaffeelikör ist im Vergleich mit den anderen beiden sehr hell, ja fast transparent. In einer Flasche Tia Maria stecken ebenfalls 700ml Kaffeelikör; der verwendete jamaikanische Rum hat einen Alkoholgehalt von 20%. Auch Tia Maria ist angenehm cremig, fast sirupig und weist den typischen Kaffeegeschmack auf. Beim Verkosten konnten wir sogar Anklänge eines Karamell-Bonbons wahrnehmen!
Pur verkostet ist auch Tia Maria sehr süß, eine Mengenangabe für den Zuckeranteil konnten wir auf der Herstellerseite nicht ausmachen. Anhand der Zutatenliste ist aber davon auszugehen, dass es sehr viel sein muss, da Zucker hinter Wasser und noch vor (!) Kaffee steht.
Im Gegensatz zu Kahlua ist Tia Maria aber viel offener hinsichtlich der Inhaltsstoffe und weist diese auf dem rückseitigen Etikett entsprechend aus: Neben Wasser, Zucker, Alkohol und Kaffee(Extrakt) – wohlgemerkt nur 10% – stecken im Tia Maria Kaffeelikör Glukosesirup, Rum, nicht näher spezifizierte Aromen, Farbstoffe und ein Säuerungsmittel. Und eine andere Quelle offenbart dann doch noch die tatsächliche Zuckermenge: In einer Flasche stecken ca. 200 Gramm Zucker. Viel, doch deutlich weniger als im Kahlua.
2.3 Patron XO Cafe: Der hochprozentige Kaffeelikör mit Tequila
Diese mit 35% Alkoholgehalt sehr hochprozentige Kaffeelikör-Variante weist keine so eindrucksvolle Geschichte vor wie seine beiden Mitbewerber, kann jedoch mit einem edlen Flaschendesign punkten: Bauchig, geschwungen und mit dickem Korken. Achtung beim Kauf: Neben dem klassischen Patron XO Cafe gibt es auch den etwas sanfteren Cafe Dark, der etwas weniger Alkohol, aber dafür zusätzlich Kakao enthält.
Patron XO Cafe: Für kreative Cocktail-Mixer
Der Kaffeelikör von Patron wird anders als Kahlua und Tia Maria nicht mit weißem Rum hergestellt, sondern mit Patron Silver Tequila – einem Tequila aus 100% mexikanischen Agaven. Das besagen zumindest die Angaben auf dem Flaschenetikett. Der Tequila-Hersteller verkauft ebenfalls Sorten ohne Kaffeearoma und hat für XO Café auf der Website jede Menge spannende Rezepte parat. Eines davon ist der erfrischende Cappucello. Er wird aus 50ml Patron XO Cafe, 30ml Zitronensaft, 15ml Sirup und 15ml Espresso im Cocktailshaker auf Eis gemixt. Am Ende in ein Cocktailglas mit Zuckerrand aufgießen und mit einem Streifen Zitronenschale garnieren.
Patron XO Cafe im Kaffeelikör-Geschmackstest
Auch Patron XO Cafe vermerkt keinerlei Mengenangaben seiner Zutaten auf der Flasche, die Website des Herstellers gibt dazu ebenfalls kaum Infos her. Die zuvor verwendete Quelle errechnet einen Gesamtzuckergehalt von ca. 250 Gramm pro 700ml.
Dank des intensiveren Alkoholgeschmacks schmeckt Patron XO Cafe weniger süß, sondern eher karamellig. Beim puren Verkosten geht das typische Kaffee-Aroma fast unter. Positiv fällt uns das weiche Mundgefühl auf, das diesen Kaffeelikör angenehm zum trinken ‚on the rocks’ macht.
2.4 Bosque Lya: Der besonders reine Espressolikör
Last but not least wollen wir euch einen Kaffeelikör vorstellen, der eigentlich gar keiner ist – denn beim Bosque Lya prangt stolz das Wort “Espresso” auf dem Etikett. Er stammt vom Kaffeeröster Lya Coffee, der seine Bohnen als Filter- und Espressoröstung direkt von einer traditionsreichen Kaffeeplantage in El Salvador bezieht. Diese heißt auch “Bosque Lya” (Spanisch für “Lyas Wald”), benannt nach dem schönen Fleckchen Land und der Chefin Lya, die ihre Kaffeeliebe in der Familie weitergegeben hat. Doch nun mal Butter bei die Fische: Wie schmeckt das edle Tröpfchen?
Bosque Lya: Für Puristen
Während bei jedem anderen von uns getesteten Kaffeelikör auch Aromen- und Geschmacksstoffe ihren Weg in die Flasche fanden, so sind es beim Bosque Lya erfreulicherweise nur 4 Zutaten: Espresso, Wasser, 20%iger Alkohol sowie Zucker aus Zuckerrohr. Das ist schon einmal echt klasse, denn mehr braucht ein Kaffeelikör auch nicht. Einzig welche Art von Alkohol hinein kommt, bleibt leider offen. Doch das hat vielleicht auch einen Grund: Denn statt auf die Art der Umdrehung Wert zu legen – wie bei der Konkurrenz z.B. Rum oder Tequila – liegt das Augenmerk hier vor allem auf den Espressobohnen von Lya Coffee: Sie haben bereits den 1. Platz beim Cup of Excellence erreicht, und sind somit besonders aromatisch und hochwertig. Klasse!
Bosque Lya im Geschmackstest
Pur genossen denken wir sofort: Wow, wir haben es hier mit einem guten Espresso zu tun – kräftig, schokoladig, mit ausgeprägten Röstaromen und schön balanciert – nur eben mit einem kräftigen Schwipps. Bei soviel geballter Geschmackspower kommt uns sofort die Idee, den Bosque Lya als cremigen Shot zu versuchen.
Unsere Wahl fällt auf einen Cloudy B52. Der lässt sich mit 2cl Bosque Lya Kaffeelikör, 2cl Eierlikör (z.B. Eierlikörz Hazel Hoff statt dem sonst üblichen Toffeelikör) und 1cl gutem Rum (z.B. Don Papa mit Vanillenote) in einem kleinen Glas schnell zaubern, indem man die Schichten sanft über einen Löffel stapelt. Wegen dem schweren Eierlikör als mittlerer Schicht sieht Ergebnis “wolkig” bzw. marmorartig aus. Das Ergebnis schmeckt herrlich cremig und komplex – die vollen Kaffeearomen bilden mit dem sanften Eierlikör und dem guten Rum eine sehr harmonische Allianz.
Übrigens macht sich der Bosque Lya laut Hersteller auch gut auf Desserts, auf Eiscreme oder (Extra-Tipp!) im Tiramisu. Das können wir uns in der Tat sehr gut vorstellen, da der edle Kräftige sich gegenüber allem, was cremig und süß ist, wirklich sehr sehr gut behaupten kann.
2.5. Weitere Kaffeeliköre zum kaufen
Natürlich gibt es inzwischen weitaus mehr Kaffeeliköre am Markt als die von uns getesteten drei. Schaut euch auf jeden Fall kleine Manufakturen an, testet euch durch, genießt den Kaffeelikör pur oder mixt eure Lieblings-Cocktails damit! Hier findet ihr beispielhafte Sorten aus kleinen Manufakturen in Deutschland und der Welt.
- Herencia de Plata Kaffeelikör (30%) (ebenfalls von Lya Coffee)
- Der Ziegenhirt (Mainzer Kaffeelikör Startup mit sozialem Engagement)
- COPS Kaffeelikör (Berliner Marke mit 100% natürlichen Zutaten)
- Firelit Spirits (Kaffeelikör Brewery aus Kalifornien)
- Mr. Black (Australischer Röster und Distiller)
3. Kaffeelikör selber machen: Unser Rezept
Viele Rezepte für hausgemachten Kaffeelikör enthalten Vodka, nur wenige Rum. Weil wir mal etwas anderes ausprobieren wollten, haben wir für euch das Internet nach rumbasierten Rezepten durchforstet und sind bei diesem hier fündig geworden.
3.1 Zutaten vom Homemade Kaffeelikör
Der Happy Coffee Kaffeelikör wurde von der unten stehenden Video-Anleitung inspiriert, in der ihr alle Schritte nachvollziehen könnt, und basiert auf den folgenden Zutaten:
- 170 g grob gemahlener oder im Mörser zerstoßener Kaffee (bekommst du hier im Shop)
- 340 ml hochprozentiger Rum (am besten über 57% Alkohol für mehr Ausdruckskraft vom Kaffeelikör)
- halbe Vanilleschote oder Vanille-Extrakt
- halbe Zimtstange
- 1 TL Kakaonibs
- Einfacher Zuckersirup (aus Kristallzucker und Wasser leicht selbstgemacht)
3.2 Zubereitung vom selbstgemachten Kaffeelikör
Kaffee, Rum und Vanille-Schote werden in einem Einmachglas (“Mason Jar”) verrührt bzw. gut geschüttelt und für 24 Stunden stehen gelassen. Dann eine halbe Zimtstange und Kakao-Nibs einrühren und wieder für 24 Stunden ziehen lassen.
Eine Ziehdauer dieser Grundmischung aus Kaffee, Rum und Gewürzen von mindestens 48 Stunden ist gut – noch besser sind allerdings mehrere Tage, weil der Kaffeelikör so sein volles Aroma entwickeln kann.
Hatte die Mischung genug Zeit zum Ziehen, wird sie anschließend durch ein feines Tuch oder einen Papierfilter in ein sauberes Gefäß abgeseiht, um die groben Sedimente zu entfernen.
Danach fügt ihr nach Belieben einfachen Zuckersirup hinzu – entweder fertigen oder indem ihr Wasser und Zucker im Verhältnis 1:1 mischt und aufkocht. Für unseren Kaffeelikör haben wir 100 ml genommen. Danach ist der Kaffeelikör fertig und kann in ein Einmachglas oder eine Flasche mit Verschluss abgefüllt.
3.3 So schmeckt der hausgemachte Kaffeelikör
Nach dem Kochen wird es spannend: Wie schmeckt der hausgemachte Kaffeelikör, vor allem im Vergleich zu den fertig gekauften Varianten?
Wir finden: Durch die Verwendung von lediglich 100ml Zuckersirup hatte unser Kaffeelikör kaum Süße – für unseren Geschmack fast schon zu wenig. Der Alkohol tritt erst sehr hervor, im Abgang kommen dann die Röstaromen und die Intensität der Robusta-Kaffeebohnen zur Geltung. Im Vergleich zu den anderen drei von uns getesteten Kaffeelikören überzeugte uns beim Selbstgemachten aber die gute Balance aus Kaffee und Alkohol.
Wohlgemerkt haben wir unseren Kaffeelikör im Test nur 48 Stunden ziehen gelassen und anschließend direkt verkostet. Solltet ihr dieses Rezept ausprobieren, testet euch ruhig durch unterschiedliche Ziehzeiten, die gewünschte Menge Zuckersirup und verschiedene Sorten an Rum. Außerdem können der Grundmischung nach Belieben noch weitere Gewürze wie z.B. etwas Orangenschale hinzugefügt werden.
4. Wie lange ist Kaffeelikör haltbar?
Hier gibt es keine Standardantwort, denn es hängt tatsächlich von verwendeten Zutaten ab. Grundsätzlich gilt aber: Je mehr Zucker und je hochprozentiger der Alkohol, desto länger hält sich auch der Kaffeelikör!
Solltet ihr einen Kaffeelikör geschenkt bekommen und seid euch bezüglich seiner Haltbarkeit unsicher, dann versucht herauszufinden, ob er Sahne, andere Milchprodukte und Eier enthält. Denn diese können die Haltbarkeit reduzieren. Solche Kaffeeliköre und Eierliköre sollten angebrochen binnen weniger Wochen aufgebraucht werden.
Prinzipiell solltet ihr einen Kaffeelikör im Kühlschrank lagern. Zum einen stellt er kühl temperiert sicher, dass ein White Russian oder ein Espresso Martini schnell zubereitet sind – vorausgesetzt, ihr habt die restlichen dafür notwendigen Zutaten im Haus. Zum anderen hält sich ein im Kühlschrank gelagerter Kaffeelikör ein Stück länger: Teilweise bis zu mehreren Monaten, besonders die gekauften Varianten. Selbstgemachte Liköre sind aufgrund der höheren Keimbelastung aber nicht ganz so lange haltbar.
Habt ihr Bedenken, ob euer Kaffeelikör noch haltbar ist, macht am besten den Geruchs- und Geschmackstest. Auf eure Sinne könnt ihr euch im Allgemeinen immer verlassen!
5. Wie könnt ihr Kaffeelikör am besten genießen?
Für die Puristen unter euch muss es auf jeden Fall ein Kaffeelikör-Shot „on the rocks“ (also auf Eis) sein. Ansonsten bieten sich zahlreiche Kaffee(likör) Cocktails an, die ihr sicherlich schon einmal probiert habt. Wie zum Beispiel:
- B52: Ein hübsch geschichteter Drink mit gleichen Teilen Kaffeelikör, Irish Cream Likör (z.B. Baileys) und Grand Marnier (französischer Likör aus Orange und Cognac). Alle drei Zutaten werden vorsichtig im Shot-Glas übereinander geschichtet, am besten gelingt das mit einem Barlöffel. genießen.
- Espresso Martini: Der edle Klassiker aus Espresso, Vodka, Kaffeelikör und Zuckersirup (Rezept siehe oben).
- Black Russian: Puristischer Drink aus Vodka und Kaffeelikör im Verhältnis 2:1.
- White Russian: Ein mit Sahne aufgegossener Black Russian.
Auch andere Cocktails entstehen unter Einsatz von Kaffeelikör. Dazu zählt beispielsweise die pfiffige Negroni Variante, wie sie die Kaffee Cocktail Experten vom Happy Baristas – eines unserer Lieblingscafés in Berlin – entwickelt haben: Der Mr ND enthält neben Kaffeelikör, Gin und Cascara Vermouth eine Infusion aus Kaffee und Campari. Stark, aber gut! Auch den „Mallow and Malt“ der Berliner Green Door Bar, eine White Russian Variation mit Malvensahne (siehe oben), können wir empfehlen. Das Rezept gibt‘s in unserem Kaffee Cocktail Guide!
Ansonsten passt Kaffeelikör auch prima als beschwipstes Dessert! Das bekannteste ist wohl das Tiramisu, denn anstelle von Amaretto könnt ihr das Löffel-Biskuit genauso gut in Kaffeelikör tränken. Abschließend möchten wir den Dessert-Fans unter euch noch ein wenig Inspiration mit auf den Weg geben: Warum nicht mal eine Kaffee Panna Cotta, einen Schokopudding oder gleich eine ganze Mokka Torte mit unserem Happy Coffee Kaffee-Likör aufpeppen? Seid wild und kreativ 🙂
Interessanter Artikel! Einige der vorgestellten Liköre sind preislich sehr hoch angesiedelt. Da ich mir des öfteren Black bzw. White Russian zubereite, scheinen mir solche Produkte doch schon überteuert.
Ich war seit mehr als 20 Jahren ein absoluter Fan des Kahlua, den man im Laufe der Jahre alkoholisch immer weiter dezimiert hat. So hatte er früher 26, dann 20 und nun 16% Alkoholgehalt. Dies schmeckt man auch bei purer Verkostung – er schmeckt nun nach reiner Chemie!
Auf meiner Suche nach einem adäquaten Likör kam ich zu Tia Maria, der recht gut schmeckt. Dann habe ich mich an die Kosakenkaffee Fernsehwerbung aus den 70er Jahren erinnert und habe diesen sofort probiert. Bei diesem bin ich nun hängengeblieben, zumal man eine Flasche 0,7l (26Vol%) direkt beim deutschen Hersteller Schwarze&Schlichte für12,49€ erwerben kann.
Generell kann man in den letzten Jahren bei vielen Bränden (Rum, Wodka usw.) und Likören eine deutliche Absenkung des Alkoholgehaltes wahrnehmen, was einer indirekten Preiserhöhung gleich kommt.
Viele Grüße
Volker
Danke für deinen Kommentar, Volker. Erst letztes Wochenende haben wir den Herencia de Plata Kaffeelikör (30%) von LyaCoffee probiert. Auch richtig lecker, auf Tequila-Basis und mit 30% auch nicht zu unterschätzen. Zwar nicht so günstig wie die anderen, aber sehr hochwertig und ein wirklich leckerer Likör.
Schöne Grüße,
Christian