Türkischer Kaffee ist weitaus mehr als nur eine Kaffeespezialität aus der Türkei: Er bezeichnet eigentlich eine Zubereitungsmethode und nicht etwa eine besondere Art von Kaffeesorte, wie meist von vielen angenommen. Je nach Region oder spezieller Zubereitung wird er auch als Arabischer Kaffee, Griechischer Kaffee oder Ägyptischer Kaffee betitelt.
Wir stellen euch in diesem Artikel eine der Zubereitungsarten vor, erklären euch die Unterschiede zwischen einem türkischen und einem arabischen Kaffee und führen euch in die Tradition und die Geschichte dieser klassischen Kaffeespezialität ein.
1. Türkischer Kaffee: Eine lange Geschichte
Die Herstellung von Mokka ist die vermutlich älteste und traditionsreichste Methode, Kaffee zu machen. Die richtige Bezeichnung für das braune, koffeinhaltige Getränk lautet aber eigentlich türkischer Kaffee. In Deutschland meint der Begriff „Mokka“ in erster Linie die Art und Weise der Zubereitung, eine Varietät der Kaffeepflanze und auch den türkischen Kaffee als Getränk. Näheres dazu findet ihr in unserem separaten Artikel über den Mokka. Wer in einem Café einen Mokka bestellt, bekommt jedenfalls meistens einen türkischen Kaffee serviert.
Das Besondere an türkischem Kaffee
Der Kaffee wird so fein wie möglich gemahlen und das Ergebnis gleicht eher Kaffeestaub als Kaffeepulver. Die meisten gängigen Kaffeemühlen sind leider nicht in der Lage, diesen feinen Mahlgrad zu erreichen. Für türkischen Kaffee empfiehlt sich darum nur eine elektrische Kaffeemühle wie die Baratza Encore, die auch sehr feine Ergebnisse hinbekommt. Ihr könnt auch einfach schon entsprechend gemahlenen Kaffee verwenden.
Wer einen türkischen Kaffee zubereiten will, benötigt hierfür auch die richtigen Utensilien. Am wichtigsten ist das kleine Aufgusskännchen aus Edelstahl oder Kupfer. Dieses wird als „Ibrik“ oder „Cezve“ bezeichnet. Getrunken wird die Kaffeespezialität aus Mokka-Tassen, die in etwa so viel fassen wie Espressotassen. Sie sind aber meistens etwas flacher.
Für den klassischen Mokka verwendet man außerdem Kaffeesorten aus Äthiopien oder aus dem Jemen, bei denen es sich um eine ganz eigene Varietät der Coffea Arabica handeln soll. Außerdem wird er besonders kräftig geröstet. Die Pulvermenge richtet sich ganz nach dem persönlichen Geschmack: Pro Tasse sollte es aber etwa ein Teelöffel sein.
Die Mokkakanne – Cezve
Gekocht wird der türkische Kaffee in einer Kaffeekanne die, wie oben kurz beschrieben, Ibrik („Kanne für Flüssigkeit mit langem Auslauf“) oder Cezve („brennendes Holz / Kohle“) genannt wird. Charakteristisch für das Kännchen ist der lange Stiel, das wohl daher rührt, weil türkischer Kaffee traditionell über dem Feuer zubereitet wird – und der lange Stiel quasi „Abstandshalter“ zum Anwender ist.
Wer türkischen Kaffee so nah wie möglich am Original zubereiten will, sollte einen Cezve aus Kupfer oder Messing verwenden. Mittlerweile gibt es aber auch sehr schöne Modelle aus Edelstahl. Beim Kauf sollte nur darauf geachtet werden, dass der Griff nicht heiß wird – also entweder mit Holz ummantelt oder aus isoliertem Material ist. Auf dem Boden der Mokka-Kanne ist übrigens meist eine Zahl zu finden, die angibt, wie viele Tassen Mokka ihr in dem Ibrik zubereiten könnt.

Türkischer Kaffee und Traditionen bei der Zubereitung
Kaffeesatz: Zwar wird der gesamte Kaffee in die Tasse gegossen, aber es wird nicht alles getrunken: Der Kaffeesatz bleibt am Boden zurück. Dieser kann aber weiterverwendet werden, zum Beispiel zum berühmten Kaffeesatzlesen. Hierfür stülpt ihr die Tasse auf die Untertasse, lasst das ganze abkühlen und anhand der Muster kann nun (traditionell) eure Zukunft bestimmt werden.
Beilagen: Üblicherweise wird türkischer Kaffee von süßem Gebäck wie Baklava, Datteln oder Feigen begleitet. Sie harmonieren perfekt mit dem kräftigen Mokka-Geschmack, wollen ebenfalls in Ruhe genossen werden und sind traditionell immer dabei. Was auch geht: „Turkish Delights“ – Kleinigkeiten aus kandierten Früchten.
Übrigens: In der Türkei trinken angeblich nur alte Leute ihren Kaffee schwarz. Alle anderen mischen ihn mit Zucker oder anderen Gewürzen.
Gewürze: Der Kaffee wird in der Türkei mit Zucker zubereitet. Im arabischen Raum wird stattdessen aber auch oft Kardamom verwendet. Die Zugabe von diversen Gewürzen ist sehr beliebt und kann ganz nach Wunsch mit bestellt werden.
Ruhe: Sowohl bei der Zubereitung, als auch beim Verzehr des türkischen Kaffees wird viel wert auf Gelassenheit und Langsamkeit gelegt. Der Kaffee wird in aller Ruhe getrunken, danach wird ganz gemächlich auf das Abkühlen des Kaffeesatzes gewartet, währenddessen das Gebäck gegessen. Aber auch bei der Zubereitung wird alles in Ruhe gemacht: Kein hektisches Rühren, kein schnelles Aufgießen.

2. Türkischer Kaffee: Zubereitung und Varianten
Es existiert nicht „ein“ türkischer Kaffee, sondern verschiedene Variationen der Zubereitung. Eines haben sie allerdings alle gemeinsam: Der Kaffee wird in heißem (nicht kochendem!) Wasser solange erhitzt, bis sich das Aroma voll entfaltet hat. Ein gut zubereiteter türkischer Kaffee besticht vor allem durch seinen dicken Kaffeeschaum (eine Art Crema), eine gleichmäßige Konsistenz und das Fehlen von Kaffeepartikeln. Er wird üblicherweise mit einem Glas kalten Wasser serviert, um den Gaumen vor dem Genuss noch einmal zu erfrischen. Serviert wird türkischer Kaffee meist mit türkischem Zucker und kann mit Gewürzen wie Zimt oder Kardamom verfeinert werden.
Türkischer Kaffee mit leckeren Gewürzen
Ungefähr 1-2 gehäufte Teelöffel gemahlener Kaffee pro Tasse sollten es sein, vielleicht auch ein bisschen mehr, um einen klassischen türkischen Kaffee herzustellen. Den frisch gemahlenen Kaffee gebt ihr in das langstielige Kännchen, welches unabdingbar für echten türkischen Kaffee ist. Also wenn ihr’s richtig machen wollt, braucht ihr eine Cezve.
Zutaten für einen türkischen Kaffee
- 2 TL feines Kaffeepulver (am besten frisch gemahlen)
- 1 TL Zucker
- 1 Tasse Wasser
- Mokkakanne
- Gewürze
So bereitet ihr euren türkischen Kaffee zu
Als erstes füllt ihr das Wasser in die Mokkakanne und erhitzt es. Den Zucker gebt ihr hinzu, sobald sich die ersten Bläschen zeigen. Wenn das Wasser kocht, fügt ihr das frisch gemahlene Kaffeepulver hinzu und rührt es nach und nach gut ein, so dass es nicht oben schwimmt. Den Kaffee lasst ihr nun so lange aufkochen, bis sich eine Schaumschicht bildet und der türkische Kaffee fast überkocht. Jetzt schöpft ihr den Schaum ab und gebt je einen Löffel davon in jede Tasse. Setzt die Cezve zurück auf die Hitzequelle und wiederholt den Vorgang ein zweites Mal. Zu guter letzt könnt ihr den türkischen Kaffee auf die Tassen aufteilen.
Stilecht serviert wird türkischer Kaffee in klassischen Mokka-Tassen oder alternativ in Espressotassen. Je nach Geschmack könnt ihr noch Kardamom, Zimt, Nelken oder Rosenwasser hinzufügen. Besonders im arabischen Raum wird der Mokka häufig zusätzlich gewürzt. Dazu deckt ihr türkisches Gebäck, Baklava oder süße Datteln auf.
Nach einer kurzen Weile setzt sich am Boden der Tassen der Kaffeesatz ab. Dies gehört zu einem klassischen Mokka dazu und am Ende der Zeremonie könnt ihr dann den Kaffeesatz lesen!

Sonstige Varianten des türkischen Kaffee
Neben dem arabischen Mokka (welcher oft mit dem türkischen Kaffee verwechselt wird), gibt es noch den griechischen und ägyptischen Kaffee. Bei letzterem handelt es sich um dasselbe wie einen arabischen Mokka. Sollte mal auf einer Speisekarte der „Balkanesische Mokka“ auftauchen, handelt es sich um einen ganz klassischen türkischen Kaffee.
Arabischer Mokka / Ägyptischer Kaffee
Wem türkischer Kaffee zu süß ist, der kann auch auf den Zucker verzichten und stattdessen Kardamom und eine Prise Muskat verwenden, was dann einem arabischen Mokka entsprechen würde. In der Beigabe von Gewürzen statt Zucker liegt eigentlich auch der einzige Unterschied zwischen einem arabischen und einem türkischen Kaffee.
Wenn ihr in Ägypten oder Syrien einen Kaffee bestellt, solltet ihr dazusagen, wie viel Zucker ihr haben wollt. Denn der Kaffee wird hier immer mit gezuckertem Wasser zubereitet. Man kann ihn leicht süß (arriha), mittel süß (mazboot) oder sehr süß (ziyada) bestellen. Ungesüßter Kaffee (sada) wird hingegen nur zu traurigen Anlässen wie Beerdigungen getrunken.

Griechischer Kaffee
Der griechische Kaffee wird oft mit dem türkischen verwechselt. Bei beiden handelt es sich um Mokka, aber hierbei spielt eher der verwendete Name eine Rolle. Die Zutaten, das Rezept und auch die Zubereitungsart sind identisch. Allerdings sind historisch bedingt die Griechen nicht ganz so gut auf die Türken zu sprechen. Bestellt daher niemals in Griechenland einen türkischen Kaffee! Ordert einen griechischen Kaffee und ihr erhaltet den euch bekannten türkischen Kaffee in der Kaffeetasse. Es ist ein und dasselbe. Aber bitte bezeichnet ihn einfach anders. Wir wollen ja nicht, dass euer Griechenland-Urlaub mit einer schlechten Erinnerung verknüpft wird 😉
Das Kännchen zum Zubereiten des griechischen Kaffees heißt hier natürlich auch nicht Cezve, sondern Briki. Auch hier handelt es sich um das gleiche Gefäß wie beim türkischen Kaffee.
3. Ein paar letzte Tipps zum Zubereiten und Genießen
In dem folgenden Video seht ihr die Zubereitung eines türkischen Kaffees im Detail, sodass ihr ihn Schritt für Schritt zu Hause zaubern könnt. Im Gegensatz zu unserer Anleitung wird das Kaffeepulver allerdings zu Beginn komplett in die Kanne gegeben – wir empfehlen, es nach und nach ins Wasser einrieseln zu lassen. Außerdem sollte geprüft werden, ob eure Cevze euch für euren Herd geeignet ist – für Induktionsherde gibt es beispielsweise ganz eigene Modelle.https://www.youtube.com/embed/TvNWLrRzIAM
Und wenn türkischer Kaffee bei euch zum ersten Mal auf den Tisch kommt: Der viele Zucker ist beim ersten Schluck ungewohnt, macht den Kaffee aber dadurch zu einem kleinen Dessert. Wenn ihr in Cafés einen Mokka bestellt, solltet ihr in der Regel einen türkischen Kaffee serviert bekommen. Der Zucker wird separat serviert, ihr könnt diesen also auch einfach weglassen.
Das schöne an einem türkischen Kaffee ist die Tradition, die dahinter steckt. Nehmt euch also eine Stunde Zeit, bereitet in aller Ruhe euren Kaffee zu und genießt diesen anschließend mit leckerem süßem Gebäck. Und vergesst auf keinen Fall, euren Kaffeesatz zu lesen – vielleicht wartet ja der Traumprinz um die Ecke, es steht eine Beförderung im Job an oder ihr erlebt spannende Abenteuer. Also ab an den Herd mit euch und bereitet einen leckeren türkischen Kaffee zu.