„Du, wir müssen uns unbedingt mal wieder zum Kaffeeklatsch treffen!“ Hand aufs Herz: Wann hast du das zuletzt zu einem lieben Freund, Bekannten oder deinen Familienmitgliedern gesagt, um euch zum gemütlichen Quatschen bei Kaffee und Kuchen zu verabreden? Im Café oder bei dir zu Hause? Lass mich raten: Vermutlich ist es schon eine ganze Weile her. Doch selbst wenn nicht: Für einen gepflegten Kaffeeklatsch kann gar nicht oft genug Zeit sein!
Gerade in dieser schnelllebigen Zeit, in der viele ihren „Coffee to Go“ oft nur schnell im schnöden Pappbecher gedankenlos im Stehen hinter kippen, sollten wir uns wieder Zeit für das Einfache und Gute nehmen: Eine schöne Tasse Kaffee mit einem leckeren Stück Kuchen dazu, nett am Tisch und in guter Gesellschaft genossen. Herrlich! So ein kleines Alltagsritual entspannt ungemein, macht glücklich und pflegt wichtige Beziehungen.
Darum plädieren wir für das Aufleben vom Kaffeeklatsch! In diesem Artikel erklären wir, wo die Tradition des gemeinsamen Genießens von Kaffee und Kuchen herkommt, und wieso wir uns im Alltag mehr Zeit dafür nehmen sollten. Außerdem haben wir Tipps parat, wie dein nächster Kaffeeklatsch ein Erfolg wird – und wie du ihn in anderen Ländern stilecht zelebrieren kannst.
1. Ursprung: So wurde Kaffeeklatsch zur Tradition
Das Wort „Kaffeeklatsch“ reiht sich neben allerlei andere altmodische Redewendungen wie etwa „schmuck“, „Kurzweil“ oder „Galanterie“ ein, die aus einer anderen Zeit stammen und im heutigen Sprachgebrauch (leider) nur noch selten Verwendung finden. Bei vielen lässt sich direkt vom Begriff ableiten, wie man darauf kam. Aber Kaffeeklatsch…hmmm… Hat das etwa mit in die Hände klatschen zu tun, weil der Kaffee so fein schmeckt?!
Kaffeeklatsch ist ein Synonym für Kaffeekränzchen: Früher trafen sich vornehmlich Frauen, um bei Kaffee und Kuchen den neusten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Daher sprach man auch von Damenkränzchen, der Alternative zum männlich dominierten Stammtisch in der Kneipe, und „klatschen“ beschrieb das Plaudern. Jener Sinnzusammenhang ist aber deutlich älter als das Kaffeetrinken und soll laut Birgit Althans (Freie Universität Berlin) von Waschfrauen abstammen, die ihre Wäsche zur Fleckenbekämpfung gegen Steine klatschten. Während dieser Tätigkeit sollen die Damen nach Worten Luthers auch „mit dem Maule gewaschen“ und lautstark über die Herkunft der Flecken spekuliert haben. So war der „Klatsch“ geboren!
Erstmals soll von Kaffeeklatsch übrigens 1888 die Rede gewesen sein. Noch heute lädt man gern liebe Menschen nach Hause ein oder trifft sich im Café, um bei Kaffee und Kuchen gemütlich zu schwatzen, zu klönen oder zu plaudern – je nachdem, wie man das muntere Gespräch in der jeweiligen Region Deutschlands bezeichnen will.
Allerdings ist es ein wirklich altes Klischee, dass sich solche Kaffeerunden angeblich nur auf Frauen bzw. „Klatschtanten“ beschränken. Denn es gibt auch “Klatschmänner” – auch wenn sie den Begriff vielleicht nicht gerne hören 😉 Schließlich wissen wir seit Etablierung der Kaffeehäuser (das erste entstand 1768 in Wien), dass auch die Herren Kaffeekränzchen in gepflegter Runde lieben – wenn sie ehrlich sind, gern mit ein wenig Klatsch zum Kaffee.
2. Kaffee und Kuchen: So geht Kaffeeklatsch heute
Egal ob im frischen Nordfriesland, bei den Kaffeesachsen, im feschen Bayern oder im jecken Rheinland: Kaffeeklatsch in den eigenen vier Wänden wird überall gern zelebriert, wobei je nach Region neben dem Kaffee andere Leckereien auf den Tisch kommen. Obwohl diese Tradition von der älteren Generation stammt und von ihr besonders gepflegt wird, so bietet sie sich auch für jüngere Fans von Kaffee und Kuchen an. Denn: Du brauchst nicht viel dafür, bekommst aber ’ne Menge an Glücksgefühlen raus. Ein guter Deal, oder? Hier sind sie also, die wenigen To Dos zum perfekten Kaffeeklatsch.
2.1 Lieblingsmenschen einladen
Bei der Organisation vom Kaffeeklatsch solltest du zuerst deine Lieblingsmenschen zu dir nach Hause einladen. Damit in der gemütlichen Runde jeder gut mit jedem quatschen kann und es nicht zu rummelig wird, empfehlen wir einen kleinen aber feinen Gästekreis. Ein guter Anhaltspunkt: Es sollten nicht mehr Leute sein, als an deinen Kaffeetisch passen, oder für die ein selbst gebackener Kuchen mühelos reicht. Ansonsten artet der Kaffeeklatsch in eine “Nachmittagsparty” mit zu großem Organisationsaufwand aus, und diesen Stress willst du von vorn herein zu vermeiden.
Du hast einen großen Freundeskreis, für den ein gemeinsamer Kaffeeklatsch ein wenig mehr Platz und Planung erfordert? Dann macht doch eine monatliche Kaffeekränzchen- oder Brunch-Runde draus und wechselt euch ab. So kommt jeder mal als Gastgeber mit Kaffeekochen und Kuchenbacken dran 😉
Plane bei der Einladung lieber etwas Vorlaufzeit für die schwer Beschäftigen in der Runde ein, damit nichts schief gehen kann, und schlage am besten einen Samstag oder Sonntag vor. Dann haben die meisten keinen Zeitdruck. Alle zugesagt? Perfekt, dann geht’s an die Feinplanung!
2.2 Guten Kaffee und eine starke Kaffeemaschine parat haben
Beim Kaffeeklatsch gibt es nur zwei wichtige Zutaten: Kaffee und Kuchen. Logisch! Also sollte der Kaffee, den du ausschenkst, unbedingt gut sein! Dazu brauchst du hochwertige Kaffeebohnen wie unseren Happy Coffee: Die sind super frisch geröstet, haben Bio-Qualität und stammen aus fairem Direkthandel. Generell empfehlen wir, die frisch gerösteten Bohnen binnen 6 Monaten zu verbrauchen und kurz vor Bedarf mit der Kaffeemühle selbst zu mahlen. Wenn du die Bohnen dann noch einer guten Kaffeedose aufbewahrst, bleibt das Aroma lange erhalten – und du kannst dir der Anerkennung deiner Gäste am Kaffeetisch gewiss sein.
Frische ist wirklich das Stichwort für guten Kaffeegeschmack in der Tasse: Die Kaffeebohnen sollten frisch geröstet und von dir zu Hause frisch gemahlen werden, bevor du das Kaffeemehl frisch aufbrühst.
Apropos Aufbrühen: Beim Kaffeeklatsch mit deinen Gästen empfehlen wir, deine Handfilter wie die Chemex lieber im Schrank zu lassen, damit du nicht die ganze Zeit mit ständigem Aufbrühen beschäftigt bist. Eine French Press ist schon mal deutlich entspannter, vor allem wenn du für mehr als 3 Personen vielleicht sogar zwei zur Hand hast. Am leichtesten machst du es dir zum Kaffeeklatsch aber mit einer Kaffeemaschine, weil sie auf Knopfdruck mehrere Tassen Kaffee zaubert – und du dich zurücklehnen kannst. Prädestiniert dafür ist die klassische Filterkaffeemaschine, die übrigens viel besser ist als ihr Ruf.
Falls bei deinem Kaffeeklatsch Kinder anwesend sind, dann denke an passende Kaffeealternativen – z.B. Kakao oder den sogenannten “Babyccino”, der nur aus leckerem Milchschaum besteht. Für koffeinempfindliche Menschen empfiehlt sich eine Sorte, die allen in der Runde schmeckt, wie unser Happy Coffee Decaf oder Lupinenkaffee. Wer solche wohlschmeckenden “Überraschungen” serviert, hat gleich das erste Gesprächsthema am Tisch parat!
2.3 Kaffeetisch hübsch herrichten
Beim Kaffeeklatsch machen sich Kaffee und Kuchen auf einem schön gedeckten Tisch natürlich besonders gut, an dem deine Gäste bestimmt auch gern etwas länger verweilen. Dabei musst du dich keinesfalls verbiegen, sondern kannst deinem Stil – egal ob schick, natürlich oder witzig – treu bleiben. Besonders gut kommt zu dem Anlass ein herrlich altmodisches Gedeck mit diesen Elementen:
- Kaffeetassen. Es können schicke Kaffeetassen mit Untersetzer aus einem Service auf den Tisch kommen, ein bunter Mischmasch an Tassen, oder zur Not auch deine Kaffeepötte. Besonders festlich wird’s natürlich mit dem guten Geschirr von Oma, das zu diesem Anlass ruhig einmal aus dem Schrank geholt werden darf. Und falls deine Runde es lieber klein und kräftig mag: Espressotassen tun es auch 😉
- Kaffeekanne. Das Stück aus Porzellan ziert jede Kaffeetafel, erleichtert das Nachschenken und hält den Kaffee länger warm. Vor allem mit Stövchen!
- Kuchen- oder Tortenplatte. Die großen Teller aus Porzellan oder Glas setzen jedes Gebäck wunderbar in Szene. Besonders edel ist eine mehrstöckige Etagere! Wer so etwas in der Art nicht hat, kann auch normale große Teller oder Brettchen aus Holz verwenden.
- Kuchenteller und Kuchengabeln. Sie machen die Runde mit Kaffee und Kuchen erst komplett – und es ist immer schön, wenn diese eher selten benutzten Utensilien einmal zum Einsatz kommen können.
Nun fehlt eigentlich nur noch die Dekoration – wir halten es gern einfach. Erlaubt ist, was gefällt: Zum Beispiel frische Blumen, ein paar Kaffeebohnen, frische Früchte, oder Saisonales. Zu Ostern zum Beispiel ein paar bunte Eier und Schokohasen, zu Weihnachten ein Räuchermann und Tannenzapfen, und im Sommer vielleicht ein paar grüne Gräser neben dem Cold Brew oder Eiskaffee. Du kannst ruhig etwas verrückt sein und ganz individuelle Mottos umsetzen!
2.4 Leckeren Kuchen backen
Kaffee und Kuchen, das gehört zusammen wie Winter und Schnee, oder Sommer und Eis. Für deinen Kaffeeklatsch kannst du natürlich Kuchen oder Teilchen vom Bäcker holen, aber noch stilechter wird es mit einer selbst gebackenen Leckerei. Während dem Werkeln in der Küche kommt schon Vorfreude für die nette Runde mit deinen Liebsten auf – und du musst ja nicht unbedingt das komplizierteste Rezept wählen. Falls dir noch die zündende Idee fehlt, hier ein paar Anregungen und Rezeptlinks für klassisches oder modernes Gebäck von A bis Z, das immer gut ankommt:
- Apfelstrudel: Knuspriger Strudelteig umhüllt saftige Äpfel, die mit Rosinen oder Nüssen gespickt werden können.
- Bananenbrot: Wer Kaffee und Kuchen modern gestaltet will, sollte diese gesunde und nicht zu süße Leckerei aus Australien versuchen – die aus vielen Bananen besteht!
- Carrot Cake: Unser Favorit (siehe folgendes Bild) aus würzig-saftigem Möhrenteig, getoppt mit einer Cremehaube, und teils als „Rüblikuchen“ bekannt. Nicht nur zum Osterbrunch lecker!
- Eierschecke: Ein Blechkuchen-Klassiker mit Quark und schaumiger Eiermasse, der gerade den Kaffeesachsen ein Lächeln entlockt!
- Gugelhupf: Nein, hat nix mit Google zu tun, sondern bezeichnet einfachen Rührkuchen aus der Gugelhupf-Form. Zum Beispiel Marmorkuchen oder Zitronenkuchen.
- Käsekuchen: Eine cremige Angelegenheit aus dünnem Boden und Quarkmasse, die nicht mit dem amerikanischen Cheesecake (aus Frischkäse) zu verwechseln ist.
- Key Lime Pie: Leckere Limettencreme mit Baiserhaube und ein Boden aus Kekskrümeln – die Lieblingstorte aus Florida!
- Schwarzwälder-Kirsch-Torte: Eine Spezialität für fortgeschrittene Bäcker, bestehend aus Sahne, Schokosplittern und Kirschen.
- Streuselkuchen: Hast du als Kind immer am liebsten Streusel genascht? Dann back einen ganzen Kuchen davon! Auch ohne Früchte supersaftig.
- Zimtschnecken: Wir lieben das Rezept von Starbäckerin Cynthia Barcomi – Cinnamon Rolls aus Hefeteig mit Zimt- und Zuckerrübensirup, und mit Glasur verziert.
- Zwetschgenkuchen: Ein duftender Hefeteig, frische Zwetschgen, wahlweise mit Streuseln oder einen Schlag Sahne. Als Blechkuchen oder in Tortenform ein Genuss!
Wir empfehlen, den Kuchen am Vortag oder am Morgen vom nachmittäglichen Kaffeeklatsch zu backen. Falls du ein Rezept mit Kaffee suchst, schau dir mal unseren Coffee Cheesecake an!
3. Kaffeeklatsch in Europa: Kaffee und Kuchen mal anders
Wo sind der Kaffeeklatsch bzw. die Tradition, Kaffee und Kuchen zusammen in Gesellschaft mit anderen Menschen zu genießen, eigentlich am meisten verbreitet? Definitiv in Deutschland, der Schweiz und Österreich! Also jenen Ländern Europas, die schon immer eine rege Kaffeehaus-Szene hatten und somit Kaffeetrinken als Kulturgut betrachten, auch in den eigenen vier Wänden. Dazu reflektiert eine Amerikanerin auf HI Travel Tales sehr treffend:
“Coffee is what they do and the coffee is quite excellent (in most cases). What sets these countries (and a few others apart) is the tradition of afternoon coffee that means so much more than a cup of black brew. To be asked if you want to “have coffee” often means there will be cakes, tarts, strudels or other baked goods involved. “Kaffee trinken” is a reverent thing in this corner of the world, especially on weekend afternoons.”
Überraschend ist, dass „Kaffee und Kuchen“ in Italien – ebenfalls ein Land mit einer regen Kaffeekultur – eher untypisch ist. Hier muss es schnell gehen, und am liebsten wird nachmittags Espresso an der Theke von Cafés oder nach dem Essen am Küchentresen getrunken. Dennoch gibt es in anderen europäischen Ländern auch so etwas wie Kaffeeklatsch, der allerdings etwas anders aussieht als man es z.B. in Deutschland gewohnt ist.
3.1 Großbritannien: Tea Time mit Scones
Die Queen tut es, die Rolling Stones tun es, und auch die meisten anderen Briten: Im United Kingdom ist die nachmittägliche „Tea Time“ seit Langem Brauch. Schon früher wurde dazu meistens schwarzer Tee mit etwas Sahne serviert – unter allen Teearten ist er quasi das Pendant zum Kaffee – und dazu gab es z.B. frisch gebackene Scones mit Clotted Cream und Marmelade. Heute hat sich nicht besonders viel geändert: Der United Kingdom ist nach wie vor eher ein Tee- als ein Kaffeeland, obwohl in den Städten durchaus hippe Cafés zu finden sind. Auch die leckeren Scones stehen nach wie vor hoch im Kurs. Wir mögen sie am liebsten warm und mit Rosinen 🙂
Übrigens ist nicht klar, ob der Spruch “Abwarten und Teetrinken” wirklich aus Großbritannien kommt. Dennoch gibt es bei den Briten für „a cup of tea“ wirklich immer einen Grund, egal ob das Gegenüber nun über Sorgen oder etwas Freudiges berichten will, oder man sich einfach eine Weile nicht gesehen hat. In Haushalten kommt durchaus Beuteltee zum Einsatz, wobei natürlich jeder Brite weiß, dass loser Tee im Kännchen deutlich besser schmeckt. Überraschend: Heute nehmen viele Engländer, Waliser und Schotten aber auch gern Kaffee und Kuchen zu sich – was wahrscheinlich mit dem Aufkommen vieler internationaler Coffeeshops zu tun hat.
3.2 Finnland: Kavhipausi mit Zimtschnecke
Wer hätte es gedacht: Finnland ist das Land mit dem höchsten Kaffeeverbrauch weltweit! Das dürfte daran liegen, dass sich die Finnen seit Urzeiten gern an einer heißen Tasse Kaffee wärmen, eine Vorliebe für Light Roasts haben, und sich mit einem Snack dazu stärken. Heute ist die mehrmals am Tag eingelegte „kahvipausi“ sogar ein Arbeitnehmerrecht und je nach Anlass (z.B. Hochzeit, Beförderung) und Tageszeit hat geselliges Kaffeetrinken eigene Namen. Und Koffein hin oder her: Hier gibt es sogar einen nächtlichen Kaffeetrunk. Mit „kakkukahvi“ haben die Finnen natürlich auch für Kaffee und Kuchen einen eigenen Begriff. Isst man zum heißen Schwarzen die typische Zimtschnecke („pulla“), ist von „pullakahvi“ die Rede. Noch mehr über die Kaffeesitten der Finnen liest du hier!
Übrigens sind ist die nordische Kaffeekultur im Rest Skandinaviens der von Finnland ähnlich. In Schweden heißt die öfters zelebrierte Kaffeepause „fika“ – auch hier gibt es Kaffee und Kuchen, oder Kaffee mit etwas Süßen oder einem Sandwich. In Island, Norwegen und Dänemark läuft es auch in etwa so. Übrigens hat man in fast allen skandinavischen Ländern schon früher zum „Kirkekaffee“ – informellen Treffen nach dem Gottesdienst inklusive Kaffeetrinken – etwas Passendes wie Gebäck gereicht. Auch Hygge, die dänische Bezeichnung für Wohlbefinden, kann mit einer guten Tasse Kaffee und etwas Leckeren dazu in Verbindung gebracht werden!
3.3 Frankreich: Süße Sünden zum Goûter
Wer hätte es gedacht: Auch in Frankreich gibt es mit Goûter (“schmecken”) eine Art Kaffeeklatsch, der gegen 16:00 Uhr stattfindet. Eine Tradition, die eigentlich vor allem für Kindern gedacht ist – als eine süße Zwischenmahlzeit, um bis zum Abendessen durchzuhalten. Im Laufe des Tages einfach nach Lust und Laune “Snacken” ist bei den Franzosen nämlich verpönt. Zum Glück wird mit Goûter ganz regulär etwas Süßes serviert: Bei Kindern wie Erwachsenen stehen Pain au Chocolat, Brioche oder Tartes hoch im Kurs, je nach Altersgruppe vielleicht mit einem Glas Milch, Tee oder Kaffee dazu. Wichtig: Wie für jede Mahlzeit wird sich in Frankreich auch für Kaffee und Kuchen Zeit genommen, und es muss etwas Hochwertiges auf dem Teller landen.
French people would rather have one amazing cake once a month than a miserable low cal substitute food every day. (…) The French attitude is very black and white: eat the cake or don’t eat the cake. (the Local.fr)
Goûter findet gern im Familienkreis statt, vor allem an Feiertagen und Wochenende. Wenn du hier eingeladen bist: Bring unbedingt etwas Selbstgebackenes mit, denn das gehört zum guten Ton! Die junge Generation der Franzosen trifft sich nachmittags aber auch gern in einem angesagten Café zum Klönen und Verwöhnen – Savoir Vivre eben!
3.4 Türkei: Türkischer Kaffee und Kaffeesatz lesen
In der Türkei serviert man nicht nur am Nachmittag gern zwei Getränke: Zum einen Cay, den türkischen schwarzen Tee in kleinen Gläsern. Und zum anderen türkischen Kaffee, besser bekannt als Mokka, der in einer offenen Mokkakanne mit langem Stil (“Cezve” bzw. “Ibrik” genannt) zubereitet wird. Insgesamt hat Kaffee in der Türkei eine lange Tradition, schließlich kam das schwarze Gold über dieses Land – und das erste Kaffeehaus im damaligen Konstantinopel bzw. heutigen Istanbul – nach Europa! Was den türkischen Kaffee besonders macht, ist sein kräftiger Geschmack und Gewürze wie Zimt, Muskat und Kardamom, mit denen er verfeinert wird. Dazu gibt es etwas süßes Gebäck, wie z.B. Baklava, und Datteln oder Feigen.
Übrigens: Die Türken sind auch wahre Meister im Verwerten vom Kaffeesatz! Er sammelt sich beim Mokka unten an der Tasse und sollte keinesfalls mitgetrunken werden – nicht nur, weil es nicht sonderlich schmeckt, sondern auch, weil man mit Kaffeesatz lesen die Zukunft deuten kann. Dazu wird die Tasse auf den Unterteller umgedreht, ein paar Mal geschwenkt, und nach dem Abkühlen gelüftet. Die entstandenen Muster dienen als Orakel, was die Zukunft bringen mag. Eine Sitte, die viele Türken seit Generationen kennen!
4. Slow Coffee: Warum wir den Kaffeeklatsch brauchen
Heutzutage wirken der Kaffeeklatsch bzw. ein Kaffeekränzchen fast wie ein Anachronismus: Ein Ding aus längst vergangenen Tagen, das nicht mehr so richtig zu unserem viel zu schnelllebigen Alltag passen mag. „Keine Zeit“ hätten sie für eine Tasse Kaffee und Kuchen, sagen viele Menschen achselzuckend. Wir meinen: Humbug! Das Problem ist nicht Zeitmangel, sondern es sind unsere Gewohnheiten, die man ruhig einmal kritisch hinterfragen kann. Und du kannst so einen Kaffeeklatsch übrigens auch ganz modern aufziehen – zum Beispiel als privates Cupping Event unter nerdigen Kaffeefreunden! Ein herrlich altmodisches Kränzchen ist aber auch immer wieder fein 😉
4.1 Guter Kaffee ist kein Zweckkaffee
Bei manchen Menschen beschleicht mich das Gefühl, dass Kaffee bei ihnen nur dann erlaubt ist, wenn er eine bestimmte Funktion erfüllt. Wie der Morgen-Kaffee, der den müden Geist fit für den langen Tag machen soll. Der Meeting-Kaffee auf Arbeit, an dem man sich beim Palavern über neue Projekte festhält. Oder Coffee-to-Go am Nachmittag im Pappbecher, der im Gehen zur Überwindung vom Nachmittagstief getrunken wird. Am besten mit dem Blick auf das Smartphone geheftet, um ja keine neue Email oder kein neues Like auf Instagram zu verpassen. Denn wo kämen wir da hin?!
Wer „Zweckkaffee“ trinkt, legt meist auch keinen Wert auf Qualität und bewussten Genuss. Billig muss es sein, bequem und schnell gehen – vielleicht ist das auch der Grund, wieso Instantkaffee, Kaffeekapseln und die seelenlosen Kaffeeketten noch immer so beliebt sind. Mit Kaffeekultur haben sie aber leider nur wenig zu tun.
Wir sagen: Bitte lass den Kaffeeklatsch wiederaufleben! Er rückt neben der angenehmen Gesellschaft den Kaffee selbst in den Fokus – ein Luxusgut, das genossen werden will. Also zelebrier‘ den Besuch im Café, wo der Barista sich Mühe gibt, das Beste aus Kaffee und Milchschaum zu zaubern. Leiste dir gute, frisch geröstete Bio-Bohnen für zu Hause, und informier dich, wie man sie am besten zubereitet. Und nimm dir so viel Zeit, dass die schöne Porzellantasse deine Hände wärmen und du den Kaffee in Ruhe schmecken kannst. Das geht besonders gut mit einem netten Gegenüber, das dir Spannendes erzählt!
4.2 Ein guter Grund, mal wieder Kuchen mit Liebe zu backen
Kürzlich suchte ich für den Kaffeeklatsch ein neues Rezept. Es sollte Kaffee und Kuchen bei Freunden geben, und ich hatte angeboten, etwas zu Backen. Auf Rezeptsuche im Internet bei Pinterest & Co. stieß ich fast nur auf Angebote, die „vegan“, „paleo“, „superschnell“ oder „healthy“ waren. Schön, dachte ich, aber das muss ja gar nicht sein. Erstens vertrugen die Gäste (darunter Sportler und gleichzeitig echte Süßschnäbel) alles, und zweitens wollte ich mir extra Zeit zum Austoben in der Küche nehmen.
Ich wollte bewusst einen Kuchen backen, der alles hatte – Eier, Butter, Mehl und Zucker – um meine Mitmenschen zu verwöhnen. Logisch würde er nicht fitter machen, aber lecker sein. Schließlich ging es mir um das Genießen mit Kaffee und Kuchen, und nicht etwa mit „Kaffee und Superfood“ oder „Kaffee mit einer Handvoll Nüsse“ – ich wollte keinen tagtäglichen Optimierungsmodus, sondern etwas Leckeres zaubern!
Versteh mich nicht falsch: Ich ernähre mich gesund, finde Clean Eating klasse, und koche ausschließlich ohne Fertigprodukte. Dank Experimenten wie Carob Cake weiß ich auch, dass gesund Backen echt gut schmecken kann, und Süßungsmittel wie Agavendicksaft besser als raffinierter Zucker sind. Trotzdem will auch bewusst Gelüsten nachgehen und ein „richtiges“ Stück Kuchen (oder zwei!) mit Freunden genießen können. Ohne Reue. Denn das macht glücklich und ist nicht ungesund, zumindest wenn du dir Kaffee und Kuchen nicht täglich gönnst – sondern z.B. zum sonntäglichen Kaffeeklatsch mit deinen Lieben. Dein Sportprogramm und Salat zum Dinner rennen dir ja trotzdem nicht weg.
4.3 Der Kaffeeklatsch bringt uns zurück ins analoge Leben
Ich besitze selbst eins dieser Teufelsdinger und dennoch stellen sich mir beim folgenden Anblick immer die Nackenhaare auf: Heerscharen an Menschen, die mit sturem Blick auf ihr Smartphone durch die Straßen laufen. Aneinander vorbei. Blickkontakt? Oder gar ein Lächeln für einander? Fehlanzeige. Tolle Momente werden durch die Linse vom Handy betrachtet und gleichzeitig überlegt, in welcher App man das Foto oder Video im Anschluss hochladen kann. Selbst im Café sieht man teilweise Leute an einem Tisch sitzen, ohne miteinander zu sprechen – es sei denn, die chatten gerade via WhatsApp miteinander. Dazu passt dieser Spruch:
The smartphone brings us closer to people that are far away, but far away from people who are close.
Soll heißen: Wieso verbringen wir eigentlich so viel Zeit (mit Unbekannten) im Internet, statt die wirklich wichtigen Menschen in unserem Leben mal wieder persönlich zu sehen und mit ihnen herrlich altmodisch – analog statt digital! – zu quatschen? Sie sind es schließlich, die stets zu uns stehen, und mit denen wir schöne Momente am Liebsten teilen. Zum Beispiel beim guten alten Kaffeeklatsch: Plaudern über einem Tässchen Kaffee, begleitet von einem Stück Torte oder Kuchen. Denn schon die Waschfrauen von früher wussten: Nette Gesellschaft und gute Gespräche machen das Leben viel schöner!
Wenn dir Kaffeeklatsch zu Hause mal zu viel Aufwand ist, dann triff dich mit deinen Liebsten im Café – auch hier kannst du eine nette Runde mit Kaffee und Kuchen haben. Außerdem ist es mal etwas anderes als die Cocktailstunde 😉
Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.