Kannst du auf Anhieb beantworten, wo die Unterschiede zwischen Kaffee und Espresso liegen? Nein? Damit stehst du nicht alleine da. Beides kommt zwar von derselben Kaffeepflanze, ist miteinander verwandt, aber letztlich doch sehr verschieden. Wenn du es genau wissen willst, solltest du auf jeden Fall weiterlesen. Wir erklären dir hier nicht nur die Unterschiede zwischen Kaffee und Espresso, sondern lösen auch einen echten Irrglauben auf, bei dem du vielleicht staunen wirst.
1. Kaffee und Espresso: Same same but different?
Nach dem Aufstehen gibt es doch erstmal nichts wichtigeres, als sich die erste Tasse Kaffee zuzubereiten. Dies kann als klassischer Filterkaffee geschehen, mit einem modernen Kaffeevollautomat, der praktischen und allseits beliebten Filterkaffeemaschine oder einem manuellen Kaffeebereiter. So oder so – Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen, und das sogar noch vor Bier. Wir trinken ihn To Go, zum Nachmittags-Kuchen bei auf Omas Geburtstag, im Büro fast durchgängig, Morgens nach dem Aufstehen oder zum Wachwerden nach jeder anderen Mahlzeit. Kaffee geht einfach immer! Allein in Deutschland trinken wir pro Sekunde 2315 Tassen Kaffee! (Quelle: Welt.de) Nur eine Nation trinkt in Europa deutlich mehr, und ist sogar weltweit an der Spitze im Filterkaffeekonsum: Es sind die Finnen.
“Ein echter Espresso widerlegt das Vorurteil, Genuss hätte etwas mit Länge zu tun.” Wahre Worte, gesprochen vom italienischen Espresso-Pabst Segafredo. Denn Espresso ist etwas Besonderes! Er ist teurer als herkömmlicher Filterkaffee und schwerer in der Heim-Zubereitung weil er (um authentisch zu sein) eine Siebträgermaschine erfordert. Und er hat, zumindest lautet so die allgemeine Auffassung, mehr Koffein. Zum Wachwerden nach dem Mittagessen ist der kleine Schwarze perfekt. Kurz vor der langen Autofahrt oder nach einem langen Festmahl ebenfalls, denn er macht ja deutlich aufgeweckter als ein normaler Kaffee. Oder etwa nicht? Auf jeden Fall ist Espresso auch bekannt, weil er Grundlage für viele Spezialitäten mit Milchschaum wie Flat White, Cappucchino & Co ist.
2. Die Unterschiede zwischen Kaffee und Espresso
Nun Butter bei die Fische: Wo liegen die genauen Unterschiede zwischen Kaffee und Espresso? Lass uns einmal genau hinsehen, was sich bei der natürlichen Bohne als solcher, bei der Röstung, dem Mahlen, der Zubereitung und schließlich dem Trinkgenuss feststellen lässt. Denn es gibt schließlich Gründe, wieso wir von “Kaffeebohnen” als Synonym für Filterröstungen und “Espressobohnen” stellvertretend für Espressoröstungen sprechen – und auch beides als separate Produkte im Happy Coffee Shop verkaufen. Spoiler: Auch beim Koffeingehalt haben Kaffee und Espresso ihre Unterschiede!
2.1 Kaffee und Espresso: Dieselbe Frucht, anders gemischt
Filterkaffee und Espresso unterscheiden sich in einigen Punkten zwar deutlich, doch in einer Sache sind sie gleich – dem grundlegenden Rohstoff. Denn für beides werden die gleichen rohen Kaffeebohnen als Früchte der Kaffeepflanze verwendet, die zu denselben Bedingungen wachsen, mit identischen Methoden geerntet und ähnlich (nass, trocken oder in Mischformen wie anaerob oder mittels Honey Processing) aufbereitet werden.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Kaffee und Espresso besteht in der Kaffeesorte, die man verwendet, und wie “rein” sie zum Einsatz kommt. Denn für Filterkaffee sind es in der Regel Single Origin Arabicas, also Arabica-Sorten aus einem bestimmten Ursprungsgebiet. Hingegen setzt man für Espresso deutlich öfters auf Blends – also Mischungen aus Arabica und Robusta. Denn Robusta sorgt beim kleinen Schwarzen für feste Crema und wilde Kräftigkeit, während Arabica komplexe, feine Aromen garantiert. So wie bei unserem Happy Coffee Chiapas Intense, der aus 70% Arabica und 30% Robusta besteht – allerdings aus demselben Anbaugebiet. Quasi ein Single Origin Blend 😉 Natürlich gibt es auch Single Origin Arabicas oder (sehr selten) Single Origin Robustas unter den Espressobohnen, doch Blends kommen eben deutlich häufiger vor.
2.2 Kaffee und Espresso werden unterschiedlich geröstet
Erst nach der Röstung der geernteten, grünen Rohbohnen kann man eigentlich von “Kaffeebohnen” versus “Espressobohnen” sprechen, denn die Röstdauer sorgt für die größte Differenzierung. Doch zunächst zu den Gemeinsamkeiten: Generell ist das Kaffeerösten ein komplexes Handwerk und hat immense Auswirkungen auf das Innenleben der Bohnen. Schonend und langsam sollte die Fahrt im Trommelröster immer vonstatten gehen, egal ob für Kaffee oder Espresso. So wird das beste Aroma entwickelt – ohne unerwünschte verbrannte bis bittere Noten, wie man es von günstigen Industrieröstern kennt. Neben biologischen Anbaustandards und fairen Arbeitsbedingungen für die Bauern ist Sorgfalt beim Rösten tatsächlich auch ein Faktor, wieso Spitzenkaffees ihren Preis haben.
Und nun zu den Unterschieden: Kaffeebohnen werden deutlich kürzer geröstet (ca. 10 bis 15 Minuten) als Espressobohnen (ca. 15 bis 18 Minuten). Daher sehen Kaffeebohnen auch eher mittelbraun aus, während Espressobohnen eher ins dunkelbraun gehen. Natürlich hat das auch Auswirkungen auf die Entwicklung des Aromas: Je länger die Röstung dauert, um so mehr Säure wird innerhalb der Bohne abgebaut; gleichzeitig bilden sich stärker die Röstaromen heraus. Daher schmeckt Espresso auch gleichzeitig kräftig, ist aber für den Magen tendenziell bekömmlicher (sofern man es bei einem Tässchen oder Doppio belässt).
Tendenziell wird über den sogenannten “First Crack” hinweg geröstet – das ist der Punkt, an dem die “Maillard-Reaktion” zwischen Aminosäuren und Zucker stattfindet, und eine Art Karamellisation stattfindet. Die Bohne wird fein-säuerlich, aromatischer, dehnt sich unter den hohen Temperaturen aus und knackt. Bei Espresso röstet man nun im Gegensatz zu Filterkaffee deutlich weiter; es werden langsam Kaffeeöle freigesetzt, die Bohnen fangen an zu glänzen. Erst entwickeln sich süßliche Aromen, doch röstet man zu lang und zu heiß, wird’s kokelig-verbrannt. Sprich: Zu nah an den “Second Crack” – wenn die Bohne knackt weil sie zu trocken wird und kaum noch Kaffeeöle enthält – sollte man nicht gehen. Gute Espressobohnen sollten nicht komplett dunkel sein und extrem glänzen – das ist eher ein Zeichen, dass im Inneren “tote Hose” ist!
Random Fact: Durch die intensivere bzw. längere Röstung des Espresso geht mehr Wasser verloren und die Bohnen verlieren damit an Gewicht. Außerdem ist der Energieaufwand höher. Deshalb ist Espresso in der Regel auch etwas teurer als Kaffee, denn der Wasserverlust mindert die Preis- und Gewinnspanne der Hersteller.
2.3 Kaffee und Espresso werden unterschiedlich gemahlen
Steht der Kaffee oder Espresso nun fertig geröstet auf dem Tisch, ergeben sich die nächsten Unterschiede in Sachen Zubereitung. Alles beginnt bereits beim Mahlen der Bohnen, das idealerweise kurz vorm Brühen mit einer Kaffeemühle geschehen sollte. Der Mahlgrad muss so beschaffen sein, dass das Brühwasser in der korrekten Brühdauer durch das Mahlgut läuft, um das perfekte Ausmaß an Säuren und Aromen heraus zu lösen. Und weil die Zubereitung in einer Filterkaffeemaschine nun einmal ganz anders abläuft als in einer Espressomaschine, muss der Mahlgrad diesen Unterschieden gerecht werden.
Sprich: Während Filterkaffee eher einen mittleren Mahlgrad hat, sollte Espresso einen feinen Mahlgrad aufweisen – denn sonst gibt es später Probleme bei der Extraktion der Aromen ins Brühwasser. Zu einer Überextraktion kann es etwa kommen, wenn Filterkaffee zu fein gemahlen wird, weil das Kaffeewasser dann aufgrund des hohen Widerstands zu lange im Filter stagniert, bis es ganz durchgelaufen ist. Der Kaffee ist dann zu stark bzw. bitter. Hingegen kommt es z.B. bei Espresso zur Unterextraktion, wenn er zu grob gemahlen ist – denn dann bahnt sich das heiße Wasser im Siebträger aufgrund des hohen Drucks den Weg viel zu schnell durch das Mahlgut. So ein Espresso schmeckt dann eher fade, dünn bis sauer.
2.4 Kaffee und Espresso unterschiedlich zubereitet
Hat alles mit dem Mahlen funktioniert? Dann wird erneut relevant, ob du Kaffee oder Espresso zubereitest, denn für beides findet die Zubereitung mit anderen Maschinen bzw. anderem Zubehör statt. Und das ist den Prozessen dahinter geschuldet: Wie der Name schon sagt, wird klassischer Filterkaffee gemacht, indem Kaffeemehl in einen mit Filterpapier ausgekleideten Kaffeefilter kommt, mit heißem Brühwasser aufgegossen wird, und diesem eher langsam hindurch tropft. In Summe liegt die Brühdauer je nach Methode bei etwa 3 bis 5 Minuten. Ob du dazu einen manuellen Kaffeebereiter wie die Chemex oder eine Filterkaffeemaschine wählst, ist eher Geschmacksache.
Im Gegensatz dazu ist die Espressozubereitung – sobald du alle vorbereitenden Schritte und Feinjustierungen an der komplexen Siebträgermaschine erledigt hast – ein sehr schneller Prozess mit viel Druck und Dampf. Der Kontakt von Brühwasser und Kaffeemehl im Siebträger ist mit 30 Sekunden Brühdauer also relativ kurz, bevor der vollmundige Espresso in die Espressotasse läuft. Sofern sich oben die Crema, eine fein-samtige Schicht absetzt, ist alles perfekt gelaufen. Hierfür ist neben dem feinen Mahlgrad auch das Tampen sehr wichtig, um das Kaffeemehl vor dem Brühen ordentlich zu verdichten.
Übrigens: Falls du mit dem Espressokocher arbeitest, sind die “Regeln” des Mahlens und Zubereitens andere, denn hier fehlt der Druck, um authentischen Espresso zu erhalten – du bekommst damit eher einen Mokka in die Tasse. Ähnliches gilt für den beliebten Kaffeevollautomat – da er weder Filter noch viel Druck hat, erhältst du hier eher einen Café Crème statt Filterkaffee, und einen nicht ganz klassischen Espresso.
2.5 Kaffee und Espresso werden unterschiedlich getrunken
Wenn Kaffee und Espresso auf dem Tisch stehen, wird jeder sofort erkennen, welches Getränk welches ist. Alles beginnt schon bei der Tasse: Eine Kaffeetasse fasst um die 200ml, die großen Kaffeepötte sogar deutlich mehr. Dagegen wirkt eine Espressotasse, in die 25 bis 30 ml (einfacher Espresso) bzw. 50 – 60 ml (doppelter Espresso) hineinkommen, gerade zu winzig. Beim Material gilt dafür für beide Tassenarten, dass es nicht zu dünn sein sollte, um genug Wärme zu speichern.
Espresso schmeckt übrigens auch wegen der geringeren Wassermenge deutlich intensiver als Kaffee. Barista sprechen von der sogenannten Brew Ratio: Während das Verhältnis von Kaffeemehl zu Wasser bei Espresso 1:2 bis 1:3 beträgt, liegt es bei Filterkaffee bei 1:15 bis 1:17. Dadurch wird Espresso konzentrierter extrahiert und der Geschmack kräftig-herber, während Filterkaffee uns aromatisch-runder erscheint.
Tja, und wie sieht es mit dem Trinkgenuss aus? Eines ist wohl klar – ein Espresso wird immer schwarz getrunken. Vielleicht darf (italienischen Runden höchstens heimlich) etwas Zucker hinein, doch um Himmels Willen keine Milch. Anders bei Filterkaffee: Hier gibt es sowohl die Kaffee-Schwarz-Fraktion als auch die bekennenden Milchkaffeetrinker. Immerhin gibt es einen Ausweg: Wer Espresso mit Milch bzw. Milchschaum will, bestellt einen Cappuccino, Macchiato oder Flat White. Das wird mittlerweile auch in Italien akzeptiert und nicht mehr als Frevel oder Kindertrunk abgetan 😉
2.6 Kaffee und Espresso: Was hat nun mehr Koffein?
Kaffee und Espresso schmecken nicht nur unterschiedlich – sie wirken tatsächlich auch anders. Eine Tasse Espresso schmeckt kräftiger als Kaffee, enthält aber weniger Säuren, die empfindlichen Menschen eventuell auf den Magen schlagen können. Das liegt nicht nur an der längeren Röstung, sondern auch an der kürzeren Brühzeit. Allerdings ist es ein Irrglaube, dass Menschen mit säureempfindlichem Magen nun nur Espresso trinken dürfen: Denn es gibt Kaffeesorten wie unseren Happy Coffee Chiapas, der von Natur aus säurearm ist – sowohl in Form von Kaffee- als auch Espressobohnen.
Wer allerdings Kaffee vor allem wegen seiner „Hallo Wach-Wirkung” schätzt, kann mit einer Tasse Filterkaffee deutlich mehr Koffein aufnehmen, als mit einer kleinen Tasse Espresso. Unglaublich, aber wahr! Espresso schmeckt zwar intensiver als Filterkaffee, und hat relativ gesehen wirklich mehr, aber bezogen auf die deutlich kleinere Trinkportion dann eben doch weniger Koffein. In 100 Milliliter Espresso steckt 20 bis 30% mehr Koffein als in derselben Menge Kaffee. Allerdings schenken wir uns davon viel weniger ein. Eine Tasse Kaffee macht also wacher als Tässchen Espresso!
3. Zusammengefasst: Die Unterschiede zwischen Kaffee und Espresso
Egal worauf du stehst – Hauptsache, du entscheidest dich für Bio-Qualität aus fairem Anbau. Kaffee und Espresso liegt in der Röstdauer der Bohnen. Espresso wird deutlich komplizierter zubereitet als Filterkaffee. Wie ihr den perfekten Espresso herstellen könnt, haben wir euch hier verraten.
- Espressobohnen sind öfters Blends, Kaffeebohnen eher Single Origins.
- In Sachen Röstung unterscheiden sich Kaffee und Espresso in der Röstdauer.
- Während Espresso fein gemahlen wird, muss Kaffee eher mittel gemahlen werden.
- Bei Filterkaffee läuft die Aromen-Extraktion eher langsamer, bei Espresso durch viel Druck sehr schnell ab.
- Kaffee und Espresso unterscheiden sich in der Zubereitung auch aufgrund der unterschiedlichen Maschinen.
- Espresso hat eine deutlich stärkere Brew Ratio als Filterkaffee, und schmeckt auch daher kräftiger.
- Schwarz wird in der Regel Espresso getrunken, während viele in Filterkaffee auch Milch mögen.
- Eine Tasse Espresso hat nur aufgrund der geringeren Menge weniger Koffein als eine Tasse Filterkaffee.
- Espresso enthält weniger Säuren als Filterkaffee, die auf den Magen schlagen können.
In der Diskussion “Kaffee oder Espresso” antworten wir jedenfalls gern mit: Ja, bitte beides 🙂 Jedes Getränk hat seine Vorzüge, und mal ist uns mehr nach dem einen, mal nach dem anderen. Und wie siehst du die Debatte?