Karlsbader Kanne

Karlsbader Kanne: So geht Handfiltern ohne Papier – aber mit viel Geschmack

Weiß, geschwungene Formen, langer Hals: Nein, wir meinen keinen Schwan, sondern von der Karlsbader Kanne! Die Kombination aus Filteraufsatz und Kaffeekanne sieht mit ihrem altmodischen Porzellan-Look aus, als stamme sie aus einer anderen Zeit. Und da ist etwas dran, denn derartige Seihkannen gibt es schon seit dem 18. Jahrhundert! Doch brauchen Fans von handgefiltertem Kaffee auch heute so einen „Oldtimer“ in der heimischen Kaffeeküche? Wenn dort ohnehin schon alles Mögliche steht – von A wie Aeropress über C wie Chemex und F wie French Press bis Z wie… äh… ziemlich viele Kaffeefilter?

Wir meinen: Ja! Denn für uns ist die Karlsbader Kanne – oder ihr Pendant, die minimalistischer aussehende Bayreuther Kanne – einer der unterschätztesten Kaffeebereiter dieser Zeit. Die meisten kennen sie nicht, weil der Hersteller auf großes Marketing-Getöse verzichtet. Dabei hat die Karlsbader Kanne viele Eigenschaften, sie ist einzigartig und für kleinere Haushalte interessant machen: Das 2-in-1-Wunder ist Kaffeebereiter und Kanne in einem, hält den Kaffee gut warm, und kommt dank Dauerfilter obendrein ohne Filterpapier aus! Außerdem zaubert sie eine echt gute Tasse Kaffee und die Optik ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern.

Du merkst schon, wir würden unsere Karlsbader Kanne nie mehr hergeben, und müssen ihr einfach einen eigenen Artikel widmen. Lies hier, woher die Seihkanne kommt, welche Besonderheiten sie hat, und wie du damit erstaunlich guten Filterkaffee zubereiten kannst.

Die Karlsbader Kanne ein echter Hingucker auf jedem Kaffeekränzchen.

1. Made in Karlsbad? Die Geschichte der Karlsbader Kanne

Entgegen ihres Namens sind die ältesten Verwandten der Karlsbader Kanne nicht etwa in Tschechien zu suchen, sondern in Frankreich. Dort sollen bereits 1795 die ersten Seihkannen aufgetaucht sein, mit denen man Filterkaffee brühen bzw. durch einen auf die Kaffeekanne aufgesetzten Filterhalter abseihen konnte. Seihkannen gab es aus allen erdenklichen Materialien – Metallen wie Silber und Kupfer, Emaille, Ton oder Porzellan. Manche waren bauchiger, andere schlank, einige geblümt, und einige einfarbig. Doch ihr zweiteiliger Aufbau aus Kaffeekanne und aufgesetztem Filterelement war immer derselbe. Genauso ist es heute noch bei der Karlsbader Kanne aus dem typisch weißen Porzellan.

1.1 Der Siegeszug vom handgemachten Filterkaffee

Seihkannen stammen aus einer Zeit, in der die Vorliebe der Europäer für Filterkaffee ihren Anfang nahm, noch bevor es Filterkaffeemaschinen oder Filtertüten gab. Gerade die bauchige Karlsbader Kanne gewann schnell an Beliebtheit: Erst in den Kaffeehäusern Österreichs, und später sogar in den USA, wo man sich dem Charme des Kaffeebereiters „Made in Germany“ scheinbar nicht entziehen konnte. Vielleicht lag’s daran, dass der Hersteller so überzeugend mit der besonders schonenden Aromenextraktion aus dem gemahlenen Kaffee warb, vielleicht am gelungenen Design – schließlich verguckten sich die Amerikaner später in die Chemex, einen anderen und ebenfalls von einem Deutschen erfundenen Filterkaffeebereiter.

Ein Merkmal unterscheidet die Karlsbader Kanne klar von der Chemex und den meisten Kaffeefiltern von Melitta & Co: Sie kommt dank Dauerfilter komplett ohne Filterpapier aus! Das spart beim Kaffeebrühen Geld und Zeit. 

Karlsbader Kanne - Aufbau und Dauerfilter aus Porzellan

Wieso die famose Seihkanne den Namen des tschechischen Kurorts trägt, ist übrigens nicht ganz klar – man vermutet, dass ihr Design im bömischen Karlsbad verfeinert worden sein soll. Jedenfalls passt sie gut zur Third Wave der Kaffeekultur, die neben dem ökologischen Anbau und der schonenden Verarbeitung von Kaffeebohnen auch ein Bewusstsein für die korrekte Zubereitung schaffte. Und so sieht man die Karlsbader Kanne oder ihr neueres Pendant, die Bayreuther Kanne, immer öfters in Trend Cafés neben der Hario V60 & Co. stehen – wo man „Pour Over Coffee“ zubereitet, wie die Kids heutzutage zu handgefiltertem Kaffee sagen.

1.2 Karlsbader Kanne versus Bayeuther Kanne: Gibt’s da Unterschiede? 

Jein! Hinter beidem steckt die Walküre Porzellanfabrik, ein Familienbetrieb in der vierten Generation. Das Unternehmen besteht schon seit über 100 Jahren und ist für hochwertiges, feuerfestes Porzellangeschirr bekannt, das schon früher erfolgreich in alle Welt exportiert wurde. Zum Sortiment gehören heute neben Geschirrservices auch Seihkannen in dem typisch weißen Porzellan, die irreführenderweise als „Kaffeemaschinen“ bezeichnet werden – obwohl sie natürlich per Hand betrieben werden und keinen Strom benötigen. 

Die älteste Seihkanne aus dem Hause Walküre ist die bekannte Karlsbader Kanne, deutlich später kam die Bayreuther Kanne (benannt nach dem Firmensitz in Bayreuth) und weitere Varianten wie die „Aroma-Kanne“ oder die kleineren Tassenfilter dazu. Bei allen sind Aufbau und Brühprinzip mehr oder weniger dasselbe: Mit einem ausgefuchsten Porzellan-Dauerfilter kann man ohne Filtertüte guten Kaffee herstellen. Der wesentliche Unterschied liegt im Design: So hat die ältere Karlsbader Kanne einen bauchig-verschnörkelten Biedermaier-Look, während die 2007 auf den Markt gebrachte Bayreuther Kanne (siehe folgendes Bild) geradlinig und minimalistischer aussieht. Auch die anderen, jüngeren Walküre-Seihkannen sind optisch schlichter gehalten.

Bayreuther Kanne vs Karlsbader Kanne

Außerdem unterscheiden sich die beiden bekanntesten Walküre-Seihkannen ein wenig im Fassungsvermögen: Für Singles gibt es die Karlsbader Kanne mit 0,28 und 0,38 Litern, für zwei Personen empfiehlt sich die 0,85 oder 1,15 Liter Variante. Bei der Bayreuther Kanne hat man die Wahl zwischen dem 0,35 und 0,7 Liter-Modell. Das hat zur Folge, dass du jeweils andere Brührezepte (Verhältnis von Kaffeemehl zu Wasser und Brühzeit) beachten musst.

2. Aufbau der Karlsbader Kanne: Schlicht und genial

Als kaffeetrinkender Zwei-Personen-Haushalt entschieden wir uns für eine größere Karlsbader Kanne mit 0,85 Liter Fassungsvermögen. In der Praxis bekommen wir in Wahrheit aber nicht ganz so viel hinein, ohne eine Sauerei zu riskieren. Doch dazu später mehr. Unsere Karlsbader Kanne reicht auf jeden Fall für 3 große Tassen Kaffee und kann für etwa 90 Euro gekauft werden. In Aufbau und Handhabung ist sie wie gesagt mit der Bayreuther Kanne identisch – deshalb sind die folgenden Informationen für beide Seihkannen geltend, sofern nicht explizit von bestimmten Unterschieden die Rede ist.

2.1 Die vier Elemente Karlsbader Kanne

Erster Eindruck von der Karlsbader Kanne: Wertig, edel und ordentlich schwer! Logisch, denn sie besteht aus vier Elementen, die übereinander gesetzt werden und allesamt aus echtem Porzellan gefertigt sind.  Von oben nach unten besteht sie aus:

  • Deckel. So wie man es von altmodischen Kaffeekannen kennt, mit schnörkeligem Griff. Er kommt nach dem abgeschlossenen Brühprozess auf die Kaffeekanne – hilft beim Aufgießen und vermeidet, dass der Filterkaffee zu schnell auskühlt.
  • Wasserverteiler. Die wenige Zentimeter tiefe „Schale“ hat 6 Löcher im Boden und wird oben in den Filteraufsatz eingehängt. Sie soll zum gleichmäßigeren Verteilen des Brühwassers und einem langsameren Aufguss beitragen.
  • Filteraufsatz. Hier spielt die Musik bzw. liegt die Magie der Karlsbader Kanne versteckt. Unten in Filteraufsatz, der genau wie alle anderen Teile aus reinem Porzellan besteht, ist ein „doppellagiges“ Sieb eingegossen – der innere Teil mit etwas feineren und der äußere Teil mit etwas größeren Löchern, die in Querstreifen übereinander liegen. Natürlich ist so ein Porzellan-Sieb deutlich durchlässiger als ein Metallsieb oder gar ein Filterpapier. Darum ahnt der Kaffeekenner von Welt schon auf den ersten Blick, dass die Karlsbader Kanne einen groben Mahlgrad für die Kaffeebohnen braucht, damit keine Sedimente durch den Dauerfilter rutschen können.
  • Kanne. Das Endstück der Karlsbader Kanne sieht aus wie von Omas Kaffeetafel. Die Kaffeekanne trägt beim Brühen den Filteraufsatz, und am Ende den Deckel.
Karlsbader Kanne im Aufbau

2.2 Passform & Macken: Sitzt alles perfekt?

Bei unserer Karlsbader Kanne passen alle vier Elemente dank der geschwungenen Linien super aufeinander, ohne hin- und her zu wackeln: Der Wasserverteiler hängt mit seiner Krempe über dem Filteraufsatz, und dieser wiederum ist unten etwas schmaler und steckt in der Kaffeekanne. Bei der Bayreuther Kanne schließen alle Elemente hingegen bündig miteinander ab, also mit weniger Überlappungen. Vielleicht ist dass der Grund wieso wir haben gehört, dass hier nicht immer alles 100% sicher aufeinander sitzen soll.

Noch ein eventuelles Manko der jüngeren Seihkanne: Wir haben schon einige Bayreuther Kannen mit abgebrochenem Griff bzw. „Stiel“ vom Filteraufsatz oder von der Kaffeekanne gesehen. Den stabileren Henkeln der Karlsbader Kanne kann das nicht so schnell passieren – auch deshalb unser Favorit. Dennoch ist auch sie aus Porzellan und will pfleglich behandelt werden!

3. Zubereitung von Kaffee mit der Karlsbader Kanne: So geht‘s

Wenn du dir mit der Karlsbader Kanne die ersten paar Male Kaffee zubereitest, dann nimm dir unbedingt etwas Zeit. Und erwarte nicht, sofort das perfekte Ergebnis hinzubekommen – denn bei diesem Kaffeebereiter muss man sich in Technik und Brühparametern erst ein bisschen eingrooven. Doch die Geduld lohnt sich! Das Wichtigste zuerst ist das Brührezept:

Unser Brührezept für die Karlsbader Kanne sind 44 Gramm Kaffee auf 700 Milliliter Brühwasser, mit einer Brühdauer von ca. 5 Minuten.* Bei kleineren oder größeren Modellen muss das Kaffee-Wasser-Verhältnis entsprechend umgerechnet werden, und die Brühdauer wird etwas kürzer oder länger ausfallen.

* Hinweise zum Brührezept: Unsere Karlsbader Kanne sollten eigentlich 0,85 Liter fassen, es gehen aber nur maximal 0,7 Liter hinein, ohne dass es zum Überlaufen kommt. Daher bezieht sich unser Brührezept auf die geringere Wassermenge. Wenn du deinen Filterkaffee etwas schwächer oder stärker magst, kannst du natürlich mit ein paar Gramm weniger oder mehr Kaffee experimentieren.

Nun wollen wir die wesentlichen Zubereitungsschritte für die Karlsbader Kanne vorstellen – inklusive Tipps, wie du eventuell auftretende Probleme beheben kannst.

(1) Kaffeebohnen grob mahlen

Bei mir kommen immer ganze und frisch geröstete Kaffeebohnen zum Einsatz. Denn das schmeckt einfach besser! Zunächst wiege ich die benötigte Menge ab (hier laut Brührezept 44 Gramm) und mahle die Bohnen dann mit der Kaffeemühle. Für die Karlsbader Kanne sollte es wie für die meisten Kaffeebereiter eine Filterröstung sein – beispielsweise unser fruchtiger Happy Coffee Sidamo, denn der entfaltet seine Aromen in der Seihkanne richtig gut.

Superwichtig: Der Mahlgrad muss für die Karlsbader Kanne unbedingt sehr grob sein und in etwa die Konsistenz von Meersalz haben. Das schafft unsere elektrische Rommelsbacher- Kaffeemühle auf der höchsten Stufe 9. Noch etwas gröber und homogener fällt das Mahlergebnis allerdings mit unseren Handmühlen (Commandante oder Hario Mini Mill) aus, sofern diese richtig eingestellt sind.

Karlsbader Kanne - Mahlgrad

Es ist wirklich eine kleine Kunst, so grob zu mahlen, wie es die Karlsbader Kanne mag. Denn mahlst du zu fein, läuft das Brühwasser zu langsam durch den Filteraufsatz: Dann ist dein Filterkaffee überextrahiert (also viel zu kräftig und eventuell leicht bitter) sowie „schlammig“, weil kleinere Sedimente durch den Porzellanfilter in die Kanne gerutscht sind und sich am Boden sammeln. Dass du zu grob mahlen könntest, musst du eher nicht befürchten – das bekommt man erfahrungsgemäß mit den meisten Mühlen nicht hin. 

(2) Wasser kochen und Karlsbader Kanne vorwärmen 

Erhitze dein Brühwasser im Topf oder Wasserkocher. Lass es nach dem Kochen kurz stehen, damit es etwas abkühlt, um die ideale Brühtemperatur von circa 95 °C zu erreichen. Bau in der Zwischenzeit die Karlsbader Kanne zusammen, indem du das Filterelement mit dem Wasserverteiler auf die Kanne setzt. Gieße nun etwas heißes Wasser auf, um deine Karlsbader Kanne vorzuwärmen, damit der später aufgebrühte Kaffee im dicken Porzellanbauch nicht zu schnell abkühlt. Nach dem Vorwärmen kippst du das verwendete Wasser aus der warmen Kanne natürlich weg.

Karlsbader Kanne - Zubereitung von Filterkaffee

(3) Kaffee aufbrühen – mit Blooming und Waage

Gib den gemahlenen Kaffee in den Filter deiner Karlsbader Kanne. Schüttle den Filter kurz, so dass sich das Kaffeepulver darin zum gleichmäßigen Bett verteilt, und setze ihn dann zusammen mit dem Wasserverteiler wieder oben auf die Kanne. Das Brühen beginnt nun mit dem Blooming: Gieß einen großzügigen Schwall heißes Wasser in den Wasserverteiler. Warte dann etwa 30 Sekunden, so dass der gemahlene Kaffee im Filter kurz aufquellen kann – so wird er beim eigentlichen Brühprozess sein Aroma noch besser entfalten.

Tipp: Wir verwenden zum Kaffeebrühen die Hario VST-2000B, eine Küchen- bzw. Kaffeewaage mit Timer. Damit kannst du anfangs die Kaffeemenge abmessen und später den Brühprozess überwachen – die benötigte Wassermenge als auch die Brühdauer. Dazu wird die Karlsbader Kanne zum Brühvorgang direkt auf die Waage gestellt (Tara nicht vergessen!) und der Timer gestartet.

Karlsbader Kanne - Kaffee mit Waage aufbrühen

Nach dem Blooming beginnt das eigentliche Brühen. Gieß nach und nach heißes Wasser auf, so dass im Filter keine „trockenen Pausen“ entstehen – bis die nötige Wassermenge erreicht ist. Das zeigt dir entweder deine Küchenwaage an (in unserem Fall 700g = 700ml Wasser für 44 Gramm Kaffeemehl im Filter), oder du hast sie vorher abgemessen. Überprüfe während des Aufgießens, ob du die Brühdauer von ca. 5 Minuten schaffst. Dauert es viel länger? Dann ist der Mahlgrad wahrscheinlich zu fein und dein Kaffeepulver im Filter zu kompakt – es droht Überextraktion! Beim nächsten Mal einfach gröber mahlen.

(4) Kaffee schmecken lassen

Entferne nach dem Brühen den Filteraufsatz von deiner Karlsbader Kanne und verschließe sie mit dem Deckel. Nun solltest du deinen Filterkaffee in Ruhe genießen – so eine hübsche Kaffeekanne macht sich besonders gut auf dem Tisch zum Kaffeeklatsch mit einem Stück Kuchen. Mit unserer 0,85 Liter Variante (die wie gesagt aber „nur“ 0,7 Liter fasst) können wir drei große Tassen Kaffee ausschenken.

Geschmacklich überzeugt mich die Karlsbader Kanne komplett! Der langsam und schonend gebrühte Kaffee hat einen mittleren Körper, weil der Porzellan-Dauerfilter auch Kaffeeöle und kleinste Sedimente durchlässt – die z.B. bei Kaffeefiltern mit Filterpapier zurückgehalten werden. Trotzdem kommen komplexere Frucht- und Zitrusnoten, wie sie für manche Kaffeebohnen typisch sind, ebenfalls zur Geltung. Wem die French Press zu kräftige Ergebnisse liefert, beim klassischen Pour Over Coffee aber die Röstaromen und ein rundes Mundgefühl fehlen, der wird mit der Karlsbader Kanne wahrscheinlich sehr glücklich werden! 

Karlsbader Kanne - Kaffee Geschmack

4. Kleinere Herausforderungen im Handling Karlsbader Kanne

Wir lieben unsere Karlsbader Kanne, doch es gibt zwei Dinge, die uns anfangs zum Fluchen gebracht haben. Damit du dir kleinere Wutanfälle sparen kannst, wollen wir unsere Erfahrungen mit dir teilen – im Hinblick auf den Wasserverteiler und die tatsächliche Füllmenge! 

4.1 Der Wasserverteiler: Nett, aber… 

Der Wasserverteiler der Karlsbader Kanne, der auf dem Filter sitzt, ist gut gemeint: Damit kann weniger Hitze entweichen und der Anwender wird zum langsamen Aufguss animiert. Allerdings kann man bei Verwendung des Wasserverteilers auch nicht in den Filter schauen und nur mutmaßen, wie hoch das Brühwasser darin steht. Um zu prüfen, ob du schon Nachgießen kannst, neigt man also dazu, den Wasserverteiler ständig anheben. Tust du das nicht und gießt einfach munter drauf los, quillt das Kaffeemehl mit dem Brühwasser irgendwann von unten aus dem Filteraufsatz zurück in den Wasserverteiler – nicht im Sinne des Erfinders!

Unser Trick: Wegen dem Wasserverteiler der Karlsbader Kanne kannst du zwar nicht sehen, aber sehr gut hören, wann du Nachgießen kannst! Sobald das Tröpfelgeräusch aufhört, ist es soweit. Falls dir die Handhabung aber zu kompliziert ist, dann lass den Wasserverteiler einfach weg, und gieß das Brühwasser direkt in den Filteraufsatz auf. Egal ob so oder so, wir verwenden gern unseren Wasserkessel mit Schwanenhals zum Aufgießen – mit ihm spitzt nichts! 

Karlsbader Kanne - Wasserverteiler

4.2 Die Füllmenge: Etwas weniger als gedacht

Bei der Karlsbader Kanne gibt es eine Diskrepanz zwischen der offiziellen und tatsächlichen Füllmenge – zumindest bei uns. Keine Ahnung, ob das an einer zu optimistischen Schätzung des Herstellers liegt, an einer Art Vakuum-Effekt der den gebrühten Kaffee nach oben drückt (?), oder Kaffeetrollen. Mit unserem 0,85 Liter Modell bereiten wir immer nur 0,7 Liter zu, und selbst mit dieser reduzierten Menge will der fertige Kaffee manchmal am Ende vom Brühprozess aus dem Kannenhals flüchten (siehe Foto unten) – hier hilft leichtes Dagegenklopfen.

Und ja, ich habe stoisch versucht, die versprochenen 0,85 Liter aufzugießen – dazu müsste man den Filteraufsatz irgendwann in der Hand halten, weil sonst alles überläuft, und der Kaffee steht am Ende trotzdem knapp über dem Kannendeckel. Aufgrund der identischen Bauweise könnte dieses Problem auch bei größeren oder kleineren Karlsbader Kannen bestehen. Am Ende macht es aber nichts, denn es schmeckt ja trotzdem – einfach vor dem ersten Aufbrühen mit Wasser kurz checken, wie viel wirklich reinpasst, und das oben genannte Brührezept eventuell entsprechen anpassen.

Karlsbader Kanne - Füllmenge

5. Die Karlsbader Kanne: Unser Urteil in der Übersicht

Mein Mann Christian und ich sind erklärte Filterkaffee-Fans. Weil wir mit Aeropress, Chemex, French Press und diversen Kaffeefiltern schon eine große Grundausstattung hatten, war ich beim Kauf der Karlsbader Kanne zunächst skeptisch: Würde sich die Anschaffung lohnen? Heute kann ich die Frage eindeutig mit „ja“ beantworten. Hier erläutere ich abschließend nochmal zusammenfassend, was alles dafür spricht – und was man beachten sollte.

5.1 Die Vorteile der Karlsbader Kanne

Allein optisch macht die Karlsbader Kanne oder die Bayreuther Kanne auf jedem Kaffeetisch viel her. Da bekomme ich direkt Lust, es mir gemütlich zu machen! Doch auch ganz rational kann sie einiges – im Hinblick auf ihre Funktion. Das sind die Pluspunkte unserer Seihkanne aus dem Hause Walküre: 

  • Praktisch, da Kaffeekanne und Kaffeefilter in einem.
  • Kein Filterpapier nötig, denn der Dauerfilter aus Porzellan funktioniert ohne!
  • Keine Nebengeschmäcker im Filterkaffee, weil Porzellan geschmacksneutral ist. Bei Filterpapier kann das trotz Vorspülen anders aussehen, genauso wie bei Kaffeefiltern aus Metall und Plastik!
  • Perfekt für Singles und kleine Haushalte. Wegen der Größen der Seihkannen, aber auch weil du den gebrühten Kaffee in der Kaffeekanne mit Deckel kurz stehenlassen kannst, ohne dass er kalt wird – oder ohne Überextraktion wie bei der French Press zu riskieren.
  • Schnell gemachter Filterkaffee. Wer die Handhabung mit der Karlsbader Kanne drauf hat, macht perfekten Filterkaffee in etwa 7 Minuten (Vorbereitung, Wasserkochen und ca. 5 Minuten Brühzeit). Das geht schneller als mit jedem Handfilter, der extra Filterpapier braucht!
  • Es schmeckt klasse! Ich liebe das mittelkräftige Aroma, dass man mit der Karlsbader Kanne hinbekommt – schöne Röstaromen, die nicht zu sehr in den Vordergrund treten, und trotzdem Raum für fruchtige, blumige und zitrusartige Aromen meiner Bohnen lassen.

Außerdem darf die Karlsbader Kanne in die Spülmaschine, aber wir spülen sie immer per Hand. Weil sie am nächsten Tag vielleicht schon wieder als verlässlicher Frühstückspartner gebaucht wird 😉

Karlsbader Kanne - Kaffee ist fertig

5.2 Anforderungen der Karlsbader Kanne

Eins ist klar – die Karlsbader Kanne und die Bayreuther Kanne sind nun einmal aus Porzellan und wollen nicht zerdeppert werden. Das macht sie auch eher ungeeignet zum Mitnehmen auf Reisen, egal ob zum Camping oder im Flugzeug – dafür gibt es bessere Reise-Kaffeemaschinen. Ansonsten gibt es noch ein paar weitere kleine Dinge zu beachten, damit du mit so einer Seihkanne glücklich wirst: 

  • Groben Mahlgrad einhalten! Und „grob“ heißt in der Regel, so grob wie mit deiner Kaffeemühle möglich! Sonst läuft dein Kaffee zu langsam durch den Filter und wird viel zu kräftig.
  • Tatsächliche Füllmenge herausfinden. Probiere vor dem ersten Brühen, wie viel wirklich in deine Seihkanne passt, damit es nicht zum Überlaufen kommt.
  • Experimentieren. Sowohl mit dem Wasserverteiler (manche mögen ihn, andere lassen ihn weg) als auch mit dem Brührezept – denn Kaffee ist nun einmal immer Geschmacksache.

Und nun: Viel Spaß beim Kaffeekochen! Wir setzen uns jedenfalls gleich noch ein Kännchen an.

Heidi Happy Coffee
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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


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