Instantkaffee ist überraschend beliebt: Ob beim Camping oder auf Reisen, zu Hause oder zwischendurch im Büro – trotz zunehmenden Bewusstseins für gute Kaffeebohnen, frisches Mahlen und Brühtechnik hält sich löslicher Kaffee standhaft am Markt. Aber warum lieben ihn einige Menschen so: Überwiegen der praktische Nutzen und die schnelle Zubereitung, oder (oh Schreck) kann er etwa wirklich schmecken? Fakt ist, dass billiger Industrie-Instantkaffee unter Kaffeekennern oftmals verpönt ist, weil sie ihn nur als minderwertiges Massen-Produkt kennen, das aschig-bittere bis chemische Noten besitzt, und mit einer echten Tasse Filterkaffee so gar nichts gemeinsam hat.
Dass es inzwischen auch anders geht, hat uns als Kaffeehändler zugegeben selbst überrascht. Tatsächlich gibt es mittlerweile Specialty Instant Coffee, der die Vorzüge von Specialty Coffee mit der Praktikabilität von löslichem Kaffee vereinen will. Natürlich entfällt damit das Zelebrieren des Kaffeebrühens per Hand, aber (Spoiler): Specialty Instant Coffee schmeckt tatsächlich und grenzt sich von der Industrie ab.
Darum wurde es Zeit, uns mit diesem Artikel ausführlich dem Thema Instantkaffee zu widmen. Du erfährst, was eigentlich alles zum löslichen Kaffee zählt und was nicht, wo er in der Welt am meisten getrunken wird, und wie man ihn genau herstellt. Außerdem nehmen wir dich mit in die schöne neue Welt vom Specialty Instant Coffee: Du erfährst aus erster Hand von BLAEK Coffee und The Barn, was ihre Produkte so hochwertig macht und wie sie sich vom Massenmarkt abgrenzen. Zuletzt beantworten wir die wichtigsten Fragen zu löslichem Kaffee – von Koffein über gesundheitliche Aspekte.
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1. Instantkaffee: Was ist das eigentlich?
Instantkaffee ist ein dehydrierter Kaffee-Trockenextrakt, der nur mit heißem Wasser aufgegossen (also rehydriert) wird, um sofort eine Art Filterkaffee zu erhalten. Nur eben ohne Filter und Kaffeebereiter bzw. Kaffeemaschine – mehr als eine Tasse, heißes Wasser und einen Löffel zum Umrühren braucht es zur Zubereitung von Instantkaffee nicht. Darum ist das Kaffeepulver oder Kaffeegranulat auch als „löslicher Kaffee“ oder „Schnellkaffee“ bekannt. Uns Endkonsumenten weniger geläufig, in der Gastronomie aber durchaus gängig, ist Instantkaffee als flüssiges Konzentrat.
1.1 Das Reinheitsgebot definiert was Instantkaffee ist – und was nicht
Laut europäischem Reinheitsgebot (Richtlinie 1999/4/EG) darf der stark konzentrierte Instantkaffee ausschließlich aus gerösteten Kaffeebohnen bestehen und nur kalkarmes Wasser als Extraktionsmittel verwendet werden. Sonst nichts – keine sonstigen Säuren, Laugen, Hilfs- oder Zusatzstoffe. Dieselben Reinheitsanforderungen werden übrigens an „Instant-Zichorie“ (besser bekannt als Landkaffee) gestellt.
Damit beantwortet sich die Frage, was kein Instantkaffee ist: Alle Getränkepulver, die außer Kaffee andere bzw. weitere Inhaltsstoffe haben. Höchstens kaffeeähnlich und obendrein sehr ungesund ist z.B. das kalorienreiche “Cappuccino-Pulver”. Tatsächlich enthält es laut Stiftung Warentest kaum Kaffee oder Espresso, sondern zum Großteil Zucker – teils getarnt als Glukosesirup, Süßmolke, Laktose oder Maltodextrin – künstliche Aromen sowie pflanzliche Fette und Stabilisatoren zum Vorgaukeln von Schaum. Auch “Malzkaffee” (gemälzte Gerste), “Getreidekaffee” (Roggen, Gerste, Dinkel), naturbelassener “Lupinenkaffee” (Süßlupinensamen) und “Landkaffee” (Instant-Zichorie) enthalten keine Kaffeebohnen und zählen streng genommen nicht zum Instantkaffee.
1.2 Erfindung und globale Beliebtheit von Instantkaffee
Wirklich eine neue Idee ist Instantkaffee nicht: Bereits 1890 tauchte sprühgetrockneter lösliche Kaffee 1890 in Invercargill in Neuseeland auf, wo er nach dem Erfinder David Strang als „Strang Coffee“ verkauft wurde. Manche Quellen schreiben das erste Erscheinen von Instantkaffee ein paar Jahre früher Frankreich zu, andere ein paar Jahre später den USA. Dort wurde gefriergetrockneter Instantkaffee – als lange haltbares, kaum verderbliches Produkt – nach dem zweiten Weltkrieg sehr bekannt – genau wie Kaffee-Milch-Zucker-Pulver. Kaffeemachen, nur mit Pulver und heißem Wasser, passt ja auch irgendwie zum Lande des „Convenience Foods“ – wo Ready Meals für die Mikrowelle noch heute extrem populär sind 😉
Weltweit bekannt wurde Instantkaffee gegen 1938 durch die Firma Nestlé, die die industrielle Herstellung vorantrieb und Instantkaffee-Rezepte wie Café Frappé erfand. Heute zählt die Firma zu den bekanntesten Marken für löslichen Kaffee und löslichen Kaffeeersatz – aber nicht zwangsläufig zu denen, auf die Kaffee Nerds setzen würden. Denn hochwertiger Specialty Instant Coffee, den wir im dritten Kapitel vorstellen, ist nochmal eine ganz andere Liga.
1.3 Instantkaffee ist überraschend beliebt
Kaum zu glauben, aber wahr: Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 vom Marktführer Nestlé macht Instantkaffee einen Anteil von 25% vom Gesamtumsatz am Kaffeemarkt aus, und kommt damit an zweiter Stelle direkt nach gemahlenem Röstkaffee (28%). Gleichzeitig ist laut Statista davon auszugehen, dass die Nachfrage nach dem löslichen Kaffee jährlich knapp 5% wachsen wird. Spannenderweise scheiden sich geographisch gesehen die Geister sehr stark, was Instantkaffee angeht:
Während die westliche Welt eher frischen Kaffee favorisiert, ist es in der östlichen Welt Instantkaffee. Ein Phänomen, das sich mit der Vorliebe für Kaffee oder Tee erklären lässt: In Kaffeeländern (Großteil Europas, Nord- und Südamerika) trinkt man Frischgebrühten, in Teeländern (Asien, Mittelamerika, Großbritannien, Süd-/Osteuropa und) muss eher Instantkaffee her. (Quelle: Time.com)
So kommt es zu riesigen Beliebtheits-Unterschieden: Während im United Kingdom der Marktanteil von Instantkaffee bei wahnwitzigen 75% liegt, sind es in Italien gerade mal 1% (Quelle: BBC.com). Neben UK die größten Instantkaffee-Länder sind übrigens China, Indien, Australien, Neuseeland, Mexiko, Russland und die Türkei. Nur die USA, zu Weltkriegszeiten mit Instantkaffee wortwörtlich gebeutelt, scheinen heute eher Verfechter von Kapsel- und Padkaffee zu sein.
1.4 Vor- und Nachteile von Instantkaffee
Wir sehen also, dass Instantkaffee durchaus eine große Relevanz am Kaffeemarkt und demzufolge einige Fans hat. Egal wie man zum löslichen Kaffee steht, hat er definitiv Vor- und Nachteile. Wie zum Beispiel diese hier:
Vorteile von Instantkaffee
- + sehr schnell zubereitet, nur heißes Wasser und Tasse nötig
- + praktisch auf Reisen, da unabhängig von Kaffeemaschine bzw. Kaffeebereiter
- + sehr lange haltbar, muss lediglich trocken gelagert werden
- + sauber, da kein benutztes Kaffeemehl als Abfall anfällt
- + weniger Abfall als bei Kaffeekapseln und Kaffeepads
- + unverzichtbar für bestimmte Kaffee-Rezepte wie Dalgona Coffee oder Frappé
Nachteile von Instantkaffee
- – stark verarbeitetes Produkt, unnatürlicher als Kaffeebohnen
- – Herstellung ist energie- und arbeitsintensiv
- – Aroma geht bei der Herstellung zum Teil verloren, viel stärker als bei Kaffeebohnen
- – Art, Herkunft und Qualität der Bohnen bei billigen Varianten ungewiss
- – Geschmack / Noten in der Tasse nicht mit frisch gebrühtem Filterkaffee vergleichbar
- – bei Einzelportionen (Sachets) fällt ggf. mehr Müll an
Ob Instantkaffee nun „günstiger“ ist, spielt eigentlich keine Rolle, sofern man nur den Kaffee als Rohstoff betrachtet. Denn so wie es billige Kaffeebohnen gibt, gibt es auch billigen Instantkaffee. Oder umgekehrt: Neben Specialty Coffee wie Happy Coffee gibt es auch Specialty Instant Coffee, den wir in Kapitel 3 vorstellen – und Qualität hat immer ihren Preis. Dafür schmeckt’s dann aber auch!
2. Instantkaffee Herstellung: So entsteht löslicher Kaffee
Obwohl Instantkaffee nach dem Europäischen Reinheitsgebot nur Röstkaffee und Wasser enthalten darf, ist die Herstellung ein ziemlich komplexes Verfahren. Zu Beginn erinnern die Herstellungsschritte noch an normalen Kaffee, aber mit der Extraktion wird alles hochindustriell. Ob am Ende Granulat oder Pulver entsteht, hängt allein von der Trocknungsmethode ab. Hier sind alle Schritte im Überblick erläutert.
2.1 Rohkaffee reinigen und rösten
Die rohen Kaffeebohnen werden zunächst gereinigt, von etwaigen Fremdkörpern befreit und in Silos gelagert. Zur Herstellung von Instantkaffee wird der Rohkaffee anschließend bei ca. 200 Grad für 15 Minuten – meistens dunkler und einem höheren Rest-Wasseranteil als sonst bei Filterkaffee üblich – geröstet. Teilweise wird im Handel auch „Instant Espresso“ angeboten – hierbei handelt es sich einfach um eine besonders dunkle Röstung. Falls Decaf-Instantkaffee hergestellt wird, erfolgt die Entkoffeinierung (anders als bei Bohnenkaffee) übrigens noch vor der Röstung der Rohbohnen.
2.2 Röstkaffee mahlen und aufbrühen
Als nächstes wird der dunkle Röstkaffee gleichmäßig gemahlen, und zwar relativ grob. Auch dies ist eine Besonderheit bei der Herstellung von Instantkaffee, denn ein zu feiner Mahlgrad könnte die Extraktionsanlagen beim folgenden Aufbrühen verstopfen.
Nun folgt die Extraktion der Aromen, indem der gemahlene Kaffee in säulenartigen, meterhohen Perkolatoren aufgebrüht wird. Das Perkolator-Prinzip kennst du vielleicht vom Espressokocher. Bei der Instantkaffee-Herstellung sind die Perkolatoren allerdings meterhoch und werden in einer Batterie von mindestens 6 Anlagen nacheinander geschaltet. Brühwasser gelangt bei 190 °C und einem Druck von bis zu 20 bar von einer Säule in die nächste, und laugt dabei nach und nach das Mahlgut aus. Darum wird regelmäßig ausgelaugtes Mahlgut geleert (und zur Energierückgewinnung der Anlagen verbrannt) und frisches nachgefüllt. Bei diesem Prozess gehen die löslichen Bestandteile des Kaffeemehls in das Brühwasser über.
Am Ende der Extraktion erhält man den sogenannten Kaffee Dünnsaft, der von 40 bis 80 °C sofort herunter gekühlt wird, um das Aroma zu schonen. Außerdem wird dieses relativ dünne Kaffeekonzentrat gefiltert und gereinigt, um etwaige Restpartikel zu beseitigen.
Aus Kaffee Dünnsaft wird durch weiteres Entziehen von Wasser nun Kaffee Dicksaft. Dazu stehen zwei Verfahren zur Auswahl: Bei der Dampfkonzentrierung wird der Wasseranteil in Eindampfanlagen im Vakuum reduziert. Hingegen kühlt man bei der schonenderen Gefrierkonzentrierung den Kaffee Dünnsaft herunter, so dass sich das Restwasser in Form von Eiskristallen leicht trennen lässt.
2.3 Kaffee Dicksaft zu Instantkaffee (Granulat bzw. Pulver) trocknen
Im letzten Schritt der Instantkaffee-Herstellung muss der Kaffee Dicksaft getrocknet werden. Es geschieht entweder mittels Sprühtrocknung, dem schnellen und günstigen Verfahren. Oder durch Gefriertrocknung, die schonender und teurer ist, aber dafür zu einem wohlschmeckenderen Ergebnis führt. Welche Art von Instantkaffee man in der Hand hat, lässt sich übrigens schnell an seiner Form (siehe Foto oben) erkennen.
Sprühtrocknung
Bei der Sprühtrocknung wird Kaffee Dicksaft im oberen Teil von Trockentürmen mittels Zerstäuberdüsen unter Druck versprüht und fein zerstäubt. Die entstehenden, feinen Tröpfchen werden mit heißer Luft von unten verwirbelt – dabei verdunstet Restwasser und es entstehen „Hohlkügelchen“ aus reinem Instantkaffee. Nach dem Abkühlen fallen sie in den unteren Teil des Trockenturms und werden aufgefangen.
Allerdings erhält man mit der Sprühtrocknung ein derart feines Pulver, dass es in dieser Form nur als Bestandteil der zuckerigen Instant-Mixgetränke (z.B. „Typ Cappuccino“) Verwendung findet. Für reinen Instantkaffee wird das Kaffeepulver weiterverarbeitet: Bei der sogenannten Agglomeration werden die feinen Kaffeepartikel erneut kurz befeuchtet, damit mehrere zusammenhaften und somit größere Krümel entstehen. Dieses grobe Granulat ist später besonders schnell löslich.
Sprühgetrockneten Instantkaffee erkennt man schnell an den großen Krümeln, die kaum noch Fette und Öle der ursprünglichen Kaffeebohnen enthalten. Er ist stärker verarbeitet und schmeckt weniger aromatisch als gefriergetrockneter Instantkaffee, aber eignet sich besser für Getränke wie Frappé und Dalgona Coffee, die besonders gut schäumen müssen.
Gefriertrocknung
Die Alternative zur Sprühtrocknung von Instantkaffee ist die deutlich schonendere, aber teurere Gefriertrocknung. Hierbei wird der heiße Kaffee Dicksaft mit Luft oder CO2 zunächst aufgeschäumt, und dann bei -40 bis -50 °C sekundenschnell tiefgefroren. Tatsächlich ist schnelles Einfrieren essenziell, um möglichst kleine und nicht poröse Kristalle zu erhalten – das erleichtert das folgende Zerkleinern und Zermahlen des gefrorenen Kaffee Dicksafts.
Anschließend werden die Eisstücke in Trockenkammern gebracht und dort allmählich erwärmt, um das Wasser zu verdampfen. Mit einem starken Vakuum und einem guten Kondensator geht dieser Prozess sehr schnell, bis am Ende nur noch trockene Kaffeekrümel zurückbleiben. Zuletzt werden sie luftdicht verpackt.
Gefriergetrockneter Instantkaffee ist feiner als sprühgetrockneter Instantkaffee und schmeckt aromatischer, weil der Kaffee Dicksaft bei der Trocknung weniger thermisch belastet wird. So bleiben die Bestandteile der Kaffeebohne, inklusive Fetten und Ölen, besser erhalten. Genau wie klassischer Filterkaffee schäumt gefriergetrockneter Kaffee dafür nicht.
2.4 Wie schmeckt Instantkaffee?
Zu klassischem, industriellen Instantkaffee hat eigentlich jeder schnell eine Meinung. Wobei die Bewertung des Geschmacks, wenn wir ehrlich sind, höchstens von „Kaffee halt“ bis „Furchtbar, geht gar nicht“ reicht. Solch harte Urteile sind meistens darauf zurückzuführen, dass Instantkaffee sehr stark, beißend und fast schon chemisch anmuten kann – zumindest, wenn du billige Industrieprodukte kaufst. Wir waren bislang jedenfalls keine Fans, und ziehen immer einen handgebrühten Filterkaffee vor. Nichtsdestotrotz gibt es (so wie bei normalen Kaffeebohnen) auch beim löslichen Kaffee große Unterschiede in Sachen Qualität und Geschmack: Am unteren Ende spielt der Massenmarkt, am oberen Ende Specialty Instant Coffee, und dazwischen liegen wirklich Welten.
“Im Tassenprofil lässt sich Specialty Instant Coffee mit einem Long Black vergleichen: Voller Körper mit süßen und sauberen Aromen. Die milde Säure bedeutet, dass er auch Milch verträgt – er schmeckt uns persönlich ohne aber am besten”. (The Barn)
Gegenüber billigen Industrieprodukten spielt der neue Specialty Instant Coffee wirklich in einer ganz anderen Liga. Wir durften die Produkte von BLAEK Coffee und The Barn probieren und waren echt überrascht, wie gut sie sind: Es waren je nach Sorte tatsächlich spezifische Noten wie bei Filterkaffees zu schmecken. Das Ergebnis war so aromatisch, dass wir inzwischen auf Camping-Reisen selbst gern mal zum Specialty Instant Coffee greifen. Im Folgenden wollen wir die schöne neue Instant-Kaffeewelt, die natürlich ihren Preis hat, genauer vorstellen.
3. Specialty Instant Coffee: Viel besser als normaler Instantkaffee
Vielleicht hast du schon einmal von der Third Wave Coffee Bewegung gehört, die Kaffee von der Farm bis in die Tasse als hochwertiges Genussmittel zelebriert. Dazu gehören organischer Anbau hochwertiger Kaffeesorten, Single Origins (statt Blends) mit charakteristischen Geschmacksprofilen bestimmte Anbaugebiete, transparenter Direkthandel mit fairen Löhnen für die Kaffeebauern, eine sorgsame Aufbereitung und Röstung – und nicht zuletzt das Experimentieren mit idealen Zubereitungsmethoden zu Hause. In diesem Zuge wurde auch der Begriff „Specialty Coffee“ bekannt, der für Spitzenkaffees internationale Qualitätsstandards anlegt, wie etwa Cupping Scores und umfangreiche Informationen zu den Kaffeebohnen.
Was das Ganze mit Instantkaffee zu tunt hat? Nun, mittlerweile hat das zunehmende Qualitätsbewusstsein der Kaffeetrinker dazu geführt, dass es auch richtig guten, hochwertigen und aromatischen Specialty Instant Coffee gibt – etwa vom Hamburger Unternehmen BLAEK Coffee oder von der Berliner Kultrösterei The Barn, die früher mit Voila, heute mit Swift Cup zusammenarbeitet. Beide Firmen haben uns für dieses Kapitel Rede und Antwort gestanden, was den neuen Luxus-Instantkaffee auszeichnet.
3.1 Wodurch zeichnet sich Specialty Instant Coffee aus?
Ralf von The Barn freut sich. Mittlerweile fragen seine Kunden die Qualität von Specialty Instant Coffee gezielt nach, und er kann als Röster entsprechend immer mehr guten Kaffee zu angemessenen Preisen einkaufen. Und dabei entwickele sich dieser Nischen-Markt erst noch so richtig.
Auch BLAEK Coffee bedient dieses Segment, und hat gerade in der Corona-Zeit, als die Menschen zu Hause selbst ohne Kaffeebar und Geräte guten Kaffee trinken wollten, einen echten Boost festgestellt. Mittlerweile werden auch viele B2B-Kunden wie etwa Hotels bedient. Die Mission sei „die Qualität von Specialty Coffee mit der Convenience von Instantkaffee vereinen“. Und dass das Ganze gelingt, hängt im Wesentlichen von den folgenden Faktoren ab.
Hohe Qualität der Bohnen
In günstigen Industrie-Instantkaffees kann man sich mangels exakter Angaben nie ganz sicher sein, welche Bohnen wirklich drinstecken. Um die Kosten zu drücken, wird hier tatsächlich oft zu Bohnenbruch und minderwertigen Bohnen gegriffen, die auf irgendeine Weise miteinander vermischt werden. Das beeinträchtigt den Geschmack, selbst wenn vielleicht mit „Fairtrade“ oder „Bio“ geworben wird.
Beim wohlschmeckenden Specialty Instant Coffee hingegen läuft das Sourcing anders, und das schmeckt man auch: Dank enger Beziehungen zu den Kaffeebauern, so Ralf von The Barn, verbessert man gemeinsam die Bohnenqualität und z.B. die Sortier-Prozesse. Je nach Land gibt’s auch Experimente auf Nano-Lots in verschiedenen Hanglagen, oder Naturals, die mittlerweile geschmacklich sehr gut und klar sind, und Wasser bei der Aufbereitung sparen. Wichtig, sagt er, seien – wie bei Specialty Coffee allgemein ein ungeschriebenes Gesetz – auch Single Origins statt wilder Mischungen:
„Wir geben jedem Farmer ein Gesicht im Markt, in dem wir keine Blends machen. Auf den Kaffeetüten steht der Farm Name drauf. (D)ie Trackability ist da, klare Geschmacksnoten werden vermittelt, und über die Verbindung zur Farm schafft (man) sozusagen Bewusstsein für den Kaffee. Viele Farmer sehen über Social Media ihre Tüten in der ganzen Welt aufgebrüht. Das gibt den Leuten Motivation!“ (Ralf, The Barn)
Auch bei BLAEK Coffee legt man Wert auf hochwertige Single Origins, die in erster Linie Arabicas sind. Wichtig: Die exakte Herkunft (Land, Region, Kooperative) wird auf der Packung immer angegeben!
Sorgfältige Röstprofile
Specialty Instant Coffee wie z.B. von BLAEK Coffee wird – anders als die Massenware – sehr schonend und in kleinen Mengen geröstet. So vermeidet man platte Röstaromen und aschig-bitteren Nachgeschmack der typischen Industrie-Instantkaffes, sondern lässt die subtilen Nuancen des Anbaugebiets perfekt zur Geltung kommen. Dabei kann je nach Sorte die Röstung medium bis dunkel ausfallen, so wie es am besten passt.
Ralf von The Barn ergänzt, dass wie bei hochwertigen Bohnenkaffees auch für Specialty Instant Coffees strenge Qualitätsvorgaben und Parameter für jede Sorte gesetzt werden, und nur an den Kunden rausgeht, was zu 100% auf der Röstkurve liegt.
Schonende Extraktion und Gefriertrocknung
Edgar von BLAEK Coffee erklärt uns, dass Industrie-Instantkaffee darauf ausgelegt sei, möglichst viel Ertrag aus der Kaffeebohne zu pressen. Sprich, man arbeitet bewusst mit enormer Hitze und viel Druck, um eine Überextraktion herbeizuführen – wobei zu viele unerwünschte Aromen in den Extrakt gelöst werden, die das Kaffeeprofil unrund bis bitter schmecken lassen. Ihren Specialty Instant Coffee, so Edgar, brühen sie innovativ und schonend mit einer Art großen Filterkaffeemaschine, quasi fast wie zu Hause:
„Wir setzen auf eine schonende Extraktion bei niedriger Temperatur, bei der die Aromen optimal gelöst und später konserviert werden. So können auch feinste Geschmacksnoten zum Vorschein kommen.“ (Edgar, BLAEK Coffee)
Klar ginge bei der Herstellung zwangsläufig ein wenig an Aroma verloren; darum sei es um so wichtiger, es durch optimale Verfahren bestmöglich zu schützen. Ralf von The Barn ergänzt: „Aus einem Kilo gerösteten Kaffee bekommen wir aufgrund der intensiven Extraktion relativ wenig Specialty Coffee, also mengenmäßig weniger Sachets als doppelte Espresso-Shots. Da erklärt sich noch mal der Preis und die Wertigkeit.“
Neben solchen Brühstandards, die an Specialty Coffee angelegt sind, wird sowohl bei BLAEK Coffee als auch bei The Barn der Kaffeeextrakt anschließend gefriergetrocknet. Mit diesem schonenderen Verfahren bleibt viel Geschmack erhalten.
3.2 Kommt Specialty Instant Coffee an guten Filterkaffee heran?
Natürlich, so Ralf von The Barn, sollte man als Kaffeeliebhaber idealerweise eine eigene Kaffeemühle haben und seine hochwertigen Bohnen frisch mahlen: „Die Minute hat man morgens und das schmeckt einfach tausendmal besser. Denn wir alle wissen ja, sobald die Bohne gebrochen ist, verliert sie an Aroma und an Geschmack.“ Dann frisch aufbrühen, etwa in der Hario V60 oder Aeropess, da ginge nix drüber. Allerdings sei Specialty Instant Coffee eben eine sehr gute Alternative, wenn es nicht anders geht, und geschmacklich um Welten besser als die Industrieware:
„Specialty Instant Coffee ist meiner Meinung nach on par mit einem Long Black oder Americano, also gestrecktem Espresso. Das würde ich so unterschreiben. Ein Pouch ergibt zwei Tassen, in einer Flat White oder Cappuccino Größe. Das heißt, 3 Euro pro Pouch werden zu 1,50 Euro pro Tasse, und damit ist es günstiger als ein Long Black bei uns im Laden. Insofern ist der Preis gerechtfertigt.“ (Ralf, The Barn)
Auch die Jungs von BLAEK Coffee geben zu, dass man einem frisch gemahlenen und idealerweise per Hand gebrühten Specialty Coffee nicht so einfach das Wasser eichen kann. Trotzdem sehen sie beim Specialty Instant Coffee den Vorteil, dass man eben ohne Equipment auskommt und ihn immer und überall zubereiten kann:
„Wer schleppt schon seine Siebträgermaschine mit auf dem Berg? Wir sehen uns nicht als Konkurrenz-Produkt zum frischen Specialty Caffee, sondern eher als Add-On und als Möglichkeit, sich unkompliziert einen wohlschmeckenden Kaffee zu zubereiten.“ (Edgar, BLAEK Coffee)
3.3 Trink-Tipps für Specialty Instant Coffee
- Nicht zu heiß aufgießen bzw. trinken. Eine Regel für alle Kaffeearten, denn Hitze führt dazu, dass man die feinen Noten weniger gut wahrnimmt. Laut Ralf von The Barn reicht bei Specialty Instant Coffee 80 °C heißes Brühwasser. Und genieße den Kaffee am besten bei angenehm trinkwarmer Temperatur!
- Probiere ihn ohne Milch. Specialty Instant Coffee ist so aromatisch, dass es eigentlich keine weiteren Zutaten braucht, weder Milch / Milchersatz noch Zucker. Trau dich!
- Trocken und luftdicht lagern. So sorgst du dafür, dass Einzel-Portionen in Papier-Sachets keine Feuchtigkeit ziehen können, und bei löslichem Kaffee in Dosen nicht unnötig Aroma flüchten geht.
- Achte auf das angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum. Dank der schonenden Herstellung überzeugt Specialty Instant Coffee mit seinen Aromen. Er ist zwar deutlich länger haltbar als gemahlener Kaffee, aber sollte nicht jahrelang im Regal stehen. Vor allem die Art der Verpackung bestimmt das Verbrauchsdatum – bei einzelnen, kompostierbaren Papier- Sachets wie von The Barn sind es z.B. 6 Monate.
- Nimm‘ dir Einzelportionen auf Reisen mit. Zum Beispiel ins Flugzeug – dort musst du nur etwas heißes Wasser bestellen, um deinen Specialty Instant anzurühren, und hast garantiert eine sehr feine Tasse Kaffee. Ein Sachet à 4,5 Gramm reicht für einen Becher mit 160 ml Kaffee oder zwei kleine Tassen.
4. Häufige Fragen zu Instantkaffee geklärt
Abschießend wollen wir uns noch einigen Fragen zum Thema Instantkaffee widmen, die immer wieder gestellt werden.
4.1 Wie viel Koffein enthält Instantkaffee?
Tendenziell enthält Instantkaffee weniger Koffein als Filterkaffee, wobei es natürlich je nach Dosierung und Sorte auch Unterschiede geben kann. Verschiedene Studien kamen zum Ergebnis, dass eine Tasse Instantkaffee 30 – 90 mg Koffein enthält, während es bei gebrühtem Kaffee hingegen 70 – 140 mg Koffein sind. Wenn du empfindlich bist, gibt es auch entkoffeinierte Varianten – natürlich nicht nur als Instantkaffee, sondern auch als Decaf Kaffeebohnen.
4.2 Wie viele Kalorien enthält Instantkaffee?
Diese Frage lässt sich schnell beantworten: Instantkaffee hat genauso wenige Kalorien wie normaler Kaffee, da beide nur aus Kaffeebohnen als demselben Rohstoff bestehen. Erst mit Extra-Zutaten wie Milch, Milchschaum und Zucker wird es mächtiger in der Tasse. Achtung: Die süßen, fettigen und zusatzstoffreichen Instant-Getränkepulver (z.B. „Typ Cappuccino“) sind kein Instantkaffee und echte Kalorienbomben!
4.3 Wie gesund ist Instantkaffee?
Zugegeben, eigentlich wird die Frage immer anders herum gestellt: Ist Instantkaffee ungesund? Dahinter steckt wahrscheinlich die Annahme, dass er mit irgendeiner Art von Chemie hergestellt wird. Doch wie wir wissen, unterliegt Instantkaffee dem europäischen Reinheitsgebot (Richtlinie 1999/4/EG) und darf ausschließlich aus gerösteten Kaffeebohnen bestehen und mit kalkarmem Wasser extrahiert werden. Demnach ist Instantkaffee per se also nicht (un)gesünder als normaler Kaffee. Zudem scheint Instantkaffee laut Studien immer noch ein beträchtliches Maß an wertvollen Polyphenolen zu enthalten; aufgrund der intensiveren Verarbeitung in Summe aber weniger der verschiedenen Antioxidanzien als Filterkaffee.
Früher im Zusammenhang mit Instantkaffee oft diskutiert wurde die Frage nach seiner (vermuteten) Karzinogenität. So wurde der lösliche Kaffee vor einer Weile noch mit einem erhöhten Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, assoziiert. Neuere Studien zeihen allerdings keinen relevanten Zusammenhang und geben Entwarnung.
Ebenfalls erfreulich: Der Anteil vom eventuell karzinogen und neurotoxisch wirkendem Acrylamid, das generell beim Rösten von Kaffee entsteht, ist bei Instantkaffee laut polnischer Forscher weniger problematisch als gedacht. Zwar enthält Instantkaffee gegenüber Röstkaffee pro Kilogramm fast doppelt so viel Acrylamid, aber dieser Effekt gleicht sich dadurch wieder aus, dass man von Instantkaffee weniger für eine Tasse benötigt. Randnotiz: Je dunkler die Röstung, desto höher fällt der Acrylamid-Anteil aus – ein guter Grund, zu sanft geröstetem Specialty Instant Coffee bzw. generell Light oder Medium Roasts zu greifen. Den höchsten Anteil an Acrylamid fand man übrigens in Kaffeeersatz-Produkten wie Getreidekaffee & Co.
4.4 Ist Instantkaffee besser als Kaffeekapseln und Kaffeepads?
Diese Frage muss man differenziert beantworten, denn sowohl Umweltverträglichkeit als auch Aroma sind die kritischen Faktoren. Mit Blick auf die Umweltverträglichkeit liegen Kaffeekapseln klar hinten. Sie produzieren viel Müll, und trotz Recycling und Umschmelzungen ist der Energieverbrauch immens! Umweltfreundlicher sind Kaffeepads, die aus Zellstoff bestehen. Bei Instantkaffees gilt es abzuwägen: Einzeln verpackte Sachets in Portionsgröße produzieren natürlich auch Müll, aber hier kann man z.B. recycel- bzw. abbaubare Papiervarianten wählen. Am besten wäre aus Umweltsicht von allen drei Varianten noch Instantkaffee aus der Dose.
Tja, und im Hinblick auf das Aroma kann man definitiv Kaffeepads als Schlusslicht nennen – bei den einzelnen Portionen geht es in der Fließhülle schnell flöten, und wirklich hochwertige Produkte gibt es kaum. Bei Kaffeekapseln kann das Aroma nicht weichen, ihr einziger Pluspunkt, und bei Instantkaffee kommt es auf eine gute Lagerung sowie luftdichte Packungen an.
Wenn du beim Kaffeemachen also wirklich zwischen Kaffeekapseln, Kaffeepads und Instantkaffee entscheiden willst, ist letzterer der beste Kompromiss zwischen Umwelt und Aroma. Unserer Meinung aber nur, wenn du dich für Specialty Instant Coffee entscheidest – denn der herbe Industriekram kommt uns nie wieder in die Tasse 😉 Ansonsten wag dich doch auch an selbstgebrühten Kaffee heran. Mit Premium-Bohnen wie von Happy Coffee, einer Filterkaffeemaschine oder einem Kaffeebereiter (was beides nicht die Welt kostet) wirst du immer die besseren Ergebnisse zaubern.
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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.