Kopi Luwak: Keine andere Kaffeespezialität scheidet die Geister so sehr, wie der Luxuskaffee aus Indonesien. Die einen schwören auf den besonders sanften und milden Geschmack, die anderen verteufeln ihn wegen Negativschlagzeilen über die Tierquälerei der Luwaks. Die in Asien heimischen Schleichkatzen werden zur Produktion von Kopi Luwak eingesetzt.
Was genau hat es aber mit diesem vermeintlichen Gourmetkaffee auf sich? Ist er ein Synonym für ein Produkt, bei dem der Tierschutz immer vernachlässigt wird, oder gibt es vielleicht auch Kopi Luwak in Bio-Qualität? Diesen Fragen und mehr gehen wir hier auf den Grund. Dafür hat sich unsere Autorin Melanie sogar bereit erklärt, ihren ersten Kopi Luwak überhaupt zu trinken! Über ihre Trink- und Geschmackserfahrungen lest ihr ebenfalls in diesem Artikel.
1. Was ist Kopi Luwak und wo kommt er her?
Der Name „Kopi Luwak“ mag vielen Kaffeetrinkern zunächst kein Begriff sein. Spätestens bei Erwähnung des Wortes „Katzenkaffee“ oder „Civet Coffee“ klingelt es dann bei den allermeisten. Bei einigen läuten hingegen eher die Alarmglocken: Kopi Luwak war oft genug in den Schlagzeilen, nicht jedoch im angenehmen Sinne. Aber lasst uns zunächst einen Blick auf den Wortursprung von Kopi Luwak werfen.
Luwaks, die kaffeeliebenden Schleichkatzen
Kopi Luwak steht grundsätzlich für Kaffee (Indonesisch „Kopi“’) einer Schleichkatze („Luwak“ bzw. „Musang Luwak“), die in der Zoologie als „Fleckenmusang“ bezeichnet wird. Das klingt erstmal wenig aussagekräftig. Interessant wird es, wenn man sich genauer anschaut, was die wieselähnlichen Tiere mit einem der teuersten Kaffees der Welt zu tun haben. Neben einigen Arten in Vietnam und auf den Philippinen sind Luwaks hauptsächlich in Indonesien beheimatet, und dort besonders auf Sumatra, Java, Sulawesi oder Bali anzutreffen. Auf Suche nach Nahrung bewegen sie sich relativ frei zwischen allem, was auf den indonesischen Inseln nun mal so wächst oder angebaut wird. Auch auf Kaffeeplantagen!
Ein „Luwak“ bzw. Fleckenmusang in der Natur („Masked Palm Civet – 06“ by Kabacchi, CC BY-2.0)
Kopi Luwak war in Indonesien der Einheimischen-Kaffee
Entdeckt wurden die Luwaks und ihr besonderes Verhalten bereits um 1883. Damals beobachtete der Zoologe Alfred Brehm die Einheimischen in Indonesien bei einer sonderbaren Tätigkeit: Sie sammelten Kothäufchen vom Boden auf, die fast vollständig aus zusammengeklebten grünen Kaffeebohnen bestanden, um sie dann zu einem Getränk weiterzuverarbeiten. Früher war das übrigens der einzige Kaffee, der den Einheimischen vorbehalten war und nicht weiterverkauft bzw. exportiert wurde. Er ist den Schleichkatzen zu verdanken, die Rohkaffeebohnen verspeisen, verdauen und wieder ausscheiden.
2. Was macht Kopi Luwak so besonders?
Während meines Aufenthalts auf Bali besuchte ich die Bio-Kaffeefarm Bali Beans, die unter anderem auch Kopi Luwak produziert. Dort wurde mir berichtet, dass die lokalen Kaffeebauern lange Zeit gegen die Luwaks vorgingen – denn offenbar trieben sie nachts ihr Unwesen auf den Kaffeeplantagen und liebten es, von den heranreifenden Kaffeekirschen zu naschen. Für die Farmer-Familien war der Kaffeeanbau aber der einzige Broterwerb und die Schleichkatzen dementsprechend geschäftsschädigend. Zumindest sah man das früher so, bis besonders findige Einheimische den Geschmack und das damit verbundene geschäftliche Potenzial vom Katzenkaffee entdeckten.
Luwaks fressen die reifen Kaffeekirschen
Als Allesfresser ernähren sich die Schleichkatzen nicht nur von Früchten und Nüssen. Auch Würmer, Insekten und Vogeleier stehen auf ihrem Speiseplan. Nicht selten wird die Schleichkatze schon mal als „Hühner- bzw. Eierdieb“ bezeichnet. Ihre besondere Vorliebe für reife Kaffeekirschen führte sie auf ihren nächtlichen Streifzügen aber immer wieder auf die ein oder andere Kaffeefarm. Dort räuberte sie und labte sich an den roten Kaffeekirschen.
Verdauen können die Luwaks aber nur das saftige Fruchtfleisch der Kaffeekirsche, welches die Kaffeebohnen umhüllt. Die unverdauten grünen Kaffeebohnen selbst bahnen sich den Weg durch ihren Verdauungstrakt und werden dank der schützenden Pergamenthaut, die sich zwischen Kaffeebohne und Fruchtfleisch befindet, ohne Beschädigung komplett wieder ausgeschieden.
Bevor die Kopi Luwak Kaffeebohnen verwendet werden können, müssen sie aus den ausgeschiedenen „Bohnen-Häufchen“ der Schleichkatzen (siehe oben) gepult und gereinigt werden. Während der Erntezeit kann man sie auf den Kaffeefarmen unter Bäumen und Sträuchern finden. Frühmorgens werden die Häufchen von den Kaffeebauern aufgesammelt und weiterverarbeitet. Praktischerweise legen die Luwaks das kostbare Gut sogar immer an der gleichen Stelle ab!
Verdauungsprozesse machen den Rohkaffee milder
Was passiert nun vom Verspeisen der Kaffeekirschen bis zu ihrem Ausscheiden, oder anders gesagt: Welchen Einfluss hat das Verdauungssystem der Luwaks auf den Kaffee in der Tasse? Irgendetwas muss am Katzenkaffee ja besonders sein, wenn viele Menschen ihn als Luxusgut betrachten. Nun, generell ist der Darm eines jeden Lebewesens voller nützlicher Bakterien, die mittels bestimmter Enzyme unsere Nahrung in ihre Bestandteile aufspalten.
Diese Enzyme wirken auch auf die grünen Kaffeebohnen im Magen der Luwaks und stoßen Fermentationsprozesse an, die besonders die Bitterstoffe in den Bohnen reduzieren. So wird der Kopi Luwak quasi auf natürliche Weise „nass aufbereitet“ und soll im Ergebnis besonders sanft und mild schmecken. Dazu trägt bei, dass angeblich auch nach dem Rösten weniger Säure in den Bohnen verbleibt.
Doch stimmt das alles, was man über den Geschmack von Kopi Luwak erzählt? Nur Geduld, mein Geschmacksprotokoll nach dem Probieren enthalte ich euch auf keinen Fall vor! Im obigen Bild seht ihr aber erst einmal ein Glas voller grüner Kopi Luwak Kaffeebohnen – einmal mit und einmal ohne Pergamenthaut.
3. Warum ist Kopi Luwak so teuer?
Es ist eine schöne Vorstellung: Die wildlebenden Luwaks bewegen sich frei auf den Kaffeefarmen und können alles fressen, was ihnen vor die feine Nase kommt. Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Denn die Schleichkatzen suchen sich nur die reifsten Kaffeekirschen zum Verspeisen heraus. Diese Vorliebe und der resultierende Ertrag ist fast mit einer Handlese (Hand Picking) beim Kaffeeanbau vergleichbar, was sehr teuer ist. Mit ihrem „Cherry-Picking“ produzieren die Luwaks dank Nassfermentation in ihrem Verdauungstrakt also nicht viele Bohnenhäufchen. Und was knapp ist, hat eben seinen Preis.
Hingegen werden bei der günstigen industriellen Kaffee-Ernte nicht nur die reifen Kaffeekirschen geerntet, sondern es kommt alles vom Ast herunter – also reife, unreife und überreife Kaffeekirschen, Blüten, Blätter und sogar kleinere Äste. Das macht Industrie-Kaffee sehr billig, aber so schmeckt er eben auch.
Aber nicht nur der Fakt, dass die Schleichkatzen sich ausschließlich die reifsten Kaffeekirschen herauspicken, macht Kopi Luwak zu einem der teuersten Kaffees der Welt. Ein weiterer Faktor ist, dass er in Indonesien natürlich nur zur Kaffee-Erntezeit produziert werden kann. Daher ist die Menge des natürlich herstellbaren Kopi Luwak je nach Plantagengröße entsprechend gering und liegt bei 200kg bis 300kg pro Jahr. All das treibt den Verkaufspreis des Kopi Luwak enorm in die Höhe. Ein Kilo des Luxuskaffee kann auf dem Kaffeespezialitäten-Markt schon mal um die 500€ pro Kilo kosten!
4. Kopi Luwak und die Negativschlagzeilen
Einige Farmen und Kaffeeunternehmen in Indonesien haben schnell festgestellt, dass sich mit dem exklusiven Kopi Luwak viel Umsatz machen lässt. Daher haben Geldgier und zum Teil auch die wirtschaftliche Notsituation einiger Kaffeefarmen dazu geführt, dass die Schleichkatzen eingefangen und in oft viel zu kleinen Käfigen gehalten werden. Dort werden sie mit reifen Kaffeekirschen zwangsgefüttert – selbst heute noch! Während meines Bali-Aufenthalts bin ich an diversen solcher Kaffeefarmen vorbeigefahren. Selbstverständlich habe ich es vermieden, sie zu besichtigen – geschweige denn, einen auf so schlechte Weise produzierten Kopi Luwak zu trinken.
Luwak in Gefangenschaft („Behind Bars“ by Thomas Hubauer, CC BY 2.0)
Denn was passiert mit den Luwaks, die nur reife Kaffeekirschen zu fressen bekommen? Sie leiden unter massiver Mangelernährung! Wir erinnern uns: Die Tiere sind eigentlich Allesfresser. Nimmt man ihnen nun den Rest ihres reichhaltigen Speiseplans weg, können sie nicht lange überleben. Und der viel zu enge Käfig tut sein Übriges! Die Kaffeefarmen bemerkten, dass sich diese nicht artgerechte Haltung auch auf den Geschmack des Edelkaffees auswirkt. Einige ließen sich darum auf einen Kompromiss ein und halten die Schleichkatzen in größeren Gehegen, in denen sie sich frei bewegen können und Zugang zu Futterquellen haben, die sie auch in Freiheit vorfinden würden.
Trotzdem: Die Schlagzeilen rund um die Käfighaltung und Zwangsernährung der Luwaks sowie den überhaupt nicht artgerecht produzierten Kopi Luwak hatten mich persönlich dazu bewogen, diesen Kaffee niemals probieren zu wollen. Bis ich nach Bali kam. Warum ich meine Meinung doch geändert habe, lest ihr gleich!
5. Wie schmeckt Kopi Luwak denn nun?
Findige Wissenschaftler haben versucht, Kopi Luwak im Labor nachzubauen, indem sie eine künstliche Fermentation der grünen Kaffeebohnen mittels synthetisch hergestellter Verdauungsenzyme erzeugten. Ohne Erfolg! Das Ergebnis war mit den Aromen des Luxuskaffees nicht vergleichbar. Kopi Luwak Kenner und Liebhaber blättern für eine einzige Tasse schon mal 75€ hin, weil sie auf den einzigartigen Geschmack schwören: Je nach Anbaubedingungen wird er als besonders sanft und mild, karamell- und sirupartig oder gar würzig bis erdig beschrieben.
Mein Besuch auf einer Kopi Luwak Bio-Farm
Ich probierte Kopi Luwak auf der besagten Bio-Farm auf Bali, wohlgemerkt nicht ganz ohne schlechtes Gewissen. Zuvor hatte ich viele Infos von den Inhabern bekommen und ihre Kaffeefarm besichtigt, allerdings ohne die Produktion vom Kopi Luwak sehen zu können. Denn ich war im März dort, als die unreifen Kaffeekirschen noch grün an den Bäumen hingen – auf Bali beginnt die Erntezeit erst im Mai.
Auch Luwaks sind mir nicht zu Augen gekommen. Ein gutes Zeichen, denn die nachtaktiven Tiere werden auf der Farm nicht in Käfigen gehalten oder Besuchern vorgeführt. Stattdessen leben die Schleichkatzen in der Region wild und können sich auch auf der Farm frei bewegen. Die Inhaber der Farm ließen mir nach Beginn der Erntezeit aber einige Fotos zukommen, auf denen die Bohnen-Kot-Häufchen gut zu sehen sind (siehe z.B. folgendes Bild).
So hat mir der Kopi Luwak geschmeckt
Wer mich kennt der weiß, dass ich eine leidenschaftliche Kaffeetrinkerin und Kaffeereisende bin. Selbst in Teenationen entdecke ich neue Kaffeetrends und ich durfte schon Kaffees aus aller Welt probieren – von teeartigen Arabicas aus Äthiopien, über spezielle Robustas aus Asien bis hin zu fruchtigem Specialty Coffee aus Kolumbien. Deswegen ist mein Erfahrungsschatz recht groß, was Kaffeegeschmäcker und Aromen angeht. Nun ließ ich mich also überzeugen, eine Tasse vom echten Kopi Luwak auf der balinesischen Bio-Farm zu testen. Eine Premiere!
Ich bekam den Kopi Luwak mit dem Hario V60 Filter per Hand aufgebrüht. Und tatsächlich war er für mich so mild und sanft, wie man sagt, und oben drein sehr gut ausbalanciert. Die außergewöhnlichen Noten, die dem Kopi Luwak zugeschrieben werden, konnte ich aber nicht herausschmecken. Für mich als Liebhaberin natürlicher aufbereiteter (also sonnengetrockneter) Kaffees fehlte dem Kopi Luwak zudem an Individualität und Charakter. Da ziehe ich dann doch lieber einen fruchtigen Spezialitätenkaffee aus Afrika vor!
6. Ja, Kopi Luwak gibt es auch in Bio!
Fakt ist, dass es Bio Kopi Luwak wirklich gibt. Und damit meine ich nicht nur die freilebenden Luwaks und den biologischen Anbau auf der Kaffeefarm. Denn denken wir in Deutschland an Bio-Produkte, dann kommen uns Gemüse und Obst, Backwaren, Käse- und Wurstwaren in den Sinn, die neben dem Bio Siegel noch weitere Labels erhalten. Auf ihnen stehen Dinge wie „in der Region hergestellt“, „aus eigener Produktion“ oder „mit Liebe auf unserem Hof verarbeitet.“ Dementsprechend hoch sind unsere Anforderungen, sobald wir „bio“ hören.
Mit den genannten Zusatz-Slogans versuchen die Anbieter, eine Verknüpfung zum Menschen hinter den Produkten und eine möglichst hohe Transparenz bei der Herstellung zu schaffen. Das berührt uns Konsumenten und soll ein Produkt von der gleichartigen Konkurrenz abheben. Viele Firmen erzählen sogar die Geschichte der Farm, berichten über die Herkunft des Produkts oder porträtieren die Inhaber, um diese Emotionen zu untermauern. Und das hat auch etwas mit Kopi Luwak zu tun.
Kopi Luwak ist fest mit Indonesiens Kultur verankert
Erinnert euch an den Anfang dieses Artikels zurück: Dort war zu lesen, dass Kopi Luwak bereits in seinen Anfängen von den Einheimischen konsumiert wurde. Denn er war der einzige Kaffee, der im Gegensatz zum Plantagenkaffee nicht exportiert wurde. Dementsprechend stellt der Katzenkaffee für die Indonesier eine ganz besondere und kulturell verwurzelte Kaffeespezialität dar.
Darum ist Kopi Luwak in Indonesien seit vielen Jahren ein beliebtes Geschenk zu festlichen Anlässen wie Hochzeiten, sogenannten „Tooth Filling“ Zeremonien, Geburtstagen und Begräbnissen. Seine Geschichte ist einfach schon immer eng mit traditionellen Riten verknüpft. Bio-Farmen, die nun mit diesem kulturellen Background werben, wollen dem Kopi Luwak im In- und Ausland zu einem etwas positiveren Image verhelfen.
Worauf solltet ihr beim Kauf von Kopi Luwak achten?
Leider ist nicht überall Kopi Luwak drin, wo Kopi Luwak draufsteht. Auf dem Kaffeemarkt gibt es allerlei Mischungen aus Kopi Luwak und kommerziell verarbeiteten Kaffeebohnen. Sie werden zwar als „Kopi Luwak“ deklariert, aber zu erstaunlich günstigen Preisen angeboten. Bei so etwas ist Obacht angebracht, denn ein Gütesiegel für echten Kopi Luwak gibt es nicht. Selbst wenn einige Kaffeeröster ihren Kopi Luwak Päckchen ein entsprechendes Zertifikat als Beweis der Echtheit beilegen, solltet ihr das Ganze mit einem kritischen Auge betrachten.
Besonders wenn ihr so skeptisch seid wie ich, dann macht in unseren Gefilden lieber einen riesigen Bogen um Kopi Luwak und zieht einen Happy Coffee vor. Und solltet ihr auf euren (Kaffee)Reisen einmal Halt in Indonesien machen, dann besucht am besten eine Bio-Kaffeefarm und helft den Bauern bei der Ernte! Ihr denkt, das geht nicht? Die Farm auf Bali, wo ich zu Besuch war, lädt jeden Kaffeebegeisterten ein, während der Erntezeit beim Auflesen und Verarbeiten der Luwak-Häufchen zu helfen. Kontakte vermittle ich sehr gern!
Melanie liebt Specialty Coffee und reist dafür um die Welt. Sie trinkt nicht nur gern Kaffee, sondern schreibt und bloggt auch darüber auf melscoffeetravels.com. Begleite sie auf ihren Kaffeereisen!