Kaffeesorten

Kaffeesorten: Die wichtigsten Arten und wie sie entstehen

Kennst du das? Du stehst vor dem Regal mit immens vielen Kaffeesorten und kannst dich einfach nicht entscheiden? Beim Kaffeekauf folgen wir meist Gewohnheiten wie eine Marke oder einem Siegel (z.B. nur Bio Kaffee). Aber trotzdem bleibt noch eine sehr große Auswahl übrig, obwohl vielleicht schon sehr viele Kaffees ausprobiert wurde. Die Vielfalt an Kaffeesorten ist einfach riesig.

Das Angebot macht neugierig, denn mit den vielen Kaffeesorten lassen sich noch mehr Geschmackserlebnisse zu erkunden. Zum Beispiel gibt es die fruchtigen äthiopischen Kaffees, oder die mexikanischen Schoko-Bomben. Und da draußen in der Welt ist das Angebot an Kaffeesorten nahezu unermesslich. Obwohl die meisten Kaffeesorten letztlich auf wenige Kaffeearten zurückzuführen sind, gibt es geschmacklich sehr große Unterschiede. Da hilft nur Ausprobieren und den persönlichen Favoriten finden!

Kaffeesorten

Hier kannst du unsere Kaffeesorten von Happy Coffee entdecken.

1. Ein kleiner Ausflug in die Welt des Kaffeeanbaus

Um Kaffeesorten zu verstehen, kommt man nicht darum herum, sich mit dem Kaffeeanbau ein wenig genauer zu beschäftigen. Dazu kann ich eine Kaffeereise in Anbauländer unbedingt empfehlen! Wir haben schon Kaffeefarmen in Costa Rica angesehen und unsere Kollegin Melanie war in unserer Kooperative in Peru zu Besuch. Dort sieht man Kaffee in seiner ursprünglichen Form als Pflanzen wachsen. Außerdem erfährst du alles über den Weg der Kaffeebohnen: Von der Ernte über die Verarbeitung bis hin zur Röstung und letztlich als Geschmacksbombe in unsere Tasse. 

Kaffeepflanzen und ihre Früchte

Der botanische Name der Kaffeepflanze lautet “Coffea” und es handelt sich um immergrüne Sträucher bzw. niedrige Bäume. Sie werden meistens in Mischkulturen angebaut, weil die zarten Pflänzchen so resistenter gegen Schädlinge sind und den nötigen Schatten von höheren Gewächsen (z.B. Bananenbäumen oder Kokospalmen) bekommen. An der Kaffeepflanze sprießen die sogenannten Kaffeekirschen: Früchte, die ausgereift knallrot aussehen.

Darin sind in der Regel zwei Kaffeebohnen enthalten, die nach der Ernte von dem Fruchtfleisch (Pulpe) und den Pergamenthäutchen befreit werden. Die seltenen Perlbohnen wachsen hingegen als einzelne Bohnen in der Kaffeekirsche heran, z.B. an den Enden des Kaffeestrauchs wegen Mangelversorgung mit Nährstoffen oder als spezielle Züchtung. Insgesamt gibt es über 100 Kaffeearten, die als eigene und voneinander abgrenzbare Gattungen der Kaffeepflanze bzw. ihren Früchten – den Kaffeebohnen – zu verstehen sind. 

Kaffeesorten: Kaffeekirschen

Reife Kaffeekirschen am Baum (Foto: Melanie Böhme)

1.2 Kaffeearten vs. Kaffeesorten: Ein großer Unterschied 

Insgesamt gibt es also mehr als 100 verschiedene Kaffeearten. Daraus könnte man nun logisch folgern, dass es genauso viele Kaffeesorten gibt. Doch in Wahrheit sind es sogar weitaus mehr! Denn während Kaffeearten als pflanzliche Spezies zu verstehen und ein festgelegter botanischer Begriff sind, so werden Kaffeesorten von Anbaubedingungen und Faktoren bestimmt, die erst nach der Ernte kommen. Zum Beispiel den Verarbeitungsmethoden oder der Intensität der Röstung. Kaffeesorten haben also viel mehr feine und individuelle Nuancen als Kaffeearten. Mehr dazu erfährst du in unserem Kaffeeanbau-Artikel.

1.3 Arabica und Robusta als dominierende Kaffeearten

Wer angesichts der Vielfalt jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, der sei beruhigt: Der Großteil aller Kaffeesorten beruht letztlich auf nur zwei der über 100 Kaffeearten: Nämlich Coffea Arabica und Robusta, einer Untergattung der Coffea Canephora! Aus diesen beiden Kaffeearten und ihren Varietäten gehen die meisten Kaffeesorten hervor. Grob gerundet machen Arabica Bohnen etwa 70% und Robusta Bohnen 30% des Kaffeemarktes aus. Einen sehr kleinen Marktanteil – der der Rundung meistens zum Opfer fällt – teilen sich anderen Kaffeearten auf. Zum Beispiel Liberica, Excelsa, die Kreuzung Maragogype oder der sehr teure Kopi Luwak.

2. Wie aus Kaffeearten eine Welt an Kaffeesorten entsteht

Du siehst: Es kommt bei Kaffee sehr stark auf die Terminologie an. Auf der einen Seite steht die Botanik mit den Kaffeearten: Also den spezifischen Kaffeebohnen, die man mit einer Kaffeepflanze züchten kann. Je nachdem, wie der Mensch diese Kaffeebohnen anbaut, erntet und weiterverarbeitet, entstehen Kaffeesorten. Und aus ihnen kreieren wir schließlich ein Feuerwerk an Kaffeespezialitäten.

2.1. Ein Überblick über wesentliche Kaffeearten 

Kaffeearten sind zunächst nur biologische Unterscheidungen. Nicht jede ist für den Konsum geeignet, weil sie z.B. zu selten und damit nicht markttauglich ist oder Stoffe enthält, die sie für den Menschen ungenießbar macht. So gibt es einige Kaffeesorten (z.B. Coffea Augagneuri, Coffea Bonnieri und Coffea Allienii aus Madagaskar), die von Natur aus koffeinfrei sind, aber gleichzeitig den Bitterstoff Cafemarin enthalten. Heute ist deshalb relativ überschaubar, welche Kaffeearten wirklich kommerziell angebaut werden und Basis für die aus ihnen hergestellten Kaffeesorten sind. Die wichtigsten davon wollen wir nun kurz vorstellen.

2.2 Arabica: Die beliebteste Kaffeeart aller Zeiten

Arabica ist die beliebteste Kaffeeart und gilt als Bohne für den guten Geschmack: Ausgewogen, komplex und fruchtig. Noch dazu weich, mild und mit feiner Säure. Diese Aromenvielfalt kann man besonders gut mit Kaffeebereitern und der Handfiltermethode herauskitzeln.

Im Vergleich zu Robusta hat Arabica weniger Chlorogensäure – die für einen bitteren Geschmack und Magenbeschwerden sorgen kann – und mit 1,1 bis 1,7% deutlich weniger Koffein. Aus diesen Gründen trinken viele Menschen lieber mildere Kaffeesorten wie unseren besonders säurearmen Happy Coffee Chiapas, die mit Arabica Bohnen hergestellt sind. Selbst optisch kann man Arabica und Robusta sehr gut auseinanderhalten: Erstere sind größer und haben eine geschwungene Narbe (wie ein “S”) auf der flachen Bohnenseite.

Nun kommt das große Aber: Arabica-Kaffesträuche sind sehr sensibel und für Schädlinge und Ernteausfälle deutlich anfälliger als Robusta-Pflanzen. Sie benötigen kühles und stabiles Klima zwischen 18 und 22 Grad, viel Wasser und genug Schatten. Darum wachsen sie bevorzugt in Höhenregionen ab 1.000 Metern Höhe und unter höheren Bäumen mit schattenspendendem Laubdach. Aufgrund der kühleren Temperaturen reift die Kaffeekirsche recht langsam aus und kann so mit der Zeit ihr typisch vielfältiges Aroma entwickeln, dass sich in den diversen Kaffeesorten widerspiegelt. Heute gibt es sehr viele Unterarten von Arabica-Kaffee, die stellenweise mit ihrem eigenen Namen (z.B. Bourbon, Catuai, Catimor, Typica) bekannt sind.

Kaffeesorten Mischkultur

Arabica unter einer Bananenstaude (Foto: Melanie Böhme)

2.3 Robusta: Die kleine starke Bohne

Im Gegensatz zu Arabica ist der Robusta Kaffeestrauch – wie es der Name schon sagt – insgesamt viel robuster. Einer der größten Produzenten dieser Kaffeeart ist übrigens Vietnam. Robusta ist nicht nur resistenter gegen Schädlinge wie den gefürchteten Kaffeerost, sondern kann selbst im flachen Land (unter 1.000 Meter) mit höheren Temperaturen (22 bis 26 Grad) und  stärkeren Temperaturschwankungen gut gedeihen. Auch mit mehr Sonne und Niederschlag hat Robusta kein Problem. Optisch ist die Robusta Bohne kleiner als die Arabica Bohne und hat eine gerade Narbe.

Doch wir erinnern uns: Es wird weltweit mehr als doppelt so viel Arabica wie Robusta getrunken. Viele Menschen halten Robusta immer noch für minderwertigen Kaffee – ein Vorurteil, wie du hier nachlesen kannst. Es gibt durchaus sehr gute Robusta Kaffeesorten, die mit ihrem satten und kräftigen Aroma sowie vollem Körper überzeugen.

Für Espresso ist Robusta – rein wie unser Happy Coffee Robusta, oder als Blend mit Arabica wie unser Happy Coffee Chiapas Intense – sehr beliebt, weil er voller schmeckt und dank der weniger enthaltenen Kaffeeöle eine bessere Crema zaubert. Und in Kaffeespezialitäten mit Milch kommt der kräftige Geschmack besonders gut! 

Auch inhaltlich ist Robusta anders als Arabica: Kaffeesorten auf Basis von Robusta haben teils doppelt so viel Koffein (2 bis 4,5%) und einen höheren Gehalt an Chlorogensäure. Sie wirkt harntreibend und kann einen bitteren Geschmack verursachen. Allerdings wird Chlorogensäure beim Rösten abgebaut – und Robusta meistens stärker geröstet als Arabica. 

Kaffeesorten Robusta

Cupping in Vietnam (Foto: Melanie Böhme)

2.4 Arabusta: Die Arabica-Robusta-Kreuzung

Wie der Wortlaut schon vermuten lässt, handelt es sich bei Arabusta um eine Kreuzung der beiden beliebtesten Kaffeearten. Sie soll den fein-aromatischen Geschmack von Arabica mit der Widerstandsfähigkeit von Robusta im Anbau vereinen. Arabusta wächst vor allem in den niedrigeren Lagen der afrikanischen Anbauländer.

Ein vergleichbarer Hybrid ist Timor Kaffee von der gleichnamigen Insel in Indonesien, der schon in den 50er erfunden wurde. Feldversuche zeigen, dass manche Arabusta-Typen geschmacklich durchaus mit Arabica mithalten können. Im Handel muss man schon ganz genau stöbern, um diese Kaffeeart zu finden.

2.5 Liberica: Früher beliebt, heute kontroverser Insider

Eine völlig eigene Kaffeeart ist die Liberica Bohne, die nur einen sehr geringen Marktanteil hat. Liberica wächst wild auf bis zu 10 Meter hohen Kaffeebäumen in Dschungelgegenden, ist also recht robust. Das ist auch gut so, denn sonst wäre diese große Kaffeebohne (mit einem Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern!) wohl schon ausgerottet. Interessanterweise spielte Liberica Kaffee in den 80ern eine große Rolle, weil der gefürchtete Kaffeerost – ein Schädling – fast die weltweite Arabica Ernte zerstört hatte. Daraufhin baute man Liberica auf den Philippinen an und vor allem die US-amerikanischen Besatzer waren dankbare Abnehmer. Dies änderte sich mit der Unabhängigkeit der Philippinen und Liberica geriet wieder in Vergessenheit.

Heute ist es nicht leicht, reinen Liberica Kaffee zu finden. Er polarisiert stark, denn die Kaffeebohnen sind härter und saftloser als andere Kaffeearten; obendrein enthalten sie wenig Zucker bei vergleichsweise viel Koffein. Für manche schmeckt Liberia holzig und nicht wie Kaffee, andere finden ihn fruchtig-rauchig. Diese Kontroverse dürften der Grund sein, dass Kaffeesorten mit der Liberica Bohne gegenüber Arabica und Robusta deutlich unbeliebter sind. Doch Kaffeekenner meinen, dass Liberica in Kaffeemischungen (Blends) für sagenhaften Geschmack sorgen kann. Hoffen wir, dass Coffea Libera auch weiterhin kultiviert wird – obwohl der Anbau recht arbeits- und pflegeintensiv ist.

2.6 Excelsa: Fast ein wenig wie Scotch

Excelsa wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Afrika am Tschad-See entdeckt. Heute wächst die Coffea Excelsa vor allem in Liberia, Sierra Leone und der Zentralafrikanischen Rebpulik; aber auch in südasiatischen Ländern wie Indonesien, Vietnam oder auf den Philippinen. Mit “Excelso” – der Güteklasse von kolumbianischen Kaffee – hat Excelsa daher rein gar nichts zu tun. Sie gilt vielmehr als eine Varietät von Liberica und wächst ebenfalls auf sehr hohen Kaffeebäumen, ist allerdings deutlich kleiner als die Liberica-Bohne bzw. ähnlich groß wie Robusta.

Zudem soll Excelsa so anders schmecken, dass die Bohne in vielen Lexika als eigene Kaffeeart aufgeführt wird: Dunkel, kräftig bis erdig, und insgesamt sehr eigen. Reiner Excelsa soll eher an Scotch erinnern als an Kaffee, und ist sehr teuer. Deswegen findet man reine Kaffeesorten aus Excelsa-Bohnen nur sehr selten, allerdings gibt es durchaus einige Blends mit dieser Bohne. Falls du dennoch mal einen Kaffee probieren willst, der Whiskey-Noten hat: Probier mal unseren Happy Coffee Robusta aus! Er hat Experten in Espressobohnen Tests schon an Single Malt erinnert 🙂

Kaffeesorten Liberica und Excelsa

2.7 Maragogype: Die magenschonende Bohne

Der Maragogype Kaffeestrauch, benannt nach einer brasilianischen Hafenstadt, ist eine Kreuzung aus Arabica und Liberica Kaffee. Seine Früchte sind sehr robust und bis zu 40% größer als Arabica Bohnen. Deswegen werden Maragogype auch “Elefantenbohnen” genannt. Erfreulich für viele Kaffeefans: Maragogype sind besonders mild und säurearm! Darum sind Kaffeesorten aus dieser Bohne besonders sanft zum Magen und eignen sich hervorragend für Filterkaffee und die French Press. Heute stammt Maragogype oft aus Nicaragua oder der mexikanischen Provinz Chiapas, wo auch unser gleichnamiger Happy Coffee Chiapas herkommt. Er ist ebenfalls besonders säurearm – dieser Charakter der Kaffeesorten aus Chiapas muss also etwas mit den Anbaubedingungen zu tun haben.

2.8 Kopi Luwak: Exot durch Tierquälerei

Berühmt als “Katzenkaffee” ist der Kopi Luwak einer der teuersten Kaffeesorten der Welt. Er ist keine eigene Kaffeeart, sondern eine Mischung aus Arabica, Liberica und Excelsa. Was ihn besonders und umstritten macht, ist seine Herstellungsart: Denn um Kopi Luwak zu erhalten, werden die Kaffeekirschen von Schleichkatzen gefressen und anschließend wieder ausgeschieden. Im Darmtrakt der Tiere fermentieren die Kaffeekirschen durch Verdauungsenzyme und sollen ein ganz eigenes Aroma entfalten, das als erdig und schokoladig beschrieben wird.

Kopi Luwak bedeutet allerdings Tierquälerei. Denn um den begehrten Kaffee zu produzieren, werden Tausende Schleichkatzen in kleine Käfige gesperrt, wo sie nichts außer Kaffeekirschen zu fressen bekommen. Das entspricht so gar nicht dem eigentlich abwechslungsreichen Speiseplan der Tiere, auf dem in der freien Natur auch Eier, Insekten, Reptilien und Früchte stehen. Wer Kopi Luwak trinkt, unterstützt damit eine nicht artgerechte Tierhaltung – die bei den Schleichkatzen zu psychischen Erkrankungen und Nährstoffmangel führt. Eines demonstriert diese “Spezialität” aber: Kaffeesorten hängen nicht nur von den Kaffeearten ab.

Kaffeesorten - Kopi LuwakWarum keiner Kopi Luwak trinken sollte… (sad luwak by Stefan MadgalinskiCC BY 2.0)

3. Kaffeesorten entstehen durch viele Faktoren

Die verwendeten Kaffeearten sind die Basis der einzelnen Kaffeesorten. Allerdings entsteht ihr Facettenreichtum erst mit dem speziellen Anbau-, Verarbeitungs- und Röstprozess – wie die folgenden Beispiele zeigen.

3.1 Anbau- und Erntebedingungen von Kaffeesorten

Arabica wächst unter anderen Bedingungen als Robusta, genauso wie Liberica, Excelsa und Maragogype. Dabei beeinflusst das schon Anbaugebiet den typischen Geschmack der einzelnen Kaffeearten, ihrer unzähligen Unterarten und der später daraus gewonnenen Kaffeesorten. Kaffeeliebhaber sind in der Lage, Aromen als “typisch” für ein bestimmtes Anbaugebiet” einzustufen. Wie zum Beispiel die folgenden Arabicas:

  • Kona Kaffee aus Hawaii ist Arabica, der in Bergregionen vulkanischen Ursprungs gedeiht. Hier ist der Boden besonders reich an Mineralien, hat einen ausgewogenen ph-Wert und profitiert vom milden Klima. Darauf führt man die enorme Größe der Kaffeebohnen und ihren vollmundig-fruchtigen Geschmack zurück.
  • Unter Kennern gelten Kaffeesorten aus Kolumbien als Spitzenprodukt mit typischem Geschmacksprofil: Leichte Säure, die von karamellig-nussiger Süße perfekt ausbalanciert wird. Das soll unter anderem an konsistenten Erntezyklen, Handpflücken und natürlichen Anbau ohne Chemie liegen. 
  • Unser Happy Coffee aus dem mexikanischen Chiapas ist, wie andere Kaffeesorten aus diesem Gebiet, bekannt für seine geringe Säure und sanften Geschmack. Das trifft auch auf Maragogype-Bohnen aus Mexiko zu. Ob’s am tropischen Klima liegt oder dem speziellen Boden?

Wir sehen, dass Anbau und Ernte den Geschmack von Kaffeesorten beeinflussen. Allgemein werden qualitative Kaffeebohnen in Hochlandgebieten angebaut, um dort bei kühleren Temperaturen und stabilen klimatischen Bedingungen möglichst lange zu reifen. So bilden sich komplexere Aromen heraus. Außerdem gedeihen Kaffeesträucher in Misch- statt in Monokulturen besonders gut, weil der Boden einen höheren Nährstoffgehalt hat. Zudem ist der Schädlingsbefall geringer, so dass die Kaffeebauern weniger Pestizide und Dünger einsetzen müssen.

Kaffeesorten Hochland

Hochland in Puno, Peru (Foto: Melanie Böhme)

3.2 Die Verarbeitung von Kaffeesorten

Bei der Aufbereitung der Kaffeebohnen nach der Ernte ergeben sich weitere Unterschiede, die Qualität und Geschmack beeinflussen – und so zur Vielfalt der Kaffeesorten beitragen. Besonders die Art, wie die Kaffeebohnen aus der Kaffeekirsche gelöst und von Resten befreit werden, spielt eine Rolle.

Beim “Dry Processing” legt man die Kaffeekirschen gleich nach der Ernte zur Trocknung auf den sonnigen Boden oder sogenannten “Dry Beds” aus. Dabei nehmen die Kaffeekirschen das süße Aroma und den exotisch-fruchtigen Geschmack aus dem Fruchtfleisch auf, bevor sie herausgelöst werden. Allerdings kann bei der trockenen Verarbeitung auch einiges schief gehen, wenn z.B. Restfeuchte stagniert und die Kaffeekirschen nicht regelmäßig gewendet werden. 

Hingegen wird beim “Wet Processing” das Fruchtfleisch beim Waschen in Tanks von den Kaffeebohnen entfernt, die vor dem Trocknen noch etwas aufquellen bzw. fermentieren. Das Ergebnis ist ein klarer, blumiger und nur leicht-fruchtiger Geschmack. Insgesamt ist das Ergebnis bei der nassen Aufbereitung konsistenter als bei der trockenen Variante.

Natürlich gibt es auch Mischformen wie z.B. das in Indonesien und Brasilien gern eingesetzte Semi Dry Processing. Dabei wird vor dem Waschen die Pulpe von den Kaffeebohnen gelöst, während die Mucilage (ein klebriges Häutchen) dran bleibt. Sie enthält Zucker, der an Honig erinnert. Sobald die gewünschte Rest-Feuchte von 10 bis 12% erreicht ist, wird die Mucilage entfernt. Geschmacklich erreicht man mit Semi Dry Processing leicht süßliche Noten. In Ost- und Südostasien ist diese Verarbeitungs-Variante als “Honey Processing” bekannt und öffnet neue geschmackliche Welten in der Kaffeeszene.

Kaffeesorten - Honey Processing

Honey Processing in Südostasien (Foto: Melanie Böhme)

Auch sonst sind bei der Verarbeitung noch kleine Kniffe möglich, um spezielle Kaffeesorten zu kreieren. Beispielsweise setzt man beim indischen Monsun-Kaffee die Kaffeesäcke bewusst für einige Wochen der hohen Luftfeuchtigkeit aus, damit die Bohnen einen fermentierte Noten bekommen. Das “schmeckt” aber nicht jedem! Ein generelles Merkmal qualitativer Kaffeesorten ist, dass die Bohnen mit Luft gereinigt werden – um sie von kleinen Restbeständen (Holz, Schalen etc.) zu befreien. Das Polieren der Bohnen hat aber keinen Einfluss auf den Geschmack. Doch was glänzt, verkauft sich besser 😉

3.3 Die Mischung von Kaffeesorten

Viele Anbieter von Specialty Coffee bieten ausschließlich Single Origins an. Dies sind Kaffeesorten, die lediglich aus einer Kaffeeart aus einem bestimmten Anbaugebiet bestehen. Sie haben einen exklusiven Charakter: Man kann den reinen, durch die Herkunft geprägten Geschmack in der Tasse erleben. So hat unser äthiopischer Happy Coffee die typisch kräftig-schokoladigen Aromen des Anbaugebiets Sidamo und der peruanische Happy Coffee fängt den Charakter der Anbauregion Puno ein. Kaffeesorten im Single Origin schneiden zudem in Tests wie dem renommierten Cup of Excellence meist sehr gut ab.

Besonders beliebt bei großen Kaffeekonzerne wie Starbucks, Tchibo und Nespresso sind Blends: Mischungen verschiedener Kaffeearten aus verschiedenen Anbaugebieten. So können besonders günstige Kaffeesorten kreiert werden, indem einem qualitativ hochwertigem Kaffee ein “günstigerer” Kaffee beigemischt wird. Doch es gibt auch Specialty Coffee Blends, bei denen mit einer besonders ausgewogenen Mischung ein harmonischer Geschmack erzielt wird. Ein relativ neuer Kaffeetrend sind Single Origin Blends, bei denen die Kaffeebohnen immerhin aus einem Anbaugebiet stammen, etwa unser Happy Coffee Chiapas Intense. So erhält man Kaffeesorten, die trotz Mischung den typischen Charakter ihrer Region beibehalten.

Kaffeesorten: Blend vs Single Origin

3.4 Die Röstung der Kaffeesorten

Neben der Unterscheidung Arabica und Robusta ist den meisten Kaffeetrinkern die Unterscheidung in Kaffee und Espresso geläufig. Beides kann aus genau derselben Kaffeebohne kommen, die einfach unterschiedlich lang bzw. intensiv geröstet werden: Bei Kaffeebohnen etwa 10 bis 15 Minuten und bei Espresso 15 bis 18 Minuten. Dadurch ist Espresso immer dunkler als Kaffee, glänzt wegen der austretenden Kaffeeöle und schmeckt deutlich intensiver. Außerdem hat Espresso relativ betrachtet mehr Koffein – allerdings trinken wir davon auch kleinere Portionen als bei Kaffee.

Doch auch unter den Kaffeebohnen kann man noch einmal verschiedene Röstungen unterscheiden, die zu völlig verschiedenen Kaffeesorten führen. Eine Light Roast wird am kürzesten geröstet, dadurch einen hohen Säureanteil und deutliche Zitrusnoten. Die gefällige Medium Roast schmeckt besonders ausgewogen und hat einen vollen Körper, der Säure und Röstaromen balanciert. Und die dunkle Dark Roast hat ein besonders kräftiges, rauchiges und schokoladiges Aroma. Egal welche Röstung dir am besten gefällt: Achte darauf, dass deine Kaffeesorten immer frisch geröstet sind! Nur das schmeckt gut.

Kaffeesorten - Röstung

4. Verschiedene Kaffeesorten je nach Zubereitungsform

Die Wahl deiner Kaffeesorten bleibt immer Geschmacksache und ist sehr subjektiv. Also ist Ausprobieren angesagt! Doch je nach Maschinentyp gibt es trotzdem ein paar Empfehlungen.

4.1 Kaffeesorten für Kaffeevollautomaten

Ein Kaffeevollautomat arbeitet mit Druck, auch wenn dieser nicht so hoch wie beim Siebträger ausfällt. Du bereitest damit also keinen Filterkaffee, sondern eher Espresso und espressobasierte Kaffeespezialitäten zu. Daher bieten sich Kaffeesorten auf Basis von Espressobohnen an. Alle anderen Auswahlkriterien liegen ganz bei dir.

4.2 Kaffeesorten für Siebträger

Siebträgermaschinen arbeiten mit besonders viel Druck und bereiten einfach den besten Espresso zu. Punkt! Daher sollten hierfür ausschließlich Kaffeesorten mit einer Espresso-Röstung verwendet werden, damit du eine schöne Crema und den unvergleichlich kräftigen Geschmack erhältst. Dieser ist als Counterpart in CappuccinoLatte MacciatoFlat White & Co. wichtig!

4.3 Kaffeesorten für Filterkaffee

Für Kaffeebereiter wie die French Press oder klassische Handfilter sollten Kaffeebohnen verwendet werden, insbesondere Kaffeesorten mit kurzer bis mittlerer Röstung und ausgewogener Säure. Sie eignen sich ebenfalls für die Filterkaffeemaschine, die im Ergebnis aber nicht an die Handfiltermethode herankommt. Dafür ist sie natürlich praktisch. Wer einmal nicht zur Arabica oder Robusta Bohne greifen möchte, kann Sorten auf Basis der Maragogype probieren. Hier findest du unser Sortiment für Filterkaffee.

4.4 Welche Kaffeesorten sind Testsieger?

Für uns vom Happy Coffee Team sind klar diejenigen Kaffeesorten Testsieger, deren Bohnen nachhaltig und fair angebaut wurden. Denn dabei legen die Produzenten einen großen Wert auf natürliche Herstellungsverfahren, hohe Qualität und eine angemessene Beteiligung der Kaffeebauern am Verkaufserlös. Deswegen finden sich im nachhaltigen und fairen Segment auch viele tolle Specialty Coffees. 

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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


Kommentare

  1. Moin Moin liebes Happy Coffee Team,

    ich habe gerade schon auf einer anderen Seite gefragt, ob es “Einstellungen” bzw. Empfehlungen gibt, was man bei welchen Bohnengrößen/Stärken (Härte der Bohne) an einer Siebträger einstellen muss. Also vllt eine Art “Tabelle” mit den Brühtemparaturen/Mahlwerkseinstellungen zu den verschiedenen Bohnen 🙂 Ich lese mich neu in das Thema ein und finde dazu leider nichts. Vielleicht könnt ihr dazu einen Post machen. Ich stelle mir das wie beim bohren vor, je größer mein Bohrer desto weniger Umdrehungen brauche ich (abhängig vom Material natürlich) – daher dachte ich mir, ist es bei Kaffeebohnen und dem Mahlwerk ähnlich?

    Vielleicht denke ich auch falsch und das Ganze ist irrelevant, würde mich allerdings über eine Aussage darüber freuen. Vielleicht bin ich auch nicht der Einzige der sich das fragt.

    Liebe Grüße und eure Blogs gefallen mir sehr.

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