French Press

French Press: Alles, was du über die Pressstempelkanne wissen musst

Brioche, Baguette oder Pan au Chocolat. Dazu Marmelade, frischgepresster Orangensaft und handgebrühter Kaffee aus der French Press. Lecker! Dass die Franzosen ihr Frühstück sehr süß und immer mit frischem Backwerk lieben, ist eine Tatsache. Doch den Morgenkaffee bereitet man sich nicht unbedingt in der French Press zu – diese Assoziation stellen wir wohl allein aufgrund des passenden Namens her. Eine unserer Autorinnen hatte sofort die passende Anekdote aus ihrem jährlichen Frankreichurlaub parat:

Wenn ich mir Kaffee mit der French Press zubereite, denke ich tatsächlich immer an Frankreich. Wie ich mit meiner besten Freundin auf wackeligen Stühlen im sandigen Boden unter Pinien sitze. Und wir auf der windigen Gasflamme das Wasser nur sehr langsam zum Kochen bringen, um es dann über das Kaffeepulver in die gläserne Kanne laufen zu lassen. Dann wird schnell der Deckel mit dem Pressstempel verschlossen, damit keine Wärme entweicht – und keine Pinien-Nadeln hineinfallen. Nach geschätzten Minuten – denn Uhren und Handys sind im Camping-Urlaub weit weg – drücken wir den Stempel nach unten und genießen zu Croissants und Chocolatine einen frischen Kaffee… Diese Erinnerung hat sich so tief eingeprägt, dass mir immer eine frische Brise Pinienwald und Meer um die Nase weht, sobald ich Kaffee mit der French Press zubereite.

Auch wenn ich selbst noch nicht so häufig die Ferien in Frankreich verbracht habe, so ist meine Affinität zur French Press dennoch extrem hoch. Sie ist mein bevorzugter Kaffeebereiter und steht sogar gerade neben mir, während ich diesen Artikel schreibe. Viele Kaffeefans scheinen mit mir die Leidenschaft für den kleinen Franzosen zu teilen. Doch warum eigentlich – und wie lässt sich damit der beste Kaffee zubereiten?

Bodum Chambord (unser Favorit)Le Creuset KaffeebereiterGroenenberg French Press
Der Klassisker aus hitzebeständigem Borosilikatglas (1L)Aus vulkanischem Steinzeug in hochwertiger rustikal-bunter Optik (0,75L)Elegantes Design aus Edelstahl. Dank Doppelwand nicht zu heiß (1L)
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1. Die French Press: Eine französische Erfindung?

Obwohl die French Press in den 90er Jahren einen Hype erfuhr, ist sie weit älter als 25 Jahre alt. Damals handelte es sich quasi nur um das Revival einer alten Dame, die auch als „Pressstempelkanne“ oder „Kaffeepressse“ bekannt ist. Man vermutet, dass sie bereits 1850 in Frankreich erfunden, jedoch erst 1929 durch den italienischen Designer Attilio Calimani patentiert wurde.

So ist es eben mit Innovationen: Eine Erfindung muss reifen, bis sie wirklich praktikabel ist. Und bis zur wirtschaftlichen Umsetzung kann es nochmal eine ganze Weile dauern. Darum verwundert es nicht, dass Bodum erst im Jahr 1974 die uns heute bekannte Form der French Press mit dem englischen Namen auf den Markt brachte. Dafür wurde Bodum sogar mit dem dänischen Designpreis ausgezeichnet. Wir fassen nochmal zusammen: Eine französische Erfindung, die in Italien patentiert wurde, um dann in Dänemark einen Designpreis zu erhalten. Damit ist die French Press also eine wahre Europäerin!

French Press von Trendglas

Christian von Happy Coffee mit einer French Press von Trendglas Jena und unserem Happy Coffee Puno

2. Die Pressstempelkanne in modernem Gewand

Bis ich zur French Press fand, musste ich erst einen langen Weg durch das Tal der Kaffeezubereiter gehen. Jugendlichem Leichtsinn aufgesessen trank ich im Studium (Schock!) noch Instantkaffee. Vorteil: Man braucht keine Kaffeemaschine. Nachteil: So schmeckte das Ergebnis leider auch. Später kam dann der obligatorische Ausflug in die Welt der Kaffeekapseln und Pads – immerhin war eine Maschine involviert, doch mit wirklichem Kaffeegenuss hatte das noch immer nichts zu tun. Erst das Experimentieren mit der Bialetti-Kanne hat mir Spaß und Geschmack gebracht. Geblieben bin ich bis heute bei der French Press – da sie wirklich unkompliziert ist und gerade perfekt in mein Leben passt. Und ja, schön ist sie obendrein.

Am besten schmeckt frisch gemahlener Filterkaffee in der French Press. Eine schöne Auswahl findest du hier.

Der Aufbau der French Press

Ist dir aufgefallen, dass eine French Press häufig im schlichten Design daher kommt? Zum Beispiel in Silber-Schwarz oder gar im 90er Jahre-Blau? Diese Farbwahl kommt nicht von ungefähr, denn damals war dieser Kaffeezubereiter der letzte Schrei. Als Coffee-To-Go noch keine Selbstverständlichkeit war und hochwertige Siebträgermaschinen nicht zur Grundausstattung eines jeden Cafés gehörten. Die French Press war ein Symbol für Fortschrittlichkeit und ein Quäntchen französisches Lebensgefühl.

Heute stehen zwar an jeder Ecke Kaffeevollautomaten und „echtes Handfiltern“ ist wieder populär – doch die gute alte French Press hält sich stoisch in den Küchenregalen. Es gibt inzwischen verschiedene Modelle, doch eines bleibt immer gleich: Das bewährte French Press Prinzip aus Befüllen, Warten und Pressen.

Die klassische Bodum French Press besteht aus einer gläsernen Kanne, die von einem metallenen Ständer als „Stützgerüst“ gehalten wird. Das ist praktisch, denn man kann die Glaskanne zum Reinigen einfach aus dem Ständer nehmen. Innen drin steckt der bewegliche Pressstempel aus Metall. Nachdem das Kaffeepulver in die Kanne gegeben und mit heißem Wasser aufgegossen wurde, wird der Stempel aufgesteckt und nach einigen Minuten Ziehzeit heruntergedrückt. Dadurch separiert das im Pressstempel integrierte, feinmaschige Metallsieb die Kaffeebohnen-Partikel vom fertigen Kaffee. Le voila!

Verschiedene French Press Modelle

Heute hat man als French Press Liebhaber buchstäblich die Qual der Wahl. Zu den beliebtesten Modellen zählt die Bodum French Press. Mit ihrem gläsernen Körper, umgarnt vom metallenen Ständer, ist sie schlicht, leicht bedienbar und hat nicht umsonst den dänischen Design-Preis erhalten. Nur mit der Glaskanne muss man beim Hantieren und Reinigen vorsichtig umgehen – denn das gehärtete Borosilikat-Glas ist nicht unkaputtbar. Je nach Vorliebe gibt es Modelle in verschiedenen Farben, mit mehr oder weniger Metall. Nur der Knubbel am Stempel ist immer gleich.

Ebenfalls beliebt ist die Bialetti French Press, die vom Design her etwas „zackiger“ daherkommt als Bodum. Der Italiener hat eine besonders robust wirkende Halterung, einen ergonomisch optimierten Griff und wird vom Bialetti-Männlein verziert – bei dem ich mir bis heute nicht sicher bin, welchen Finger es nun in die Höhe hält. Ansonsten ist die Bialetti-Variante dem Bodum-Modell wirklich sehr ähnlich.

Wer es noch puristischer mag, sollte sich die French Press aus dem Hause Trendglas Jena ansehen: Sie bestehst (abgesehen vom metallenen Stempel) komplett aus Glas, hat kein Haltegerüst und kommt völlig ohne Plastikteile aus.

French Press Modelle von Bodum, Bialetti und Trendglas Jena

Links: Bodum Chambord French Press in verschiedenen Größen; Mitte: Bialetti 3130 French Press, Rechts: Trendglas Jena

Zu den ausgefalleneren Modellen zählt z.B. die Le Creuset French Press aus buntem Luxus-Steinzeug. Bei ihr soll die Wärmespeicherung besonders gut sein. Ansonsten ist sie optisch einfach mal etwas ganz anderes. Genauso wie die ebenso undurchsichtige Groenenberg French Press aus doppelwandigem Edelstahl, für alle die es einen sehr cleanen Look mögen. Oder wie wäre es mit der bonVIVO French Press in angesagten Kupfertönen?

Du siehst, die Möglichkeiten sind endlos. Doch bei allen French Press Modellen sind die Schritte für den perfekten Kaffee mehr oder weniger dieselben.

French Press Modelle von Groenenberg, Le Creuset und bonVIVO

Links: Groenenberg Edelstahl Frenchpress, Mitte: Le Creusset French Press, Rechts: Kupferfarbige bonVIVO GAZETARO 

3. French Press Kaffee: Die Step-by-Step-Anleitung

Mit der French Press und dem richtigen ist es sehr einfach, guten Kaffee zuzubereiten. Trotzdem solltest du einige Schritte beachten, um in den besten Geschmack zu erzielen. Vor allem ist auch die Frage zu klären: Welcher Kaffee für die French Press? Los gehts mit unserer schrittweisen Anleitung.

(1) Kaffee mahlen

Das Wichtigste ist – wie bei fast allen Arten der Kaffeezubereitung – ist der perfekte Mahlgrad der Kaffeebohne. Die Kontaktzeit von Wasser und Kaffee fällt bei der French Press relativ lang aus, wie es bei Full Immersion Methoden üblich ist: Denn der Kaffee schwimmt eine ganze Weile direkt im Wasser. Daher sollte er eher gröber gemahlenen sein. Das entspricht ungefähr einem Mahlgrad von 7 bzw. der Struktur von mittelgrobem Meersalz. So können die Aromen aus dem Kaffee optimal extrahiert werden. Als bekennende French Press Fans empfehlen wir übrigens unsere Happy Coffee Kaffeeröstungen für den perfekten Genuss.

(2) Wasser kochen

Koche das Wasser in deinem Wasserkocher oder einem speziellen Wasserkessel. Es sollte ungefähr 95 °C warm sein, bevor es in Kontakt mit den gemahlenen Kaffeebohnen kommt. Zu heiße Temperaturen würden dazu führen, dass unerwünschte Bitterstoffe aus dem Kaffee freigesetzt werden, und das wollen wir nicht! Kontrolliere die Temperatur daher mit dem Kessel oder lasse das Wasser einfach für ein paar Minuten abkühlen, nachdem es gekocht hat.

(3) Kaffee in die French Press füllen und Wasser aufgießen

Fülle für eine volle Kanne ungefähr 8 Esslöffel gemahlen Kaffee in deine French Press und gieße sie mit ungefähr 1 Liter des wohltemperierten Wassers auf. Wer es noch genauer haben will: Wir erzielen mit 65g Kaffeemehl auf 1 Liter Wasser die besten Ergebnisse, was einer Brew Ratio von 0,065 entspricht. Sobald das Kaffeemehl mit dem Wasser in Verbindung kommt, beginnt der Brühvorgang und der Kaffee entfaltet bereits im ungefilterten Zustand seine Aromen. Rühre die Kaffee-Wasser-Mischung noch einmal um, damit sich alles gleichmäßig verteilt..

(4) Kaffee-Wasser-Mischung ziehen lassen

Ganz wichtig: Jetzt bloß noch nicht den Pressstempel herunterdrücken! Erst mit einer ungefähren Ziehzeit von etwa 4 Minuten erreicht man in der French Press eine optimale Kaffeeextraktion. Manche mögen je nach persönlichem Geschmack eine etwas kürzere oder etwas längere Dauer – einfach ausprobieren. Da ist jeder Jeck halt anders! Die Ziehzeit solltest du bei der gesamten Brühdauer mit einkalkulieren.

(5) Pressstempel herunterdrücken

So, jetzt darfst du. Setze den Pressstempel auf die Glaskanne auf, so dass er die Oberfläche des inzwischen nach oben gestiegenen Kaffeepulvers berührt. Achte darauf, dass eine eventuell vorhandene „Ausgußschnute“ (wie z.B. bei der Bodum Kanne) auch wirklich vorne ist. Wenn das Sieb gut in der Glaskanne sitzt, kannst du den Stempel nun langsam und gleichmäßig herunter drücken. Et voilà – der French Press Kaffee ist fertig!

Eine Grundregel beim Pressen: Das Kaffeemehl sollte noch oben auf der Kanne schwimmen und sich mit spürbarem Widerstand nach unten drücken lassen. Geht das “Stempeln” hingegen zu leicht oder schwimmt das Kaffeemehl schon unten, dann hast du zu lange gewartet und der Kaffee ist wahrscheinlich schon zu stark.

(6) Kaffee genießen

Dazu braucht man eigentlich keine Anleitung – klar. Doch der Kaffee aus der French Press sollte zügig genoßen bzw. ausgegossen werden, da das gepresste Kaffeemahl ja nach wie vor am unteren Ende der Kanne verbleibt. Wer eine zu lange Kaffeeextraktion bzw. Überextraktion vermeiden oder sich einfach nach und nach ein Tässchen einschenken will, der gießt den Kaffee aus der French Press am besten in ein anderes Gefäß um.

Weitere Details findest du auch in unserer detaillierten French Press Anleitung.

4. Vor- und Nachteile der French Press

Die French Press kann (fast) alles, was man von einem modernen Kaffeezubereiter erwarten kann. Sie eignet sich daher durchaus für viele Typen an Kaffeetrinkern. Hier ihre Vorteile auf einen Blick:

  • Sie benötigt keine zusätzliche Stromquelle, so lange man nur kochendes Wasser zur Hand hat.
  • Man kann sie überall nutzen, und selbst auf Reisen mitnehmen.
  • Die Bedienung ist ein Kinderspiel.
  • Sie ist sehr leicht zu reinigen, die Glaskanne kann dazu sogar aus dem Metall-Korpus herausgenommen werden.
  • Man kann die French Press in unterschiedlichen Designs, Preisklassen und Größen erwerben.
  • Die Kaffeeausbeute ist recht hoch – eine Kanne reicht für mehrere Tassen.

Aus diesen Gründen findet man die French Press nach wie vor zu Recht in sämtlichen Küchen. Sie macht alle Kaffeetrinker glücklich, vom Single über das Designerpärchen bis hin zur Großfamilie.

French Press auf dem Frühstückstisch

Doch trotz aller French Press Liebe – zwei winzige Nachteile sehen wir, die man aber mit etwas Sorgfalt nicht unbedingt haben muss bzw. umgehen kann:

  • Das metallene Filtersieb ist deutlich gröber, als z.B. der extra mit Filterpapier ausgekleidete Sieb in der AeroPress. Daher können feine Restpartikel vom Kaffeemehl im fertigen Kaffee zurückbleiben. Um so wichtiger ist es, einen groben Mahlgrad zu wählen!
  • Du musst den Kaffee aus der French Press zügig trinken, denn sonst droht wegen des im Brühwasser verbleibenden Kaffeemehls Überextraktion und der Kaffee schmeckt zu stark. Alternative: Den Kaffee umfüllen.
  • Die Glaskanne ist stoßanfällig – uns ging schon eine durch Tollpatschigkeit zu Bruch. Also behandle deine French Press vorsichtig, oder leg dir eines der Modelle aus Edelstahl zu 😉

5. Nachfolger der French Press: Die American Press 

Falls dir Kaffee aus der French Press bisher nicht so richtig zugesagt hat, du die einfache Zubereitung aber gerne magst, dann solltest du dir mal die American Press (siehe folgendes Bild links) ansehen. Dabei handelt es sich um einen moderne Pressstempelkanne, die im Gegensatz zur French Press ein geschlossenes Filterelement unten am Pressstempel montiert hat, mit zwei viel feineren Metallfiltern. Es wird vor dem Brühen einfach mit gemahlenem Kaffee gefüllt und dann fest zugeschraubt.

In unserem Test hat uns die American Press jedenfalls begeistert: Sie erlaubt eine viel sanftere Extraktion der Aromen und zaubert eine cleanere Tasse Kaffee, die nicht nur von Röstaromen dominiert ist (wie man es typischerweise von der French Press kennt). Auch das Putzen ist leichter, weil weniger Kaffeesatz in Kanne und Sieb herumschwirrt. Dafür geht in die American Press aber viel weniger Kaffee hinein…

American Press vs French Press

Echte French Press Fans sagen sich also “C’est la vie” und bleiben ihrer Pressstempelkanne wahrscheinlich für immer treu. Mit diesen Worten verabschiede ich mich nach Frankreich – äh, in meine Küche – und bereite mir mit meiner French Press erstmal einen köstlichen Kaffee zu.

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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


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