Kaffeebohnen Test zu Hause

Kaffeebohnen Test zu Hause: So findest du deinen Lieblingskaffee

Welche Kaffeebohnen schmecken am besten? Das kann für dich kein Kaffeebohnen Test von selbsternannten Experten oder Produkttest-Vereinen in ihren alltagsfremden Laboren entscheiden. Sondern allein du selbst und dein persönlicher Geschmack! Darum wollen wir dir in diesem Artikel genau erklären, wie du deine Lieblingsbohnen findest – indem du deine Vorlieben im Kaffeebohnen Test zu Hause kennenlernst und durch gezieltes Verkosten herausfindest, was genau dir schmeckt.

Mal angenommen, du hast beim letzten Städtetrip in einem dieser hippen Coffee Shops ein Päckchen Kaffee gekauft. Daheim brühst du ihn dir auf und die Geschmacksexplosion auf deiner Zunge haut dich förmlich um! Irgendwann geht aber leider auch das größte Kaffeepäckchen zur Neige. Nun fragst du dich, wie du erneut einen solchen Kaffee in die Küche bekommst – ohne dich wieder auf dieselbe Reise begeben oder horrende Versandkosten zahlen zu müssen…?

Wir haben einen Vorschlag: Mach dir in Zukunft Notizen zu deinem Kaffee! Damit meinen wir nicht nur, wo du ihn gekauft hast oder Dinge wie die Kaffeefarm im Herkunftsland. Sondern vielmehr: Wie hat dir genau dieser Kaffee geschmeckt? Was hat dir gefallen und warum? Dafür kannst du (falls vorhanden) die Aroma-Beschreibung auf der Verpackung zur Hand nehmen. Doch es geht auch ohne!

In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du mit deinem Equipment zuhause selbst einen Kaffeebohnen Test durchführen und Kaffee verkosten kannst. So wirst du beim nächsten Gang in die Kaffeerösterei deines Vertrauens – egal ob online oder offline – genau wissen, was dir wirklich schmeckt! Unabhängig vom Herkunftsland und unabhängig von der Aufbereitungsart (z.B. sonnengetrocknet versus gewaschen). Klingt gut? Ist es auch! Also los geht’s!

1. Schritt im Kaffeebohnen Test: Gute Bohnen kaufen

Den ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zu deinem Lieblingskaffee hast du mit dem Gang in den hippen Coffee Shop schon getan. Weitere Möglichkeiten sind Spezialitätenkaffeeröstereien, die online oder offline ihre Kaffees verkaufen, oder kleine Röstereien in deiner Nähe. Dort kannst du sogar oft mit dem Röster oder Barista quatschen, der dir Empfehlungen passend zu deinen Präferenzen geben kann. Online-Shops wie z.B. Happy Coffee, die hochwertige Bohnen für diverse Geschmäcker im Angebot haben, sind natürlich auch eine gute Option.

1.1 Bitte keinen Supermarkt-Kaffee, sondern frisch vom Röster! 

Das Kaffee-Regal aus dem Supermarkt gilt es zu vermeiden. Warum? Nun, im Supermarkt findest du auf den Kaffee-Verpackungen kaum Angaben zur genauen Herkunft, vom Röstdatum mal ganz zu schweigen. In Deutschland besteht nur die Verpflichtung, das Mindesthaltbarkeitsdatum auf die Verpackung zu drucken – ein Supermarktkaffee-Anbieter wird das Röstdatum deshalb kaum angeben. Ansonsten würde ja schnell herauskommen, dass viele Kaffees Ladenhüter sind – die nicht nur ein paar Wochen, sondern viele Monate auf dem Buckel haben. Und das ist schlecht, denn nur frisch gerösteter Kaffee kann schmecken.

Warum die frische Röstung eures Kaffees so wichtig ist, könnt ihr als erste Maßnahme im Kaffeebohnen Test überprüfen: Kauft mal ein Päckchen Kaffeebohnen von einer kleinen Rösterei, das erst vor wenigen Tagen geröstet wurde, und ein Päckchen Kaffeebohnen aus dem Supermarkt. Im Vergleich ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht – sowohl beim Duft als auch beim Aroma in der Tasse.

Im Supermarkt kauft das schlechte Gewissen mit

Als allererstes wird euch der Preisunterschied auffallen. Im Supermarkt gibt’s ein Kilo Markenkaffee im für nicht mal 8 Euro, in der kleinen Rösterei werdet ihr je nach Sorte auf jeden Fall 14 Euro, wenn nicht sogar bis über 30 Euro bezahlen. Wieso? Allein die in Deutschland geltende Röststeuer beträgt 2,19 Euro pro Kilo, und die Kosten für Einfuhr, Zollabwicklung und Röstung sowie weitere Steuern sind da noch nicht einmal berücksichtigt. Beim Blick auf diese Summen bleibt bei einem Kilopreis von unter 20 Euro beim Farmer, der den Kaffee angebaut, geerntet und verarbeitet hat, nicht viel hängen – und „bio“ kann er sich bei den geringen Margen schon mal gar nicht leisten.

Gute Kaffeebohnen sind unter anderem teurer, weil sie die Kaffeebauern dank Fairtrade oder Direkthandel viel stärker am Umsatz beteiligen. Außerdem werden sie langsamer, schonender und systematischer mit eigenen Röstprofilen je Sorte geröstet – auch das kostet Geld!

Kleine Röstereien gewinnen das Frische und Aroma-Duell

Zurück zum Kaffeebohnen Test: Brüht den Supermarktkaffee und die Bohnen vom Röster daheim auf und verkostet parallel. Ihr werdet sicher feststellen, dass dem Supermarktkaffee einiges an Aroma fehlt. Kein Wunder, wenn das Röstdatum schon laaange in der Vergangenheit liegt! Jetzt stellt euch den Geschmack vor, wenn ihr bereits gemahlenen Kaffee kauft. Richtig, der hat noch weniger Aroma! Denn gemahlener Kaffee verliert von Tag zu Tag mehr der tollen Geschmacksnoten und Aromen. Die Vakuumversiegelung der Päckchen hilft leider auch nicht, denn zuhause öffnet ihr ja die Verpackung – spätestens dann gehen die Aromen flöten. Ja, auch in der Vorratsdose!

Wenn ihr zuhause guten Kaffee trinken wollt, kauft ihn frisch geröstet und als ganze Bohne, um ihn selbst kurz vor der Zubereitung zu mahlen. Damit habt ihr euren Geruchs- und Geschmacksnerven schon viel Gutes getan!

Im folgenden Bild seht ihr übrigens Happy Coffee Freunde in einem unbeobachteten Moment während dem Frühstück – beim verzückten Schnuppern an den aromatischen Bohnen. Es untermauert die Theorie mit der frischen Röstung wunderbar!

Kaffeebohnen Test - Duft

Noch einen Unterschied werdet ihr vielleicht zwischen dem Supermarkt-Kaffee und dem Kaffee aus der Rösterei erkennen: Billige Kaffeebohnen werden in Industrieröstern oft zu schnell und sehr dunkel geröstet. Das ist kostengünstiger und geschieht auch, um eventuelle Defekte zu überdecken, denen wir uns gleich genauer widmen werden, und ruft einen kokelig-bitteren Geschmack hervor.

1.2 Welcher Röst-Typ bist du?

Bevor ihr im Coffee Shop oder in der Rösterei ins Bohnenregal greift: Überlegt, welche Kaffees euch bisher gut geschmeckt haben. Waren es eher fruchtige, leicht säurehaltige oder gar teeartige Kaffees? Oder aber richtig kräftig-würzige Kaffees mit ordentlich Bums in der Tasse? Das hängt direkt mit der Röstung zusammen. Die meisten Röstereien vermerken den Röstgrad auf ihren Kaffeeverpackungen. Oft ist dort zum Beispiel „Light Roast“ oder „Medium Roast“ zu lesen oder ein kleines Barometer zeigt an, wie die Röstung einzustufen ist: hell, mittel oder dunkel.

Bei der Röstung kommt es ganz auf eure Vorlieben an: Hellere Röstungen sind oft säurehaltiger und betonen Frucht- und Zitrusaromen stärker, während bei dunkleren Röstungen typische Röst- und Kaffeearomen mehr in den Vordergrund treten. Wer beim lKaffeebohnen Test Notizen macht, weiß was ihm oder ihr eher liegt! 

Leider kann man ja in die wenigsten Kaffeepäckchen im Regal hineinschauen. Was ihr aber tun könnt: Den Barista im Coffee Shop fragen, ob er euch einen Blick in die Verpackung werfen lässt, aus der die Kaffeebohnen für euren gerade zubereiteten Kaffee entnommen wurden. Viele Cafés haben sogar kleine Riechproben der verkauften Kaffeebohnen in der Auslage (siehe folgendes Bild). 

Kaffeebohnen Test - Proben

Kaffeeexperten und Sensoriker nehmen übrigens schon die Rohbohnen bzw. grünen Kaffeebohnen unter die Lupe, doch das könnt und müsst ihr nicht. Euch genügt ein Blick auf die gerösteten Bohnen inklusive Schnuppern – und natürlich der geschmacklichen Eindrücke beim Trinken.

Riecht und schmeckt euer Kaffee verbrannt, aschig oder gar nach Gummi, dann ist vermutlich während des Röstvorgangs etwas schief gegangen – und die Bohnen wurden zu heiß oder zu dunkel geröstet. Doch auch das Gegenteil ist möglich, in Form eines zu kurz gerösteten und unterentwickelten Kaffees, bei dem das Innere der Kaffeebohne noch „roh“ ist. In der Tasse schmeckt er sehr grasig oder sogar nach Gemüse wie frischen Tomaten – ja, das gibt es! Dies passiert ab und zu bei Röstereien, die noch nicht so viel Erfahrung mit hellen Röstungen haben. 

1.3 Defekte der Kaffeebohnen erkennen 

Wenn ihr beim Kaffeebohnen Test an den gerösteten Bohnen schnuppert, dann schaut euch gleich das Bohnenbild mit an. Je gleichmäßiger die Kaffeebohnen aussehen, desto besser. Oder gibt es etwa Löcher, helle oder dunkle Flecken auf der Oberfläche? Mischen sich kleinere mit größeren Bohnen? Sind einige Bohnen vielleicht sogar gar kohlrabenschwarz oder zerbrochen? Das könnten Defekte sein, die auf Qualitätsprobleme hindeuten.

Supermarktkaffee wird oft gemahlen angeboten, damit Defekte bzw. Unebenheiten im Bohnenbild und alles, was sonst noch mit im Röstofen gelandet ist, überdeckt wird – z.B. Stöckchen, Blätter und andere Kleinstteile von der Ernte und Aufbereitung der Kaffeekirschen.

Kaffeebohnen Test - Defekte

Der prüfende Blick auf die Kaffeebohnen ist also ein erster Schritt, um bestimmte Defekte aufzudecken. Weitere Defekte zeigen sich hingegen erst, wenn ihr den Kaffee probiert – denn manche lassen sich nur am Geruch und Geschmack erkennen. Dabei hilft zum Beispiel das Aroma-Rad der Specialty Coffee Association, das ihr euch hier herunterladen könnt.

Sollte euch beispielsweise mal ein Kaffee aus Ruanda unterkommen, der nach dem Aufbrühen wie frisch geschälte Kartoffeln riecht und schmeckt, dann habt ihr es möglicherweise mit dem „Potato Taste Defect“ zu tun. Ursächlich hierfür können ein ostafrikanischer Stinkkäfer, Bakterien oder aber auch Schimmel sein, der während der Aufbereitung der Bohnen angefallen ist.

2. Schritt im Kaffeebohnen Test: Die richtige Zubereitung 

Ein Kaffeebohnen Test zu Hause läuft anders ab als ein professionelles Cupping, wie es z.B. beim Rohkaffeehändler oder in der Rösterei stattfindet. Bei den Profis gibt es gewisse Parameter, die eingehalten werden müssen: Dazu zählen unter anderem die richtige Wassertemperatur, der passende Mahlgrad und exakte Brühzeiten. Zudem werden mindestens drei, wenn nicht sogar fünf Tassen desselben Kaffees parallel, verkostet, um mögliche Defekte der ausgewählten Bohnen-Charge auszuschließen. Zuhause kannst du es weniger komplex halten: Entweder ein einfaches, an die Profis angelehntes Verfahren wählen, oder den Kaffee aufbrühen, wie du es immer tust.

2.1 Orientiere dich beim Aufbrühen an den Profis

Daheim könnt ihr einen ähnlichen Versuchsaufbau wie die Profis vornehmen, besonders wenn im Kaffeebohnen Test mehrere Kaffees zur Auswahl stehen. Dazu empfiehlt die Kaffeeschule Hannover das folgende Vorgehen – das von den Experten etwas abweicht, doch zu Hause sehr gut durchführbar ist.

„Brüh dir deine Kaffees wie einen türkischen Mokka auf, nur mit einem etwas groberen Mahlgrad, in etwa so grob wie für die French Press. Gieße deine Kaffees auf, warte vier Minuten, und entferne dann die Kruste, die sich oben gebildet hat. Nun warte noch mindestens weitere 8 Minuten, bis die Kaffees trinkbar sind. Probiere erst und verbrenne dich nicht! Verkoste deine Kaffees nacheinander. Die Verpackungen solltest du dabei aus deinem Sichtfeld stellen, sodass du nicht beeinflusst bist. Verkoste deine Kaffees einmal im warmen, mittelwarmen und kalten Zustand. Und notiere, was du bemerkst.“  

2.2 Brüht den Kaffee so, wie ihr ihn auch sonst zubereitet

Wir von Happy Coffee empfehlen sogar, ein zu professionelles Setup zu vermeiden, denn bestimmt habt ihr beim Kaffeetrinken schon eure Lieblingsbrühmethode gefunden. Egal ob French PressChemex oder V60: Es bietet sich immer an, auch beim Kaffeebohnen Test mit eurem typischem Kaffeebereiter zu verkosten, um den Favoriten zu finden. Denn je nach Brühmethode verändern sich die Aromen und Geschmacksnoten, besonders der Säuregehalt und der Körper! Ein Profi-Setup wie beim Cupping in der Rösterei könnte nur zu Enttäuschungen führen und würde im Zweifel ein anderes Geschmacksprofil hervorbringen als das, was ihr mit der Brühmethode eurer Wahl erreicht.

Zuhause könnt ihr also jede Brühmethode anwenden, mit der ihr gut klarkommt, und die ihr für euren täglichen Kaffee mögt. Lediglich die Chemex würden wir für einen Kaffeebohnen Test nicht empfehlen, da sie aufgrund des dicken Filterpapiers zu viel an Geschmacksnoten und Körper herausfiltert, dafür aber die Säure des jeweiligen Kaffees stark betont. Wir wählen zum Beispiel die Hario V60, eine klassische Handfiltermethode, mit den folgenden Parametern: 

  • Brühmethode: Hario V60 (Größe 1)
  • Wassermenge: 150 ml Wasser
  • Kaffeemenge: 11 Gramm Kaffeemehl, mittlerer Mahlgrad für Pour Over
  • Durchlaufzeit ca. 1,5 Minuten
Kaffeebohnen Test zu Hause - Hario V60

Noch ein Tipp: Verkostet ihr mehrere Kaffees, stellt sicher, dass ihr jeden Kaffee mit dem gleichen Mahlgrad mahlt, dieselbe Kaffeemehl- und Wassermenge verwendet sowie ungefähr dieselbe Brühzeit wählt. Nur so bleiben die Ergebnisse auch vergleichbar.

2.3 Spielerisches Verkosten versus professionelles Cupping

Kaffee verkosten macht gemeinsam am meisten Spaß. Ladet Freunde zu euch ein, die genauso gern Cuppings mögen wie ihr, und macht aus eurem Kaffeebohnen Test zu Hause eine Verkostungs-Party! Obendrein könnt ihr euch austauschen und lernt viel voneinander. Zunächst solltet ihr beim Verkosten immer beides tun, riechen und schmecken. Denn der Geschmack auf eurer Zunge wird sehr stark beeinflusst von dem, was eure Nase wahrnimmt. Testen könnt ihr das eindrucksvoll mit folgendem kleinen Experiment:

Bittet euer Gegenüber, die Augen zu schließen und sich die Nase zuzuhalten. Bereitet einen Teelöffel mit einer Zucker-Zimt-Mischung vor und lasst den Probanden davon kosten. Bittet ihn oder sie zu beschreiben, was geschmeckt wird. Wiederholt das Ganze, diesmal aber inklusive Geruchsinns, sprich mit offener Nase. Vergleicht beide Ergebnisse!

Was stellt ihr fest? Zimt wird hauptsächlich über das Riechen wahrgenommen und Zucker über das Schmecken. Nur wenn beide Sinne zusammenarbeiten nehmt ihr wahr, dass es sich um eine Zimt-Zucker-Mischung handelt. Wie hilft euch das für euren Kaffeebohnen Test daheim? Riecht an den Bohnen, am Mahlgut und schließlich am gebrühten Kaffee, bevor ihr ihn tatsächlich verkostet. Sofern möglich, schließt beim Verkosten die Augen und versucht beide Sinnesorgane einzubeziehen, Nase und Zunge, indem ihr beim Riechen leicht den Mund öffnet.

Kaffeebohnen Test - Aromen riechen

3. Schritt im Kaffeebohnen Test: Tipps für die Verkostung 

Die nichtgeübte Zunge hat es meistens schwer, beim parallelen Verkosten mehrerer Kaffees die einzelnen Noten wahrzunehmen. Das können wir getrost den Profis überlassen. Parallel verkosten bedeutet obendrein die Aufnahme von mehr Koffein. Also geht es langsam an, und verkostet im Kaffeebohnen Test am besten die verschiedenen Kaffees nacheinander. Ihr müsst den gebrühten Kaffee auch nicht ganz austrinken, besonders wenn ihr allein verkostet. Auch beim professionellen Cupping wird der verkostete Kaffee wieder ausgespuckt, damit es nicht zur einer Koffeinüberdosis kommt. Allerdings entgehen euch beim Ausspucken die Aromen und Geschmacksnoten des sogenannten „Aftertaste“ bzw. vom Abgang des Kaffees.

3.1 Vorgehensweise beim Verkosten zuhause

Wollt ihr eure Eindrücke notieren, dann geht Schritt für Schritt alles durch: Riecht an den Bohnen, am Mahlgut und am gebrühten Kaffee, um die Aromen wahrzunehmen. Und verkostet denselben Kaffee mehrfach bei verschiedenen Temperaturen:

Perfekt ist es, Kaffees einmal trinkwarm (ca. 60 Grad), einmal lauwarm (mittlere Temperatur) und einmal kalt zu verkosten. Denn die Aromen und Geschmacksnoten entwickeln sich mit dem Abkühlen, sowohl die guten und erwünschten, als auch die weniger leckeren. Auf diese Weise könnt ihr den Geschmack auf der Zunge, den Körper des Kaffees, seine Säure, die Röstung und den Abgang beurteilen.

Falls euch das jetzt sehr nach Laboruntersuchung klingt, keine Panik! Es gibt Tools die euch inspirieren, die Aromen und Geschmacksnoten im Kaffee eurem Kaffee zu erkennen und in Worte zu fassen. Dafür hat die Specialty Coffee Association schon vor vielen Jahren das bereits erwähnte Aroma-Rad herausgebracht, das euch dabei hilft, den Kaffeegeschmack zu beschreiben. Ihr könnt es hier herunterladen und findet dazu auch eine detaillierte Anleitung zur Verwendung. 

Kaffeebohnen Test zu Hause - Tipps zum Schmecken

3.2 Dimensionen bei der Kaffeeverkostung 

Auf den Kaffeepäckchen kleinerer Röstereien findet ihr meist schon Angaben zum Röstgrad, zum Säuregehalt und zum Körper des Kaffees. Genau diese Punkte könnt ihr beim Kaffeebohnen Test daheim als Ansatzpunkte nehmen und auf euren Verkostungsbögen für jeden Kaffee notieren, was ihr wahrnehmt. Handelt es sich um eine helle oder dunkle Röstung, wie viel Säure hat der Kaffee, und nehmt ihr viel oder wenig Körper wahr?

Der Röstgrad

Das Erkennen vom Röstgrad ist vergleichsweise einfach. Bereits am Bohnenbild und an den frisch gemahlenen Bohnen, spätestens aber beim Verkosten, werdet ihr feststellen, dass mittlere oder dunkler geröstete Kaffees entsprechende Röstaromen vorweisen und gegenüber helleren Röstungen eine dunklere Farbe und einen kräftigeren Geschmack haben. Gerade wenn ihr helle und dunkle Röstungen parallel verkostet, werden diese Unterschiede eindeutig sichtbar.

Der Körper

Der Körper im Kaffee zeigt an, wie sich das Getränk in eurem Mund verhält. Legt sich der Kaffee schmeichelnd auf Gaumen und Zunge, so hat der Kaffee eine hohe Viskosität und Textur, ähnlich zu fettreicher Milch. Dann habt ihr es mit einem vollen Körper zu tun. Das sollte nicht mit einem dunkleren Röstgrad verwechselt werden, denn ein kräftiger, dunkel gerösteter Kaffee kann trotz allem wenig Körper haben. Grundsätzlich haben mit dem Kaffeefilter bzw. Filterpapier gebrühte Kaffees wenig Körper – was daranliegt, dass die für den Körper verantwortlichen Kaffeeöle im Filterpapier zurückbleiben.

Gut erkennen könnt ihr die Kaffeeöle übrigens an Kaffee, der mit der French Press oder AeroPress gebrüht wurde, da die Öle hier an der Oberfläche eindeutig zu sehen sind. Deshalb und wegen dem damit verbundenen Körper solltet ihr für euren Kaffeebohnen Test daheim alle zu verkostenden Kaffees mit ein und derselben Brühmethode testen, um Abweichungen zu vermeiden.

Kaffeebohnen Test - Körper und Kaffeeöle

Der Säuregehalt 

Säure im Kaffee bedeutet nicht etwa, dass er sauer schmecken muss. Säure meint hier Fruchtsäure, denn Kaffeebohnen kommen aus einer Frucht, der Kaffeekirsche. Je heller der Kaffee geröstet wurde, desto eher nehmt ihr diese Säure in der Tasse wahr. Auch die Brühmethode bzw. die richtige oder falsche Extraktion hat Einfluss auf den Säuregehalt im Kaffee: Papierfilter heben die Säure oft hervor; und wenn der Kaffee zu fein gemahlen wurde, hat das Brühwasser zu lange Kontakt damit, so dass ebenfalls viel Säure entsteht. 

3.3 Konkrete Aromen ermitteln mit dem Aroma-Rad

Nehmt euch nun beim Verkosten das Aroma-Rad zur Hand, um konkrete Aromen und Geschmacksnoten zu ermitteln. Zum Beispiel diejenigen, die auch auf deinen Kaffeepäckchen aufgedruckt sind. Beim Aroma-Rad arbeitet ihr euch von innen nach außen vor, um einem allgemeinen Eindruck näher auf die Spur zu kommen.

Handelt es sich um einen Kaffee, der sehr fruchtig schmeckt, dann nehmt euch diesen Part vom Aroma-Rad vor. Verkostet wieder und wieder, im warmen und abgekühlten Zustand, und versucht herauszuschmecken, um welche Frucht es sich handeln könnte. Sind es getrocknete Früchte, beispielsweise Rosinen, oder vielleicht dunkle Beeren wie Brombeeren, oder aber Zitrusfrüchte wie Orange, Limette oder Grapefruit? Im Segment der Fruchtaromen kannst du also auch bestimmen, um welche Art von Fruchtsäure es sich handelt.

Schmeckt euer Kaffee nussig oder schokoladig – meist Noten, die bei dunkleren Röstungen hervor gekitzelt werden – dann schaut euch diesen Teil des Aroma-Rads genauer an. Welche Nüsse könnt ihr schmecken? Mandeln oder Haselnüsse vielleicht? Handelt es sich um Bitterschokolade oder eher Milchschokolade? 

Kaffeebohnen Test - Aroma Rad

Viele Kaffees haben komplexe Aromen und Geschmacksnoten. Das heißt, ihr könnt meist fruchtige als auch schokoladige Noten wahrnehmen. Besonders wird euch das auffallen, wenn ihr die Kaffees mehrfach bei verschiedenen Temperaturen probiert, denn einzelne Aromen und Geschmacksnoten treten bei heißeren Temperaturen bzw. beim Abkühlen hervor oder zurück. Gerade bei mittleren und dunkleren Röstungen werdet ihr anfangs nur Röstaromen, Schokolade und Nuss wahrnehmen. Ist der Kaffee dann etwas abgekühlt, solltet ihr auch andere Noten schmecken, beispielsweise Früchte oder verschiedene süße Noten wie Honigsüße oder Karamell.

3.4 Ihr schmeckt nichts Konkretes? Keine Bange!

Seid nicht enttäuscht, wenn ihr nicht sofort die entsprechenden Früchte erkennen oder Mandeln nicht von Haselnüssen unterscheiden könnt. Das Aroma-Rad ist nur als Hilfestellung bei jedem Kaffeebohnen Test zu sehen. Wie immer gilt, Geschmack ist subjektiv: Wenn ihr mit mehreren Leuten verkostet, kann es durchaus sein, dass jeder etwas anderes schmeckt, je nachdem, wie der eigene Gaumen geschult ist, ob ihr raucht, und was ihr vorher gegessen oder getrunken habt.

Wir empfehlen, Knoblauch, Zwiebeln und Co. vor einer Kaffeeverkostung daheim zu meiden, möglichst nicht zu rauchen und auf starke Parfums und Deos zu verzichten. All dies beeinflusst, was ihr riecht und schmeckt!

Außerdem macht Übung den Meister. Selbst professionelle Kaffee-Sensoriker haben mal klein angefangen und sich durch unzählige Kaffees gecuppt. Jede Verkostung und jeder Kaffeebohnen Test schult euren Gaumen. Um so mehr nehmt ihr wahr und ihr werdet künftig noch besser Aromen und Geschmacksnoten bestimmen können!

Kaffeebohnen Test - Aromen schmecken und riechen

3.5 Die Unterscheidung bestimmter Aufbereitungsarten und Sorten

Für die etwas Geübteren unter euch haben wir noch ein paar Tipps zum Verkosten bei Kaffees verschiedener Aufbereitungsarten:

  • Gewaschene Kaffees können oft weniger Körper haben und sogar teeartig und floral bzw. blumig in eurer Tasse schmecken.
  • Sonnengetrocknete Kaffees sind dagegen meist sehr intensiv und fruchtig. Für manche Gaumen können sie sogar fermentiert schmecken und fast an Wein erinnern. Besonders bei sogenannten Honey Processed Kaffees werden euch Wein- oder gar Whisky-Noten auffallen. Auch der Happy Coffee Robusta schmeckt für manche nach einem Single Malt! 
  • Beim direkten Vergleich von Arabica und Robusta werdet ihr feststellen, dass Arabica wesentlich vielfältigere Aromen und Geschmacksnoten hat. Robusta wird oft als kräftig-würzig mit Noten von Schokolade und allenfalls Nüssen beschrieben. Inzwischen gibt es auch hier dank Fine Robusta mehr Vielfalt, denn bei diesem Specialty Coffee der Robusta-Pflanzen wird mehr Aufmerksamkeit auf Anbau, Kultivierung und Aufbereitung der Bohnen gelegt.
  • Beim Verkosten von Blends ist gegenüber Single Origin-Kaffees (sortenreinen Kaffees) etwas mehr Übung gefragt. Blends zeigen oft die Handschrift und das Können des Rösters, der entweder vor oder nach dem Rösten ein Mischen („Blend“) der Kaffeebohnen vornimmt und so ein ganz eigenes Geschmacksprofil entwickelt. Idealerweise ergänzen sich die Aromen und Geschmacksnoten im Blend und überlagern sich nicht. Startet für den Anfang eurer Verkostungshistorie trotzdem mit sortenreinen Kaffees. Hier sollte es euch leichter fallen, die feinen Aromen und Noten zu bestimmen!
Kaffeebohnen Test - Lieblingssorte finden

4. Habt ihr im Kaffeebohnen Test die Lieblingssorte gefunden?

Habt ihr euren Kaffeebohnen Test abgeschlossen und sämtliche Notizen gemacht? Dann sollte es euch beim Kauf des nächsten Kaffeepäckchens um Einiges leichter fallen, die richtigen Bohnen für euren Gaumen zu finden. Die Beschreibungen auf den Verpackungen von Kaffeeröstereien dienen euch als Hilfestellung bzw. könnt ihr im Gespräch mit dem Händler oder Röster herausfinden, ob ein bestimmter Kaffee eurem Lieblingskaffee nahekommt. 

Bei allem gilt: Alles ist eine Frage des Geschmacks. Selbst wenn euch euer Barista oder der Röster des Vertrauens von hellen Röstungen und fruchtig-süßen Noten vorschwärmt – letztlich entscheidet ihr, was euer Lieblingskaffee ist. Selbst wenn der dunkel geröstet und in die nussig-schokoladige Richtung gehen sollte. Ihr seid nicht allein mit dieser Vorliebe! Viele Röstereien und Online-Shops wie wir bieten Kaffeebohnen für die verschiedensten Vorlieben an.

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Dieser Artikel entstand mit Unterstützung der Kaffeeschule Hannover.

Melanie Böhme
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Melanie liebt Specialty Coffee und reist dafür um die Welt. Sie trinkt nicht nur gern Kaffee, sondern schreibt und bloggt auch darüber auf melscoffeetravels.com. Begleite sie auf ihren Kaffeereisen!

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Heidi ist die "Kaffee-Doktorin" bei Happy Coffee: Zusammen mit Christian hat die promovierte Betriebswirtin das Unternehmen 2008 gegründet und schreibt ausführlich über alle Themen aus der Kaffee-Szene. Egal ob Kaffee-Zubereitung, Kaffeezubehör oder Kaffeespezialitäten - Heidi recherchiert, probiert, fotografiert und berichtet ausführlich für unsere Leserschaft. Privat trinkt sie am liebsten handgefilterten Kaffee zu einem gesunden Frühstück.


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